Titel: | Neuere Theerfarbstoffe. (Patentklasse 22.) |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 130 |
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Neuere Theerfarbstoffe. (Patentklasse 22.)
Neuere Theerfarbstoffe.
Die aromatischen Abkömmlinge des Methans untersuchte R. Meldola (Chemical News,
1882 Bd. 45 S. 127). Der durch Einwirkung von Benzylchlorid auf Diphenylamin und
nachfolgender Oxydation mittels Arsensäure erhaltene grüne Farbstoff, das Viridin (vgl. 1881 242 60),
ist das Hydrochlorid der neuen Base C6H5HO.C(C6H4NHC6H5)2. Dieses
Diphenylamingrün wird durch dieselbe Reaction erhalten wie das Malachitgrün (vgl.
1879 233 166. 1880 237 155);
es ist daher als Diphenyldiamidotriphenylcarbinol zu bezeichnen und kann
vorteilhafter mittels Benzotrichlorid erhalten werden.
Die Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf
Binitroanthrachinon behandeln C. Liebermann
und A. Hagen in den Berichten
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1882 S. 1800. Binitroanthrachinon
wird mit etwa dem 15fachen Gewichte Schwefelsäure rasch auf etwa 200° erhitzt. Die
erkaltete Mischung liefert, in Wasser gegossen, einen braunrothen Niederschlag,
welcher sich in Alkalien mit prachtvoll violetter Farbe löst. Die durch Säure
gefällte und gut ausgewaschene Substanz wird mit Barytwasser ausgekocht; die Lösung
scheidet auf Zusatz von Säure den Farbstoff ab, welcher beim Behandeln mit
kaltem Barytwasser sich theils löst, theils als Barytsalz ungelöst zurückbleibt. Der
Farbstoff, aus dem in der Kälte löslichen Barytsalz mit Säure gefällt und aus
Alkohol unkrystallisirt, bildet dunkelgrün kantharidenglänzende, sehr kleine
Nadeln.
Der in heiſsem Barytwasser lösliche Farbstoff unterscheidet sich wenig von dem schon
in der Kälte löslichen; er färbt Beizen fast nicht an, Seide dagegen schön roth. Die
Zusammensetzung desselben entspricht der Formel C28H18N2O7. Weitere Versuche ergaben, daſs dieser
aus Dinitroanthrachinon durch concentrirte Schwefelsäure erhaltene Farbstoff als ein
Amid des Erytrooxyanthrachinons und des Purpuroxanthins anzusehen ist. Dieses
Ergebniſs läſst sich auch mit der aus den Analysen abgeleiteten Formel C28H18N2O7 sehr gut
vereinigen, wenn man annimmt, daſs ein Gemisch von Amidomonoerythrooxyanthrachinon
und Amidopurpuroxanthin zu gleichen Molecülen vorliegt, da C14H9NO3 + C14H9NO4 = C28H18N2O7.
Die Reaction bei der Umwandlung des Dinitroanthrachinons durch concentrirte
Schwefelsäure beginnt bei 200° durch eine Oxydationswirkung der Schwefelsäure, da
diese dabei nicht unbedeutende Mengen Schwefligsäure entwickelt. Bei dieser
Oxydation ist wahrscheinlich auch schon der Sauerstoff der Nitrogruppen mit
betheiligt. Der Oxydation unterliegt der die Nitrogruppen enthaltende Theil des
Anthracenkernes, was daraus ersichtlich ist, daſs ein Theil der Substanz zu
Phtalsäure oxydirt wird, deren Anhydrid man während der Reaction im Kolbenhalse
auftreten sieht und die man in gröſserer Menge aus den schwefelsauren Mutterlaugen
isoliren kann. Für die Ausübung einer oxydirenden Wirkung befinden sich die
Nitrogruppen des Dinitroanthrachinons bei dieser Reaction ganz in der Lage
derjenigen des Nitrobenzols in der bekannten Chinolinsynthese; ihre oxydirende
Wirkung geht hier höchst wahrscheinlich dahin, Hydroxyle in das Anthrachinon
einzuführen. Hierdurch und durch die Wirkung der nascirenden Schwefligsäure gehen
die Nitrogruppen allmählich in Amidogruppen über. Daher läſst sich der Prozeſs der
Farbstoffbildung schon bei 180° ausführen und wesentlich beschleunigen, wenn man in
die Mischung Schwefligsäureanhydrid leitet, oder kleine Stückchen Zink einträgt.
Aber auch die Amidogruppen werden von der Schwefelsaure zum Theil ausgetrieben und
durch Hydroxyl ersetzt. Durch alle diese neben einander wirkenden Reactionen wird
schlieſslich ein Gemisch verschiedener Stoffe erzeugt, von denen die beschriebenen
in überwiegender Menge entstehen, oder am besten faſsbar sind.
Die Bedingungen der Rosanilinbildung untersuchten A. Rogenstiehl und Gerber
(Comptes rendus, 1882 Bd. 94 S. 1319. Bd. 95 S.
238). Von der Annahme ausgehend, daſs die Rosaniline als tertiäre aromatische
Amidalkohole anzusehen seien, welche die ersten Glieder einer homologen Reihe
bilden, wurden die reinen Basen mit Arsensäure oxydirt. Ein Gemenge von Anilin und
Paratoluidin gab das bekannte Rosanilin, das Gemenge von 1 Mol. α-Metaxylidin und 2 Mol. Anilin gab ein ebenfalls 20 Atome Kohlenstoff
enthaltendes, dem vorigen gleiches Rosanilin.
Das den gröſsten Theil des durch Oxydation von 2 Mol. Ortho- und 1 Mol. Paratoluidin
erhaltenen Toluolroth bildende Rosanilin ist nur schwierig rein zu erhalten,
leichter das entsprechende Leukanilin, welches identisch ist mit dem aus
Paranitrobenzaldehyd mit 2 Mol. Orthotoluidinchlorhydrat und Chlorzink durch
nachfolgende Reduction mit Zinn und Salzsäure erhaltenen. Das im Toluolroth
enthaltene Rosanilin enthält 21 Atome Kohlenstoff und ist demnach das dritte Glied
der homologen Reihe. Ein isomeres desselben wurde durch Einwirkung von Arsensäure
auf ein Gemenge von Mesidin (Amidotrimethylbenzin) und Anilin erhalten.
Ein fünftes Rosanilin erhält man durch Oxydation von 1 Molecül α-Metaxylidin in
Gegenwart von 2 Mol. Orthotoluidin; der entsprechende Kohlenwasserstoff, das
Trikresylmethan, C22H22, schmilzt bei 73° und siedet bei 377°. Ein sechstes Rosanilin erhält
man durch Oxydation von α-Metaxylidin in Gegenwart von
2 Mol. γ-Metaxylidin; es enthält wahrscheinlich 24
Atome Kohlenstoff.
Paratoluidin, α-Metaxylidin und Mesidin liefern beim
Erhitzen mit Arsensäure für sich allein oder zu je zwei zusammen erst dann rothe
Farbstoffe, wenn sie mit Anilin, Orthotoluidin oder γ-Metaxylidin gemischt werden. Auch diese Basen geben unter sich mit
Arsensäure erhitzt kein Fuchsin. Metatoluidin und das symmetrische Xylidin geben
weder für sich, noch mit einer der übrigen genannten Basen gemischt Fuchsin.
Nach Untersuchungen von E. Nölting (Bulletin de la Société chimique, 1882 Bd. 37 S. 390)
über die Abkömmlinge des Rosanilins tauschen die
Haloidverbindungen der aromatischen Reihe ihr Halogen nur dann leicht aus, wenn das
aromatische Radical gleichzeitig die Nitrogruppe enthält. Monochlorbenzol, C6H5Cl wird z.B. von
Ammoniak nicht angegriffen, Chlordinitrobenzol, C6H3(NO2)2Cl, gibt dagegen leicht Dinitronilin,
C6H3(NO2)2NH2. Auch auf Rosanilin wirken die aromatischen
Chlorverbindungen nicht ein; die Nitroverbindungen geben jedoch damit
Substitutionsproducte, welche als Farbstoffe jedoch zu theuer sind.
Erhitzt man 1 Mol. Rosanilin mit 1 Mol. Chlordinitrobenzol und Essigsäure 5 bis 6
Stunden lang auf 180 bis 200°, kocht die Masse mit angesäuertem Wasser aus,
filtrirt, trocknet und wäscht mit Benzin aus, so erhält man das Chlorhydrat der
neuen Farbbase, welche durch Natronlauge abgeschieden werden kann. In mit Essigsäure
versetztem Wasser gelöst, kann sie direkt zum Färben benutzt werden und gibt dann
auf Seide granatrothe bis kastanienbraune Töne, welche gegen Licht und Säuren
beständig sind. Der Farbstoff ist als Dinitrophenylrosanilin, C20H18.C6H3(NO2)2N3.H2O, anzusehen, dessen Bildung durch folgende
Gleichung ausgedrückt wird:
C20H19N3.H2O +
C6H3Cl(NO2)2 = C20H18.C6H3(NO2)2N3.HCl + H2O.
Ueber die Einwirkung der Schwefelsäure auf
Protokatechusäure berichten E. Nölting und R. Bourcart im Bulletin de la
Société chimique, 1882 Bd. 37 S. 394. Verfasser erhielten beim Erhitzen von
1 Th. Protekatechusäure, 2 Th. Benzoesäure mit 50 Th. Schwefelsäure auf 140° einen
Farbstoff, welcher gebeizte Baumwolle fast ebenso färbt wie Alizarin. Durch Erhitzen
von Protokatechusäure mit Schwefelsäure ohne Benzoesäure wurde anscheinend derselbe
Farbstoff erhalten; die Ausbeute betrug jedoch nur 0,5 Procent der verwendeten
Protokatechusäure.
Ein Verfahren zur Darstellung gelber, rother und violetter
Farbstoffe durch Einwirkung der Diazoverbindungen des Amidoazobenzols und der
Homologen, sowie der Sulfosäuren derselben auf Phenole, Naphtole und
Dioxynaphtalin und deren Sulfosäuren hat R. Krügener in
Höchst (D. R. P. Nr. 16482 vom 14.
November 1879) angegeben. Um einen der reinen Cochenille im Ton fast
gleichkommenden rothen Farbstoff herzustellen, welcher mit Ponceau 3 R bezeichnet werden soll, werden 50k schwefelsaures Amidoazobenzol oder 47k
der salzsauren Verbindung in 230k rauchende
Schwefelsäure von 14 Proc. Anhydridgehalt unter Abkühlung langsam eingetragen, dann
allmählich auf 60 bis 70° erwärmt, bis eine Probe sich klar in Wasser löst. Aus dem
Natriumsalz der sich so gebildeten Disulfosäure des Amidoazobenzols wird in
salzsaurer Lösung mit Natriumnitrit die Diazoazobenzoldisulfosäure dargestellt.
Andererseits löst man 29k
β-Naphthol mit 16k
Aetznatron in so viel Wasser, daſs beim Erkalten Alles gelöst bleibt, kühlt darauf
stark ab (3 bis 5°) und läſst nun die Diazoazobenzoldisulfosäure langsam unter
Umrühren zuflieſsen. Der sofort gebildete Farbstoff wird ausgesalzen, filtrirt,
gepreſst und durch Umlösen gereinigt.
Die Homologen des Amidoazobenzols geben ebenfalls schöne, orange-rothe und rothe
Farbstoffe. Das β-Naphtol kann hierbei auch durch α-Naphtol, Phenol oder durch Dioxynaphtalin ersetzt
werden. Auch das Amidoazonaphtalin gibt mit α- und β-Naphtol, mit Phenol und Dioxynaphtalin einen schön
rothen Farbstoff. Die Phenole können durch deren Mono- oder Disulfosäuren ersetzt
werden. Ferner kann man gemischte Amidoazoverbindungen verwenden: z.B. wird Anilin
mit der genau berechneten Menge von salpetrigsaurem Natrium und Salzsäure in
Diazobenzolchlorid übergeführt; die Lösung dieses Chlorides wird der genau
berechneten Menge von Xylidin zugemischt, wodurch sich das Diazobenzolamidoxylol
bildet, welches durch Einwirkung von salzsaurem Xylidin in die isomere
Amidoazoverbindung verwandelt wird.
Die Herstellung der Sulfosäuren der gemischten Amidoazoverbindungen geschieht
derjenigen der Disulfosäure des Amidoazobenzols entsprechend. Soll Monosulfosäure
hergestellt werden, so nimmt man so viel rauchende, 14 Proc. Anhydrid haltende
Schwefelsäure, daſs der Anhydridgehalt in derselben einem Molecül der gemischten
Amidoazoverbindung entspricht, und zur Darstellung der Disulfosäure entsprechend 2
Mol. Anhydrid. Die Mono-
und Disulfosäuren der gemischten Amidoazoverbindungen geben, mit salpetrigsaurem
Natron und Salzsäure diazotirt, Diazoazoverbindungen, welche mit Naphtolen,
Dioxynaphtalinen und Phenol gelbe, rothe, violette und blau violette Farbstoffe
geben. Die Diazoverbindungen der gemischten Amidoazoverbindungen geben mit den Mono-
und Disulfosäuren der Naphtole, der Dioxynaphtaline und des Phenols ebenfalls
Farbstoffe, welche im Ton röther oder bläulicher sind als die vorgenannten. Aus der
von Fr. Greiſsler (vgl. 1879 234 422) dargestellten Monosulfosäure des Amidoazobenzols und der
Homologen erhält man durch Diazotiren derselben, wozu man das als „Echtgelb“ käufliche Natronsalz verwendet, und Einwirkenlassen auf
α- und β-Naphtol,
Phenol und Dioxynaphtalin rothe und violette Farbstoffe; am schönsten ist der mit
β-Naphtol erhaltene Farbstoff.
Fr.
Gräſsler in Cannstatt (D. R. P. Nr. 16483 vom 3. December 1879) hat dieses
Verfahren dahin verbessert, daſs amidoazobenzolsulfosaures Natrium diazotirt wird,
worauf man die Diazoazobenzolsulfosäure auf Resorcin oder Orcin wirken läſst und den
entstandenen Farbstoff aussalzt. Aus salzsaurem Amidoazobenzol wird in gleicher
Weise salzsaures Diazoazobenzol dargestellt, welches mit Phenolen, namentlich α- und β-Naphtol,
Resorcin, Orcin, Dioxynaphtalin unlösliche Farbstoffe liefert. Durch Sulfurirung
ergeben diese lösliche Producte. Die erwähnten Benzolverbindungen können durch
Homologe ersetzt werden.
Zur Herstellung von Paranitroverbindungen aus den durch
Oxydation der Condensationsproducte von Benzaldehyd mit den primären, secundären
und tertiären aromatischen Monaminen erhaltenen Farbstoffen wird nach Bindschedler und Busch in
Basel (D. R. P. Nr. 16105 vom 20.
April 1881) die Nitrirung so ausgeführt, daſs man das einfach
salpetersaure Salz in concentrirte Schwefelsäure einträgt, oder die Farbstoffbase in
Schwefelsäure löst und ein Nitrat zusetzt, oder aber in diese Schwefelsäurelösung
ein Gemisch von Salpetersäure und Schwefelsäure einflieſsen läſst. Man kann so z.B.
aus Diamidotriphenylcarbinol diejenige Nitroverbindung erzeugen, aus welcher sich
Pararosanilin herstellen läſst.
Nach Angabe Bindschedler und Busch's (D. R. P. Nr. 17082 vom 15. April 1881) wird zur Herstellung von Paranitroverbindungen der durch Condensation
von Benzaldehyd mit aromatischen Monaminen entstehenden Leukobasen das
einfach salpetersaure Salz der Leukobasen in concentrirte Schwefelsäure eingetragen,
oder die in Schwefelsäure gelöste Leukobase wird mit Salpetersäure bezieh. einem
Nitrate behandelt; statt dessen kann auch ein Gemisch von Salpetersäure und
Schwefelsäure verwendet werden. Die erhaltenen Nitro Verbindungen geben durch
Reduction und Oxydation Rosanilinfarbstoffe.
Nach Ph.
Greiff in Frankfurt a. M. (D. R. P. Zusatz Nr. 19304 vom 3. Februar 1882) läſst man
zur Herstellung von Farbstoffen der Rosanilingruppe auf
Anilin und Toluidin oder deren Salze Nitrotoluol, welches in der Seitenkette einfach oder
mehrfach chlorirt oder bromirt ist, oder die von diesen Chloriden sich ableitenden
Alkohole oder Aether einwirken bei Gegenwart von Sauerstoff übertragenden Stoffen,
wie Eisen, dessen Oxyde oder Salze.
Darstellung eines blauen Farbstoffes. Die als Indulin,
Nigrosin, Bleu-Coupier bezeichneten Farbstoffe sind die
Salze (spritlöslich) oder Sulfosäuren (wasserlöslich) einer Base, für welche von Hofmann die Formel C18Hl5N3
festgestellt ist, sowie von deren Homologen. Dieselbe kann in verschiedener Weise
hergestellt werden; doch ist nach E. Thomas und O. N.
Witt in Mülhausen, Elsaſs (D. R. P. Nr. 17340 vom 20. April 1881) das Erhitzen von
Amidoazobenzol mit salzsaurem Anilin vorzuziehen. Das Amidoazobenzol wird durch
moleculare Umlagerung des Diazoamidobenzols ausgeführt, unter Verwendung von Anilin
als Lösungsmittel und wird in Folge dessen eine fast theoretische Ausbeute an
Amidoazobenzol erzielt. Für vorliegenden Zweck wird dasselbe nicht von dem
angewendeten Lösungsmittel getrennt, sondern die Mischung durch Erhitzen unter
Ammoniakabspaltung in Indulin übergeführt.
Das Indulin geht nun in einen werthvollen Farbstoff über, wenn man es in Gegenwart
von Anilin nochmals mit Anilinsalzen behandelt. Zu diesem Zweck erhitzt man in einem
emaillirten guſseisernen Kessel 100k salzsaures
Indulin (Azodiphenylblau) mit 45k salzsaurem
Anilin und 200k Anilin 24 Stunden lang auf 160 bis
170°. Die abgekühlte dickflüssige Schmelze wird mit 500l Alkohol vermischt. Es scheiden sich feine messingfarbene Krystalle des
neuen Farbstoffes ab, welche durch Filtration gesammelt, durch Waschen mit Alkohol
gereinigt und getrocknet werden.
Um die Bildung des Indulins und seine Umwandlung in einer und derselben Operation zu
bewerkstelligen, mischt man in einem emaillirten Kessel 100k Diazoamidobenzol mit 130k salzsaurem Anilin und 300k reinem Anilin, bewirkt die moleculare Umlagerung
der Diazoamidoverbindung durch 24 stündiges Stehen oder in kürzerer Zeit durch
Erwärmen auf 40 bis 50° und erhitzt alsdann während 4 bis 5 Stunden auf 110°. Die
Schmelze ist nun tiefviolett und enthält nur noch Spuren von Amidoazobenzol. Es ist
vorteilhaft, aber nicht unbedingt nöthig, nun noch 65k salzsaures Anilin zuzusetzen und dann 24 Stunden lang auf 160 bis 170°
zu erhitzen. Das so erhaltene Blau wird dann durch Erhitzen mit 3 Th. Schwefelsäure
von 1,840 sp. G. auf 110° während 6 Stunden in Sulfosäure übergeführt und diese in
bekannter Weise in das Natriumsalz verwandelt; letzteres bildet das
Handelsproduct.
Dieser neue Farbstoff, C36H27N5HCl, Indulin 6
B genannt, welcher aus dem Indulin unter Ammoniakspaltung entstanden ist,
unterscheidet sich von dem bekannten Farbstoff durch seine völlige Unlöslichkeit in
Alkohol und seinen rein grünblauen, auch bei künstlichem Licht beständigen Ton.
Zur Herstellung von Farbstoffen durch Einwirkung von
Nitrosoverbindungen oder Chlorchinonimiden auf aromatische Monaminen wird
nach O. N.
Witt in Mülhausen, Elsaſs (D. R. P. Nr. 19224 vom 18. Februar 1882) 1 Mol. eines
aromatischen Monamins – besonders einer secundären oder tertiären Base – in heiſser
eisessigsaurer Lösung mit 1 Mol. salpetersaurem Nitrosodimethylanilin versetzt. Der
als Acetat in Lösung befindliche Farbstoff wird durch Zusatz von Salzsäure in das
Chlorhydrat verwandelt, welches dann durch Zusatz von mehr Salzsäure als Kochsalz
gefällt wird. Dimethylanilin und ähnliche Basen liefern violette, Diphenilamin und
Homologe blaue bis grüne, die Naphtylamine und Homologe sowie die Naphtylphenylamine
rothe bis violette Farbstoffe.
Zur Herstellung von Farbstoffen durch Einwirkung von
salzsaurem Nitrosodimethylanilin auf Tannin, Gerbsäuren oder Gallussäure
wird nach H. Köchlin in Lörrach (D. R. P. Nr. 19580 vom 17. December 1881) 1 Th. salzsaures
Nitrosodimethylanilin mit 2 Th. Tannin in 10 Th. Wasser gelöst. Nimmt die
Farbbildung nicht mehr zu, so gieſst man die Masse in viel Wasser und fallt den
gebildeten Farbstoff durch Kochsalz. Andere Gerbsäuren, Gallussäure und andere
aromatische Oxysäuren liefern nach diesem Verfahren ähnliche Farbstoffe. Sie lösen
sich in Alkalien mit roth- bis blau violetter, in verdünnten Mineralsäuren mit
fuchsinrother Farbe und geben mit Thonerde oder Zinnbeize violette Töne.
E.
Jacobsen in Berlin (D. R. P. Nr. 19306 vom 14. Februar 1882) beschreibt ein
Verfahren zur Darstellung von rothen und violetten
Farbstoffen durch Einwirkung von Benzotrichlorid auf Pyridin und
Chinolinbasen. Danach wird die durch längeres Erwärmen gleicher Volumen von
Chinolin und Benzotrichlorid auf 130° erhaltene Masse nach Entfernung
unan-gegriffener Base durch kaltes Wasser mit siedendem Wasser ausgezogen und aus
der Lösung durch Alkali die dunkelrothe Farbbase gefällt. Dieselbe ist unlöslich in
Aether, wenig in Wasser, leicht löslich in Alkohol.
Die Lösungen der Base wie die der Salze sind violettroth mit stark rothgelber
Fluorescenz, welche auch auf der damit gefärbten Wolle und Seide sichtbar ist. Das
Chinolin läſst sich durch seine Homologen sowie durch Pyridin und dessen Homologe
ersetzen.
(Schluſs folgt.)