| Titel: | B. Egger's selbstthätiger Feuermelder. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 410 | 
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                        B. Egger's selbstthätiger Feuermelder.
                        Egger's selbstthätiger Feuermelder.
                        
                     
                        
                           Als im J. 1880 der Wiener Gemeinderath die Herstellung eines städtischen elektrischen
                              									Feuermeldenetzes beschlossen hatte, schrieb er eine Concurrenz aus, um das den
                              									Bedürfnissen einer Groſsstadt am besten entsprechende und den ungestörtesten Betrieb
                              									verheiſsende System auswählen zu können. Die prüfende Fachcommission entschied sich
                              									für den von der Telegraphenbauanstalt B. Egger in Wien
                              									gelieferten Apparat und, nachdem derselbe im Winter 1880/81 6 Monate lang im 2.
                              									Stadtbezirke (Leopoldstadt) einem Versuche unterzogen worden war, schritt man zur
                              									Ausführung des ganzen communalen Netzes, an welches auch unter bestimmten, vom
                              									Gemeinderathe aufgestellten Bedingungen Privatfeuermelder angeschlossen werden
                              									können.
                           Die Anlage und die bei ihr verwendeten Apparate sind in der Zeitschrift für angewandte Elektricitätslehre, 1882 * S. 382 beschrieben.
                              									Am meisten Eigentümliches zeigt der selbstthätige Feuermelder und deshalb mag dessen
                              									Einrichtung nachstehend erläutert werden.
                           Die Feuermeldung liegt in der Hand der Sicherheitswachleute; deshalb wurde ein
                              									selbstthätiger Zeichengeber gewählt. Für des Telegraphirens Kundige ist aber auch
                              									ein Morsetaster beigegeben, der unter besonderem Glasthürverschluſs liegt, und zwar
                              									schlieſst der Schlüssel zum Schloſs dieser Thür zugleich auch die Hauptthür, nicht
                              									aber umgekehrt. Dem Zeichengeber sind ein Plattenblitzableiter und eine elektrische
                              									Klingel beigefügt, welche die sämmtlichen Stromschlüsse bezieh. Unterbrechungen
                              									durch Glockenschläge hörbar macht. Um im einzelnen Falle das Mitbringen unnützer
                              									Geräthschaften und das Zurücklassen nothwendiger Stücke thunlichst auszuschlieſsen,
                              									entschied man sich dafür, auſser der Nummer des Feuermelders zugleich die Art des
                              									Feuers mittels des Anfangsbuchstabens der Worte: Rauchfangfeuer, Dachfeuer,
                              									Zimmerfeuer, Kellerfeuer zu telegraphiren; die gesammte Meldung erscheint in der
                              									Centralstation 3 mal hinter einander auf dem Streifen eines Morse-Stiftschreibers
                              									mit Selbstauslösung, welcher mittels Relais mit Fallscheibe arbeitet. Die
                              									Fallscheibe des Relais schlieſst beim Fallen den Lokalstrom durch den Wecker.
                           
                           In jedem Feuermelder liegen über einander 4 Tasten und neben diesen je ein Schildchen
                              									mit den eben aufgeführten 4 Worten. Unter denselben liegt eine 5. Taste und neben
                              									ihr steht das Wort „Controle“; diese Taste ist bei den durch das
                              									Aufsichtspersonal vorzunehmenden Prüfungen der Apparate zu benutzen, bei denen
                              									natürlich nicht Feuerlärm geschlagen werden soll. Ein Druck auf eine der 5 Tasten
                              									reicht hin, um ein Gewicht so weit aufzuziehen, daſs es nach dem Loslassen der Taste
                              									das Entsenden der Meldung veranlaſst. Die Einrichtung dazu erinnert an die bei den
                              									österreichischen Eisenbahnen benutzten selbstthätigen Signalgeber. Es sind nämlich
                              									auf einer senkrechten Achse über einander, den 5 Tasten entsprechend, 5
                              									Kreissectoren von 90° aufgesteckt, welche an ihrer Mantelfläche mit Erhöhungen
                              									versehen sind, um in Morseschrift das von der betreffenden Taste zu entsendende
                              									Signal wiederzugeben. Jeder dieser 5 Schriftsectoren besitzt einen Fortsatz, auf
                              									welchen ein von seiner Taste ausgehender Arm beim Druck auf die Taste wirkt, so daſs
                              									er den Sector unter einem Winkelhebel, der später das Abtelegraphiren des Zeichens
                              									vermittelt, um die ganze Länge seines Umfanges (von 90°) verschiebt. Damit dies aber
                              									immer nur gerade bei dem einen Sector geschehe, dessen Taste gedrückt wird, dürfen
                              									die 5 Sectoren nicht fest auf die Achse aufgesteckt werden. Zwar muſs jeder Sector
                              									die Achse mitnehmen, weil von der Achse aus das Gewicht mittels einer über Rollen
                              									gelegten Schnur aufgezogen werden soll; nicht aber darf die sich vorwärts drehende
                              									Achse die übrigen Sectoren mitnehmen; bei ihrer Rückwärtsbewegung jedoch muſs sie
                              									den Sector, durch welchen sie vorwärts bewegt worden war, zurückführen. Dazu wurde
                              									in der Hülse, womit jeder Sector die Achse umschliefst, ein Schlitz von 90°
                              									ausgearbeitet und in diesen Schlitz ragt ein in die Achse eingeschraubter starker
                              									Stahlstift hinein, so daſs er während der Ruhelage des Sectors an dem Schlitzrande
                              									anliegt; wird dann eine Taste gedrückt, so nimmt die Hülse ihres Sectors durch den
                              									Stift die Achse mit und dreht sie um 90° von rechts nach links, wobei das Gewicht
                              									aufgezogen wird, die Stifte in den Schlitzen der 4 übrigen Hülsen aber sich frei
                              									bewegen, ohne die Sectoren zu drehen. Wird darauf jene Taste losgelassen, so geht
                              									das Gewicht nieder, dreht die Achse um 90° von links nach rechts zurück und der noch
                              									am Rande des Schlitzes liegende Stift nimmt jetzt die Hülse und so den Sector mit
                              									zurück.
                           Der schon erwähnte Winkelhebel trägt nun an dem Ende des einen Annes einen federnden
                              									Schnapper, der im Bereich der Schrift des betreffenden Sectors liegt, bei der
                              									Vorwärtsbewegung der Schrift dieser nachgebend ausweicht, bei der Rückwärtsbewegung
                              									des Sectors dagegen nicht ausweichen kann und so den Winkelhebel um seine Achse
                              									bewegt; dabei bewegt sich dann die am anderen Arme des Winkelhebels befestigte
                              									Contactfeder zwischen zwei Contactschrauben hin und her und besorgt in bekannter
                              									Weise das Abtelegraphiren der Schrift des Sectors.
                           
                           Das Niedergehen des Gewichtes verlangsamt übrigens ein Räderwerk mit Windfang, das
                              									aber mit einem auf die Achse der Sectoren aufgesteckten Zahnrade nur durch ein
                              									Gesperre verbunden ist, so daſs beim Aufziehen des Gewichtes Räderwerk und Windfang
                              									ruhig stehen bleiben.
                           Die Schaltung ist entweder die gewöhnliche Ruhestromschaltung, oder eine sogen.
                              										„combinirte Arbeits- und Ruhestromschaltimg.“ Bei letzterer führt ein
                              									Leitungsdraht von der Centralstation aus an allen Meldern vorüber und bleibt am Ende
                              									isolirt von ihm zweigt sich nach jedem Melder ein Draht ab, mittels dessen im Melder
                              									durch den selbstthätigen Zeichengeber oder durch den erwähnten Morsetaster oder
                              									durch einen anderen Taster ein Stromweg durch den Wecker zur Erde hergestellt werden
                              									kann, durch den letzteren dann, wenn man nach abgesendetem Signal der Centralstation
                              									die Gelegenheit zu einer Beantwortung desselben bieten will. Dieser letztere Taster
                              									ist bei Ruhestromschaltung entbehrlich; dagegen wird bei dieser die bekannte,
                              									einfache Einrichtung zur Abschaltung der Meldeapparate von der Leitung beim
                              									Schlieſsen der Thür angebracht.
                           
                              
                                 E–e.