Titel: Transport von Hochofenschlacken mittels Seilbahnen.
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 15
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Transport von Hochofenschlacken mittels Seilbahnen. Mit Abbildungen auf Tafel 3. Bleichert's Transport von Hochofenschlacken. Bei der beträchtlichen Production der heutigen Hochofenwerke an Eisen und dem entsprechend auch an Schlacke, ist die Entfernung dieser letzteren für die Werke ein Gegenstand von höchster Wichtigkeit geworden. Die Schwierigkeit, die Schlacke in dem glühenden Zustande, wie dieselbe den Ofen verläſst, zu transportiren, hat schon seit längerer Zeit Veranlassung gegeben, dieselbe in Wasser abzuschrecken, dadurch zu granuliren und in eine bequemer zu handhabende Form zu bringen. Diese granulirte Schlacke läſst sich dann mittels Schöpfräder, Becherwerke u. dgl. bequem in Transportwagen befördern und mit diesen nach dem Orte des Haldensturzes abfahren. Ganz besonders ist zum Befördern der Schlacke nach weiter gelegenen Halden die Seilbahn geeignet und eine derartige Anlage nach Stahl und Eisen, 1883 S. 547 von Ad. Bleichen und Comp. in Leipzig-Gohlis auf der Eisenhütte Vulkan zu Duisburg-Hochfeld ausgeführt worden. Für jeden der beiden in Betrieb befindlichen Oefen ist eine Granulationseinrichtung vorhanden. Die Schlacke flieſst in einen mit Wasser gefüllten Kasten von 2m,8 Länge, 2m,6 Breite und 3m Tiefe, aus welchem dieselbe granulirt durch ein Becherwerk herausgehoben und in einen Sammelbehälter befördert wird. Das aus dem Kasten ablaufende Wasser flieſst durch 2 Schlammsammler ab. Das unter einem Winkel von 72° aufgestellte Becherwerk besitzt aus durchbrochenen Stahlblechen hergestellte Kästen von 65cm Länge, 40cm Breite und 37cm Tiefe, deren jeder 60l granulirter Schlacke faſst. Die Rückwände dieser Kästen, gegen welche die Schlacke direkt anflieſst, sind mittels entsprechender Schutzbleche verstärkt und so weit verlängert, daſs sie sich überdecken und keine Schlacke durchfallen lassen. Die Schlackensammelbehälter, von denen für jeden Ofen gleichfalls je einer vorhanden ist, sind cylindrisch, aus Blech zusammengesetzt, 5m im Durchmesser bei 4m,4 Höhe. Die Transportwagen der Seilbahn werden auf den Beladeschienen direkt um den Sammelbehälter herumgeführt und aus 4 Ausfluſsöffnungen beladen, zu welchem Ende der Sammelbehälter in entsprechender Höhe über den Ladebühnen auf Säulen aufgebaut ist. Die beladenen Transportgefäſse werden dann auf einer Seilbahn von gewöhnlicher Anordnung nach dem Orte des Haldensturzes gefahren. Bei dem einen Hochofen besorgt die zum Betriebe der Seilbahn dienende Dampfmaschine zugleich den Betrieb des Becherwerkes, während bei dem anderen Ofen hierfür eine besondere Dampfmaschine vorhanden ist. Entsprechend der beträchtlichen Gröſse des Becherwerkes ist seine Bewegung eine sehr langsame und daher die Abnutzung ganz unbedeutend, abgesehen von den Schutzblechen der Becherrückwände, welche häufiger erneuert werden müssen. Die Seilbahn ist bloſs während des Tages im Betriebe; die Schlacke der Nachtschicht wird in den Sammelbehältern aufgespeichert, welche bei ihrem bedeutenden Fassungsraume (86cbm) überhaupt im Stande sind, die Production bei körniger Schlacke von 24 Stunden, bei schaumiger von 18 Stunden aufzunehmen. So sicher und leicht nun auch der Betrieb der Granulationseinrichtung und die Schlackenabfuhr sich gestaltet, so haften dieser Methode doch gewisse Nachtheile an. Abgesehen von der Platz raubenden Anlage zur Granulation, entstehen beim Ablöschen der Schlacke im Wasser Schwefelwasserstoff haltige Dämpfe, welche alle blanken Metalltheile der Maschinen u. dgl. angreifen und jedenfalls auch gesundheitsschädlich sind. Ganz besonders ist aber die beträchtliche Volumenzunahme der Schlacke beim Granuliren ein höchst ungünstiger Umstand. Man kann annehmen, daſs granulirte Schlacke das 2,5 bis 4 fache Volumen der festen einnimmt und sich dem entsprechend ein weit häufigeres Vorschieben der Absturzvorrichtungen nöthig macht, ganz ungerechnet die mit wachsender Gröſse der Halden verbundenen Unkosten. Diese Uebelstände haben dazu geführt, daſs die Firma Ad. Bleichert und Comp. in Leipzig-Gohlis (* D. R. P. Kl. 81 Nr. 22947 vom 22. August 1882) zuerst auf der Eisenhütte zu Kreuzthal, neuerdings auch auf der Gutehoffnungshütte zu Oberhausen Einrichtungen getroffen hat, um den Transport der glühenden Schlacke direkt mittels der Seilbahn zu ermöglichen. Hierzu bedurfte es natürlich einer entsprechenden Construction der Seilbahnwagen, um diesen die nöthige Widerstandsfähigkeit gegen die beträchtlichen Temperaturschwankungen zu ertheilen. In Fig. 3 bis 7 Taf. 3 sind zwei Ausführungen aus Guſseisen bezieh. Schmiedeisen veranschaulicht. Das Transportgefäſs des in Fig. 3 bis 5 dargestellten Seilbahnwagens ist in Form einer Mulde aus einem guſsetsernen Obertheile und Untertheile zusammengesetzt, welche durch ein schmiedeisernes Gestell zusammengehalten werden. Dieses Gestell besteht aus einem Unterbügel A und 3 Querbügeln B. Der Unterbügel und der mittlere Querbügel sind an ihrem oberen Ende hakenförmig umgebogen, um die Widerlege für die Schluſskeile D, welche sich auf die am Obertheile des Kastens angegossenen Knaggen legen, zu bilden. Mittels dieser Keile D werden die beiden Kastentheile fest und sicher zusammengehalten. Der Unterbügel A trägt gleichzeitig die beiden Drehzapfen F sowie den Bügel G mit Handgriff, um den Kasten beim Auskippen sicher halten zu können. Zur Feststellung des Kastens in seiner horizontalen Lage dienen zwei an dem einen verlängerten Schenkel des Gehänges befestigte Gabeln H, H1 zwischen denen sich der Bügel G befindet. Die eine dieser Gabeln H ist fest, die andere H1 kann zurückgeschlagen werden, wodurch der Bügel G mit der Handhabe frei wird und der Kasten gekippt werden kann. An dem Obertheile des Kastens befinden sich an der einen Seite die Erweiterungen J, J1. Diese haben den Zweck, einen engen Anschluſs der neben einander stehenden Wagen herbeizuführen, damit der stetig laufende Schlackenstrom eine ununterbrochene Rinne findet und beim allmählichen Vorschieben der Wagen keine Schlacke vorbeilaufen kann. Das in Fig. 6 und 7 dargestellte Transportgefäſs ist aus Eisen oder Stahl hergestellt und besteht aus den beiden Stirnwänden a mit den Erweiterungen J, J1 sowie den Zwischenstücken b. Diese werden mit einer unteren Schiene c und den beiden seitlich angebrachten Schienen d solid vernietet und bilden in dieser Zusammenstellung das zur Aufnahme der flüssigen Schlacke bestimmte Gefäſs. Die einzelnen Theile des Gefäſses und zwar die Stirnwände a und die Zwischenstücke b sind nicht vollständig dicht neben einander gefügt, sondern es ist zwischen je zwei Theilen ein geringer Zwischenraum von 2 bis 3mm gelassen, damit sie sich bei Erhitzung durch die heiſse Schlacke beliebig und jeder Theil für sich ausdehnen können. Die beiden Schienen E und G dienen zur Aufnahme der eingenieteten Drehzapfen F; die Schiene G dient auſserdem in ihrer Verlängerung als Handhabe beim Umkippen des Gefäſses. Weder die guſseisernen, noch die schmiedeisernen Gefäſse zeigten beim Betriebe eine wesentliche Veränderung oder Abnutzung; doch waren die letzteren in so fern vortheilhafter, als sich in ihnen die Schlacke rascher abkühlte, was erforderlich ist, um ein Auskippen derselben ohne Nachhilfe zu ermöglichen. Um den Abkühlungsprozeſs zu beschleunigen, hat Ad. Bleichen auch bei einer Ausführung mit Guſseisenkasten das diesen zusammenhaltende Schmiedeisengerüst als Wassermantel ausgebildet, in welchen während der Füllung mit glühender Schlacke Wasser eingelassen wird. Da jeder Wagen nur etwa 250 bis 400k heiſse Schlacke befördert, so ist allerdings eine groſse Anzahl derselben zu beschaffen, welche jedoch wahrscheinlich immer noch nicht so kostspielig werden dürften als die sonst üblichen sogen. Hunde o. dgl., wogegen durch den Seilbahnbetrieb beträchtlich an Arbeitslohn gespart werden kann.

Tafeln

Tafel Tafel 3
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