Titel: | Neuerungen in der Herstellung von Thon-, Kohlen- und Cementziegeln. |
Autor: | H. F. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 158 |
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Neuerungen in der Herstellung von Thon-, Kohlen-
und Cementziegeln.
Patentklasse 80. Mit Abbildungen.
Ueber Herstellung von Thon-, Kohlen- und Cementziegeln.
Bei den Ziegelmaschinen der Reading Iron Works Company in Reading erfolgt das Kneten des Thones
zunächst in einem gewöhnlichen senkrechten Thonschneider; derselbe bildet einen
wagrecht austretenden Thonstrang, welcher, über Rollen hinweg geschoben, zwischen
zwei über einander gelagerte Walzen gelangt, die den Thon wiederholt kneten und
denselben durch das formende Mundstück drücken. Der endgültig gestaltete Thonstrang
bewegt sich in gewöhnlicher Weise über Rollen dem Abschneidetische zu, muſs aber –
kurze Zeit nach Verlassen des Mundstückes – einen Rahmen durchschreiten, in welchem
zur Längstheilung bestimmte vertikale Drähte senkrecht ausgespannt sind. Die
Querschneidevorrichtung entspricht den Anforderungen, welche man in Deutschland zu
stellen gewöhnt ist, nicht.
Bemerkenswerth ist noch, daſs das groſse Walzenpaar mittels Reibungskupplung vor
Brüchen geschützt ist und die Maschine auf Spurrädern läuft, um sie bequem an jeden
beliebigen Ort der Ziegelei schaffen zu können. (Nach Engineering, 1882 Bd. 35 * S. 31.)
Bolze's zerlegbares Mundstück
für Ziegelmaschinen (* D. R. P. Nr. 15505 vom 3. Februar 1881), welches
inwendig in bekannter Weise behufs Netzens mit schuppenförmig über einander
liegenden Ringen versehen ist, kann quer zur Bewegungsrichtung des Thonstranges in
so viele einzelne Theile zerlegt werden, wie Schuppen vorhanden sind. Hierdurch soll
ein bequemes Reinigen der zwischen den Schuppen befindlichen Spalte und der
zugehörigen Wasserkanäle erreicht, sowie ein Auswechseln irgend einer Schuppe
erleichtert werden.
Fig. 1., Bd. 247, S. 159
Fig. 2., Bd. 247, S. 159
Last's Schneidetisch für
Biberschwänze (* D. R. P. Nr. 18419 vom 12. Oktober 1881). Der Querschnitt
des auf gewöhnliche Weise geformten Thonstranges entspricht der Breite und Dicke der
Platte und der Höhe und Breite der vorspringenden Nase a (Textfigur 1). Es liegt sonach die
Aufgabe vor – auſser dem Quertrennen des Stranges –, die Rippe, deren Theil a die Nase bilden soll, bis auf die Ebene des
Biberschwanzes durchzuschneiden und alsdann das Stück a1 (Fig. 2)
der Rippe in der genannten Ebene abzulösen. Hierzu dienen die beiden Drähte A und B, welche in
gemeinschaftlichem Rahmen gespannt sind. Durch Niedersenken des Rahmens schneidet
B den ganzen Thonstrang, A aber nur die Rippe quer ab; die Drähte bleiben in der gezeichneten Lage,
so daſs beim Vorwärtsschreiten des Thonstranges die Abtrennung des Rippentheiles a1 erfolgt. Ist der
Thonstrang um die entsprechende Lange vorgeschoben, so wird der Schneidrahmen rasch
emporgehoben, so daſs der Draht B den gesammten
Thonstrang quer abschneidet. Während nun an dieser Stelle das alte Spiel aufs Neue
beginnt, schiebt man den abgeschnittenen Biberschwanz auf den beweglichen Tisch,
welcher zum Rundschneiden des unteren Randes dient. Der Biberschwanz wird mit dem
Nasenende gegen eine senkrechte Platte geschoben; das entgegengesetzte Ende kommt
alsdann über einen um seinen senkrechten festen Zapfen drehbaren Arm zu liegen,
welcher mit einer Nadel versehen ist; indem man den Arm entsprechend bewegt,
schneidet die Nadel den Ziegel bogenförmig ab.
Zwei neue Kohlenziegelpressen von G. J. P.
Couffinhal in St. Etienne (* D. R. P. Nr. 15239 vom 10. Februar 1881) bezieh. von J. A.
Yeadon in Leeds (* D. R. P. Nr. 17793 vom 17. Mai 1881) verfolgen im
Wesentlichen dasselbe Ziel; es soll durch gleichmäſsiges Bewegen beider Formboden
die Platte, in welchen die Formen sich befinden, von Reibungswiderständen, die ihrer
Drehung mehr oder weniger hinderlich sind, entlastet werden.
Couffinhal verwendet eine in wagrechter Ebene drehbare
Formplatte A (Fig. 3),
deren Formen ohne Böden sind. Das Füllen erfolgt auf gewöhnliche Weise; wie
verhindert wird, daſs das eingefüllte Kohlenklein nicht ohne weiteres durch die
Form fällt, ist aus der Patentschrift nicht ersichtlich. Nach entsprechender Drehung
der Formplatte gelangt die gefüllte Form zwischen die beiden Preſskolben G und H. Sie sind mit dem
Hebelwerk B bis E
verbunden, welches bei B sich um einen festen Bolzen
dreht, bei E aber mit einer Lenkstange versehen ist,
die durch einen Krummzapfen bewegt wird.
Fig. 3., Bd. 247, S. 160
Der Vorgang des Pressens ist leicht übersichtlich. Nachdem nunmehr der gepreſste
Kohlenziegel mit dem Formtisch A um 180° weiter gedreht
ist, gelangt er unter den Kolben F, welcher auch mit dem Hebelwerk B bis E verbunden ist und
wegen seines gröſseren Hubes den Ziegel nach unten aus der Form zu schieben vermag.
Um den Druck in der eigentlichen Presse nicht zu groſs werden zu lassen, ist die an
E fassende Lenkstange mit einem Gummibuffer
versehen. Die Drehung des Tisches erfolgt durch zwei zu einander parallel liegende
Walzen, in deren Nuthen an der Unterseite der Formplatte angebrachte Rollen greifen;
die Nuthen sind längs eines Theiles jedes Walzenumfanges winkelrecht gegen die
Drehachse der Walzen gerichtet (Stillstand der Formplatte während des Pressens),
längs des Restes aber schraubenförmig (Drehung der Formplatte). Die eine Walze dreht
sich activ, die andere gestattet nur die Drehung; die Walzen sind so gegen einander
einstellbar, daſs jeder todte Gang vermieden werden kann.
Fig. 4., Bd. 247, S. 160
Yeadon verwendet eine in senkrechter Ebene drehbare
Formplatte B (Fig. 4).
Das Füllen der Formen erfolgt an einem Ende des wagrechten Durchmessers der
Formplatte. Dort befindet sich eine senkrechte, mit dem Gestell fest verbundene
Platte, welche die betreffende Formöffnung bedeckt. Ihr gegenüber befindet sich ein
durch Krummzapfen bewegter Kolben, welcher im unteren Ende des Mischgefäſses seine
Bahn hat; er schiebt einen bestimmten Raumtheil des mit dem Bindemittel gemischten
Kohlenkleins in die Form und verdichtet es in dem Maſse, daſs – nach Rückgang des
Kolbens – während der Drehung der Formplatte nichts herausfällt. Nach einer halben
Umdrehung des Formtisches gelangt die Form C zwischen
die beiden Kolben H, welche durch die Hebel L, die Zugstangen K und
die Doppelkurbel I zusammengedrückt werden, indem die
unteren Drehpunkte der Hebel L in dem festen Bügel M gelagert sind. Die Stangen h dienen zum Zurückziehen der Kolben H; die
Feder W soll ein Ueberhandnehmen des Druckes
verhindern.
Nach weiterer Drehung des Tisches um 90° tritt die Form vor einen mittels Krummzapfen
bewegten Kolben, welcher den gepreſsten Ziegel ausstöſst. Sowohl das Drehen, als
auch das Festhalten des Tisches vermitteln Sperrklinken.
Wie aus der Beschreibung der beiden Pressen hervorgeht, ist die Reibung, welche die
Drehung des Tisches hemmt, von der Gröſse des beim Pressen verwendeten Druckes
unabhängig; sie dürften deshalb ihrem Zwecke, durch Anwendung sehr starken Druckes
an dem Bindemittel zu sparen, mehr entsprechen als viele andere derartige
Pressen.
W.
Marx in Aachen (* D. R. P. Nr. 15799 vom 9. April 1881) hat eine Handziegelpresse mit
drehbarem Tisch entworfen, welche schwerlich anderen Handziegelpressen gegenüber
sich geltend machen wird. An der Achse des Handhebels, welcher unterhalb des
Formtisches gelagert ist, befindet sich eine Sperrklinke zum Drehen des Tisches
(während der aufwärts gerichteten Bewegung des Hebels) und zwei mit Rollen versehene
Hebel, welche (während des Niedersinkens des Handhebels) die Pressung vollziehen
bezieh. den gepreſsten Ziegel nach oben ausstoſsen.
Brenzinger
und Comp. in Freiburg, Baden (* D. R. P. Nr. 17582 vom 17. Juni 1881) haben eine Neuerung
an Cementsteinpressen patentirt erhalten, welcher kaum
irgend eine Bedeutung beigemessen werden kann. Der oben und unten offene Formrahmen
ist mit dem Boden durch Gelenke verbunden. Nach stattgefundener Preſsung soll man
Formrahmen nebst Boden hervorziehen und erstere durch Drehung um 180° auf den Rücken
bezieh. auf die Ausstoſsvorrichtung legen, welche nach entsprechender Befestigung
des Formrahmens den Ziegel nach oben aushebt.
H. F.