Titel: Ueber Salzablagerungen in Cylindern von Schiffsmaschinen.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 281
Download: XML
Ueber Salzablagerungen in Cylindern von Schiffsmaschinen. Marielle, über Salzablagerungen in Cylindern von Schiffsmaschinen. Gelegentlich eines Unfalles, welcher am 31. Oktober 1881 auf dem französischen Panzerschiffe Océan vorkam, macht Marielle, Generalinspector des Génie maritime, in einem Bericht an den Marineminister auf die Salzablagerungen aufmerksam, welche nicht selten in den Niederdruckcylindern von Compoundmaschinen bei der französischen Marine eintreten. In der Revue industrielle, 1882 S. 215 finden sich darüber folgende Angaben. Die Maschine des genannten Schiffes hat drei horizontal neben einander liegende Cylinder; der mittlere ist der Hochdruckcylinder. Der Unfall bestand darin, daſs der Kolben des einen Niederdruckcylinders in seinem unteren Theile vollständig zerschmettert wurde, sowohl der Kolbenkörper und der Deckel, wie auch die Ringe, ferner der Kolben des anderen Niederdruckcylinders einen ziemlich geradlinigen Sprung von 0m,53 Lange erhielt und die Kolbenstangen beider Cylinder erheblich verbogen wurden. Schon an dem Tage vor dem Unfälle hatte man ein dumpfes Geräusch und zeitweilige Stöſse in den Cylindern gehört und aus den Ablaſshähnen derselben waren harte Stücke hervorgekommen, welche auſsen schwarz und, wenn man sie zerbrach, innen weiſs erschienen. Bei der Untersuchung nach dem Unfälle fand man in dem Cylinder, dessen Kolben zerbrochen war, ein Stück eines sehr harten, 2k,45 schweren Kuchens an dem Cylinderdeckel kleben, welches genau den schädlichen Raum ausfüllte und in welchem der Kolbendeckel sich abgedrückt hatte. Auſserdem fand man noch andere Bruchstücke, die mit jenem zusammen ein Gewicht von 5k ausmachten. Die chemische Analyse dieser Masse ergab auf 100 Theile: 15 Wasser, 77,6 verschiedene Meerwassersalze, 6,15 unlösliche Eisen- und Aluminiumverbindungen und 1,25 Kieselsäure, Kohle und organische Stoffe. Derartige von den Kolben festgestampfte Salzkuchen hatten sich schon seit einigen Jahren in französischen Schiffsmaschinen vorgefunden und wiederholt zu Unfällen (Brüchen von Kolbenstangen u. dgl.) Veranlassung gegeben. In einem Falle (auf dem Kreuzer Le Laclocheterie) wog ein solcher Kuchen 40k. Die Ursache dieser Salzanhäufungen sucht Marielle in der bedeutenden Condensation des Dampfes, welche in Folge der sehr starken Expansion desselben eintreten soll. Im Falle des Océan soll die Spannung, wenn die Maschinen mit geringer Geschwindigkeit arbeiteten, schon beim Eintritt in die Niederdruckcylinder unter dem Atmosphärendruck gelegen haben. Es ist jedoch zu beachten, daſs die Cylinder des Océan mit Dampfmantel versehen waren. Abgesehen hiervon ist aber auch bekanntlich die Condensation gröſser in eincylindrigen, als in Compound-Maschinen und in ersteren hat man die Salzablagerungen nicht bemerkt. Auſserdem ist es gar nicht denkbar, daſs der Dampf als solcher überhaupt Salz in die Cylinder hinüberreiſsen sollte. Es muſs vielmehr angenommen werden, daſs der Dampf schon beim Austritt aus dem Kessel sehr naſs gewesen ist. Thatsache ist, daſs man schon in den ersten Tagen der Reise Wasserstöſse in den Cylindern hörte und deshalb die Ablaſshähne, welche nicht in den Condensator, sondern in den Schiffsraum führten, sehr häufig öffnete, ja längere Zeit ganz offen lieſs. Hierdurch muſste die Sache natürlich sehr verschlimmert werden, da wegen der geringen Dampfspannung in den Niederdruckcylindern groſse Mengen Luft durch die Ablaſshähne eindringen, das Wasser am Ausflieſsen verhindern und die Cylinder zu eigentlichen Condensatoren machen konnten. Damit dürfte auch der Uebelstand der Salzablagerungen genügend erklärt sein. Werden die Niederdruckcylinder, wie es immer sein sollte, nach dem Condensator entwässert, so werden durch den Ueberdruck selbst geringe auskrystallisirte Salzmengen ausgetrieben und jedenfalls gröſsere Ansammlungen vermieden werden. Whg.