Titel: Hinterladegewehr von Conr. Garbe in Berlin.
Autor: W. S.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 21
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Hinterladegewehr von Conr. Garbe in Berlin. Mit Abbildungen auf Tafel 3. Garbe's Hinterladegewehr. Die Einrichtung des von Conr. Garbe in Berlin (*D. R. P. Kl. 72 Nr. 16 563 vom 9. Februar 1881) angegebenen Gewehres steht in der Waffentechnik einzig da. Dasselbe läſst sich in keine der vielen Unterabtheilungen einreihen, in welche man bis jetzt die Gewehre in Bezug auf ihre Verschluſsconstruction geschieden hat. Der Garbe'sche Verschluſs ist eine Umkehrung des bekannten Cylinderverschlusses. Während nämlich bei letzterem die Gewehrhülse fest und die Kammer beweglich ist, ordnet Garbe die Kammer fest und die obere Hälfte der Hülse beweglich an. Wie die Fig. 5 bis 7 Taf. 3 zeigen, ist die Hülse b in kurzer Entfernung hinter dem Lauf bis auf Kalibertiefe fortgeschnitten und auf dem Boden des stehen gebliebenen Hülsentheiles eine ⊤-förmige Schlittenführung eingearbeitet, welche sich bis zum Schwanzstück erstreckt. Auf dieser Führung verschiebt sich saugend ein die Hülse ergänzender Verschluſsmantel a, dessen vorderes konisches Ende bei geschlossenem Verschluſs unter den vorderen Hülsentheil b greift. In Patronenlänge hinter dem Lauf ist der Stoſsboden F fest mit dem Hülsenboden b verbunden. Hinter dem Stoſsboden liegt, zwischen Verschluſsmantel a und Hülsenboden b geführt, der Schlagbolzen d mit der Schlagfeder und das Verschluſsstück c. Der Schlagbolzen d besitzt einen mit Nase d1 versehenen Mantel, welch letzterer die Schlagfeder aufnimmt. Die Nase d1 führt sich in der Nuth a1 des Verschluſsmantels a. Das Verschluſsstück c, welches der Schlagfeder als Widerlager dient, greift mit seiner Nase c1 la eine halbkreisförmige Nuth im Hülsenboden b und wird gegen Verdrehung durch die Schraube b1 gesichert. Löst man letztere und dreht c um 180° herum, so daſs c1 in die Nuth a2 des Verschluſsmantels zu stehen kommt, so kann letzterer mit dem Verschluſsstück und Schlagbolzen sammt Feder entfernt werden. Durch den Hülsenboden greift der Abzugsstollen, welcher mit einer Nuth zur Aufnahme der horizontal verschiebbaren Sicherung o versehen ist. Auf der rechten Seite des Verschluſsmantels ist eine Kurbel p (Fig. 7) befestigt, welche auf der dem Gewehr zugekehrten Seite mit einem Vorsprung p1 versehen ist, der von einer Feder q nach unten in eine an der rechten Auſsenseite des Hülsenbodens angebrachte Nuth gedrückt wird. Diese Vorrichtung verhütet ein selbstthätiges Oeffnen beim Abfeuern des Schusses. Behufs Ladung des Gewehres hebt man die Kurbel etwas an und zieht den Verschluſsmantel a zurück. Dadurch wird der Schlagbolzen d unter Anspannung der Schlagfeder zurückgeführt, bis der Abzugsstollen vor d einspringt. Nun legt man die Patrone in die offene Patroneneinlage ein, so daſs das Geschoſs und der vordere Patronenhülsenrand in den Lauf hineingreifen und der Boden der Patronenhülse sich gegen den Stoſsboden lehnt. Sodann schiebt man den Verschluſsmantel a wieder vor, bis die Kurbel mit ihrem Vorsprung in die äuſsere Nuth am Hülsenboden b einspringt. Ein Zurückziehen des Abzuges hat ein Vorschnellen des Schlagbolzens und die Entzündung der Patrone durch den Stoſsboden F hindurch zur Folge. Auf der hinteren Seite des Stoſsbodens ist eine Gummischeibe eingelegt, welche sich unter dem Druck der Schlagfeder fest um den Schlagbolzen herumlegt und ein Eindringen von Pulvergasen in das Schloſs verhütet. Das Verschluſsstück besitzt an seinem hinteren Ende eine Querdurchbohrung. Wird die Oeffnung durch den Schlagbolzen verdeckt, so ist das Gewehr gespannt; andernfalls ist es entspannt. Das Garbe'sche Schloſs besteht aus nur 6 Theilen. Die bei diesem Gewehr benutzten Patronen bedürfen keines Wulstes und ist deshalb deren Herstellung billiger als die der bekannten Metallpatronen. W. S.

Tafeln

Tafel Tafel 3
Tafel 3