Titel: | Ueber das Verhalten einiger Fette und Schmieröle gegen Eisessig; von E. Valenta. |
Autor: | E. Valenta |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 296 |
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Ueber das Verhalten einiger Fette und Schmieröle
gegen Eisessig; von E. Valenta.
Valenta, über das Verhalten einiger Fette gegen
Eisessig.
Eine Reihe von mir im Laboratorium für chemische Technologie organischer Verbindungen
an der technischen Hochschule zu Wien durchgeführter Versuche haben ergeben, daſs
die meisten Thier- und Pflanzenfette in Eisessig mehr oder weniger löslich sind. Das
Verhalten der einzelnen Oele in der genannten Richtung ist jedoch ein derartig
verschiedenes, daſs es wohl gerechtfertigt und vortheilhaft erscheint, dasselbe zur
Charakterisirung einzelner Fette zu verwenden. Dieses Verfahren gestattet in vielen
Fällen eine schärfere Beurtheilung des Reinheitsgrades eines Fettes, als die häufig
benutzten und empfohlenen Oelproben, welche auf den durch Einwirkung verschiedener
Reagentien hervorgerufenen Färbungen der Fette beruhen und in den meisten Fällen
einen sehr zweifelhaften Werth besitzen.
Die genannten Versuche sind in der Weise durchgeführt worden, daſs in einem
Proberöhrchen gleiche Theile Oel und Eisessig innig mit einander vermengt und sodann
verschiedenen Temperaturen ausgesetzt wurden. Hierbei lösten sich von den
untersuchten Fetten:
1) Vollkommen bei gewöhnlicher Temperatur (15 bis 20°): Olivenkernöl und
Ricinusöl.
2) Vollkommen oder fast vollkommen bei Temperaturen von 23° bis zur Siedetemperatur
des Eisessigs: Palmöl, Lorbeeröl, Muscatbutter, Cocosnuſsöl, Palmkernöl, Illipeöl,
Olivenöl, Cacaobutter, Sesamöl, Kürbiskernöl, Mandelöl, Cottonöl, Rüllöl (vgl. 1883
249 271), Arachisöl, Aprikosenkernöl, Rindstalg,
amerikanisches Knochenfett, Leberthran und Preſstalg.
3) Unvollkommen bei Siedetemperatur des Eisessigs: Rüböl, Rapsöl, Hederichöl
(Cruciferenöle).
Behufs Unterscheidung der einzelnen Fette der zweiten Gruppe wurden gleiche Volumen
Fett und Eisessig in einem Proberöhrchen langsam unter Umschütteln bis zur völlig
klaren Lösung erwärmt, hierauf abkühlen gelassen und nun mit Hilfe eines in der
Flüssigkeit befindlichen Thermometers jene Temperatur ermittelt, bei welcher sich
die klare Lösung zu trüben begann. Die Durchschnittsresultate dieser Beobachtungen
sind in nachfolgender Tabelle enthalten.
Vergleicht man diese Zahlen mit einander, so ergibt sich das Vorhandensein zweier
ziemlich scharf geschiedener Gruppen, deren eine Palmöl, Lorbeeröl, Muscatbutter,
Cocosnuſsöl, Palmkernöl und Illipeöl umfaſst, während die andere von den übrigen
angeführten Pflanzenölen, der Cacaobutter und den thierischen Fetten gebildet
wird.
Schlieſslich will ich an dieser Stelle noch erwähnen, daſs Eisessig bei einer
Temperatur von 50 bis 60° ein sehr gutes Mittel ist, um
Nr.
Name des Fettes
Dichtebei 15°
Lösung ingleichen Th.Eisessig(D = 1,0562)trübt sich bei
Anmerkung
Pflanzenfette.
1
Palmöl
–
23°
Frisches Fett, von der Brünner Kerzenfabr. bez.
2
Lorbeeröl
–
26 bis 27
Altes ranziges Fett aus der Laboratoriumssammlg.
3
Muscatbutter
–
27
Von J. Stettner in Triest bez.
4
Cocosnuſsöl
–
40
Aus der Laboratoriumsslg.
5
Palmkernöl
–
48
Altes ranziges Fett, aus dem englischen Handel.
6
Illipeöl
0,9175
64,5
Im Laboratorium aus den Samen der Bassia
longi- folia gewonnen.
7
Grünes Olivenöl
0,9173
85
Oel zweiter Pressung, ent- hält wahrscheinl. Oliven- kernöl
in nicht unbedeu- tender Menge.
8
Cacaobutter
–
105
Von J. Stettner bezogen.
9
Sesamöl
0,9213
107
Desgleichen.
10
Kürbiskernöl
0,9241
108
Rohes Oel ungar. Herkunft.
11
Mandelöl
0,9186
110
Aus süſsen Mandeln be- reitet, von J.
Stettner bez.
12
Cottonöl
0,9228
110
Von J. Stettner bezogen.
13
Rüllöl
0,9248
110
Rohes Oel aus Ungarn.
14
Olivenöl (gelb)
0,9149
111
Oel erster Pressung, von J. Stettner
bezogen.
15
Arachisöl
0,9193
112
Desgleichen.
16
Aprikosenkernöl
0,9191
114
Desgleichen.
Thierische
Fette.
17
Rindstalg
–
95
Aus dem italien. Handel. Sehr schöner harter Talg.
18
Amerikanisches Knochenfett
–
90 bis 95
19
Leberthran
–
101
Aus der k. k. Hofapotheke in Wien bezogen.
20
Preſstalg
–
114
Schmelzpunkt 55,8°. Sehr hart und rein.
Verfälschungen von Mineralölen mit Harzölen nachzuweisen,
indem erstere darin sehr wenig, letztere dagegen sehr leicht löslich sind. – Ich
betrachte diese Mittheilung nur als eine vorläufige, da ich im Begriffe stehe, eine
gröſsere Anzahl der letztgenannten Oele bezüglich ihres quantitativen Verhaltens in
der angegebenen Richtung zu prüfen, und behalte mir daher weitere Berichte über
diesen Gegenstand vor.
Wien, 24. April 1884.