Titel: | Luftheizung von L. H. Hauber in München. |
Autor: | Gustav Schmidt |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 307 |
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Luftheizung von L. H. Hauber in
München.
G. Schmidt, über Hauber's Luftheizung.
Eine sanitär und ökonomisch wichtige Erfindung, welche sich bereits in zahlreichen
Ausführungen in München und neuerdings auch in Oesterreich glänzend bewährt hat,
begrüſst Referent in der Luftheizung von L. H. Hauber
(*D. R. P. Nr. 7929 vom 15. Februar 1879 und Zusätze * Nr. 16432 vom 11. Januar 1881
bezieh. Nr. 17009 vom 3. Mai 1881), welche dem Publikum zuerst durch den einstimmig
votirten Dank des Münchner Magistrates im J. 1879, wiederholt 1880, bekannt wurde,
dem sich im J. 1880 die Direktion der königl. Kunstgewerbeschule München anschloſs,
welche die frühere Kelling'sche Heizanlage durch eine
Hauber'sche ersetzt hat und der letzteren eine
groſse Zukunft prophezeit. Klar im Grundgedanken und technisch vollendet in der
Durchführung läſst dieselbe nichts zu wünschen übrig.
Die üblichen Caloriferen müssen bei groſser Kälte überheizt werden, wobei nicht nur
die Apparate schadhaft werden, was sich durch die geschwärzten Heizkammern deutlich
zu erkennen gibt, sondern auch der Staub verbrennt, der sich an den nur durch die
Schlupfthüren zugänglichen eingemauerten Apparaten massenhaft sammelt. Die
dergestalt in die Wohnräume geschaffte Luft ist ungesund und trocken. Bei sehr
geringer Kälte muſs aber wieder so wenig geheizt werden, daſs die Verbrennung höchst
unvollkommen erfolgt, also der Brennmaterialverbrauch verhältniſsmäſsig sehr groſs
ist.
Diesem allen bisherigen Luftheizungseinrichtungen anhaftenden prinzipiellen
Uebelstande wird sehr sachgemäſs durch Decentralisirung der Wärmequelle abgeholfen.
Es werden transportable Füllöfen angewendet, welche, z.B. mit Duxer Nuſskohle
gefüllt, nur 18k wiegen und täglich um 6 Uhr
Morgens (für eine um 8 Uhr zu benützende Schule) mit auſsen ganz gereinigten Flächen
in die Heizkammer eingebracht und dann mit trockenem Holz angezündet werden. Die
Anzahl der zur Verwendung gelangenden Füllöfen, Heizelemente genannt, hängt von der Gröſse der zu erwärmenden und zu
ventilirenden Lokalitäten und von dem Grade der äuſseren Temperatur ab. Der
Gesammtzahl der vorhandenen Heizelemente entsprechend, sind auf einer Guſsplatte am
Fuſsboden der überwölbten Heizkammer abgedrehte Cylindersockeln aufgeschraubt, deren
Luftschieber durch eine gemeinsame Zugstange von der Auſsenseite der Heizkammer
regulirt werden, wodurch die Geschwindigkeit der Verbrennung der äuſseren Temperatur
angepaſst wird. Die Menge der nach Bedarf zuzuführenden Luft ist an einem äuſserlich
angebrachten Zifferblatte meſsbar und ebenso ist die Temperatur in der Heizkammer
von der Stirnwand der Heizkammer durch ein passend eingerichtetes Thermometer
ablesbar.
Für jedes Heizelement ist ein guſseiserner Rauchrohrstutzen mittels einer Guſsplatte
an die Heizkammerwand angeschraubt, daſs der in die Heizkammer getragene und auf
seinen Sockel aufgestellte Füllofen von selbst ohne irgend welche Dichtung sich
genau mit seiner Rauchabzugsöffnung an den vertikalen befestigten Rohrstutzen
anlegt, der sich seinerseits in ein Blechrohr fortsetzt, welches in das nächst der
Decke der Heizkammer befindliche gemeinschaftliche Sammelrohr einmündet, um die Gase
in den Kamin zu führen. Die Verbrennung der Kleinwürfelkohle erfolgte vollständig
rauchfrei von oben nach unten fortschreitend in der Art, daſs die aus der
vorgewärmten Kohle sich entwickelnden Gase stets die in Brand befindliche glühende
Kohlenschicht durchziehen müssen. Die 8k Nuſskohle
eines Heizelementes reichen auf 5 bis 10 Stunden aus, während welcher Zeit keinerlei
Arbeit in der Heizkammer erforderlich ist. Die Füllung der Elemente erfolgt mittels
eines beigegebenen praktischen Apparates in 2 Minuten für 5 Elemente.
In Folge der vorzüglichen Verbrennung ist der Zug immer so stark, daſs an dem etwa
undichten Anschluſs des Cylinders an den festen Rohrstutzen immer nur Luft
eindringen, niemals aber Gase in die Heizkammer gelangen können. Wie oft sieht man
doch an unseren Thonöfen durch entstandene Klüfte das Feuer lustig durch und kann
man sich überzeugen, daſs immer nur Luft in den Ofen einströmt, wenn die Heizanlage
sonst nicht fehlerhaft ist, wie dies allerdings vorkommen kann, wenn das Rauchrohr
etwa horizontal statt unter 45° in den Kamin mündet. Besonders zweckmäſsig sind die
aus einem kleinen Guſsstück bestehenden pyramidalen Etagenroste. Die zuströmende
Luft wird der Heizkammer selbst entnommen, worin in dem Falle, als für technische
Zwecke nur mit Circulation gearbeitet wird, auch ein ökonomischer Vortheil liegt.
Der in der Heizkammer befindliche Wasserverdunstungsapparat besitzt sehr groſse,
aber von auſsen im Verhältniſs von 3 : 5 regulirbare Oberfläche, so daſs die Luft
gerade auf 50 bis 60 Procent der Maximalfeuchtigkeit gebracht Werden kann. Die
Ausströmungsöffnungen in den Lokalitäten sind reichlich bemessen, so daſs kein sehr
schädlich austrocknend wirkender warmer Zug entsteht, wie sonst bei den meisten
Luftheizungen, und daſs für den Kopf und Stunde 10 bis 12cbm erwärmte Luft eintreten, was vollkommen
genügt. Für jedes Zimmer ist ein besonderer Luftkanal angeordnet, welcher sowohl an
der Rundung in der Heizkammer, wie an jener in das Zimmer eine stellbare Klappe
besitzt. Durch erstere wird das Maximum der warmen Luft regulirt, durch letztere
kann die Menge derselben beliebig vermindert werden. Nur für Krankensäle benöthigt
man bis 45cbm.
Die Heizkammer ist ausgeweiſst und bleibt rein zum Beweis, daſs keine Gase in
dieselbe treten. Die Asche wird sammt dem Cylinder täglich Abends hinausgetragen und drauſsen erst
entleert. Nur bei sehr groſser Kalte wird jeder Cylinder ein zweites Mal gefüllt und
abgebrannt.
Die Ersparniſs an Brennmaterial gegen die bisherigen Caloriferen beträgt 47 bis 60
Proc., so daſs diese Ersparniſs bei der technischen Hochschule in München von der
ausführenden Firma F. S. Kustermann mit jährlich 8000
M. vertragsmäſsig gesichert wird, falls die begonnene Einführung, welche bereits
3687 M. Ersparniſs ergeben hat, ganz durchgeführt wird. Diese Ersparniſs
kapitalisirt gibt 3 fache Deckung der Kosten bei viel gesünderer Luft und bequemerem
Betrieb.
Ein sehr maſsgebendes Gutachten des Oberbaurathes Siebert in München vom 6. Februar 1882, fuſsend auf genauer Prüfung der
seit mehreren Jahren in eine Reihe von Staats-, Gemeinde- und Privatgebäuden zur
vollständigen Zufriedenheit der Betheiligten als Ersatz älterer Apparate
eingeführten Hauber'schen Centralheizung hebt 8 Vorzüge
und keinen Nachtheil gegen die früheren Einrichtungen hervor und sagt zum Schluſs:
„Ueber dies werden in sanitärer Richtung durch das in Rede stehende System
die denkbar besten Verhältnisse geschaffen; es wird die gröſste Feuersicherheit
geboten und alles dies mit Ersparungen an Betriebskosten, welche nach ihrem
Kapitalwerthe mehrfache Deckung für die Kosten der Anlage bieten.“ Diese
Punkte werden auch von anderer Seite bestätigt, z.B. von der Maschinenfabrik Noback und Fritze in Prag, deren Hauber'schen Luftheizapparat der Berichterstatter
geprüft und ihn zu vorstehender Mittheilung veranlaſst hat.
Gustav Schmidt.