Titel: | Ueber das Verhalten der Lösungen einiger Thonerde- und Eisenoxydsalze. Beiträge zur Chemie der Beizen von L. Liechti und W. Suida. |
Autor: | H. Schmid |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 177 |
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Ueber das Verhalten der Lösungen einiger
Thonerde- und Eisenoxydsalze. Beiträge zur Chemie der Beizen von L. Liechti und W. Suida.
Liechti und Suida, Beiträge zur Chemie der Beizen.
Die vorliegende ArbeitMittheilungen des technischen
Gewerbe-Museums in Wien (Section für Färberei, Druckerei,
Bleicherei und Appretur). Fachzeitschrift für die chemische
Seite der Textil-Industrie, 1883 Heft 1 S.
3. befaſst sich mit der Untersuchung der
Dissociationsverhältnisse der hauptsächlichsten als Beize Verwendung findenden
Thonerde- und Eisenoxydsalze. Es wurden hierbei die normalen und basischen
Sesquioxydsalze ein und derselben Säure, sowie verschiedener Säuren (wie die
Sulfoacetate) berücksichtigt, und wenn die Verfasser von Dissociation sprechen, so
ist hierbei stets die äuſserlich wahrnehmbare, durch Abscheidung einer unlöslichen Verbindung sich kennzeichnende Zersetzung
gemeint. Um solche hervorzurufen, werden 2 Mittel in Anwendung gebracht: Verdünnen mit Wasser und Erwärmen der betreffenden wässerigen Salzlösungen. Die hierbei
stattfindenden Vorgänge
spielen jedenfalls in der Färberei und Druckerei eine bedeutsame Rolle. Beruht doch
in manchen Fällen die Beizung, d.h. die Fällung von unlöslichen Metall Verbindungen
auf der Faser auf der Dissociation veranlassenden Einwirkung des Wassers
(Zinnbeizen). Die Massenwirkungen, welche dieses Mittel durch seine bloſse Gegenwart
ausüben kann, treten gerade bei der Anwendung der Beizen vielfach auf. Mit diesen
Erscheinungen verknüpfen die Verfasser die damit theilweise zusammenhängenden
Zersetzungsvorgänge der Beizen in Gegenwart der vegetabilischen Faser unter den in der Praxis obwaltenden Umständen (beim
Trocknen und Hängen). Hierüber sind zur Stunde äuſserst wenige Thatsachen bekannt.
Fast ebenso spärlich sind die Arbeiten über die Dissociationsverhältnisse der
Thonerde- und Eisenoxydsalze beim Verdünnen und Erwärmen; bei der praktischen
Bedeutung der Frage erscheinen daher diese neuen Versuche um so willkommener.
Die letzteren erstrecken sich auf die 3 Reihen der möglichen, von M2O3 sich ableitenden
Salze (M bedeutet Metall). Aus den normalen Salzen wurden die basischen durch
Entsäuerung mittels Alkalicarbonat oder mittels des Hydroxydes des betreffenden
Metalles dargestellt. Die Salze mit zwei verschiedenen Säuren wurden ebenfalls im
normalen, wie im basischen Zustande auf Dissociationsfähigkeit untersucht.
Bekanntlich sind diese gemischten, gewöhnlich zwei verschiedene Säureradicale
enthaltenden Sesquioxydsalze in praktischer Hinsicht die wichtigsten.
Als Ausgangsmaterial zur Darstellung der verschiedenen Thonerdeverbindungen diente
das Aluminiumsulfat des Handels (sogen. Doppelalaun), welches im geschmolzenen, wie
im krystallisirten Zustande so ziemlich die von der Theorie verlangte
Zusammensetzung Al2(SO4)3 + 18H2O besitzt. Der Ausgangspunkt für die Eisenbeizen war das aus Eisenvitriol
mittels Salpetersäure und Schwefelsäure dargestellte normale Ferrosulfat. frei von
Ferrosulfat und Salpetersäure.
Zur Bestimmung des Dissociationspunktes beim Erwärmen
ist die Beize in einem Reagircylinder enthalten, welcher in Wasser getaucht wird.
Beim langsamen Erhitzen bis zum Kochen zeigt ein im Wasser befindliches Thermometer
den „Dissociationspunkt“ an, d.h. die Temperatur, bei welcher die
Abscheidung einer unlöslichen Verbindung stattfindet. Die dissociirten Beizen wurden
dann erkalten gelassen und beobachtet, ob der entstandene Niederschlag sich wieder
löse oder nicht.
Zur Bestimmung des Dissociationspunktes beim Verdünnen
wurde die Beize mit wachsenden Mengen von Wasser vermischt und die Mischung ungefähr
5 Minuten sich selbst überlassen; sodann wurde nachgesehen, bei welchem Wasserzusatz
die Flüssigkeit sich getrübt hatte und so der Beginn der Dissociation festgestellt.
Ergab die qualitative Untersuchung einer abfiltrirten Probe auf Aluminium ein
negatives Resultat, so war die Ausfällung der Thonerde eine vollständige und notirte
man die Wassermenge, welche hierzu erforderlich war. Zum Verdünnen wurde schwach Kalk und Magnesia
haltiges Quellwasser verwendet, die Verdünnung jedoch stets nur so weit getrieben,
daſs die im Wasser enthaltenen Mengen jener Basen keinen nennenswerthen Einfluſs
ausüben und Beizen, welche bis dahin keine Neigung zur Dissociation zeigten, als
nicht dissociirend angesehen werden konnten.
Die normalen Thonerdesalze mit einerlei Säure werden weder bei ½ stündigem Kochen, noch beim Verdünnen
zersetzt. Die basischen Chloride und Nitrate vertragen
das Kochen, selbst bei Verdünnung und wenn die Basicität bis zum Ersätze von 4
Säuregruppen durch Hydroxyl getrieben worden ist. Die Sulfate und Acetate hingegen zeigen mit steigender Basicität eine
steigende Zersetzbarkeit beim Erwärmen (in geringerem Maſse die Rhodanate), Ebenso unempfindlich sind die basischen
Chloride, Nitrate und Rhodanate, selbst die basischen
Acetate, in so fern sie frei von Schwefelsäure sind, gegenüber dem
Verdünnen mit Wasser bei gewöhnlicher Temperatur. Die basischen Sulfate,
Sulfoacetate sowie diejenigen basischen Acetate, welche gleichzeitig ein
schwefelsaures Salz (Na2SO4) in Lösung enthalten, werden hingegen unter den gleichen Umständen
zersetzt.
Das „Beizen“, wie es gewöhnlich ausgeführt wird durch Tränken der Faser
mit löslichem Metallsalze (Mordant), Trocknen und
Hängen (Oxydiren) läuft bekanntlich auf Verflüchtigung
eines Theiles der Säure oder aller Säure und Befestigung von unlöslichem basischem
Salze oder Metallhydrate heraus. Hierbei spielt die vom Gewebe ausgeübte
Flächenanziehung, welche schon an und für sich zu einer Dissociation der Metallbeize
Veranlassung geben kann, eine eingreifende Rolle. Für die Praxis ist es unläugbar
wichtig, diejenigen Salze zu kennen, welche sich am besten hierzu eignen, d.h.
welche am leichtesten jenen Zersetzungen unterliegen. Liechti und Suida haben die Aufgabe
unternommen, die gebräuchlichsten Beizen in dieser Hinsicht zu prüfen. Eine gewogene
Menge Zeug wird mit der fraglichen Beize von Hand geklotzt und getrocknet. Ein
entsprechender Theil wird verascht; die Gewichtsbestimmung der Thonerde in der Asche
ergibt die Menge dieser Base, welche der Faser zur Verfügung gestellt worden war.
Ein anderer Theil wird unter denselben Bedingungen, wie sie in der Praxis
vorherrschen, warmer Luft ausgesetztNach den Verfassern an einem „trocknen Ort“; diese
„Trockenheit“ dürfte doch nicht zu weit getrieben werden, indem
ja schon theoretisch zur Ausführung der betreffenden Reaction Wasser
nothwendig und ein gewisser, durch das Hygrometer geregelter
Feuchtigkeitsgrad der Luft zum praktischen Gelingen unumgänglich nothwendig
ist.S. , hierauf
zur Wegnähme der gelöst gebliebenen Antheile der Beize mit einer groſsen Menge
destillirten Wassers behandelt und im Waschwasser die darin enthaltene Thonerdemenge
bestimmt. Aus den erhaltenen Zahlen berechnet sich der fixirt gebliebene Antheil der
Thonerdeverbindung.
Um das Verhalten der schwefelsauren Salze des Aluminiums
zu studiren, wurden auſser normalem Sulfat Al2(SO4)3 die Verbindungen
Al2(SO4)2(OH)2 und Al4(SO4)3(OH)6 untersucht,
welche durch Entsäuerung des normalen Sulfates mittels Na2CO3 oder NaHCO3, oder in einem Falle mittels Al2(OH)6 dargestellt und in einer Concentration
entsprechend 200 bezieh. 150g Al2(SO4)3 in 1l verwendet
wurde. Die Lösungen enthielten also stets gleichzeitig Natriumsulfat. Nennen wir in
Folgendem die erstere 200g Al2(SO4)3 entsprechende Concentration „stark“, die
150g Al2(SO4)3 entsprechende
Concentration „schwach“. Al2(SO4)3 dissociirt weder
beim Verdünnen, noch beim Erwärmen. Al2(SO4)2(OH)2 in starker Concentration bleibt unverändert beim
Erwärmen; bei schwacher Concentration beginnt die Dissociation nach halbstündigem
Kochen und liefert bleibenden Niederschlag. Al4(SO4)3(OH)6 in starker Concentration beginnt
bei 66°, Al4(SO4)3(OH)6 in schwacher Concentration bei 55° zu dissociiren,
wobei der Niederschlag bleibend ist; bei 100° gelatinisiren beide. Ist die
Entsäuerung mittels NaHCO3 bis zu Al2SO4(OH)4 getrieben worden, so ergibt sich eine Lösung,
welche, einer Concentration von 300g Al2(SO4)3 entsprechend, sich nur kurze Zeit hält.
In Bezug auf Verhalten beim Verdünnen beginnt die Dissociation des Al2(SO4)2(OH)2 in starker
Concentration bei 14 facher Verdünnung und ist vollständig bei 30 facher; mit
schwacher Concentration beginnt sie bei 10 facher und endigt bei 22 facher. [Etwas
beständiger ist die mit Al2(OH)6 entsäuerte Verbindung.] Al4(SO4)3(OH)6 in starker
Concentration beginnt bei 2 facher sich zu zersetzen und endigt bei 25 facher
Verdünnung; mit schwacher Concentration beginnt es bei einfacher und endigt bei 18
facher Verdünnung. Al2SO4(OH)4 – entsprechend 300g Al2(SO4)3 in 1l – fängt schon bei ½ facher Verdünnung an, sich
zu dissociiren.
Was die Anziehung der Faser beim Beizen, Trocknen und Hängen anbelangt, so werden bei
Anwendung von Al2(SO4)3 13 Procent, von Al2(SO4)2(OH)2 51 Proc., von
Al4(SO4)3(OH)6 58 Procent
der der Faser gebotenen Thonerdemenge unlöslich zurückgehalten (alle 3 Salze in
starker Concentration vorausgesetzt). Die Steigerung der basischen Natur bewirkt
also in allen Fällen leichtere Dissociation beim Verdünnen und Erwärmen, sowie
leichtere Abgabe unlöslicher Verbindungen an die Faser.
Was das Verhalten der schwefel-essigsauren Salze des
Aluminiums betrifft, so wurden aus dem normalen Sulfate dargestellt: Al2SO4(C2H3O2)4 mittels
Bleizucker, ferner Al2SO4(C2H3O2)3(OH) mittels
Bleizucker und Na2CO3, Al2SO4(C2H3O2)2(OH)2 mittels Bleizucker und NaHCO3, endlich Al2SO4(C2H3O2)(OH)3 mittels Bleizucker und Essigsäure. Alle diese
Salze bilden bei 100° Gallerte. Das erste fängt bei 89° an, zu dissociiren (starke
Concentration), die folgenden um so früher, je gröſser die Basicität, so das letzte
in starker Concentration bei 48°, bei schwacher Concentration bei 40°. Bei den 3
ersten löst sich der Niederschlag beim Erkalten wieder, das letzte liefert
bleibenden Niederschlag. Das erste dissociirt bei 60 facher Verdünnung noch nicht,
das zweite, starke Concentration, fängt bei 12 facher Verdünnung an, zu dissociiren,
und ist die Dissociation bei 50 facher Verdünnung vollständige bei schwacher
Concentration Anfang bei 9 facher, Ende der Dissociation bei 30 facher Verdünnung.
Beim letzten Salze findet Anfang bei einfacher, Ende bei 10 facher Verdünnung bei
starker Concentration statt und bei schwacher Anfang bei ¾facher und Ende der
Dissociation bei 7 facher Verdünnung. Die von der Faser festgehaltene Menge
unlöslicher Thonerde ist beim ersten Salze, starke Concentration, 90 Proc., beim
zweiten, starke Concentration, 98 bis 99 Proc. Bei Verstärkung des basischen
Charakters wird also bei diesen Verbindungen wiederum der Dissociationspunkt beim
Erwärmen und Verdünnen nach und nach herabgedrückt. Beim Beizen, Trocknen und Hängen
geben sie nahezu ihre gesammte Thonerde unlöslich an die Faser ab und zersetzen sich
also durch den Einfluſs der letzteren stärker wie die Sulfate.
Behufs Prüfung des Verhaltens der essigsauren Salze des
Aluminiums wurde das normale Acetat aus Aluminiumsulfat und Bleizucker
dargestellt; die basischen Salze erhielt man aus dem normalen durch Eintragen von
Natriumbicarbonat. Die Concentration dieser Salze entsprach 200g Al2(SO4)3 + 18H2O in 1l. Al2(C2H3O2)6 dissociirt nicht beim Erwärmen.Wir erinnern dabei, daſs die Verfasser unter diesem „Erwärmen“½
stündiges Kochen verstehen. Wird die Lösung von Aluminiumacetat längere Zeit
gekocht unter fortwährendem Ersatze des verdampfenden Wassers, so tritt
dennoch Dissociation ein. Die Thonerde trennt sich von der Essigsäure,
welche entweicht, während erstere als lösliches Metahydrat zurückbleibt. Es
bietet sich uns also hierbei ein Beispiel von Dissociation ohne die
äuſserlich wahrnehmbare charakteristische Fällung. Die Flüssigkeit wird hierbei nur dickflüssig und
opalisirend. Alkaliacetate dürfen zur Ausführung dieser Reaction nicht
zugegen sein; die gebildete lösliche Metathonerde gelatinisirt auch bei
nachherigem Zusätze von Natriumacetat. (Vgl. Reinitzer 1882 244 464.)S. Al2(C2H3O2)5OH fängt nach kurzem Kochen an, sich zu
dissociiren, und liefert bei 100° einen pulverigen bleibenden Niederschlag. Al2(C2H3O2)4(OH)2 beginnt bei
74°, Al2(C2H3O2)3(OH)3 bei 56°,
Al2(C2H3O2)2(OH)4 bei 44°, sich
zu dissociiren.Bei allen diesen Versuchen von Liechti und Suida scheint uns, daſs die gleichzeitige
Anwesenheit von Alkalisalz in den Beizflüssigkeiten in jenen Fällen, wo die
Entsäuerung durch Alkalicarbonat vorgenommen wurde, einen mehr oder weniger
modificirenden Einfluſs auf die Dissociationsfähigkeit ausgeübt hat, dem die
Genannten vielleicht nicht genug Rechnung getragen haben. Ein Beispiel möge
das Gesagte stützen. C. Köchlin stellte – wie
im Bulletin de Mulhouse, 1883 Januarsitzung des
Comité de Chimie mitgetheilt ist – die
letzte der oben genannten Verbindungen auf folgende Weise dar: In
Aluminiumsulfat wurde die doppelte der darin enthaltenen Menge Thonerde
gelöst: Al2(SO4)3 + 2Al2(OH)6 =
3Al2SO4(OH)4 und das gebildete basische
Aluminiumsulfat mit Bleiacetat der Umsetzung unterworfen: Al2SO4(OH)4 + Pb(C2H3O2)2 = PbSO4 + Al2(C2H3O2)2(OH)4. Letzteres Salz wäre also identisch mit
dem oben erwähnten, welches sich bei 44° dissociiren soll. Nun verhält sich
aber die
Köchlin'sche Verbindung ganz verschieden, indem
sie sich mit ungleich gröſserer Leichtigkeit dissociirt. Ihre Lösung bleibt
flüssig bis 10°; oberhalb dieser Temperatur wird sie, je länger, je
dickflüssiger und gesteht schlieſslich zu einer steifen Gallerte.
Dissociation tritt ein, die Essigsäure wird frei und es bleibt als Rückstand
eine Thonerde, die in Bezug auf Durchsichtigkeit mit derjenigen des Glases
wetteifert. An der Luft verliert sie Wasser, zieht sich zusammen und
verwandelt sich in eine durchscheinende, zerreibbare, in Säuren lösliche
Masse. Diese glasartige durchsichtige Thonerde besitzt bedeutende
Verwandtschaft zu Farbstoffen und muſs selbst bei ihrer Darstellung im
reinen Zustande darauf geachtet werden, reines ungefärbtes Wasser
anzuwenden.S. Verdünnen
mit Wasser bringt diese Salze nicht zum Dissociiren.
Verschieden verhält sich die Verbindung Al2(C2H3O2)4(OH)2, wenn sie direkt aus normalem Sulfat mittels
Bleizucker und Natriumcarbonat dargestellt wird nach der Gleichung:
[Al2(SO4)3 + 18H2O] + 2[Pb(C2H3O2)2 +
3H2O] + Na2CO3 + H2O
=2PbSO4 + Na2SO4 + CO2
+ 24H2O + Al2(C2H3O2)4(OH)2.
Diese Beize fängt schon bei 65° (anstatt bei 74°) an, sich zu
zersetzen, und unterscheidet sich von allen oben genannten Acetaten dadurch, daſs
sie auch durch Verdünnen zur Dissociation gebracht werden kann. Beim Verdünnen mit
dem 4 fachen Wasservolumen beginnt die Zersetzung und mit dem 50 fachen Volumen ist
sie vollständig.
Die anderen Acetate haben, wie gesagt, nicht nur keine Neigung zur Dissociation beim
Verdünnen, im Gegentheile wird durch Verdünnung der Dissociationspunkt beim Erwärmen
heraufgeschraubt. Während z.B. der Beginn der Dissociation von Al2(C2H3O2)2(OH)4 starker
Concentration bei 44° stattfindet, stellt er sich bei der 10 fach verdünnten Beize
bei 55°, bei der 20 fach verdünnten Beize erst bei 70° ein.
Was das Verhalten der Aluminiumacetate in Gegenwart der Faser beim Beizen, Trocknen
und Hängen anbelangt, so ist die bemerkenswerthe Thatsache zu verzeichnen, daſs,
während das normale Acetat an die Faser nur etwa die Hälfte seines Thonerdegehaltes
abgibt, das aus Aluminiumsulfat mittels Bleizucker und kohlensaurem Natron
dargestellte basische Acetat Al2(C2H3O2)4(OH)2 nahezu seine gesammte Thonerde (99,5 Proc.) auf
der Faser fixirt.Demzufolge wäre also unter den zum Beizen der Faser verwendeten
Aluminiumacetaten gerade jener Verbindung praktisch der Vorzug zu geben.
Hiermit ist jedoch nicht gesagt, daſs die anderen Acetate sich unter den in
der Praxis obwaltenden Umständen nicht ebenso günstig verhalten. Die
Endoperationen des „Degummirens“ oder „Bousirens“ in Kuhkoth
und Kreide haben ja u.a. den Zweck, die beim „Oxydiren“ der Fixation
entgangene Menge Thonerde ebenfalls noch niederzuschlagen. Interessant wäre
gewesen, von den Verfassern zu erfahren, wie sich die heutzutage allgemein
durch Auflösen von Thonerdegelée in Essigsäure hergestellte Aluminiumbeize
beim bloßen Hängen verhält. Je
vollständiger die Befestigung eines Mordant schon in den Oxydationskammern
vor sich geht, um so günstiger natürlich das Fabrikationsverfahren
überhaupt. Aus der angedeuteten Untersuchung hätte also die richtigste
Erzeugungsart jener Thonerdebeize abgeleitet werden, d.h. hätten Winke in
Bezug auf das Verhältniſs von Essigsäure und Thonerde, bezieh. auf die
Basicität der Beize gefolgert werden können.S.
Verhallen der rhodanwasserstoffsauren Salze des
Aluminiums: Das normale Aluminiumrhodanat, Al2(CNS)6, welches in neuerer Zeit für die Druckfarben
bedeutende Verwendung gefunden hat, wurde durch doppelte Umsetzung zwischen Al2(SO4)3 + 18H2O und
Ba(CNS)2 + 2 H2O
dargestellt und daraus die basischen Rhodanate durch Entsäuerung mittels NaHCO3 gewonnen. Zuerst berichtigen die Verfasser die
fälschlich verbreitete Meinung, daſs Aluminiumrhodanatlösung sich bei 40 bis 50°
zersetze. Die Lösung dieses Salzes, 200g
Aluminiumsulfat in 1l entsprechend, bleibt bei
allen Temperaturen klar. Sie konnte selbst auf freiem Feuer durch schwaches Sieden
bis zur Syrupsdicke eingedampft werden, ohne daſs, unter unbedeutender H2S- und HCNS-Entwickelung, mehr wie eine schwache
Ausscheidung von Thonerde bemerkbar wurde.Diese Angaben kann Referent bestätigen; er hat gewöhnliches 19°
Aluminiumrhodanat unter vorsichtigem Eindampfen bis auf 40° ohne sichtbare
Zersetzung eingeengt.S. Es wurden
Al2(CNS)6, Al2(CNS)5OH, Al2(CNS)4(OH)2, Al2(CNS)3(OH)3, endlich
Al2(CNS)2(OH)4 dargestellt. Bei weiterem Zusätze von Carbonat
gesteht die Lösung. Schon die letzte der genannten Verbindungen gibt eine trübe
Flüssigkeit, welche erwärmt werden muſs, um die ausgeschiedenen Flocken von Thonerde
zu lösen. In Bezug auf Dissociation beim Erwärmen ergibt sich, daſs sich Al2(CNS)5OH nicht, die
basischeren Verbindungen erst beim Kochen zersetzen und zwar in steigendem Maſse mit
Zunahme des basischen Charakters. Alle Rhodanate ohne Ausnahme lassen sich ohne
Zersetzung mit beliebigen Wassermengen verdünnen. Die Faser fixirt vom Al2(CNS)6 nur 33
Proc., also ungleich weniger wie von allen anderen oben angeführten Beizen.
Um das Verhallen der chlorwasserstoffsauren Salze des
Aluminiums zu beleuchten, wurde das normale Chlorid dargestellt durch Lösen
von Thonerdehydrat in der berechneten Menge Salzsäure. Durch Erwärmen von Al2Cl6 mit der in
folgender Gleichung angedeuteten Menge Aluminiumhydrat konnte die basische
Verbindung Al2Cl4(OH)2 in Lösung erhalten werden: 2Al2Cl6 + Al2(OH)6 = 3Al2Cl4(OH)2. Will man die Entsäuerung weiter treiben durch
Einführung von mehr Al2(OH)6, so daſs sich Al2Cl2(OH)4
bildet, so findet Zersetzung des letzteren im Entstehungszustande statt und es
bildet sich merkwürdigerweise eine Lösung, welche neben normalem Al2Cl6 freie Salzsäure
enthält, während Thonerde sich abscheidet. Falsch ist die Angabe, daſs beim
Digeriren von Al2(SO4)3 mit entsprechender Menge Al2(OH)6 die
Verbindung Al4(SO4)3(OH)6
erhalten werden könne. Nimmt man an, daſs im ersten Augenblicke sich diese
Verbindung wirklich bilde, so zersetzt sie sich sofort in statu nascendi nach dem
obigen Falle entsprechenderweise im folgenden Sinne: Al4(SO4)3(OH)6 = Al2(SO4)3 +
Al2(OH)6.
Versetzt man eine Aluminiumchloridlösung – entsprechend 200g Al2(SO4)3 + 18H2O in 1l – mit
Na2CO3, so kann
die Entsäuerung allmählich von Al2Cl5OH, Al2Cl4(OH)2 und Al2Cl3(OH)3 bis zu Al2Cl2(OH)4 getrieben
werden. Unter Mitwirkung der Wärme kann selbst Al4Cl3(OH)9
erhalten werden. Bei
weiterem Zusätze von Na2CO3 gesteht die ganze Flüssigkeit zu einer steifen Gallerte. Alle jene
löslichen Aluminiumverbindungen dissociiren weder beim Erwärmen, noch beim
Verdünnen.
Als vorzüglichen Mordant für Alizarin-Rothdruck empfehlen die Verfasser die
Verbindung Al2Cl2(C2H3O2)4, dargestellt
nach der Gleichung: Al2(SO4)3 + 18H2O + 2Pb(C2H3O2)2.3H2O + BaCl2.2H2O = BaSO4 + 2PbSO4 + 26H2O + Al2Cl2(C2H3O2)4, entsprechend
200g Aluminiumsulfat, 227g,6 Bleizucker und 73g,3 Chlorbarium für 1l fertige Beize von
7,8° B. Der erhaltene Mordant dissociirt weder beim Verdünnen, noch beim
Erwärmen.
Beim Beizen, Trocknen und Hängen gibt diese Beize nur 3,26 Proc. Thonerde unlöslich
an die Faser ab – eine Zahl, welche weit hinter derjenigen der früher untersuchten
Aluminium Verbindungen zurückbleibt, ja sogar weit geringer ist als beim normalen
Thonerdesulfate.Welcher Schluſs muſs hieraus gezogen werden?
Verhalten der salpetersauren Salze des Aluminiums.
Normales Aluminiumsulfat und Bleinitrat geben durch doppelte Umsetzung die
salpetersaure Thonerdebeize Al2(NO3)6, aus welcher
durch Abstumpfung mit Natriumbicarbonat folgende Verbindungen in Lösung erhalten
werden können: Al2(NO3)5OH, Al2(NO3)4(OH)2, Al2(NO3)3(OH)3 und Al2(NO3)2(OH)4. Bei weiterem Entzug von Säure
gelatinisirt die Flüssigkeit. Alle diese Beizen verhalten sich analog den
Aluminiumchloriden und können weder durch Erwärmen, noch durch Verdünnen zur
Dissociation gebracht werden.
In Bezug auf die phosphorsaure Thonerde wurde von den
Verfassern die Beobachtung gemacht, daſs (entgegengesetzt den Angaben in
verschiedenen Lehr- und Handbüchern) Natriumphosphat, Na2HPO4, in einem Ueberschusse von
Thonerdesulfat keinen Niederschlag erzeugt. Sie bestimmen den Grad der Löslichkeit
des Thonerdephosphates in Thonerdesulfat und finden, daſs wenigstens 2 Moleküle des
letzteren erforderlich sind, um 1 Molekül des ersteren in Lösung zu erhalten.Die Löslichkeit des Thonerdephosphates in viel Alaunlösung ist schon längst
bekannt; aber auch andere Thonerdesalze, u.a. das Acetat, lösen nach Fleischer (Zeitschrift
für analytische Chemie, 1867 S. 28) Aluminiumphosphat, weshalb
Phosphorsalz, zu essigsaurer Thonerde getropft, anfangs keinen Niederschlag
hervorruft.S.
Verhalten der Eisenoxydsalze: Normales Ferrisulfat Fe2(SO4)3 kann durch Natriumbicarbonat bis zur Bildung der
Verbindung Fe2(SO4)2(OH)2
entsäuert werden; doch hält sich letztere nur wenige Stunden ohne Zersetzung. Dies
gilt für eine Lösung von Ferrisulfat, welche 200g
Aluminiumsulfat in 1l entspricht. Bei doppelt so
starker Concentration kann die Abstumpfung bis zur Entstehung von Fe4(SO4)3(OH)6 getrieben
werden, eines ebenso unbeständigen Salzes. Fe2Cl6 gestattet Entsäuerung bis zur Bildung von Fe2Cl(OH)5; ein
kleiner Ueberschuſs von Sodalösung bewirkt Gestehen der Lösung. Ueber salpetersaures
Eisenoxyd, einen so häufig angewendeten Mordant, liegen keine Angaben vor.
Normales Eisenacetat wurde dargestellt aus Fe2(SO4)3 und Bleizucker.Hierbei bleibt eine gewisse Menge Bleisulfat im Eisenacetat gelöst (vgl. Reinitzer, Berichte der österreichischen chemischen
Gesellschaft, 1882 S. 9). Ueberhaupt bleibt nach Reinitzer bei der Darstellung von Acetaten
durch Wechselzersetzung der Sulfate mit Bleizucker in mehreren Fällen
schwefelsaures Blei gelöst, so z.B. auch in essigsaurer Thonerde, dann in
essigsaurem Chrom „in sehr bedeutenden Mengen“. Durch
Wegnahme von Säure mittels Na2CO3 konnten die Lösungen folgender Verbindungen
erhalten werden: Fe2(C2H3O2)5OH, Fe2(C2H3O2)4(OH)2, Fe2(C2H3O2)3(OH)3 und Fe2(C2H3O2)2(OH)4. Das normale Ferriacetat dissociirt weder beim
ErwärmenReines Ferriacetat verhält sich nach Reinitzer
bei längerem Erhitzen unter Ersatz des verdampften Wassers dem
Aluminiumacetate analog.S. , noch beim
Verdünnen. Die Lösungen aller jener Beizen entsprechen 100g Al2(SO4)3 in 1l. Hierbei fängt das erste der oben erwähnten
basischen Salze bei 86° an, zu dissociiren, das letzte bei 70°. Ueberhaupt fällt der
Dissociationspunkt beim Erwärmen mit zunehmender Basicität, doch sicht in dem Maſse
wie bei den Aluminiumacetaten. Gleichzeitiges Verdünnen drückt den
Dissociationspunkt beim Erwärmen hinauf beim ersten basischen Salz, läſst ihn
unverändert beim zweiten und erniedrigt ihn bei den beiden folgenden. Beim Verdünnen
in der Kälte dissociiren die basischen Ferriacetate ebenso wenig wie das
normale.
H.
Schmid.