Titel: | Central-Niederdruckdampfheizung; von Bechem und Post in Hagen, Westfalen. |
Autor: | K. H. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 292 |
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Central-Niederdruckdampfheizung; von Bechem und Post in
Hagen, Westfalen.
Mit Abbildungen.
Bechem und Post's Central-Niederdruckdampfheizung.
Die gewöhnliche Central-Dampfheizung erfordert stete Bedienung durch einen
Kesselwärter, wodurch erhebliche Betriebskosten erwachsen. Werden Dämpfe von einer
Spannung gröſser als 0at,5 Ueberdruck verwendet,
so unterliegt der betreffende Dampfkessel der Concessionspflicht. Um diese zu
vermeiden, wendet man Niederdruck-Dampfheizung an und versieht den Dampferzeuger mit
einem offenen Standrohr.
Fig. 1., Bd. 247, S. 292
Durch Verwendung ganz niedrig gespannter Dämpfe, 0at,1 Ueberdruck in gewöhnlichen Fällen, und durch
Anbringung einer selbstthätigen Regulirung haben nun Bechern
und Post in Hagen i. W. eine Central-Niederdruckdampfheizung geschaffen,
welche nur geringe Bedienung erfordert, groſse Brennmaterialersparniſs erzielt und deren Kesselanlage
frei von Concessionspflicht ist, somit der Verwendung des Dampfes zur Gebäudeheizung
gröſsere Verbreitung zu schaffen im Stande ist.
Die Anlage besteht im Wesentlichen aus einem Dampfkessel (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 13773
vom 19. Oktober 1880 und Zusatz * Nr. 19170 vom 2. Februar 1882), der
Dampfzuleitung, den Heizkörpern und der Condensationswasser-Rückleitung, welche
wieder zum Kessel führt. Der Kessel, für den kein besonderes Haus nothwendig ist,
welcher vielmehr im Keller leicht aufgestellt werden kann, besteht, wie aus der Textfigur 1 zu ersehen ist, aus einem Cylinder a mit einem centrisch eingesetzten Füllschacht b, welcher durch den Deckel e luftdicht verschlossen werden kann. Der Rost d ist der bessern Reinigung wegen zum Herunterklappen eingerichtet und mit
pendelnden, sogen. Messerroststäben versehen. Der Schürraum k und die Aschengrube i sind mit einer
gemeinschaftlichen, luftdicht sperrenden Thür l
verschlieſsbar. Die Heizgase umspülen im Feuerrohr c
und dem Zug g den Kessel und ziehen darauf nach dem
Schornstein h ab. Der Kessel ist mit der Einmauerung
f umgeben und mit einem Wasserstandszeiger v und einem selbstthätigen Speiserufer w in Verbindung. Den Vorschriften für Kochkessel
entsprechend ist in den Kessel ein Standrohr u
eingesetzt, welches bei 5m Höhe in das Freie
mündet. Die Luftzuführung unter den Rost geschieht nur durch den Kanal m, welcher durch ein von einem selbstthätigen
Druckregulator bethätigtes Ventil n luftdicht
abgeschlossen werden kann. Der erzeugte Dampf entweicht durch das Hauptdampfrohr x nach dem höchsten Punkt der zu heizenden Räume; von
x zweigen dann die Vertheilungsrohre nach den
Heizkörpern in abnehmenden Dimensionen ab. In das Standrohr u mündet das Condensationswasser-Rückleitungsrohr y. Die Heizkörper sind aus Rippenelementen zusammengeschraubt und haben je
ein Dampfabsperrventil; sie sind zum Zweck der Ventilation mit Kästen (vgl. Bechem * S. 25 d. Bd.) umgeben und bilden so einen
regulirbaren Ventilations-Zimmercalorifer.
Der Druckregulator, welcher die Bedingung der guten Functionirung des Apparates
erfüllt (vgl. 1882 245 * 55), besteht aus einem festen,
vertikalen Rohr s, das mit dem Dampfraum des Kessels
durch das Rohr t verbunden ist, und aus einem zweiten
weiteren Rohre p, welches durch ein Gegengewicht r an dem astatischen Hebel o ausbalancirt ist. Das bewegliche Rohr p ist
so weit mit Quecksilber gefüllt, daſs die untere Oeffnung des festen Rohres s stets unter Quecksilberabschluſs bleibt; an das Rohr
p ist das Tellerventil n angehängt. Der geringste auf die Quecksilberfläche wirkende Dampfdruck
bewirkt ein Sinken von p und damit des Ventiles n, wodurch die Luftzuführung zur Feuerung vermindert,
bei einem bestimmten Dampfdruck ganz abgeschlossen wird. Bei gleichmäſsiger
Dampfentnahme stellt sich das Ventil n auf einen festen
Punkt ein, welcher dem normalen Dampfdruck von 0at,1 Ueberdruck entspricht; bei dem Abstellen eines Theiles der Heizung findet geringere
Dampfentnahme statt, der Dampfdruck steigt, der Regulator bewirkt ein Niedergehen
des Ventiles. Wird dann wieder mehr Dampf gebraucht, so sinkt der Dampfdruck, das
Gegengewicht zieht das Ventil wieder auf, die Feuerung wird lebhafter. Der Regulator
beeinfluſst also bei jeder Aenderung des Dampfverbrauches sofort die Feuerung und
damit den Brennmaterialaufwand; letzterer wird also in direktem Verhältniſs zur
Wärmeentnahme stehen, somit die möglichste Ausnutzung des Brennmaterials
stattfinden. Der Füllcylinder muſs nur innerhalb 24 Stunden einmal mit Kokes gefüllt
werden, wobei auch der Rost zu schüren ist; nach 3 bis 4 Wochen ist Wasser in den
Kessel nachzufüllen; die Asche ist innerhalb 3 Tagen einmal zu entfernen.
Fig. 2., Bd. 247, S. 294
Da bei diesem System die Temperatur der Apparate 105° nicht übersteigt, so ist ein
Verderben der Zimmerluft ausgeschlossen; Ventilation ist leicht mit der Heizung zu
verbinden und letztere selbst kann für jeden Raum regulirt werden; somit wird dieses
Heizverfahren mit Vortheil angewendet werden können.
Bechern und Post haben auch einen combinirten Dampf- und
Dampfwasser-Heizkörper (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 18003 vom 20. November 1881)
construirt, welcher zweckmäſsig erscheint, um vorhandenen Hochdruckdampf benutzen zu
können, jedoch die Nachtheile der Hochdruck-Dampfheizung dabei zu vermeiden,
andererseits auch, um den Apparat unabhängig vom Betriebe der Centralheizung als
Lokalofen verwenden zu können, was den Uebelstand jeder Centralheizung beseitigt,
daſs bei einem Unfall an derselben, besonders am Wärmeentwickler, die ganze Anlage
auſser Betrieb kommt. Wie Fig. 2 zeigt, besteht
dieser Apparat aus einem gewöhnlichen Rippenheizkörper a, welcher aus dem Dampfzuleitungsrohr b mit
Dampf versehen wird; von letzterem zweigt das Rohr c ab
nach dem gewundenen, kupfernen Heizrohr d, welches in
das Condensationswasser-Rückleitungsrohr e mündet. Rohr
e ist mit dem Heizkörper durch ein Rohr f verbunden. Zur Lokalheizung dient im gegebenen Fall der Ofen
l, von dem aus ein gewelltes kupfernes Heizrohr i zum Schornstein führt. Soll mit Hochdruckdampf
schnell angeheizt werden, so wird der Hahn g und das
Ventil h geöffnet; das in a und d befindliche Condensationswasser läuft
ab. Soll mittels durch Dampf erwärmten Wassers geheizt werden, so wird g geschlossen, der Heizkörper a füllt sich allmählich mit Condensationswasser, welches durch das Rohr
d beständig erwärmt wird. Bei verlangter
Lokalheizung wird der Ofen l mit Kohlenziegeln geheizt,
oder es wird in ihm ein Gasbrenner eingesetzt; es tritt dann Heizung durch die
Ofenwände und das durch i erhitzte Condensationswasser
ein. Der Trichter m dient zum etwaigen Füllen des
Heizkörpers mit Wasser. In den beiden ersten Fällen wird der Apparat durch
Schlieſsen des Ventiles h abgestellt.
K. H.