Titel: Hydraulische Druckregulirvorrichtung für Walzwerke.
Autor: Mg.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 359
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Hydraulische Druckregulirvorrichtung für Walzwerke. Mit Abbildungen auf Tafel 27. Sachs' Druckregulirung für Walzwerke. Die zum Auswalzen von Metallen u. dgl. dienenden Walzwerke sind zum Anstellen der Walzen mit Schrauben versehen, deren Muttern in den zugehörigen Ständern fest gelagert sind, so daſs keine Nachgiebigkeit in dem System vorhanden ist und im Falle ein zu dickes oder zu hartes Walzgut zwischen die Walzen gebracht wird, ein Bruch entweder an diesen, oder an den Ständern erfolgen muſs. Würden an die Stelle der Schrauben durch hydraulischen Druck bewegte Kolben angebracht, so würde dieser Uebelstand beseitigt sein; es erscheint aber äuſserst schwierig, die Zuströmung des Wassers zu beiden Cylindern ganz gleichmäſsig zu bewirten, und sind hierzu vielmehr Schrauben mit gemeinschaftlicher Bewegung vorzuziehen. Eine Vereinigung beider Systeme bringt nun C. Sachs in Würzburg (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 18451 vom 20. September 1881) in Vorschlag. Bei der Construction Fig. 1 und 2 Taf. 27 trägt jeder der beiden Walzenständer an der Stelle der Druckschraube in einem hydraulischen Cylinder A einen Kolben B, der mittels Schraube C und Mutter D an der Brücke E aufgehängt ist, welche auf dem Ständer ruht. Die Mutter D ist in E drehbar und trägt das Kegelgetriebe F, welches mit dem Handrad J bewegt wird, so daſs hierdurch ein gleichmäſsiges Heben und Senken der Kolben B hervorgebracht werden kann. Um hierbei ein dieser Bewegung des Kolbens B entsprechendes Füllen oder Entleeren des Cylinders A zu erzielen, ist das Ventil K angebracht, welches in dem Wasserbehälter L steht und dessen Kegel durch eine Spiralfeder mit schwachem Druck nach oben gehalten wird, so daſs beim Niedergang des Kolbens B die Abnahme des Druckes in A ein Oeffnen desselben und somit ein Nachsaugen von Wasser bewirkt. Damit beim Aufziehen des Kolbens das Wasser durch dasselbe Ventil entweichen kann, ist der Hebel M angebracht, durch welchen der Arbeiter den Ventilkegel mit einer Hand niederdrückt, während er mit der anderen das Handrad J bewegt. Durch die in der bekannten Weise an Hebeln nach oben wirkenden Gegengewichte, deren Druck die Stangen N auf die Lager übertragen, wird die Oberwalze nach oben gehoben und beim Nachlassen der Schraube C bewirkt das Gewicht der Theile B, C, D und F den Niedergang. Im Falle des Eintrittes eines Wasserverlustes während des Walzens werden diese Theile gehoben und es erfolgt ein solcher bei zu hohem Walzendruck dadurch, daſs das Sicherheitsventil O sich hebt. Nach erfolgtem Durchgang des zu harten Walzgutes sinkt die Oberwalze in die vorige Stellung zurück, während das Wasser durch die Ventile K wieder in den Cylinder A einströmt. Die in der Nuth des Kolbens B gehende Feder P verhindert das Drehen desselben. Die beschriebene Vorrichtung kann auch an vorhandenen Walzenständern gewöhnlicher Construction angebracht werden, indem dann ein hydraulischer Cylinder, wie A, aufgesetzt und durch Schrauben und Zugbänder mit dem Ständer verbunden wird. Die Uebertragung des Druckes von dem Oberlager der Oberwalze auf den Kolben B geschieht dann durch einen Bolzen, welcher an die Stelle der Druckschraube tritt. Die Sicherheit gegen Bruch wird auch durch die in Fig. 3 dargestellte Vorrichtung erfüllt, bei welcher der hydraulische Cylinder A entweder am Ständer angegossen, oder mittels Schrauben oder Zugbänder B, wie hier gezeichnet, oder durch solche, welche den Kopf des Ständers umschlieſsen, mit diesem verbunden ist. Der Kolben C dient als Mutter für die Schraube D, welche mittels des Schneckengetriebes F und der für beide Ständer gemeinschaftlichen Achse mittels Handrad bewegt wird. Hierbei ist nur auf jedem Cylinder ein Sicherheitsventil vorhanden, welches sich bei zu starkem Walzendruck öffnet. Das Wiederfüllen von Wasser in A geschieht mittels einer Handpumpe oder aus einer unter Druck stehenden Wasserleitung. Der Druck der Gegengewichte wird durch Stangen K auf das Oberlager übertragen und ist gröſser als das Gewicht der Walze mit den Lagern und den Theilen C und D, so daſs beim Heben und Senken der Walze durch die Schrauben D stets ein gleichmäſsiger Druck in A herrscht. In den dargestellten Formen sind die Vorrichtungen zum Reguliren des Walzendruckes speciell für solche Walzen geeignet, welche in den Zwischenpausen des Walzprozesses zur Erzielung der Abnahme nachgestellt werden; dieselbe kann aber auch an solchen angebracht werden, welche fest gelagert sind, und es ist hierzu die Construction Fig. 3 besonders geeignet, da hier an Stelle des Schneckengetriebes F nur für den Angriff eines Schraubenschlüssels eine Einrichtung zu treffen ist. Auſser in den bereits beschriebenen Anordnungen können die hydraulischen Druckregulirvorrichtungen für Walzen auch an der Stelle der Brechtöpfe angebracht werden, wie in Fig. 4 und 5 Taf. 27 bei A dargestellt ist; es können dieselben an den Druckschrauben B aufgehängt werden, so daſs sie die auf- und niedergehende, nicht aber die drehende Bewegung mitmachen. Durch die Kupferrohre C stehen die hydraulischen Cylinder A mit je einem hydraulischen Accumulator D in Verbindung. Der in diesen vorhandene Druck entspricht dem Maximalwalzendruck, der auf je einem Kolben (in A) ausgeübt werden kann. Ist ein zu walzendes Stück zu stark oder zu hart, so daſs derselbe überschritten werden würde, so tritt Wasser aus A in D über und infolge des Niederganges der Kolben in A wird der normale Druck wieder hergestellt. Nach dem Durchgang des Walzgutes tritt das Wasser wieder in A zurück. Das Auswalzen dünner Bleche aus sogen. Platinen oder vorgewalzten Blechen kann mittels dieser Vorrichtung geschehen, indem beim Beginn die Walzen bis zum Berühren auf einander geschraubt werden. Dieselben heben sich dann bei jedem Stich so weit von einander, daſs stets mit dem Maximaldruck gearbeitet wird. Das Anstellen der Walzen mittels der Schrauben B und des Handrades E in den Zwischenpausen fällt also hierbei fort. Um ein ungleichmäſsiges Heben der beiden Walzenenden zu verhüten, sind die beiden hydraulischen Kolben der Accumulatoren D durch die Hebel R und R1 mit einander verbunden, deren Achsen S mit je zwei Zugstangen T und Bolzen U mit der Fundamentplatte V verbunden sind. Die Rohre C derselben können auch durch das Rohr W mit einander in Verbindung gesetzt werden. Der hydraulische Cylinder A ist in Fig. 6 im Querschnitt dargestellt. Der zweitheilige Ring F dient zur Befestigung desselben an der Schraube B. Der Ring G ist an den Cylinder A angeschraubt und dient zur Begrenzung des Hubes des Kolbens H. Der Lederstulp J wird durch einen Sprengring K gehalten, so daſs im Inneren des Cylinders keine Schrauben zur Anwendung gelangen. Die Einrichtung des hydraulischen Accumulators zeigt Fig. 10. Der hohe Wasserdruck wird in dem kleinen Cylinder D durch den auf den gröſseren Kolben L wirkenden Dampf- oder Luftdruck erzeugt. Um ersteren auch bei wechselnder Dampfspannung stets gleichmäſsig zu erhalten, wird entweder in die Dampfzuleitung ein Druckregulirventil eingeschaltet, so daſs im Cylinder M stets dieselbe Spannung herrscht, oder es werden mehrere Dampfkolben oder mehrere hydraulische Kolben über einander angewendet, welche nach Bedarf in Wirkung versetzt werden. Zur Belastung des Accumulatorkolbens in D kann an Stelle des Dampfkolbens auch eine Feder treten: die Anwendung groſser Gewichtsmassen dagegen wäre ungünstig, weil diese den plötzlichen Uebertritt des Wassers aus A in D behindern würden. Es ist nun noch in Betracht zu ziehen, daſs bei den oben beschriebenen Walzen von Feinblech mit geschlossenen Walzen nach jedem Durchgang die gehobene Walze durch den Rücktritt des Wassers von D nach A mit groſser Geschwindigkeit heruntergetrieben und dadurch einen heftigen Stoſs auf die untere Walze oder auf die Lagerung und die Ständer ausüben würde, wenn erstere nach unten fest auf letztere abgestützt wäre. Hiergegen werden Vorkehrungen getroffen durch Anbringung des Regulirungskörpers (Fig. 7 und 8) an dem Accumulator D (Fig. 10). Durch den Wechsel der Bewegung des Wassers von A nach D und umgekehrt wird der Cylinder N hin- und hergeworfen. Derselbe hat eine mittlere Bohrung O und mehrere äuſsere Bohrungen P. Kommt das Wasser von A nach D, so hat N die durch Fig. 8 dargestellte Stellung eingenommen und sämmtliche Bohrungen sind geöffnet, während umgekehrt nur die mittlere den Durchgang gestattet (Fig. 7) und somit eine zu groſse Beschleunigung des Falles der Oberwalze durch den hydraulischen Druck nicht stattfinden kann. Dieser Regulirungskörper kann auch durch Anwendung einer Lederklappe Q (Fig. 9) hergestellt werden. Die mittlere Oeffnung befindet sich in dem Stift R, während der Boden S eine groſse Zahl Bohrungen enthält. Mg.

Tafeln

Tafel Tafel 27
Tafel 27