Titel: Ueber die Herstellung der Speckstein-Gasbrenner; von E. Hartig in Dresden.
Autor: E. Hartig
Fundstelle: Band 251, Jahrgang 1884, S. 428
Download: XML
Ueber die Herstellung der Speckstein-Gasbrenner; von E. Hartig in Dresden. Hartig, über die Herstellung der Speckstein-Gasbrenner. Der Speckstein, das bekannte Mineral, von weiſser, blauweiſser, grünlichweiſser, gelber oder brauner Farbe, an den Kanten durchscheinend, sehr fettig, mild und weich, findet sich eingelagert theils in Nestern, theils in geschlossenen mächtigen Lagern in Schiefer und in der Teufe abgeschlossen durch Kalk. Selten vorkommend sind Speckstein-Pseudomorphosen nach Quarz. Er findet sich in Europa ausschlieſslich im Fichtelgebirge (Bayern, Oberfranken), wo er in mächtigen Lagern auftritt. Die bedeutendsten Specksteingruben sind bei Göpfersgrün, 7km von Wunsiedel entfernt, im Besitze von Franz Lauboeck in Wunsiedel, bezieh. J. v. Schwarz in Nürnberg. Nach alten Aufzeichnungen in Werken über die Bewohner des Fichtelgebirges findet sich die Notiz, daſs der Speckstein einstens zu Kugeln verwendet worden ist, welche gebrannt, zu Wurfgeschossen benutzt wurden. Der Speckstein besteht hauptsächlich aus Kieselsäure und Magnesia, wie nachstehende Analysen zeigen: Gelber Speckstein Weiſser Speckstein Kieselsäure          59,80 Proc.          62,91 Proc. Magnesia 36,04 33,51 Thonerde (chemisch gebunden)   1,28   1,21 Kalk Eisenoxyd   0,31   0,12 Alkalien   0,21   0,17 Wasser (chemisch gebunden)   1,52   1,82 Wasser (hygroskopisch)   0,84   0,26 Seine Verwendung zum Zeichnen und Markiren auf Tücher u.s.w. ist bekannt. Die Hauptverwerthung aber besteht in der Verarbeitung desselben zu Gasbrennern. Die nachstehenden Notizen über die Speckstein-Gasbrenner-Fabrik von Franz Lauboeck (Firma Lauboeck und Hilpert) in Wunsiedel dürften allgemeineres Interesse beanspruchen. Dieselbe wurde im J. 1867 in Nürnberg errichtet und 1871 nach Wunsiedel verlegt, um den Transport des Rohmaterials zu vermeiden. Im Besitze des Franz Lauboeck befindet sich ein Grubenfeld von 389 Steinlehnen, gleich etwa 130ha und sind zur Zeit die Specksteingruben „Carolinenzeche“ und „Luisenzeche“ aufgeschlossen. Die Belegschaft besteht aus 14 Bergleuten; die Tiefe der Schächte beträgt bis 17m. Die Stollen besitzen 2m Höhe und Im Breite. Der Speckstein wird vollständig bergmännisch durch Tiefbau mit Schächten und Stollen gewonnen. Die Förderung des Specksteines geschieht mittels Haspel, die Abführung des Wassers – soweit zulässig – durch Stollen, aus dem Tiefbaue auf die Stollensohle und von hier mittels amerikanischen Windmotors (System Halladay) zu Tage. Die Wetterführung wird durch eigene Wetterschächte vermittelt. Die Förderung im Jahre beträgt 250000k in weiſser und gelber Qualität. Der Speckstein wird in erster Linie zu Gasbrennern verarbeitet, weil derselbe im gebrannten Zustande eine solche Härte erhält, daſs er gegen alle Einflüsse der Hitze, der Witterung u. dgl. unempfindlich und mit keinem Instrumente zu verändern ist, – Vorgänge, die bei Gasbrennern, welche aufs Genaueste bezüglich des stündlichen Gasverbrauches gearbeitet sein müssen, besonders wichtig sind. Der Speckstein kommt in Blöcken, faustgroſsen Stücken und kleinen Brocken aus den Gruben bei Göpfersgrün nach der Fabrik in Wunsiedel, wird sodann mittels Kreissägen in Platten geschnitten, deren Stärke der Höhe der Brenner entspricht; sodann werden aus den Platten die Brenner gefräst und auf Drehbänken abgedreht, gebohrt, geschnitten und zuletzt im Muffelofen zu sehr starker Weiſsglut erhitzt, welche ihm die Härte verleiht. – Zum Betriebe der Fabrik dient eine 5e-Dampfmaschine. Der gebrannte Stein zeigt eine lichtgelbe Farbe, unabhängig davon, ob das Rohmaterial weiſs, grünlich oder braun war. Nach Vollendung des Brenners bis zum Schneiden (Schnittbrenner) und Bohren (Lochbrenner) werden dieselben in Tiegeln, welche mit Sägespänen gefüllt sind, einem schwachen Feuer ausgesetzt, wodurch der Speckstein einen geringen Härtegrad erhält. Diese Härtung ist deshalb nothwendig, um Schnitt bezieh. Lochung genauest ausführen zu können. Durch dieses Brennen wird der Stein schwarz, welche Farbe durch die spätere Weiſsglut in die lichtgelbe Farbe übergeht. Speckstein kann sehr fein gedreht werden (dünnwandig) und legen die Argandbrenner, welche 240 Löcher (3 Reihen zu 80 Löcher) auf einem Durchmesser von 22mm bei 2mm Breite des Ringes zeigen, Zeugniſs von der groſsen Bearbeitungsfähigkeit des Steines ab. Zum Normiren der Brenner hinsichtlich ihres Gasverbrauches befindet sich in der Fabrik eine eigene Gasanstalt für Steinkohlen- und Oelgas, sowie zur Beleuchtung der Fabriksräumlichkeiten. Die Fabrik beschäftigt durchgängig 40 Arbeiter, liefert wöchentlich je nach den Gattungen der einzelnen Brenner 500 bis 600 Groſs und hat ihren Absatz in ganz Europa und Nordamerika. Erzeugt werden etwa 300 Sorten Brenner für Steinkohlengas und Oelgas. Die Construction der Brenner schwankt innerhalb der Grenzen 4 bis 300l stündlichem Gasverbrauche. Die Abfälle, welche sich bei der Fabrikation der Brenner ergeben, bestehen in Specksteinpulver und kleinen Stückchen, welche verwendet werden: in der Papierfabrikation zum Glätten und Beschweren der Papiere, in der Gerberei zur Geschmeidigmachung und Glättung der Häute, in der Terracotta- und Thonwaaren-Industrie als Beisatz zu Thon zur Erhöhung der Härte, in der Handschuhfabrikation an Stelle des Talkes zum Einstreuen in die Handschuhe, ebenso für Schuhwaaren u.s.w. Ein Artikel, welcher neuerdings groſse Verbreitung gefunden hat, sind die Spindelpfannen aus Speckstein. Diese Pfannen wurden früher aus Metall angefertigt und hatten den groſsen Nachtheil, daſs durch die Reibung der rasch laufenden Spindeln die Pfannen in kürzester Zeit abgenutzt waren. Durch die Verwendung des Specksteines zu Spindelpfannen ist diesem Uebelstande vollständig abgeholfen; nunmehr bleiben die Bohrlöcher viele Jahre unversehrt und greift die Stahlspindel das Pfännchen nicht mehr an. Solche Spindelpfannen wurden im J. 1870 zunächst durch die groſsen Spinnereien in Augsburg eingeführt und haben auch in England gröſsere Verbreitung gefunden. Ueberhaupt dürfte der Speckstein für anderweite ähnliche Verwendungen sich brauchbar erweisen. (Nach dem Civilingenieur, 1883 S. 517.)