Titel: Heizofen für Eisenbahnwagen.
Fundstelle: Band 245, Jahrgang 1882, S. 408
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Heizofen für Eisenbahnwagen. Mit Abbildung auf Tafel 28. Heizofen für Eisenbahnwagen. Wie Maschineninspector Stösger im Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1882 S. 120 mittheilt, befinden sich in jedem der auf der Eisenbahnlinie Berlin-Bebra in Dienst gestellten vier Restaurationswagen, von denen stets zwei im Betriebe sind, zwei Heizöfen von der in Fig. 14 Taf. 28 angedeuteten Einrichtung. Der Ofen besteht aus einem inneren schmiedeisernen Rohre a, welches unten offen, oben mit einem durch eine Verschraubung c fest und dicht gehaltenen Deckel b versehen ist. Das Rohr a wird von einem zweiten guſseisernen zweitheiligen Rohre d umgeben und ist an letzterem oben mittels 4 Schrauben x befestigt. Im unteren Theile des Rohres d liegt der zweitheilige Rost e in einem Abstande von 100mm von dem mit einer Chamotteschicht belegten Boden y. Oberhalb des Rostes ist die Wandung des Rohres d mit Chamottemasse bekleidet. An der vorderen Seite des Rohres d über und unter dem Roste befinden sich die Oeffnungen f und g, welche mittels Thüren verschlieſsbar sind. Die untere dieser Thüren ist wiederum mit 4 kreisförmigen Oeffnungen versehen, welche durch einen Blechschieber, um den in der Mitte der Thür befindlichen Schraubenbolzen drehbar, verdeckt werden kann. Am oberen Theile des Rohres d, aus einem Stück mit letzterem bestehend, sitzt das mit einer kupfernen Kappe h versehene Rauchrohr L Der untere Theil des Rohres d wird von dem Blechmantel k umgeben, welcher auf 3 Füſsen steht und an den mit Eisenblech beschlagenen Fuſsboden des Wagens festgeschraubt ist, wodurch das Reinigen des Raumes um den und unter dem Ofen erleichtert wird. (Die Höhe des Ofens vom Fuſsboden bis zum oberen Deckelrand b beträgt 2m,678.) Wenn der gehörig gereinigte Ofen in Gang gesetzt werden soll, so ist die Verschraubung c zu lösen und der Deckel b abzuheben; alsdann sind in das Rohr a zunächst ungefähr 5l trockene Hobelspäne o. dgl. zu werfen und dafür zu sorgen, daſs dieselben den Rost e berühren. Auf die Hobelspäne sind ungefähr 8 bis 10l fingerdick gespaltene trockene Holzstücke von 10cm Länge zu bringen, der übrige Raum des Rohres a mit einer der Jahreszeit und der Temperatur der Auſsenluft entsprechenden Menge guter, trockener, nicht backender Steinkohlen oder Kokesstücken von der durchschnittlichen Gröſse der Hühnereier zu füllen. Hierauf wird die obere Oeffnung des Rohres a mit dem Deckel b verschlossen und die Verschraubung c darüber befestigt. Mittels eines brennenden Spanes oder Papieres werden durch die Oeffnung f die auf dem Roste liegenden Brennmaterialien angezündet. Die Feuergase und der Rauch nehmen ihren Weg in der Richtung der Pfeile durch das Rauchrohr ins Freie und der Ofen ist im Betriebe. Sobald der Ofen hinreichend heiſs geworden, werden die Thüren der Oeffnungen f und g geschlossen und der Zutritt der Luft bezieh. die weitere Verbrennung durch die an den erwähnten Thüren befindlichen Drehkreuze geregelt; keinesfalls darf die Luft dauernd vollständig abgesperrt werden, weil sonst das Feuer erlöschen würde. Von Zeit zu Zeit, je nach dem Bedürfnisse, ist durch die Oeffnung g die durch den Rost fallende Asche zu entfernen, auch letzterer mittels eines Hakens von unten zu reinigen; gröſsere Schlackenstücke sind durch die Oeffnung g zu entfernen. Bei kaltem Wetter und raschem Verbrennen der eingebrachten Steinkohlen muſs, ehe letzteres vollständig stattgefunden hat, auf einer hierfür bestimmten und mit geeignetem Brennmaterial versehenen Bahnstation, solches von oben nachgefüllt werden. Nach jedesmaligem Gebrauch des Ofens bezieh. Ausgehen des Feuers sind die Kohlenreste durch die Oeffnung g zu entfernen und ist der Ofen zu reinigen. Mit Eintritt der wärmeren Jahreszeit werden die Oefen aus den Restaurationswagen gelegentlich einer der wiederkehrenden Revisionen in der Hauptwerkstatt entfernt und an Stelle der Oefen Sitzplätze hergerichtet. Die Oefen werden alsdann aus einander genommen, gründlich ausgebessert, die im Laufe eines Winters unten abgebrannten Rohre a angeschuht und die Oefen bis zum nächsten Gebrauch aufbewahrt. Wenn die Oefen beim Eintritt der rauhen Jahreszeit wieder in die Wagen eingestellt worden sind, werden die auſsen glatt geschliffenen Rohre d mit Lack überzogen und, nachdem derselbe vollständig getrocknet ist, wird der Ofen angeheizt, wobei die sich durch einen unangenehmen Geruch bemerkbar machenden verdampfenden Bestandtheile des Lackes entweichen, so daſs in der Folge die Reisenden dadurch nicht belästigt werden.

Tafeln

Tafel Tafel 28
Tafel 28