Titel: Eine vom Motor unabhängige Uhrenhemmung.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 212
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Eine vom Motor unabhängige Uhrenhemmung. Mit Abbildungen auf Tafel 17. Hanhart und Wensch's Uhrenhemmung. Diejenigen Hemmungen, bei denen das Steigrad der Unruhe oder dem Pendel den Bewegungsanstoſs direkt ertheilt, haben den Nachtheil, daſs mit dem Ablaufen der Triebfeder sich diese Kraft vermindert und demzufolge ein sich verlangsamender Gang der Uhr eintritt. Es sind verschiedene Einrichtungen angegeben worden, welche diese Ungleichheit ebnen sollen- wesentlich von allen diesen unterscheidet sich jedoch eine von Hanhart und Wensch in Wien (*D. R. P. Kl. 83 Nr. 18 608 vom 16. Juni 1881) ausgeführte Hemmung, bei welcher das Steigrad den Anstoſs nicht ertheilt, sondern zum Spannen einer Feder benutzt wird, welch letztere dann die Ertheilung des Impulses bewirkt. In Fig. 9 bis 13 Taf. 17 sind zwei Ausführungen skizzirt, wie sie bei Benutzung von Balance oder Unruhen Anwendung finden können. Wie aus Fig. 9 ersichtlich ist, sitzt auf der Unruhachse ein kleines Excenter e, um welches die Gabel des bei k drehbaren Hebels g greift. An dem anderen Ende wirkt dieser Hebel als Anker mit den Palettenstiften 1 und 2 auf das Steigrad r. Auſser dem erwähnten Excenter befindet sich ebenfalls fest auf der Balanceachse, jedoch jenseits der Balance selbst, eine Scheibe mit einem aufgeschraubten Stift i, welcher bei der gröſsten Ausladung des Excenters nach links die gespannte Feder f gerade berührt, so daſs letztere – sobald der Anker mit seinem Stift vom Steigrad freigelassen wird – die Unruhe nach der entgegengesetzten Richtung herumwarft. Zu dem Zwecke ist natürlich nöthig, daſs der Stift i dem äuſsersten Excenterpunkte nicht genau diametral gegenüber liege, sondern seinen Platz, in der Stellung der Figur 9 z.B., etwas nach unten gerückt finde. Das Spannen der Feder f besorgt das Steigrad; sobald nämlich die Unruhe von rechts nach links schwingt, hebt sich kurz vor ihrem beendeten Laufe (vgl. Fig. 10) der Palettenstift 1 aus dem Steigrad aus und letzteres wirkt nun bei dem in Folge Beharrungsvermögen stattfindenden Weitergang der Unruhe mit einem Zahne so lange auf den Ansatz a der Feder f – letztere also spannend –, bis der zweite Palettenstift das Steigrad wieder hemmt. Diesen gespannten Zustand veranschaulicht Fig. 11. In dieser Stellung ist auch die Trägheit der Unruhe aufgezehrt und letztere schwingt nun wieder unter Wirkung der Unruhspirale s zurück, der Stift legt sich wieder gegen die Feder f, der Palettenstift 2 läſst das Rad r los, dieses gibt durch seine Bewegung die Feder f frei und letztere ertheilt der Unruhe einen neuen Anstoſs. Man ersieht also hieraus, daſs das Steigrad die Kraft des Motors nicht direkt auf die Unruhe überträgt, sondern daſs letztere von der Feder f bewegt wird und deshalb der Vortheil einer gleich bleibenden Kraftwirkung für jede neue Unruhschwingung auftritt. Es ist deshalb auch einzusehen, warum eine derartige Hemmung den Gang der Uhr zu einem genauen unveränderlichen machen muſs. Figur 12 Taf. 17 gibt eine Abänderung, welche sich aus dem Vorhergehenden leicht zum Verständniſs bringen läſst. Sie ist in Bezug auf Leichtigkeit der Ausführung, Genauigkeit des Ganges und Billigkeit der ersteren vielleicht noch vorzuziehen. Für beide Ausführungen läſst sich die Feder f bezieh. S auch durch ein am Arme eines Winkelhebels wirkendes Gewicht G (Fig. 13) ersetzen.

Tafeln

Tafel Tafel 17
Tafel 17