Titel: | Die Pechfaden-Nähmaschine mit Schiffchen; von Hurtu und Hautin in Paris. |
Autor: | Gl. |
Fundstelle: | Band 245, Jahrgang 1882, S. 443 |
Download: | XML |
Die Pechfaden-Nähmaschine mit Schiffchen; von
Hurtu und Hautin in Paris.
Mit Abbildungen auf Tafel 30.
Hurtu und Hautin's Pechfaden-Nähmaschine.
Die Anordnung und Ingangsetzung der Organe vorliegender Maschine ist ebenso wohl
geistreich zu nennen, wie auch geeignet, gute Resultate in den Händen der Praktiker
zu liefern. Diese Pechfaden-Nähmaschine, welche für Sattler, Riemer u.a. bestimmt
ist, wird von Hurtu und Hautin in Paris in zwei Gröſsen
ausgeführt. Die gröſsere Maschine ist im Stande, Lederstücke bis zur Stärke von 30
bis 35mm mittels Pechfäden zu vereinigen. Zwei
Aufgaben waren hauptsächlich bei der Construction dieser Art Nähmaschinen zu lösen
und zwar: 1) Das Vorstechen der Stichlöcher, da es unmöglich ist, Lederstücke von
solcher Stärke direkt mit der Nähnadel, ohne Gefahrdung derselben, zu durchstechen
und 2) die Verhütung der Berührung des Pechfadens mit dem Schiffchen, wodurch
letzteres beschmutzt und in Folge dessen aufhören würde zu funktioniren.
Diese zwei Bedingungen waren an den bisherigen Maschinen nur zum Theil und in
unvollkommener Weise erfüllt. Die Stichlöcher wurden entweder mit der Hand durch
Anwendung einer Ahle vorgestochen, oder die Ahle war in der Nähmaschine neben der
Nadel angebracht und bewegte sich mechanisch mit derselben auf- und abwärts; das
Arbeitstück rückte darauf um die betreffende Stichlänge weiter und das vorgestochene
Loch gelangte dadurch unter die Nähnadel. Dabei trat leicht ein Nadelbruch ein und
noch öfter bei den mit der Hand vorgestochenen Löchern, wenn aus irgend einem Grunde
das Vorrücken des Arbeitstückes nicht in der gehörigen Weise erfolgte und demnach
die Nähnadel nicht vollkommen mit dem vorhandenen Loche übereinstimmte. Noch
schwieriger aber war bei derartigen Maschinen die Veränderung der Nahtrichtung.
Endlich war das Schiffchen nicht genügend gegen die Berührung des Pechfadens
geschützt und dadurch dessen Verwendung fast unmöglich.
Hurtu und Hautin haben nun folgende Lösung angegeben:
Sie verwenden ebenfalls zum Vorstechen der Stichlöcher eine Ahle; diese durchsticht
zunächst das Arbeitstück, erhebt sich und dreht sich oberhalb zur Seite, um der
Nähnadel Platz zu machen, welche, ohne daſs der Stoff sich verrückt oder seine Lage
verändert, in das eben entstandene Loch eintritt und den Stich der Naht bildet.
Hierdurch wird aber die
Nadel wirksam vor einem Bruche geschützt und derselben gestattet, die
verschiedensten Nahtformen hervorzubringen. Das Schiffchen kommt niemals in
Berührung mit dem gepichten Faden; es wird durch eine Hülse geschützt, durch welche
es gleitet, während der Faden der Nähnadel um diese geschlungen ist.
Eine sehr ausführliche Beschreibung dieser Pechfaden-Nähmaschine ist in Armengaud's Publication
industrielle, 1881 S. 393 veröffentlicht und nachstehendem Berichte zu
Grunde gelegt (vgl. Taf. 30). Die Mechanismen dieser Nähmaschine lassen sich in zwei
Gruppen theilen, nämlich I) solche, welche sich direkt auf die Bildung des Stiches
beziehen, und II) solche, welche das Arbeitstück führen und zur Leitung des Fadens
dienen.
Zur Stichbildung dienen die Mechanismen: 1) der Ahle, welche die Löcher vorsticht; 2)
der Nähnadel; 3) des Greifers, womit der Faden der Nadel erfaſst und zu einer
groſsen Schleife ausgezogen wird; 4) des Schiffchens, welch letzteres durch die
groſse Schleife, ohne diese zu berühren, durchschlüpfen kann; 5) des Fadenhebers,
welcher nach Rückgang des Greifers und der Nadel den Stich zusammenzieht und
vollendet; 6) des Stoffrückers.
Die Mechanismen der II. Gruppe beziehen sich auf: 1) Die Bremsspule, welche die
Spannung des Nadelfadens bedingt; 2) den Stoffdrücker und 3) die verschiedenen
Führer mit Zubehör.
Das Gehäuse A der Maschine hat im Allgemeinen
prismatische Form; zur Seite ist es concav ausgehöhlt, um dem Arbeiter das Führen
des Waarenstückes zu erleichtern. Dieses Gehäuse ist auf den Tisch B festgeschraubt und nimmt zunächst die Excenter- oder
Hauptwelle a auf; letztere trägt auf der einen Seite
einen Würtel a1, auf
der anderen Seite das Schwungrad a2 mit Kurbel. Das Gehäuse enthält in seinem Inneren
die Mechanismen des Greifers, Schiffchens und Stoffrückers; oberhalb des Gehäuses
ist der Hals A1
aufgesetzt, welcher die übrigen Mechanismen trägt.
Ahle und Nadel.Fig.
6 zeigt das Innere des Maschinenkopfes F, von
der hinteren Seite der Maschine aus gesehen, mit den Stangen für die Ahle und Nadel.
Fig. 7 ist der Schnitt in Richtung der Linie I
Fig.
6. Die beiden Stangen G und H werden drehbar von den Gleitstücken d1 und f1 getragen; letztere
bewegen sich in entsprechenden Schlitzen des Maschinenkopfes auf und nieder. Diese
Bewegung erhalten dieselben durch die Hebel d und f (Fig. 1, 3
und 5), deren Rollen sich in den Curvennuthen der Scheiben b und c befinden. Die
Stangen G und H sind in
der unteren Hälfte verstärkt, um je eine Nuth aufnehmen zu können, welche nach unten
einen steilen Schraubengang bilden (vgl. Fig. 6). In
jeder Nuth führt sich eine Rolle, welche durch eine Schraube g (Fig. 7) im
Maschinenkopf gehalten wird.
Am unteren Ende der Stange H ist der Arm H1 (Fig. 11 und
12) befestigt. In demselben ist vorn die Nähnadel J eingeschraubt, deren Form sich von der allgemein gebräuchlichen nicht
unterscheidet. Auſserdem trägt der Arm zwei Vorsprünge h zur Aufnahme des Fadens und eine Feder hl, welche den Faden leicht einklemmt. In ähnlicher
Weise ist die Ahle an der Stange G befestigt.
Wird nun diese Stange G abwärts bewegt, so dreht sie
sich zufolge der angebrachten Nuth, bis die Ahle das Waarenstück erreicht, um dieses
hierauf senkrecht und in einem bestimmten Punkte zu durchstechen. Beim Rückgange
kommt die Ahle in die anfängliche Lage zurück und gestattet nun der Nadel durch
Drehung ihrer Stange, in dieselbe vertikale Linie, also genau in das vorgestochene
Loch zu treten. In Fig. 7 ist
die seitliche Bewegung der Arme H1 und G1 durch punktirte Kreisbögen angedeutet; die Ahle
beschreibt einen kleineren Bogen als die Nadel, damit diese bei der Drehung nach
vorn den Arbeiter möglichst wenig belästige. Ahle und Nadel stechen also immer in
derselben vertikalen Linie in das Waarenstück, was aber den groſsen Vortheil
gewährt, daſs man der Naht beliebige Krümmungen geben kann.
Greifer und Schiffchen.Fig.
13 bis 16 zeigen
diese beiden Werkzeuge und die Einrichtung zu deren Bewegung. Im Träger C ist zunächst zu beiden Seiten die Schiffchenführung
befestigt. An der Stelle, wo die Nadel J (Fig.
14) eintritt, ist diese Führung durchschnitten; die linksseitige Führung
C1 ist eine halbe,
oben offene Röhre, während die rechtsseitige C2 eine vollständige, nach hinten verengte Röhre
bildet. Um letztere schlieſst sich ein zweites Rohr K,
welches vorn zu einem Greifer geformt ist (vgl. auch Fig. 24)
und auf der anderen Seite ein Getriebe n1 trägt. Der Greifer wird zum Theil von einem hohlen
Ringe i umschlossen, dessen Inneres mit einem passenden
Material ausgefüllt ist, um das eingeführte Oel leicht anzusaugen. Dieser halbe Ring
i wird durch die an der Schiffchenführung C1 befestigte Feder
gegen die Greiferröhre gedrückt.
Der Greifer erhält eine Bewegung nach seiner Länge, zugleich auch eine Drehung um
seine Achse. Die Verschiebung wird durch die Nuth in der Seitenfläche der Scheibe
j (Fig. 2 und
5) erzielt. In diese Nuth legt sich die Rolle des Hebels k, welcher sich frei auf der unter dem Maschinengehäuse
angebrachten Welle l dreht und durch die Stellringe l1 gegen seitliche
Verrückung geschützt wird. Das obere Ende dieses Hebels k steht durch eine Zugstange k1 mit einem Ringe k2 in Verbindung, welcher sich in die hinter dem
Getriebe n1 (Fig.
13 und 14)
angebrachte Nuth legt und das Greiferrohr drehbar umschlieſst. Die Drehung des
Greifers veranlaſst die Curvennuth im Umfange derselben Scheibe j, die eingreifende Rolle bewegt den Hebel m (Fig. 1 und
5) und dieser die Achse m1 mit dem darauf befestigten Hebel m2
; letzterer steht mittels Zugstange m3 (Fig. 4) mit
einem Zahnbogen n in Verbindung, welcher in das
Getriebe n1 des Rohres
K greift.
In der offenen Führung C1 liegt der Schiffchentreiber p2, dessen Stange p bei
o3 sich im Träger
C führt. Dieser Treiber schiebt das Schiffchen
durch die Fadenschleife und kann behufs Ausrückung der Schiffchenbewegung, wie Fig.
16 zeigt, in die Höhe geklappt werden. Die rückgängige Bewegung des
Schiffchens besorgt ein Buffer p3, dessen Stange p1 im engeren Theile der Schiffchenführung C2 gleitet. Beide
Stangen sind an dem Querstück o2 befestigt; dieses erhält die hin- und hergehende
Bewegung mittels Zugstange o1 und Hebel o von der Curvennuth in der
Seitenfläche der Scheibe c (Fig. 2 und
5). Die Entfernung der beiden Schiffchentreiber ist um ein geringes
gröſser als die Länge des Schiffchens und gewährt hierdurch dem Faden zwischen
Treiber und Schiffchen freien Durchgang.
Im Allgemeinen ist die beschriebene Einrichtung der von Frister und Roſsmann (1881 242 * 350)
angegebenen ähnlich; jene bildet eine groſse Schleife aus dem Nadelfaden, um ein
dickes Schiffchen durchzulassen, diese, um das Schiffchen vor der Berührung mit der
Schleife zu schützen.
Das Schiffchen selbst hat die in Fig. 17 bis
19 ersichtliche Einrichtung. Der gepichte Faden geht durch das Centrum
des Deckels L2 nach dem
Rand desselben und tritt durch das Loch L3 aus dem Schiffchen, wird hierauf unterhalb der
Feder L1 (Fig.
18 zeigt die Ansicht der Feder L1 von unten) weiter geleitet. Die Schraube L4 gestattet, der Feder
und somit dem Faden die gewünschte Spannung zu ertheilen.
Bei Verwendung eines Pechfadens ist es natürlich erforderlich, das Innere der
Maschine durch eine unterhalb angebrachte Spiritus- oder Gasflamme auf 30 bis 35° zu
erwärmen.
Greifer und Schiffchen im Zusammenspiel mit der Nadel fertigen die erste Hälfte des
Stiches; zur Vollendung gehört noch der Mechanismus des Fadenhebers, der Bremsrolle und Fadenführer.
Fig.
20 und 21 zeigen
die Construction des Fadenhebers. Das Gleitstück M1, welches sich in der Mitte des Maschinenkopfes in
einer Coulisse M geradlinig auf und nieder bewegt,
trägt eine Rolle q1
(Fig. 4, 20 und 21). Das Gleitstück überdeckt den oberen Theil der Spannrolle oder des
Fadenhebers q1 und
verhütet dadurch das Ausspringen des Fadens; es steht ferner in Verbindung mit einem
um ein Gelenk beweglichen Bolzen q2, welcher in der Hülse q3 des Hebels q Führung hat, dessen Rolle in die Curvennuth an der Seitenfläche der
Scheibe b (Fig. 5)
eingreift.
Die Fadenspannung des Oberfadens wird durch das Bremsen der Scheibe P1 bewirkt, die auf
einer Hülse, welche zur Aufnahme der Spule dient, befestigt ist. Der Druck des
Bremsbackens P2 (Fig.
1 und 3) kann
durch eine Schraube E2
und Feder E1 des
Trägers E regulirt werden (vgl. Freckmann 1881 242 * 349). Der Faden geht von
der Spule P über die Fadenführerrolle V unterhalb der Rolle V1 hinweg zum Fadenheber q1 nach der Nadel. Die Rolle V1 läſst sich in einem
Schlitz V2
(Fig. 21)
verstellen, um die Fadenlänge regeln zu können, welche sich nach der Stärke des
Waarenstückes und Länge des Stiches richtet.
Stoffrücker. Hat der Fadenheber seine Arbeit beendet und
ist der Stich vollendet, so muſs das Waarenstück um eine Stichlänge weiter geschoben
werden. Der hierzu erforderliche Stoffrücker und sein Bewegungsmechanismus findet
sich in den Fig. 1, 2
und 4 und gröſser in Fig. 22 und
23 gezeichnet. Der Theil N1 (Fig. 22)
nimmt eine kleine gezahnte Platte N auf, welche auf den
zu nähenden Stoff einwirkt- er wird geführt und getragen von einer Schraube N2, welche durch ein
Langloch geht und im Träger D eingeschraubt ist. Der
Theil N1 ist mit der
rechten Ecke drehbar mit einer Platte O verbunden,
durch welche dem Stoffrücker eine doppelte Bewegung ertheilt wird. Zu diesem Zweck
trägt die Platte O und der Träger D (Fig. 23)
einen Schlitzhebel, worin sich ein Bolzen führt, der durch eine Unterlegscheibe und
Schraubenmutter die Platte O leicht an den Träger D drückt. Der Kopf des Bolzen dient einer Schraube s als Mutter. Durch Drehen von s wird die Höhenlage und somit der Drehpunkt der Platte O verstellt und hierdurch wieder die Stichlänge. Damit
die Platte O nicht auf ihrer ganzen Ausdehnung bei
ihrer Bewegung auf dem Träger schleift, ist eine Platte D1 zwischengelegt. Das untere Ende der
Platte O steht mit dem Hebel O2 (Fig. 1) in
Verbindung. Da dieser Hebel eine doppelte Bewegung auszuführen hat, sind am Ende
unter rechtem Winkel zwei Rollen t und t1 angebracht, welche
an der Scheibe b anliegen; ferner dreht sich dieser
Hebel O2 um die zwei
rechtwinklig zu einander gestellten Bolzen O3, welche vom Träger C3 (Fig. 4)
gehalten werden. Die rückgängige Bewegung dieser Theile und dadurch das Anliegen der
Rollen an der Scheibe wird durch die beiden Federn t2 und t3 erreicht.
Stoffdrücker. Der Stoffdrückerfuſs, welcher an dem Arme
Q2 der Stange R befestigt ist, wird entweder aus einer konischen
Rolle Q (Fig. 1 und
4) oder aus einer auf beiden Seiten aufgebogenen Platte Q1 (Fig. 6 und
8) gebildet. Eine Feder R1 gibt den erforderlichen Druck und dieser läſst
sich, wie aus Fig. 8
deutlich sichtbar ist, durch eine Schraube v regeln.
Die senkrecht auf- und absteigende Bewegung des Stoffdrückers wird durch die fest
mit der Stange R verbundene Winkelschiene u (Fig. 6, 8
bis 10) bedingt; letztere ist in einem entsprechenden Ausschnitt u1 des Maschinenkopfes
geführt. Um den Stoffdrücker zu heben, ist oberhalb des Maschinenkopfes eine Hülste
S1 mit Griff S angebracht; dieselbe ist mit einem schraubenförmigen
Ausschnitt versehen, welcher ungefähr in der Hälfte der Hubhöhe durch ein
horizontales Stück unterbrochen wird. Auf der Kante dieses Ausschnittes liegt der
Winkel u (Fig. 10)
auf. Dreht man den Griff S so weit, bis der erste
Absatz des schraubenförmigen Ausschnittes sich unter der Winkelschiene u befindet, so ist der Drückerfuſs in die gewöhnliche
Höhenlage gehoben; dreht
man aber den Griff weiter, so geht der Stoffdrücker so hoch, daſs die Winkelschiene
ihre Führung u1
(Fig. 9) verläſst. Hierauf kann man den Griff weiter
drehen, bis u an einen Stift n2 stöſst; dabei ist aber der Drückerfuſs
in die durch Fig. 9
angegebene Lage aus dem Bereich der Nadel gekommen.
Die Platten A2 auf der
vorderen und hinteren Seite der Maschine erlauben eine bequeme Einsicht in die
innere Einrichtung und erleichtern eine etwaige Ausbesserung. Die untere Seite des
Gehäuses A wird ebenfalls durch eine Platte
geschlossen, welche in den Figuren nicht mit gezeichnet wurde. Auf der Arbeitsplatte
ist der gebräuchliche Schieber angebracht, um das Schiffchen aus seiner Führung
behufs Auswechslung der Spule o. dgl. zu heben.
Bildung des Stiches. Um die zur Stichbildung nöthige
Stellung der Werkzeuge verfolgen zu können, sind in Fig. 24 bis
31 die verschiedenen Hauptstellungen herausgezeichnet: 1) Die Nadel
steigt in einer Schraubenlinie nach oben, um der Ahle Platz zu machen. Diese steht
oben und fängt an, herabzugehen. Unterdessen schiebt der Stoffrücker das Arbeitstück
um einen Stich weiter. Das Schiffchen befindet sich in seiner Führung C1 links von der Nadel.
Der Greifer ist vollständig nach rechts zurückgezogen. 2) Das Weiterrücken des
Arbeitstückes ist beendet; die Nadel ist in der höchsten Lage angekommen, die Ahle
hat sich beim Herabgehen nach der von der Nadel verlassenen vertikalen Linie
gewendet und berührt das Arbeitstück. 3) Die Ahle sticht senkrecht durch das
Waarenstück, erhebt sich in gleicher Weise, bis sie aus demselben tritt und geht
hierauf zur Seite, um wiederum der Nadel Platz zu machen. 4) Die Nadel bewegt sich
bis in die Nähe des Arbeitstückes in einer Schraubenlinie abwärts und tritt genau in
vertikaler Richtung in das von der Ahle vorgestochene Loch. 5) Ist die Nadel
vollständig herabgegangen (Fig. 25),
so erhebt sie sich ein wenig, um eine kleine Fadenschleife (Fig. 26) zu
bilden. 6) Der Greifer K (Fig. 24)
schiebt sich in die Fadenschleife und erweitert diese nach einer Seite (wie punktirt
in Figur 26 angegeben) und dreht sich, wie der Pfeil Fig. 27
anzeigt. Dabei geht die Nadel hoch und der Nadelfaden kann nun leichter zu einer
groſsen Schleife (Fig. 28)
ausgezogen werden. Der Faden legt sich hierbei um das cylindrische Rohr des Greifers
und wird durch das vom Ringe i (Fig. 29)
mitgeführte Oel etwas eingeölt, 7) Der Greifer steht still und das Schiffchen wird,
ohne den Nadelfaden zu berühren, durch die gebildete Schleife geschoben. 8) Das
Schiffchen befindet sich im Inneren des Greifers; letzterer wird zurückgezogen, die
Schleife wird dadurch frei und befindet sich in der Lücke der Schiffchenführung. 9)
Der Fadenheber beginnt zu wirken und verkleinert die Nadelschleife, den
Schiffchenfaden nach sich ziehend (Fig. 30).
Der Greifer fangt an, sich zurück in die Stellung Fig. 25 zu
drehen. 10) Der Stich ist vollendet (Fig. 31),
das Schiffchen geht zurück, der Fadenheber herab, um Faden zu geben; die Ahle bewegt sich abwärts, um
ein neues Loch zu stechen u.s.w.
Diese Stellungen der Werkzeuge zur Stichbildung wiederholen sich auf diese Weise bei
jeder Umdrehung der Excenterwelle a. Die Umdrehungszahl
richtet sich natürlich nach der Beschaffenheit des verwendeten Waarenstückes und
beträgt im Mittel 120, also 120 Stiche in der Minute.
Gl.