Titel: Ueber die Aufbewahrung der Diffusionsrückstände aus Zuckerfabriken.
Fundstelle: Band 247, Jahrgang 1883, S. 123
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Ueber die Aufbewahrung der Diffusionsrückstände aus Zuckerfabriken. Märcker, über Aufbewahrung der Diffusionsrückstände. Mehrere Zuckerfabriken haben auf Veranlassung von M. Märcker (Journal für Landwirthschaft, 1882 S. 413) über den Verlust der Diffusionsrückstände beim Lagern in Erdgruben Versuche angestellt. Die Rückstände hatten vor und nach dem Lagern folgende Zusammensetzung: Fabrik Frische Diffusionsrückstände Dieselben nach dem Einmieten Wasser Trocken-substanz Asche Fett Holzfaser Stickstoff haltigeSubstanz Stickstoff freieExtractstoffe Wasser Trocken-substanz Asche Fett Holzfaser Stickstoff haltigeSubstanz Stickstoff freieExtractstoffe 1 87,57 12,43 0,68 0,07 2,70 1,05 7,93 87,56 12,44 1,12 0,18 3,09 1,18 6,87 2 93,01   6,99 0,31 0,03 1,75 0,63 4,27 93,18   6,82 0,39 0,13 1,73 0,71 3,86 3 89,50 10,50 0,50 0,04 2,43 0,94 6,59 88,81 11,19 0,68 0,05 2,58 1,02 6,86 4 91,66   8,34 0,65 0,04 1,73 0,66 5,26 89,14 10,86 1,68 0,06 2,29 0,94 5,89 5 91,59   8,41 0,54 0,05 1,90 0,67 5,25 91,34   8,66 0,79 0,05 2,07 0,88 4,87 6 91,88   8,12 0,41 0,05 1,77 0,66 5,23 87,83 12,17 1,55 0,13 2,90 1,20 6,40 7 91,97   8,03 0,43 0,04 1,84 0,69 5,03 90,29   9,71 0,61 0,05 2,34 0,95 5,76 8 88,00 12,00 0,67 0,06 2,80 1,04 7,43 88,70 11,30 1,94 0,06 2,34 0,93 6,03 9 87,1 12,9 0,71 0,07 3,03 1,13 7,96 87,06 12,94 1,14 0,14 3,38 1,27 7,01 Mittel 90,25   9,75 0,54 0,05 2,22 0,83 6,10 89,32 10,68 1,10 0,09 2,52 1,01 5,95 10 Preſsrückstände von Atzendorf frisch und gesäuert: 73,02 26,98 2,17 0,25 5,36 1,87 17,33 76,38 23,62 2,93 0,28 4,46 1,37 14,58 Durch Wägung der Rückstände beim Einmieten und Herausheben aus der Grube und an der Hand obiger Analysen wurden folgende procentische Verluste festgestellt: Fabrik Dauer derEinmietung WasserhaltigeSubstanz Aschen freieTrocken-substanz Fett Holzfaser StickstoffhaltigeSubstanz StickstofffreieExtractstoffe   1) Zingst  2) Kojetein  3) Schafsee  4) Hedersleben I  5)         „          II  6)         „         III  7)         „         IV  8) Bielen  9) Körbisdorf10) Atzendorf 13 Monate  9     „  3     „  4 ⅓ „  –     „  –     „  –     „  8 ⅔   8     „  6     „ 20,444,218,055,245,447,562,123,519,317,7 23,046,613,845,745,527,754,636,521,832,7 + 105,7+ 140,0–     1,6–   32,7–   44,4+   26,2–   52,8–   23,6+   60,0–     8,0   8,945,012,939,840,614,051,836,110,031,6 10,837,110,935,228,2  4,537,531,6  9,139,7 31,149,614,649,149,435,656,532,528,530,8 Mittel 35,3 34,8 +   16,9 29,6 24,5 37,8 An diesem 13,8 bis 54,6 Procent der Trockensubstanz betragendem Verlust während des Einmietens sind demnach namentlich die Stickstoff freien Extractstoffe betheiligt, aber auch die Stickstoff haltigen Bestandtheile erleiden erhebliche Verluste. Die bisherige Annahme, daſs die in heiſsen Säuren und Alkalien unlösliche Holzfaser gegen diese Zersetzungen geschützt seien, hat sich nicht bestätigt; man wird daher künftig bei Feststellung der Verluste eines Futtermittels durch Beregnen, Aufbewahren, Einsäuern u. dgl. nicht mehr von der Rohfaser, als von einem der Zersetzung und Lösung nicht unterworfenem Stoffe, ausgehen dürfen. Als Ursache dieser Verluste sind einerseits Gährungsprozesse, denen die in den Rückständen enthaltenen Kohlehydrate unterliegen, andererseits aber Oxydationsvorgänge anzusehen, durch welche die organische Substanz in Kohlensäure übergeführt und verflüchtigt wird. Durch Abflieſsen einer an Nährstoff reichen Flüssigkeit aus den mit an Wasser reichen Diffusionsrückständen gefüllten Mieten oder durch Eindringen solcher Flüssigkeiten in das poröse Erdreich der Schnitzelgruppen finden nach angestellten Versuchen erhebliche Verluste der Diffusionsrückstände nicht statt. Die Verluste beim Lagern sind um so gröſser, je poröser das Material der Mieten und je weniger dicht die Bedeckung derselben ist: eingemietete Diffusionsrückstände hatten z.B. folgende Zusammensetzung: In poröser Erde8 Monate einge-mietet In poröser Erde20 Monate einge-mietet In dicht gemauer-ter Grube 7 Mo-nate eingemietet Wasser 84,26 84,40 87,04 Trockensubstanz 15,74 15,60 12,96 Asche   1,30   1,22   0,85 Fett   0,30   0,14   0,12 Rohfaser   3,95   4,29   2,93 Sticktsoff haltige Stoffe   1,54   1,56   1,21 Stickstoff freie Extractstoffe   8,65   8,39   7,85 Dem entsprechend verloren auch mit Strohhäcksel und Spreu eingemietete Rückstände durch das Lagern mehr als die reinen Diffusionsrückstände. Versuche, durch Zusatz von Kochsalz u. dgl. Conservirungsmittel eine bessere Haltbarkeit der Diffusionsrückstände zu erreichen, gaben unbefriedigende Resultate. Im Betriebsjahr 1880/81 sind durch die Zuckerfabriken des deutschen Reiches etwa 3000000t gepreſster Schnitzel producirt, so daſs, wenn 25 Proc. ohne Verluste verfüttert sind, 2250000t übrig bleiben, welche einem durchschnittlichen Verlust von ⅓ ihrer Trockensubstanz ausgesetzt sind. Nimmt man nun für 100k gepreſste Diffusionsrückstände den üblichen Werth von 60 Pf. an, so würde sich der Verlust, welcher bei der Einmietung entsteht, jährlich auf 4500000 M. belaufen. Zur Vermeidung dieser groſsen Verluste ist es gerathen, während der Betriebszeit der Zuckerfabriken die Diffusionsrückstände möglichst im frischen Zustande zu verfüttern, den Rest aber zu trocknen. Durch Fütterungsversuche ist erwiesen, daſs die getrockneten Diffusionsrückstände ein vollkommen gesundes Futtermaterial darstellen, welches von den Thieren gern aufgenommen wird und seiner Wirkung nach als Kraftfuttermittel anzusehen ist, so daſs ein Theil der jetzt üblichen Kraftfuttermittel durch getrocknete Diffusionsrückstände ersetzt werden kann. Durch die bisher verfütterten Wasser reichen Diffusionsrückstände werden die Thiere zu einem übermäſsig groſsen Wassergenuſs gezwungen, für dessen Bewältigung im Thierkörper wesentliche Nährstoffmengen, ohne Nutzen für die Production, geopfert werden müssen. Bei einem Fütterungsversuch mit Schafen betrug diese Mehraufnahme von Wasser 36,2 Procent des Wasserverbrauches gegen die Trockenfütterung. Zur Bewältigung (Erwärmung auf Körpertemperatur und Ausathmung) dieser Mengen würden 20,2 Proc. der in der Nahrung vorhandenen verdaulichen Kohlehydrate erforderlich gewesen sein. Das Austrocknen der Diffusionsrückstände hat daher auch noch den Vortheil, den Thierkörper von einem übermäſsigen, der Production schädlichen Wassergenuſs zu entlasten. Zwei Proben I und II getrockneter Diffusionsrückstände hatten folgende Zusammensetzung, während nach der Berechnung auf frische Diffusionsschnitzel für 88 Proc. Trockensubstanzgehalt sich die unter III angegebene Zusammensetzung ergeben würde: I II III Feuchtigkeit 11,66 8,75 12,00 Proteinstoffe 7,87 7,88 7,65 Fett 1,40 1,50 0,43 Holzfaser 20,00 18,43 20,56 Asche 7,14 7,33 5,00 Stickstoff freie Extractstoffe 51,93 56,11 54,36 –––––– –––––– –––––– 100,00 100,00 100,00 Der Futterwerth, welchen man von 5000t Zuckerrüben in Form von eingemieteten und gesäuerten Diffusionsrückständen erhält, beträgt 8202,60 M., während durch das Trocknen ein Futterwerth von 18400 M. gewonnen werden könnte. Das Trocknen würde demnach eine Werthvermehrung von 10197,40 M. für 5000t Rüben im Gefolge haben, oder man könnte bis 51 Pf. für das Trocknen von 100k Diffusionsrückstände ausgeben. Diese Zahl entspricht gleichzeitig der Werthvermehrung gepreſster frischer Diffusionsrückstände durch das Trocknungsverfahren. Wäre es nun möglich, die Trocknung von 100k Rückstände mit einem Aufwande von 16 Pf. zu bewerkstelligen, wie dies in Aussicht gestellt wird, so bliebe für 5000t Rüben immerhin noch ein Gewinn von 7983,40 M. übrig, welcher wahrlich groſs genug ist, um das Trocknungsverfahren der eingehendsten Prüfung auf seine praktische Durchführbarkeit zu unterwerfen.