Titel: Zur Darstellung von künstlichem Indigo.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 41
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Zur Darstellung von künstlichem Indigo. Zur Darstellung von künstlichem Indigo. Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen (D. R. P. Kl. 22 Zusatz Nr. 19266 vom 23. December 1881) stellt künstlichen Indigo auch auf folgende Weise dar (vgl. 1882 245 137). Durch Kochen einer wässerigen Lösung der Orthonitrophenylpropiolsäure erhaltenes Orthonitrophenylacetylen wird durch Behandlung mit ammoniakalischem Kupferchlorür in die bekannte Kupferoxydulverbindung übergeführt. Diese wird darauf mit einer alkalischen Lösung von Ferricyankalium behandelt, wodurch das Orthodinitrodiphenyldiacetylen, erzeugt wird. Durch Behandlung des letzteren mit rauchender Schwefelsäure wird das isomere Diisatogen dargestellt, welches sich durch Reductionsmittel in Indigblau, durch concentrirte Schwefelsäure und Eisenvitriol in Indoïn überführen läſst. Zur Darstellung des Indigos wird nun 1k Orthonitrophenylacetylen durch Behandlung mit einer ammoniakalischen Kupferchlorürlösung in bekannter Weise in die rothe Kupferverbindung verwandelt und diese nach dem Auswaschen und Abpressen im feuchten Zustande in eine Lösung von 2k,25 Ferricyankalium und 0k,38 Aetzkali in 6l,75 Wasser eingetragen. Man läſst die Masse bei gewöhnlicher Temperatur etwa 24 Stunden lang stehen, bis die rothe Farbe des Niederschlages verschwunden ist, und zieht denselben nach dem Auswaschen und Trocknen mit Chloroform aus. Das Dinitrodiphenyldiacetylen krystallisirt aus dieser Lösung in goldgelben, bei etwa 212° schmelzenden Nadeln. Mit Eisenvitriol und concentrirter Schwefelsäure liefert das Dinitrodiphenyldiacetylen den dem Indigo verwandten Farbstoff Indoïn. Um durch Ueberführung des Dinitrodiphenyldiacetylens in Diisatogen Indigblau zu erhalten, rührt man dasselbe in fein vertheiltem Zustande mit concentrirter Schwefelsäure zu einem Brei an und setzt unter Abkühlung so viel rauchende Schwefelsäure in kleinen Mengen hinzu, bis alles gelöst ist. Die dunkle kirschrothe Flüssigkeit wird nun filtrirt und in kaltes Wasser oder besser in Alkohol gegossen. In ersterem Fall scheidet sich das Diisatogen als dunkelrother amorpher Niederschlag aus, in letzterem in dunkelrothen Nadeln. Das Diisatogen liefert bei der Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure und Eisenvitriol Indoïn, mit verschiedenen anderen Reductionsmitteln dagegen Indigblau. Schwefelammon und Schwefelalkalien führen dasselbe schon bei gewöhnlicher Temperatur in Indigo über, ebenso Zinkstaub in Verbindung mit Essigsäure, Ammoniak oder Natronlauge, sowie Traubenzucker mit Alkalien beim gelinden Erwärmen. Ein zweites Verfahren zur Darstellung des künstlichen Indigos beruht auf der Umwandlung des Isatogens oder des Diisatogens in Verbindungen mit Schwefligsäure. Man kocht zu diesem Zweck Orthonitrophenylpropiolsäure mit einer überschüssigen concentrirten Lösung von Ammoniumbisulfit, bis die genannte Säure völlig verschwunden ist, oder man behandelt Orthonitrophenylacetylen in derselben Weise. Zur Entfernung der Schwefligsäure setzt man dann noch essigsaures Barium hinzu, bis die Flüssigkeit nicht mehr getrübt wird, und filtrirt ab. Die so erhaltene gelbe Flüssigkeit liefert, mit Reductionsmitteln (z.B. Zinkstaub und Ammoniak) behandelt, Indigblau. Zur Darstellung der Schwefligsäureverbindung des Diisatogens kocht man diese Substanz mit überschüssigem Ammoniumbisulfit und verfährt sonst wie oben. Die auf diese Weise dargestellte Verbindung liefert bei der Behandlung mit Zinkstaub und Ammoniak oder anderen Reductionsmitteln ebenfalls Indigblau.