Titel: | Neue Pelzapparate für Krempeln. |
Autor: | G. R. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 316 |
Download: | XML |
Neue Pelzapparate für Krempeln.
Mit Abbildungen auf Tafel 25.
Neue Pelzapparate für Krempeln.
Bei der Verarbeitung von kurzfaserigen, wenig gekräuselten und wenig elastischen
Fasern, wie Kunstwolle (Shoddy und Mungo), Baumwollabfall, Kuhhaaren, Pflanzenfasern
(z.B. Cosmos) u. dgl., genügt der bei der Bearbeitung von reiner guter Wolle gebrauchte
Apparat zur Erzeugung eines langen Pelzes für die Vorlage bei der Vorspinnkrempel –
ein abwechselnd vertikal auf- und absteigend geführtes endloses Tuch von ungefähr
12m Länge – keineswegs. Da bei der vertikalen
Bewegung der Pelz sich selbst tragen muſs und die genannten Fasern durch ihre Kürze
und Schlichtheit unter sich eine Verschlingung, welche den Zusammenhang bedingt,
nicht eingehen, so zieht sich der Pelz aus einander, löst sich von dem Tuche los und
verursacht Ungleichheiten in seiner Dichtigkeit und damit ungleiches Vorgespinnst.
Dazu tritt noch der dieses Uebel verstärkende Umstand, daſs das aus diesen
Materialien gewonnene Garn für seine Haltbarkeit sehr stark wird, also einen starken
und schweren Pelz verlangt. Auch die Pelztrommel ist, wenn von dem Vortheile des
längeren Pelzes abgesehen und das öftere Anlegen auf der Vorspinnkrempel mit in Kauf
genommen würde, nicht gut bei solchen Materialien anzuwenden, indem die von der
Kammwalze abgekämmte Faserschicht, der Flor oder das Vlieſs, den freien Lauf von dem
Hacker bis zur Trommel nicht verträgt.
Der Bedeutung entsprechend, welche die Verwendung dieser Kunstproducte, Abfallstoffe
und Ersatzmittel in der Spinnerei zur Zeit gewonnen, sind im Nachstehenden einige
neuere Pelzapparate für diese Stoffe beschrieben, welche sich jedoch auch bei
Verarbeitung guten Fasermaterials benutzen lassen.
E. Geſsner in Aue führt ein endloses Tuch K horizontal laufend hin und her (Fig. 3 Taf.
25) und unterstützt den sich bildenden Pelz an den unteren Seiten der Gänge durch
besondere endlose Tragtücher T. Der von der Kammwalze
P durch den Hacker H
abgekämmte Flor kann sogleich, ohne frei zu laufen, auf das Tuch K fallen, wird auf diesem durch die gerippte Walze D festgedrückt, dann mit dem Tuche etwas schräg in die
Höhe und absteigend über die Walzen L hin- und
hergeführt. Da um die Walzen L2 der immer stärker werdende Pelz zu liegen kommt,
so würde das Tuch immer mehr und mehr angespannt. Um nun die Spannung gleichmäſsig
zu erhalten, ist die groſse Walze L1 in den Winkelhebeln h
mit den Gewichten G gelagert, welche bei vermehrter
Spannung nachgeben. Hat der Pelz seine genügende Stärke erreicht, so wird er aus
einander gerissen und auf den Armen J auf eine Spule
gewickelt.
Ein in England schon längere Zeit im Gebrauche stehender Apparat ist der Querlegtisch von Th.
Blamire in Huddersfield. Von der Kammwalze P
(Fig. 5 Taf. 25) wird der Flor sofort von dem über die Walzen g laufenden endlosen Lattentuche T aufgenommen, fällt am Ende desselben zwischen den
Blechtrommeln l und l1 auf ein darunter in derselben Richtung hin und her
bewegtes, aber quer liegendes endloses Tuch W und wird
auf diesem durch die Walzen d und d1 festgedrückt. Bei
der Hin- und Herbewegung des Tuches W wird dasselbe
gleichzeitig langsam zur
Seite bewegt und es entsteht auf diese Weise fortlaufend ein Pelz, in welchem die
Fasern quer zu seiner Längenrichtung liegen.
Der Rahmen, in welchem das obere Tuch T lagert, muſs
immer etwas länger sein als die Breite des erhaltenen Pelzes und da derselbe oft
sehr breit ist, so wird der Rahmen an seinem Ende von an der Decke des Gebäudes
befestigten Stangen t getragen; an der Krempel hängt
der Rahmen in den Armen m. Die hin und her gehende
Bewegung des mit Rollen R auf Schienen S laufenden Rahmens des Tuches W ist gewöhnlich durch eine an demselben befindliche Mangelstange
bewerkstelligt. Da aber die Breite des gewonnenen Pelzes sehr genau der Breite der
Vorspinnkrempel entsprechen muſs und verschiedene Materialien bei dem Aufdrücken der
Faserschichten eine verschiedene Breite geben, so muſs der Weg des Tuches W leicht und genau zu stellen sein, wozu sich jedoch
die Mangelstange nicht gut eignet. Es kann bei derselben eine Aenderung nur durch
Wegnahme oder Zugabe eines Zahnes oder Stiftes erreicht werden; der erhaltene
Unterschied ist also immer an eine bestimmte Gröſse gebunden und stets zu groſs.
Zur Beseitigung; dieses Uebelstandes ist von Walker und
Beaumont in Dewsbury (Englisches Patent, vgl. Textile Manufacturer, 1883 S. 491) eine neue Triebanordnung angegeben.
Eine über die Rollen E, K und F (Fig. 5 Taf.
25) gespannte Gelenkkette D wird von dem Rade C mitgenommen und trägt einen Stift, an welchem die mit
dem Wagen verbundene Stange B hängt. Die Rollen E und F können durch
Schrauben genau eingestellt werden und wird die Kette dann immer durch die Rolle K gespannt. Auf diese Weise läſst sich der Weg des
Wagens W bis auf ganz kleine Unterschiede regeln. Die
Bewegung erfolgt zwar durch den doppelt schrägen Gang der Kette D nicht gleichförmig; doch äuſsert sich dies in keiner
die Gleichheit des Pelzes störenden Weise. Wenn der Stift der Kette über die Rollen
E und F geht, kommt
der Wagen etwas zur Ruhe, was für die Umkehr der Richtung des sich auflegenden
Flores nur günstig ist, indem dieselbe genügend Zeit dazu findet, somit das Umlegen
in stets gleicher Weise vor sich geht und ein scharfer Rand erzielt wird. Es muſs
dann auch das Trommelpaar l, l1 etwas verrückt werden, um der Mitnahme des Flores
durch die Trommeln vorzubeugen. Zu diesem Zwecke trägt der Lagerarm für das
Trommelpaar l, l1 ein
Stelleisen b, an welches, wenn der Wagen am Ende seiner
Bahn ankommt, auf dem letzteren stellbare Anschläge a
stoſsen und das Stelleisen b dadurch in die andere Lage
bringen.
Der Querlegtisch hat den Nachtheil, daſs er sehr viel Platz beansprucht, da er
ungefähr 2½ mal die Breite des Pelzes bei der äuſsersten Stellung des unteren Tuches
einnimmt; doch gewährt er den groſsen Vortheil, daſs fortlaufend Pelz von der
gewünschten Stärke gebildet wird, welcher aufgewickelt und zu beliebiger Zeit
abgenommen werden kann, und daſs die Ausgleichung der Unregelmäſsigkeiten des Flores
eine vollkommene ist.
Um die Querlage der Fasern im Pelze zu umgehen, jedoch wie bei dem Blamire'schen Apparate fortlaufend Pelz zu erhalten,
ist von J. Burdy im Jacquard, 1883 S. 178 der in Fig. 4 Taf.
25 dargestellte Apparat angegeben. Von der Kamm walze P
wird der Flor von dem über die Walzen G laufenden
endlosen Tuche T aufgenommen, welches von, der durch
die Räder R, r1 und r2 getriebenen Kurbel
k mit Hilfe der Stange s in eine um die Walzenachse G schwingende
Bewegung versetzt wird. Dabei legt sich der Flor auf dem darunter befindlichen
endlosen Tuche L hin- und hergehend auf und wird von
den mit dem Tuche T bewegten Blechtrommeln B festgedrückt. Die aufgelegten Faserschichten werden
durch die eiserne Druckwalze D zusammengepreſst und
verdichtet und der gewonnene Pelz von den Walzen W dann
aufgewickelt. Die langsame Fortbewegung des Tuches L
geht von dem durch das Rad B getriebenen Rade r aus auf die Kurbelstange t und den schwingenden Hebel h mit Klinke m, welche das Sperrrad n
betreibt. Wenn der Pelzwickel herausgenommen werden soll, wird der Pelz hinter der
Walze D abgetrennt und der an Gelenken c hängende hintere Theil J
der Führungswand seitwärts geschlagen.
Stückpelze von bestimmter Länge wie bei dem zuerst beschriebenen Apparate werden noch
mit Hilfe der in Fig. 6 Taf.
25 angedeuteten Einrichtung von J. S. Bolette in
Pepinster (* D. R. P. Kl. 76 Nr.
16537 vom 5. April 1881) gewonnen. Von der Kammwalze P wird der Flor sofort von dem punktirt eingezeichneten
endlosen Tuche T aufgenommen und fallt dann auf das mit
seinen Enden auf den Walzen F und F1 befestigte und von
der Walze W mitgenommene Tuch P. Die Figur macht die Anordnung deutlich, wenn längeres Material
verarbeitet wird und der Flor einen freien Lauf verträgt. Der Flor geht dann
zwischen den beiden Walzen B auf das Tuch P. Die Walze W wird durch
ein Wendegetriebe abwechselnd nach rechts und links bewegt und dabei das
Wendegetriebe durch den Winkelhebel k mit dem Gewichte
g gesteuert. An die Arme des Winkelhebels k stoſsen nämlich die an den Enden des Tuches P befindlichen Latten a.
Bei dem abwechselnden Gange der Walze W wickelt sich
das Tuch P immer von der einen Walze F oder F1 ab auf die andere und wird der Flor in
abwechselnden Lagen auf das Tuch gedrückt. Die Walzen F
und F1 werden von der
Walze W durch Reibungskuppelungen angetrieben. Mit dem
Hebel k steht durch die Stange s der die Rollen B tragende und mit Gewicht
g1 versehene Hebel
h in Verbindung, so daſs bei der Umsteuerung des
Wendegetriebes auch entsprechend abwechselnd die Walzen B den Flor aufdrücken. Der fertige Pelz wird wieder auf den Armen J auf eine Spule gewickelt.
G. R.