Titel: | Zu Mond's Schwefelregeneration; von H. Schaeppi in Widnes, Lancashire. |
Autor: | H. Schaeppi |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 341 |
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Zu Mond's Schwefelregeneration; von H. Schaeppi in Widnes, Lancashire.
Schaeppi, zu Mond's Schwefelregeneration.
Die Regeneration des Schwefels wird für die Sodafabriken von immer gröſserer
Bedeutung; für manche ist sie zur Lebensbedingung geworden. Einige Studien über Mond's Prozeſs dürften deshalb einen weiteren
Leserkreis interessiren.
Ich betrachte zuerst Laboratoriumsversuche, welche mir
bei der praktischen Leitung des Prozesses von Nutzen waren und Anlaſs zu einigen
Aenderungen gaben.
1) Verhalten verschiedener Lösungsmittel zu oxydirtem
Sodarückstande. Es handelte sich darum, zu entscheiden, ob die verdünnte
Chlorcalciumlösung von den Schwefelfiltern nicht mit Vortheil wieder in der Laugerei
benutzt werden könnte, ob eine verdünnte Hyposulfitlösung, wie sie beim Zersetzen
überblasener Laugen erhalten wird, sich zum Extrahiren des oxydirten Rückstandes
nicht ebenso gut oder besser eignen würde als Wasser. (Dieses wird in so groſsen
Mengen gebraucht, daſs es oft ¼ der Gesammtfabrikationskosten des Schwefels
ausmacht.)
Eine frische Probe oxydirten Rückstandes wurde gut gemischt, je 1k davon in 4 verschiedene Gefäſse gebracht und mit
1500cc Wasser, verdünnter Chlorcalciumlauge
oder verdünnter Hyposulfitlösung einzeln auf 90° erwärmt, übergössen und 2 Stunden
unter öfterem Umrühren stehen gelassen. Es wurde dann je eine Probe filtrirt und
20cc davon mit 0,1 – Jod titrirt. (Der
Verbrauch an Gesammtjod ist zum Vergleiche maſsgebend, da nach späteren Versuchen
alles Hyposulfit sofort in Lösung geht und die Differenzen somit nur einem Zuwachs
an Sulfiden zugeschrieben werden können.)
Ich gebe die Resultate direkt in Cubikcentimeter 0,1-Jodlösung, da sie so am
übersichtlichsten sind:
1. Versuch
2. Versuch
Wässerige Lösung
55cc
49cc
Verdünnte Chlorcalciumlauge
55
48
Verdünnte Hyposulfitlösung, nach Abzug von 4cc 0,1-Jod- lösung, welche von
20cc vor dem Versuche
verbraucht wurden
58
53
Somit zeigt sich, daſs Chlorcalciumlauge ebenso gut als Wasser
und allfällig darin vorhandenes Hyposulfit dem Lösen nur fördernd sein kann. Der
Anwendung dieser Chlorcalciumlauge stehen zwei Schwierigkeiten im Wege und zwar,
daſs man die Schwefellauge sehr sorgfältig zersetzen und Säureüberschuſs vermeiden
muſs, weil sonst beim Zusammenbringen von Rückstand und saurer Lösung
Schwefelwasserstoff sich bildet; ferner daſs die Chlorcalciumlauge von Anfang an ein
specifisches Gewicht von 4 bis 8° Tw. hat, weshalb sie in der Laugerei getrennt von
der aus asser bereiteten Schwefellauge gehalten werden muſs; es lieſse sich dies nur in dem
speziellen Falle anwenden, wo man mit zwei besonderen getrennten Laugereien arbeiten
könnte, wovon die eine mit Chlorcalciumlösung, die andere mit Wasser arbeiten
würde.
Es wurde dann weiter versucht, dem Rückstände, dem man mit Oxydiren und Laugen nicht
mehr beikommen kann, alles Sulfid zu entziehen; dies wurde mit einer Lösung von
Kochsalz und Magnesiumsulfat (in Aequivalenten gemischt) erreicht und die Einwirkung
als eine äuſserst rasche befunden. Gleiche Mengen oxydirten Rückstandes wurden
abgewogen und mit gleichen Volumen kalten Wassers, mit Wasser von 80° und mit einer
wässerigen Lösung von 246g krystallisirtem
schwefelsaurem Magnesium und 117g Chlornatrium
einzeln übergössen und 2 Stunden stehen gelassen. Gleiche Mengen der filtrirten
Lösungen brauchen dann 0,1- Jodlösung:
Kaltes Wasser
9,5cc
Heiſses Wasser
15,5
Magnesiumsulfatlösung
176,0
Letztere Lösung enthielt schon nach 10 Minuten nur noch eine
Spur Sulfat. Die Umsetzung wird nach folgender Gleichung verlaufen:
MgSO4 + 2NaCl + CaS = CaSO4 + MgCl2 + Na2S oder
MgSO4+CaS = CaSO4 + MgS und MgS + 2NaCl = MgCl2+ Na2S.
Damit kein Schwefelwasserstoffgeruch auftritt, muſs Kochsalz
etwas im Ueberschuſs sein.
Frischer Rückstand, mit überschüssiger Salzlösung behandelt, gibt nach 10 Minuten und
nach 1 Stunde fast dasselbe Resultat, und zwar nach 10 Minuten 31cc und nach 1 Stunde 33cc 0,1-Jodlösung.
Ich glaube kaum., daſs sich diese Mischung, oder eine Mischung von Chlormagnesium und
Natriumsulfat im Groſsen anwenden lieſse, und führe den Versuch nur an, weil er mir
interessant scheint.
2) Einfluſs der Temperatur des Lösungsmittels auf die
Löslichkeit der Schwefelcalciumverbindungen. Oxydirter Rückstand wurde gut
gemischt, gleiche Mengen abgewogen, gleichzeitig mit Wasser von verschiedenen
Temperaturen übergössen und je ½ Stunde unter öfterem Umrühren stehen gelassen; das
Ganze, Rückstand und Lösung, wurde dann auf je dasselbe Volumen verdünnt und eine
Probe filtrirt.
Es wurde Wasser von 15°, 60°, 95°, 100° angewendet und bei siedendem Wasser ¼ Stunde
lang gekocht. In den filtrirten Proben wurde für 20cc bestimmt: 1) Hyposulfit nach Ausfällen der Sulfide mit Zink, 2) die
Gesammtjodmenge zum Titriren von Sulfid und Hyposulfit zusammen und gleichzeitig
Hydrosulfid mit Sodalösung und 3) das specifische Gewicht.Die genaue Ausführung der von Mond eingeführten
Bestimmung der Schwefellaugen ist beschrieben in Lunge: Handbuch der Sodafabrikation, Bd. 2 8. 594. Vgl. D. p. J. 1878 228 258. Die
erhaltenen Resultate sind in Cubikcentimeter 0,1-Jodlösung angegeben:
Wasser von
15°
60°
95°
100°
Gesammtjodmenge
21
27
33
35
Jod für Hyposulfit
20
20
20
20
Jod für Hydrosulfid
0
0
1
1,5
Specifisches Gewicht
1,029
1,031
1,032
1,033
Es lassen sich daraus folgende Schlüsse ziehen:
a) Kaltes Wasser löst, selbst bei längerer Einwirkung nur unbedeutend Sulfide,
hauptsächlich nur Hyposulfit und zwar dieses in kurzer Zeit so vollständig wie
heiſses Wasser.
b) Je heiſser das Wasser zum Auslaugen angewendet wird, um so mehr Sulfide werden
gelöst, oder in anderen Worten, je heiſser das Wasser benutzt wird, in um so
kürzerer Zeit hat man eine an Sulfid reiche Lösung.
c) Das Hyposulfit hat den wesentlichen Einfluſs auf das specifische Gewicht der
Laugen, die Sulfide verändern dasselbe nur unbedeutend. Einige Analysen von Laugen
mögen dies klarer zeigen:
Spec. Gew.
Sulfid Hyposulfit
Spec. Gew.
Sulfid Hyposulfit
in Cubikcentim.
0,1-Jodlösung
in Cubikcentim.
0,1-Jodlösung
1,080
7,7
3,3
1,069
8,1
3,0
1,081
9,9
3,4
1,075
8,8
3,2
1,081
10,4
3,4
1,078
7,0
3,7
1,081
11,0
3,4
1,089
8,8
4,4
1,081
11,5
3,4
1,090
6,0
4,6
1,081
12,1
3,4
1,094
4,5
6,1
1,105
5,8
6,6
Diese Analysen zeigen, daſs bei constant bleibendem Hyposulfit
das specifische Gewicht unbedeutend wechselt, trotz ziemlich groſsen Schwankungen
der Sulfide.
d) Calciumhydrosulfid wird nur von Sulfid haltigen Lösungen aufgenommen und findet
sich vorzugsweise in unterblasenen Laugen, weniger in überblasenen.
3) Einfluſs der Zeit auf die Lösung der Calciumsulfide aus
oxydirtem Rückstande. Nachdem ich gefunden, daſs Sulfide um so leichter
sich losen, je heiſser das Lösungsmittel angewendet wird, so blieb mir noch übrig,
Versuche zu machen über den Einfluſs der Zeit auf die Löslichkeit derselben in
heiſsem Wasser.
Oxydirter Sodarückstand wurde mit Wasser von 90° übergössen, so daſs dieser etwa 2cc hoch mit Flüssigkeit überdeckt war; das Ganze
wurde im Wasserbad constant auf 90° gehalten und das verdampfende Wasser oft
ersetzt. Jede ½ Stunde wurde eine Probe von 20cc
gezogen mit der Vorsicht, vorher sorgfältig bis zu einer zu Anfang des Versuches am
Rande der Schale gemachten Marke Wasser nachzufüllen. In der Jeweiligen Probe wurde
Sulfid, Hyposulfit und Hydrosulfid bestimmt und die Resultate in Cubikcentimeter
0,1-Jodlösung angegeben:
Probe sofort
½ Stunde
2/2
3/2
4/2
5/2
Nach Erkalten
Sulfid
1,0
6,0
13,0
19,0
22,5
25,5
29,0
Hyposulfit
10,0
14,5
14,0
13,5
13,5
13,0
13,0
Hydrosulfid
0
1,0
15
2,5
4,0
4,0
4,5
Wiederholte Versuche gaben übereinstimmende Resultate, aus denen folgendes
hervorgeht:
a) Das Hyposulfit geht in der ersten halben Stunde vollständig in Lösung; durch die
jeweilig gezogene Probe entsteht natürlich eine jedesmalige Abnahme, welche aber
gering genug ist, um das Resultat nicht zu beeinflussen.
b) Das Sulfid nimmt mit der Zeit zu, unbeeinfluſst durch den Verlust der
halbstündlich gezogenen Probe. – Wir haben gesehen, daſs das Hyposulfit den
Haupteinfluſs auf das specifische Gewicht hat; es wird also hier mit der Zunahme des
Sulfides wenig bemerkbarer in der Concentration der Lösung vorgehen, während diese
Lösung doch bedeutend werthvoller für die Schwefelausbeutung wurde. Es ist dies eine
Thatsache, welche sich den Arbeitern schwer einprägt, die sich aber dadurch sofort
bestätigt, daſs man im Groſsen, wenn man lange Zeit auslaugt, mit viel mehr Luft
oxydiren muſs, um die Lösungen nicht unterblasen zu erhalten, während man bei kurzem
Auslaugen dasselbe Resultat mit weit weniger Luft erhält. Natürlich steht die Menge
der erhaltenen Lauge damit in engem Zusammenhange; man erhält um so mehr Lauge, je
stärker man oxydirt, je länger man auslaugt (selbstverständlich nur, wenn man in
beiden Fällen auf dieselbe Stärke der Lösung
arbeitet).
c) Auch hier geht Hydrosulfid erst in Lösung, nachdem sich beträchtlich Sulfid gelöst
hat. Es mag sein, daſs es sich dann erst bildet.
4) Vorgänge bei der Zersetzung der Schwefellaugen mit
Salzsäure von 5° Tw. Um einen Einblick in die
Art der Zersetzung zu gewinnen, behandelte ich Schwefellaugen vorsichtig nach und
nach mit kleinen Mengen Salzsäure von 5° Tw. und beobachtete die Zersetzung, welche
dabei periodisch vor sich ging. Es sollte entschieden werden, ob bei ungenügendem
Säurezusatz nur Sulfid oder beides, Sulfid und Hyposulfit zugleich, zersetzt werde.
Es wurden zwei Versuchsreihen angestellt, mit kalten und mit heiſsen Laugen.
a) Kalte Lauge wurde nach und nach mit verdünnter Salzsäure versetzt, bis die
Gelbfärbung verschwand; dabei wurde nach jedem Säurezusatz eine Probe gezogen und
analysirt. Die Resultate sind in Proc. Schwefel angegeben, d.h. Gramm in 100cc:
Anfängliche Lauge
Nach zunehmendemSäurezusatz
I
II
III
IV
Schwefel
als
Sulfid (CaS2)
2,11
1,82
0,93
0,48
0
„
„
Hydrosulfid
0,64
0,16
0,16
0,08
0
„
„
Hyposulfit
2,05
1,79
1,66
1,60
1,60
schwachgelblich.
farb-los.
b) Heiſse Lauge wurde auf dem Wasserbad auf 70° gehalten und wie oben mit Salzsäure
behandelt, bis die Lösung farblos war:
Anfängliche Lauge
Schlieſslich farblose Lauge
Schwefel
als
Sulfid
2,78
0
„
„
Hydrosulfid
0,40
0
„
„
Hyposulfit
2,11
1,79
Die Salzsäure zersetzt somit vor Allem Sulfide und nur wenig Hyposulfit; letzteres
wahrscheinlich nur, weil man die Salzsäure nicht vorsichtig genug zusetzen kann.
Hätte ich weit gröſsere Mengen Lauge angewendet., so würde ich die Säure
verhältniſsmäſsig langsamer haben zusetzen können und jedenfalls eine noch
begrenztere Zersetzung des Hyposulfites erreicht haben.
Aus diesem Versuch geht weiter hervor, daſs man bei der Zersetzung der Schwefellauge
darauf achten muſs, daſs Lauge und Säure sofort innig
gemischt werden, so daſs weder Lauge, noch Säure im Ueberschuſs vorhanden ist. Man
erhält dann eine viel vollständigere Zersetzung und vermeidet Verluste durch
entweichenden Schwefelwasserstoff, welche man ohne derartige Mischung von Lauge und
Säure selbst bei stark überblasenen Laugen nicht verhindern kann. Wie man die Laugen
im Groſsen innig vermischen kann, soll unten erklärt werden.
5) Verhalten von Sulfiten im Sodarückstand. Da sich bei
der Oxydation von Sodarückstand eine nicht unbeträchtliche Menge Sulfit bildet,
wünschte, ich zu wissen, ob für dieses Sulfit keine Lösungsbedingungen existiren,
oder gefunden werden können. Ich fand durch Digeriren von schwefligsaurem Kalk, daſs
nur stark Sulfid haltige (unterblasene) Laugen einen merklichen Einfluſs auf diesen
ausüben und ihn in kleinen, praktisch unbedeutenden Mengen lösen.
(Schluſs folgt.)