Titel: Zur Geschichte der Sprengarbeit.
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 284
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Zur Geschichte der Sprengarbeit. O. Guttmann, zur Geschichte der Sprengarbeit. Es ist bekannt und durch die Untersuchungen Hoppe's auſser Zweifel gestellt, daſs die erste verläſsliche Nachricht über die Verwendung des Schieſspulvers zum Gesteinsprengen beim Bergbaue vom 16. Februar 1627 aus Schemnitz in Ungarn datirt. Des historisch bedeutenden Interesses wegen sei das betreffende Protokoll aus dem Schemnitzer Berggerichtsbuche, Jahrgang 1627 S. 37 hier wörtlich wiedergegeben, welches ich der Güte des Herrn Ministerialrathes Anton v. Péch in Schemnitz verdanke. Adi 8. Februari, dits 1627 Jars, hat die Gancz Löblich Gewerkschafft beim hauptperkhwerch Ober Piberstolln, Ihr kai: Mai: perggericht zur Schembnitz zur Einfart wegen des Casper Weindlsz Sprengwerch solches in Augenschein zunemen, ob es dem Gezimerwerch durch dasz schieſsen schedlich sein mechte, in beratschlagung zu ziehen begrueszt, über solchem eingenomenen Augenschein, und in Gegenwart der Ambtleut, Sowol des Perggerichts, beschehenen Schusz hat sichs befunden, dasz dises Sprengwerch wol fürzunemen sei, und nichts schedlichs causirn werde, ob Zu Zeitten gleich ein Rauch entstehet, vergeet er doch in einer Viertl Stundt, und ist den hewern ohne schaden, nimbt auch vil böses Wetter mit sich wegkh, Aber oft zu schieſsen, würde es mit thuen, denn es würde die andern Khüren im Arzthauen- und Geföl, wenn Sie oft sollen stilhalten, verhintern, Aber für Rahtsamb war, die weilen im Danielschlag schöne Anbrüch vorhanden, die aber Zimblich fesst, doch keine heüer die man zuelegen mechte vorhanden sein, daselbst: So wol in den Schächten- und Stolwenten auf der Soolen, liesz sich dasz Sprengwerch gar wol an. Weiter ist damallan Caspar Sprenger befragt worden, ob Er diese Örtter im Danielschlag wolte zu Lehenschafft annemben, Weil das ainczige Ortt im tieffisten, den Vncosten mit dem Sprengen nicht ertragen würde, hierüber meldt solcher, wenn man Ime 40 oder 50 guette Heuer gibt, So traue er Ihme dise Örter gar wol mit der Herrn Gewerckhen guetten Nuczen zu Lehenschafft anzunemben. Auf solch sein erpieten wird Ime Caspar darauf geantwort: Weil im Tieffisten vil Örtter aus Mangel Heier feiern müſsen, und dits Orts allein am 40 Heier von Nöten, und sein doch keine vorhanden, ob man mit Mitl haben könne, Sovil Heier etwo von andern Ortten herzubringen. Darauf meldt Caspar, wann man den Uncoſsten, der darauf geen würde, mit ansehen, noch Sparen wolt, und Ime ainen Paſszbrieff von Ihr kai: Mai: ausbringen und ertailen würde, trauet Er Ime gar wol ausz Tyroll ain anzoll guetter Heier, zu Notturfft an solche Örtter als in das Tieffeste, Danielschlag, hinternkünsten, Schächten, Stolwant, an der Sol: und andere Örtter zuezuweitten, und ins werkh zusetzen, herein zu bringen. Souil thuet das kaiserlich Perggericht ain Gancze Löbliche Gewerckhschaft berichten, welche ohne maſszgeben auf solcher verern beratschlagungen des Caspar Sprengers Zuesagen: und erpietten ins Werckhzuseczen wiſsen werden, Datum Schembnicz den 16 Februari A. 1627. Georg Putscher Pergkmaister, Caspar Pistorius, Chri: Spilberger Perggerichtsschreiber. Caspar Weindl war aus Tirol nach Schemnitz gekommen und offenbar früher auf den in Tirol befindlichen Bergwerken des Grafen Montecuccoli, damaligen Oberstkammergrafen von Schemnitz, in Arbeit gestanden. Ob Weindl schon in Tirol die Sprengarbeit erfand und deshalb nach Schemnitz berufen wurde, ist eine Frage, zu deren Beantwortung v. Péch keine Quellen finden konnte. Ist nun auch die Thatsache der ersten Einführung der Sprengarbeit sichergestellt, so war es mir doch stets auffallend, daſs sich keine Nachrichten darüber vorfinden, wie sich der Uebergang vom Schieſsen mit Pulver zum Sprengen vollzogen habe. Denn das ist doch nicht anzunehmen, es habe Jemand die Herstellung von Bohrlöchern, das Laden mit Pulver, das Verpflocken mit dem Schieſspflocke und das Entzünden der Ladung insgesammt auf einmal und unvermittelt erfunden. Die nachfolgende Stelle in einem alten WerkeBergwerckschatz, Das ist, Ausführlicher und vollkommener Bericht von Bergwercken, nach der Ruten, und Witterung künstlich zubawen u.s.w. Jetzt durch Eliam Montanum Fürstlichen Anhaltischen Leib-Medicum zum Briege, an Tag gegeben. Datum Brieg in Schlesien den 14. August, Anno Christianae Salutis 1600. ist geeignet, darüber einiges Licht zu verbreiten: Vom Brech-Zeuge. De pvlta. Sonderlich kompt dieser Satz den das Brechfewer heben sol von bösem Rauch, denn wenn das Gestein hart ist, so setzt man mit Holtzfewer, da zeucht sich denn der Rauch zum Steinfewer, wirdt dicke, und so der Succinorum Dampff und andere sonst darzuschlagen, so wird ein solcher Gifft darauſs, daſs man muſs zu Hülffe kommen dem Ertzt, es vergehet sonst, dann der Rauch legt einen solchen Kobaldt Ruſs an das Ertzt, die es auffetzen und verzehren, da gehöret nun auch eine Kugel zu, die da rundt und hol ist, und hat ein Loch, da ein grosser Federkiel kan hinnein kommen, dann sie muſs auch tichte vermacht seyn, daſs kein Luft herauſs noch hinnein kommen mag. Dieseibige Kugel fülle man mit gutem Büchsen Puluer, und teufe, wenn sie zuuor vmbkleibet ist mit Baumwollen, die in Salitter gesotten ist, in einem zerlassenen Pech, dareyn ein wenig Schwebel mit ist gesehet, solche zünde an, und laſs sie in einen Schach hinab, oder stürtze sie in einen Stollen, wenn sie abgehet, so treibet sie den Dampf herauſs, nicht allein mit dem Rauch, der dem untern zu wider ist, sondern auch mit dem Stoß, denn es thut einen gar harten und heftigen Stoß, Ich wil eine solche Kugel zurichten zu Wasser, und dieselbige an einem Instrument ins Wasser lassen, da man sich vor grossen, vugehewern Fischen thut fürchten, die unter dem Wasser so einen grausamen Stoſs thun, daſs die Fische, wo sie nicht weichen, grossen Schaden leyden, viel todt bleiben, man hat wohl Zeug, den man dreyn thut, der da nicht stöſst, sondern nur auſsbrent, und diesem Satz auch schaden thut, und denselben hebet, Man muſs aber unter diesen zweyen Zeugen ein solche Auffmerkung haben, wie die Obergebäw sindt, ob dieselbigen alt oder new seyndt, damit man ihn nicht schaden thut, denn es reisset auch ein wenig mit, Sie ist aber sonderlichen nütze, alte Gebäw zu befahren, daſs man zuuor einen solchen Fürlauff her schicket, damit man erfahre, ob auch was brechen wil, oder ob böses Wetter vorhanden ist, denn man erfähret es, wenn man zur Aussfahrt ein brennendes Liecht stecket, da sie schon darinnen gewesen, der Kugel, oder so was bricht, sc höret mans, wenn man aber das Puluer hinnein thut in die Kugel, muß es solches Puluer sein, daß da nicht platzt, denn das platzende Puluer dient darzu nicht, auſs vielen Vrsachen, das muſs man nun zurichten mit und aus riechendem Zeuge, darumb nenne ich es aber Büchsen Puluer, daſs man es zu den Büchsen auch brauchen kan, daſs sie nicht knallen, so brauchet man doch solches Schiessen und Stossen deſs grossen Geschützes auch gegen das Wetter, das zertheilet es.... Referent bemerkt hierzu, daſs, nach den vielen handschriftlichen Randbemerkungen zu urtheilen, dieses Buch im Besitze eines Bergmannes war und von demselben mit zahlreichen N.B., notentur ista, u.s.w. versehen, also von Werth erachtet wurde. Es ist deshalb auch anzunehmen, daſs dieses „Brech-Zeug“ häufiger in Verwendung stand, daſs wohl öfter solche Kugeln, vielleicht gar mit „platzendem“ Pulver gefüllt, zu viel „mitrissen“ oder „brachen“ und daſs diese Erscheinung dann auf die Herstellung von Bohrlöchern und die ganze Sprengarbeit führte. Oscar Guttmann.