Titel: | Zur massanalytischen Bestimmung der Hyperoxyde; von W. Diehl in Hannover. |
Autor: | W. Diehl |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 196 |
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Zur maſsanalytischen Bestimmung der Hyperoxyde;
von W. Diehl in Hannover.
Diehl, zur Bestimmung der Hyperoxyde.
Unter den zur Bestimmung des activen Sauerstoffes der Hyperoxyde vorgeschlagenen und
gebräuchlichen Methoden ist Bunsen's jodometrisches
Verfahren, welches sich auf die Zerlegung durch Salzsäure und Messen des durch frei
gewordenes Chlor abgeschiedenen Jodes mittels Schwefligsäure oder Natriumhyposulfit
stützt, eine der genauesten. Indeſs glaubt schon MohrMohr: Titrirmethode. 1870 S.
300., die Destillation umgehen und durch eine Digestion der
Hyperoxyde sowie Bichromate mittels Salzsäure und Jodkalium ersetzen zu können. Lunge (1880 235 300) findet,
daſs die Zerlegung des Weldonschlammes Schlammes auf eben beschriebenem Wege ungleich rascher von
statten gehe als Bunsen's Destillation und ebenso genau
werde, sofern man nur vorhandenes, auch Jod abscheidendes Eisenoxyd berücksichtige.
Diese Thatsachen suchte ich zusammen zu stellen und durch Versuche zu
vervollständigen, wozu mir im Laboratorium des Hrn. Professor Classen in Aachen unter dessen gütiger Unterstützung
Gelegenheit wurde.
Die ersten Versuche erstreckten sich auf durch Umkrystallisation gereinigtes
Kaliumbichromat. Das Digeriren des Salzes geschah in verschlieſsbaren Flaschen und
stets so, daſs das Bichromat in sehr wenig Wasser gelöst wurde, worauf zu 0g,1 10cc
Jodkaliumlösung (1 : 10) und 5cc Salzsäure von
1,17 sp. G. zugegeben wurden. Die Zersetzung erfolgte bei Salzsäure sofort, bei
Oxalsäure langsamer; alsdann wurde auf 250cc
verdünnt und mit Natriumhyposulfit titrirt und mit Zwanzigstel-Jodlösung
zurücktitrirt. Die schwach grüne Färbung des Chromoxydsalzes störte hierbei
nicht.
Destillation nach Bunsen.
Eingewog
K2Cr2O7
Na2S2O3
0,1 K2Cr2O7
erfordern Na2S2O
0,1397g
37,82cc
27,07cc
0,2095
56,57
27,00
Digeriren mit Salzsäure und Jodkalium.
0,1242g
33,55cc
27,01cc
0,1035
28,00
27,05
0,0700
19,00
27,14
0,1620
43,80
27,05
Digeriren mit Oxalsäure und Jodkalium.
0,0830g
22,40cc
26,98cc
0,1053
28,37
26,94
Da sich hierdurch Mohr's Angaben bezüglich des
Kaliumbichromates bestätigten, wurde das nach Classen's
Vorschrift dargestellte Manganoxydoxydul in den Kreis der Untersuchung gezogen.
Das Product (etwa 0g,1) wurde in Flaschen mit 10cc Jodkalium und 5cc Salzsäure versetzt und mit Glassplittern geschüttelt, nach der
Zerlegung mit Wasser verdünnt und das ausgeschiedene Jod titrirt. Da es indeſs
einige Zeit zur Zerlegung bedurfte und auch reines Jodkalium und Salzsäure etwas Jod
abscheiden, wurde diese Menge ermittelt und abgezogen; sie betrug 0cc,04 Hyposulfit. Der Titer wurde nach oben
beschriebenem Verfahren mittels Bichromat bestimmt. 1cc entsprach 0,0937 Jod.
Destillation nach Bunsen.
Eingewog
Mn3O4
Na2S2O3
0g,1
Mn3O4
entspr. Na2S2O3
0,1029g
12,25cc
11,90cc
0,1030
12,33
11,97
0,0783
9,34
11,92
0,1335
15,89
11,90
–––––––––––––––––
11,92 = 0,1002 Mn3O4.
Digeriren mit Salzsäure und Jodkalium.
Eingewog
Mn3O4
Na2S2O3
0g,1
Mn3O4
entspr. Na2S2O3
0,1522g
18,0cc
11,95cc
0,1318
15,75
11,94
0,0673
8,01
11,96
0,1115
13,30
11,92
0,1060
12,65
11,93
0,1302
15,46
11,87
–––––––––––––––––
11,92 = 0,1002 Mn3O4.
Essigsäure zerlegte im Verein mit Jodkalium dieses Product unvollständig, Oxalsäure
vollkommen; doch fielen die Resultate zu niedrig aus, was wohl an der theilweisen
Reduction des Oxydes liegen mag.
Fernere Versuche wurden auf Manganhyperoxyd ausgedehnt, welches nach Vollhard's Vorschrift durch Fällen einer
Mangansulfatlösung mittels Permanganat bei Anwesenheit von Salpetersäure dargestellt
war. Dasselbe, bei 150° getrocknet, erwies sich nicht der Formel MnO2 entsprechend und scheinen die Vermuthungen von C. Wright und A. MenkeChemisches Centralblatt, 1880 S.
66., daſs auf diesem Wege ein von Kali freies Product nicht
erhalten werden könne, sich zu bestätigen. Indeſs behalte ich mir hierüber
Mittheilungen noch vor. – Titer des Hyposulfites: 1cc entspricht 0,0956 Jod.
Destillation nach Bunsen.
Eingewog
MnO2
Na2S2O3
0,1 MnO2 entspr. Na2S2O3
0,0593g
15,75cc
26,59cc
0,1066
28,45
26,68
––––––––––––––––
26,64 = 0g,0873 MnO2.
Digeriren mit Salzsäure und Jodkalium.
0,0651g
17,34cc
26,63cc
0,0963
25,69
26,67
0,1500
40,16
26,77
0,0783
20,93
26,66
0,0637
17,11
26,86
––––––––––––––––
26,72 = 0g,0876 MnO2.
Digeriren mit Essigsäure und
Jodkalium.
0,1138g
30,47cc
26,77cc
0,0770
20,57
26,71
0,0682
18,26
26,77
0,0692
18,67
26,98
0,0714
19,28
26,75
––––––––––––––––
26,79 = 0g,0878 MnO2.
Die Versuche mit Oxalsäure ergaben ein zu niedriges Resultat.
Auſserdem wurden natürliche Hyperoxyde auf diese Weise zu bestimmen gesucht, was
indeſs nur bei Pyrolusit befriedigend gelang.
Destillation nach Bunsen.
Pyrolusit
Na2S2O3
0,1
Pyrolusit, erford. Na2S2O3
0,0614g
17,80cc
29,00cc
0,0626
18,20
29,07
––––––––––––––––––
29,03 = 95,21 Proc. MnO2.
Durch Digeriren mit Salzsäure und
Jodkalium.
Pyrolusit
Na2S2O3
0,1 Pyrolusit
erford. Na2S2O3
0,1023g
30,06cc
29,38cc
0,0715
20,98
29,34
0,0690
20,34
29,48
0,0592
17,46
29,49
Durch Digeriren mit Essigsäure und
Jodkalium.
0,0412g
11,89cc
28,82cc
0,0300
8,66
28,86
0,0571
16,51
28,91
0,0563
16,38
29,09
0,0934
27,11
29,02
–––––––––––––––––––
28,95 = 94,97 Proc. MnO2.
Da die Destillation nach Bunsen übereinstimmte mit der
Digestion mit Essigsäure und Jodkalium und der Pyrolusit Eisen enthielt, so lag die
Vermuthung nahe, daſs Eisenoxydacetat sich Jodkalium gegenüber unverändert verhalte,
was der Versuch sowohl hinsichtlich des Acetates, als auch des Oxalates
bestätigte.
Es wurde nun Mangansuperoxyd bei Gegenwart von Ferriacetat der Digestion unterworfen
und verschiedene Mengen Eisen angewendet.Die rothe
Farbe des Eisenacetates nimmt man nach der
Zerlegung durch Oxalsaure weg. da ersteres die Jodstarke-Reaction
undeutlicher macht.
Eingewog.
MnO2
Eisen als Acetat
Na2S2O3
0,1 MnO2 erford. Na2S2O3
0,0736g
0,01cc
21,34cc
29,00cc
0,0613
0,02
17,70
28,87
0,1197
0,05
34,60
28,90
0,0783
0,1
22,53
28,77
0,1296
0,1
37,48
28,92
Es geht daraus zur Genüge hervor, was mir spätere Erfahrungen auch weiter zeigten,
daſs man Manganbioxyd sowohl neben Eisenoxyd, als auch Eisenoxyd durch die Differenz
des ein Mal mit Salzsäure, das andere Mal mit Essigsäure und Jodkalium digerirten
Oxyde hinreichend scharf bestimmen, und daſs man eine groſse Anzahl Bestimmungen
neben einander in kurzer Zeit ausführen kann. Es gelingt so, den Weldonschlamm im
Betrieb rasch zu bestimmen und auch das Mangan, wenn man es in eine der Formel
MnO2 entsprechende Verbindung überführt, was bei
kleinen Mengen unter Anwendung besonderer Vorsichtsmaſsregeln wohl gelingen mag. Bei
irgend gröſseren Mengen gelang es mir nie: der Ausfall betrug 2 bis 3 Proc.
Manganhyperoxyd.
Bleisuperoxyd schlieſst sich auch leicht auf, wenn man nur dafür sorgt, daſs die
ausfallenden Bleisalze gelöst werden, was befriedigend durch eine concentrirte
Lösung von essigsaurem Ammon gelingt. Am besten bewirkt man den Aufschluſs durch
Essigsäure und Jodkalium, da man die Salzsäure doch später in Essigsäure umsetzen
muſs.
Mennige läſst sich auf dieselbe Weise prüfen. Bleisuperoxyd, durch Zerlegen von
Mennige mit Essigsäure erhalten, mit Jodkalium und Essigsäure in der angegebenen Weise
behandelt, ergab im Vergleich mit Bunsen's
Destillationsprobe folgende Resultate:Es ist
geboten, die angegebenen Mengenverhältnisse zu benutzen, namentlich beim
Digeriren nicht über 0,25 bis 0g,3 und
stets reine Reagentien zu nehmen.
Destillation nach Bunsen.
Eingewog.
PbO2
Na2S2O3
Auf 0g,1 PbO2 bezogen
0,3893g
61,65cc
15,83cc
0,2522
39,70
15,74
Digeriren mit Essigsäure und
Jodkalium.
0,2670g
42,35cc
15,84cc
0,2269
36,10
15,91
0,2794
44,55
15,94
0,2887
45,50
15,75
Die erste Versuchsreihe erforderte im Mittel auf 0g,1 PbO2, 15cc,78 Na2S2O3, somit 1cc Na2S2O3 0,006057 bezieh. 0,00569 PbO2, entsprechend 89,78 Proc. PbO2; die zweite auf 0g,1 PbO2 15cc,86 Na2S2O3, entsprechend 90,24 Proc. PbO2.