Titel: Bogenlampe von Franz Schmidt in Prag.
Autor: E–e.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 322
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Bogenlampe von Franz Schmidt in Prag. Mit Abbildung. F. Schmidt's Bogenlampe. Unter den Bogenlampen, mit denen die Elektricitätsausstellung in München beschickt war, zeichnete sich die von Franz Schmidt in Prag dadurch aus, daſs in ihr die Länge des Lichtbogens durch die elektrodynamische oder elektromagnetische Anziehung und Abstoſsung zweier Stromkreise regulirt wird. Schmidt hatte eine ganze Reihe von Lampen ausgestellt, welche mit dieser Regulirung versehen waren, sonst aber sehr mannigfach wechselnde Anordnung zeigten- zugleich konnten die meisten dieser Lampen in sehr verschiedene Lagen und Stellungen gebracht werden, ohne daſs dadurch die Regulirung unwirksam geworden wäre. Der wirkliche Gebrauchswerth dieser Regulirungsweise ist jedoch durch die in München bis jetzt angestellten Versuche als noch nicht endgültig feststehend zu bezeichnen, obwohl mit einer der Schmidt'schen Lampen am 11. Oktober ein 1 ½ stündiger Versuch ein sehr günstiges Ergebniſs geliefert haben soll. Der Erfinder behauptet, daſs durch die Anziehung und Abstoſsung der Elektromagnete oder Solenoïde die selbstthätige Regulirung der Lichtbögen vollständig erreichbar sei und daſs die räumliche Stellung – innerhalb der Grenzen der Wirksamkeit der Stromwege – ohne Einfluſs bliebe, da der Verlust auf der einen Seite durch den Gewinn auf der anderen ausgeglichen wird. Es sei ferner die Anzahl der zu einer Zusammenstellung gewählten Elektromagnete oder Solenoïde – innerhalb gewisser Grenzen – eine beliebig groſse, wenn nur das ganze System equilibrirt und ihm die nöthige Beweglichkeit gesichert sei. Endlich stehe der Anwendung des Prinzipes zur Construction von Hänge-, Steh-, Wand- und anderen Lampen, sowie zu Kronleuchtern nichts im Wege. Der Grundgedanke der Regulirung läſst sich unter Hinweis auf nachstehende Abbildung leicht erläutern. Bei der als Beispiel veranschaulichten Anordnung sind 4 Elektromagnete oder Solenoïde A bis D an den Enden der zwei Doppelhebel ab und cd befestigt, welche im Gelenk X leicht drehbar gegen einander isolirt sind. Jeder der 4 Elektromagnete besitzt eine doppelte Drahtbewickelung; die eine besteht aus wenigen dicken, die andere aus vielen dünnen Windungen. Jede der Drahtsorten bildet einen Stromkreis für sich, der mit Ausnahme der Zuführungsklemmen vom anderen vollkommen getrennt ist. Textabbildung Bd. 246, S. 323 Die Bewickelung aus dünnem Draht wird beständig von dem einen (schwachen) Stromzweige durchflössen, welcher in den einzelnen Elektromagneten derartige Pole entwickelt, daſs A und C, desgleichen D und B sich anziehen, dagegen A und D, C und B sich abstoſsen; diese Anziehungen und Abstoſsungen erzeugen die nämliche Bewegung, durch welche die zwischen B und D (oder zwischen A und C) befestigten Kohlenstäbe K zur Berührung gebracht werden. Dadurch wird erst der Kreis des zweiten (starken) Stromzweiges geschlossen. Im Augenblicke der Berührung beginnt die Stromtheilung. In den zweiten Stromkreis sind die Kohlenstäbe K eingeschaltet. Dieser Zweig entwickelt in den benachbarten Elektromagneten Pole, welche eine der ersteren entgegengesetzte Bewegung einzuleiten und fortzusetzen streben; demgemäſs entsteht zufolge dieses Zweiges zwischen A und D, dann zwischen C und B Anziehung, dagegen zwischen A und C, D und B Abstoſsung. Die dicken Windungen durchläuft der weitgröſste Stromtheil, während die dünnen jetzt fast ström- und daher auch wirkungslos werden. Die Kohlenstäbe trennen sich daher, der Lichtbogen entsteht, die Kohlenstäbe brennen ab. Mit der Länge des Lichtbogens wächst aber sein Widerstand, der andere Stromkreis gewannt an Wirksamkeit. Hat der Lichtbogen einen bestimmten normalen Widerstand erreicht, so halten die Kräfte einander das Gleichgewicht, die Resultirende aus Anziehung und Abstoſsung wird Null. Mit dem Wachsthum des Widerstandes – beim weiteren Abbrennen der Kohlen – wird dieses Gleichgewicht gestört. Die anziehende Componente überwiegt, bewirkt ein allmähliges Annähern der Kohlenstäbe und es tritt wieder Gleichgewicht ein. Dies ist der Regulirungsvorgang, der durch die ganze Brennzeit fortdauert. Zur Erzielung dieses Verlaufes müssen die Windungen der Elektromagnete C und D des Hebels cd, beide in gleichem Sinne, die beiden Windungen von A und B dagegen in einem einander entgegengesetzten Sinne gewickelt sein. Die Solenoïde und Elektromagnete selbst können cylindrisch, konisch, trichter- oder hufeisenförmig, die Bewegung derselben kann eine geradlinige, bogenförmige oder rotirende sein und sie kann durch Hebel, Rollen und Achsen o. dgl. vermittelt werden. E–e.