Titel: | Zur Analyse des Bienenwachses. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 168 |
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Zur Analyse des Bienenwachses.
Hehner, zur Analyse des Bienenwachses.
Nach dem Analyst, 1883 S. 16 löst O.
Hehner 3 bis 5g Wachs in
etwa 50cc Methylalkohol und titrirt die
Cerotinsäure mit Phenolphtaleïn und einer Lösung von alkoholischem Kali, von welcher
1cc etwa 0,3 bis 0cc,4 Normal-Schwefelsäure entspricht. Nachdem nun ein Ueberschuſs der
Kalilösung zugesetzt ist, verseift Hehner das Myricin
und berechnet dasselbe aus der Menge des hierzu verbrauchten Kalis unter der
Annahme, daſs 1cc Normalalkali 0g,41 Cerotinsäure neutralisirt und 0g,676 Myricin zerlegt (vgl. Bubi 1883 249 338).
Hehner erhielt folgende Resultate:
Englisches Wachs von:
Cerotinsäure
Myricin
Zusammen
Hertfordshire
14,35
88,55
102,90
„
14,86
85,95
100,81
Surrey
13,22
86,02
99,24
Lincolnshire
13,56
88,16
101,72
Buckingham
14,64
87,10
101,74
Hertfordshire
15,02
88,83
103,85
New Forest
14,92
89,87
104,79
Lincolnshire
15,49
92,08
107,57
Buckingham
15,71
89,02
104,73
Händlern, 8 Proben
13,12 bis 15,91
86,73 bis 89,58
99,85 bis 105,49
Andere Wachssorten von:
Amerika
15,16
88,09
103,25
Madagascar
13,56
88,11
101,67
Mauritius
13,04
88,28
101,32
„
12,17
95,68
107,85
„
13,72
96,02
109,74
Jamaika
13,49
85,12
98,61
„
14,30
85,78
100,08
Mogadore
13,44
89,00
102,44
Melbourne
13,92
89,24
103,16
„
13,18
87,47
100,65
Sydney
13,06
92,79
105,85
„
13,16
88,62
101,78
Das englische Wachs enthielt im Durchschnitte 14,40 Proc. Cerotinsäure und 88,09
Proc. Myricin; es verhält sich das Myricin zur Cerotinsäure wie 6,117 zu 1. Die
fremden Wachsarten waren meistens gefärbt und einige lieſsen einen Zusatz von Fett
erkennen.
Die organischen Stoffe, welche zur Verfälschung oder als
Ersatz des Wachses dienen, sind entweder Säuren, Palmitin- oder Stearinsäure,
neutrale aber verseif bare Stoffe, wie Stearin, Palmitin, Japanwachs, Walrath und
Carnaubawachs, oder endlich gegen alkoholisches Kali indifferente Stoffe, wie
Paraffin. Wird dem Wachse eine der genannten Säuren beigemischt, so steigt das
Neutralisationsvermögen im Verhältnisse zum Verbindungsgewichte derselben, während
die verseif baren Stoffe dem Gewichte der zugesetzten Säure entsprechend zunehmen.
In gleicher aber entgegengesetzter Weise findet die Veränderung beim Zusätze eines
neutralen verseifbaren Stoffes statt.
1 Th. Stearinsäure entspricht 1,443 Th. Cerotinsäure und 1 Th. Palmitinsäure = 1,601
Th. Cerotinsäure, während 1,518 Th. hiervon 1 Th. der Mischung beider Fettsäuren
entsprechen. 1 Th. einer Mischung von Palmitin und Stearin entspricht 2,391 Th.
Myricin. Japanwachs enthielt sowohl Palmitinsäure, als auch Palmitin und zwar 6,21
bezieh. 94,12 Proc. Walrath kommt bei Verfälschungen kaum in Frage, da es ebenso
theuer als bestes Wachs ist und als Ersatz für dasselbe dient. Carnaubawachs ergab
6,09 Proc. Cerotinsäure und 92,18 Proc. Myricin. Man benutzt dasselbe als Zusatz zum
Bienenwachse, wenn dasselbe mit Fett vermischt ist. Es kann auch als Ersatz des
Wachses dienen.
Wird dem Wachse Paraffin zugesetzt, so nimmt die Menge der Säure und der verseifbaren
Stoffe in gleichem Verhältnisse ab. Der Procentgehalt an Paraffin läſst sich, wenn kein anderer
Körper zugesetzt ist, einfach aus der Differenz berechnen. Ist dies nicht der Fall,
so bestimmt man dasselbe stets direkt und bezieht die übrigen Bestandtheile auf die
von Paraffin freie Substanz. Ist A der Procentgehalt
derselben an freier Säure, als Cerotinsäure gerechnet, B der unverseifbaren Substanzen, als Myricin gerechnet, so wird, wenn x die unbekannte Menge der Cerotinsäure, y die der fetten Säuren, z
die des Myricins und w aller übrigen Substanzen
bezeichnet, folgende Gleichung aufzustellen sein: x =
25,649 – (0,1689 A + 0,1073 B). Nun ist: x + 1,518 y = A, z = 6,117 x und z + 2,391 w = B.
Wird nun die Menge der so erhaltenen Cerotinsäure mit 6,117 multiplicirt, so erhält
man die Menge des Myricins, welche, zu der ersteren addirt, den Procentgehalt an
Wachs ergibt. Die so erhaltenen Zahlen beziehen sich auf die von Paraffin freie
Substanz. Ist dies wirklich zugegen, so rechnet man die Resultate leicht um.
Ein Gemisch von 79,98 Proc. Wachs und 20,02 Proc. Fett ergab z.B.
11,30 Proc. Cerotinsäure, 69,12 Proc. Myricin, 0,46 Proc. Fettsäuren und 19,07 Proc.
Fett, entsprechend 80,42 Proc. Wachs und 19,53 Proc. Fett. In einem anderen Falle
ergab sich:
Wirkliche Zusammensetzung
Wachs
49,68
Fettsäuren
25,42
Fett
24,90
–––––
100,00.
Gefunden
CerotinsäureMyricin
7,0142,91
49,92 Wachs
Fettsäuren
25,81
Fett
24,28.
Das specifische Gewicht des Wachses schwankt zwischen 0,9625 und 0,9675. Paraffin und
Fett sind leichter wie Wachs, während die Fettsäuren und besonders Harz höhere
Eigengewichte haben; z.B. Paraffin 0,9171, Harz 1,0865 und Fettsäuren 1,002. Auch
dieser Unterschied kann zum Nachweise von Verfälschungen des Wachses dienen. Wenn
dasselbe mit Paraffin vermischt ist, so findet man stets eine gröſsere Menge von
Säure, als dies gewöhnlich der Fall ist. Hehner glaubt,
daſs kein reines Paraffin dem Wachse zugesetzt wird, sondern Kerzen aus diesem
Materiale, welche stets freie Fettsäuren enthalten, um sie durchsichtiger zu
machen.