Titel: G. A. Lufbery's Maschine zum Herstellen von Kautschukschläuchen.
Fundstelle: Band 253, Jahrgang 1884, S. 269
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G. A. Lufbery's Maschine zum Herstellen von Kautschukschläuchen. Mit Abbildungen. Lufbery's Herstellung von Kautschukschläuchen. In den meisten Kautschukwaarenfabriken wird noch ein groſser Theil der Rohre mittels Handarbeit hergestellt, namentlich dann, wenn der Durchmesser gröſser ist als 15mm. Ob nun die Rohre ganz oder theilweise aus Kautschuk bestehen, ob sie eine oder mehrere Leinwandeinlagen in der Wandung haben, oder nur mit Leinwand auſsen umhüllt sind, oder eine Metallspirale innen oder in die Wandung eingelegt enthalten, immer bedient man sich einer Seele, eines Unterstützungskernes, d. i. eines Eisenrohres von der Länge des zu erzeugenden Kautschukrohres. Der Kautschuk wird dabei in Streifen angewendet, deren frisch geschnittene Ränder durch Druck wieder vereinigt werden; die Leinwand wird dann unter Pressung in schraubenförmigen Windungen herumgewickelt. Seit ungefähr 12 Jahren hat man aber nun versucht, auch diese Schläuche auf Maschinen herzustellen. Bei einer Art dieser Maschinen benutzt man eine Eisenschraube, entweder mit kegel- oder walzenförmigem Grundkörper, welche auf das vordere Ende einer Welle aufgekeilt ist und sich in einem cylinderischen Gehäuse dreht. Das Ende des Gehäuses, durch welches die Welle geführt ist, wird geschlossen, während das andere mit einem Mundstücke ausgerüstet ist, dessen Bohrung dem äuſseren Durchmesser des herzustellenden Rohres gleichkommt. Zwischen der arbeitenden Schraube und dem Mundstücke ist nun, wie bei den Thonrohrpressen u. dgl., ein Querstück mit einem Dorne befestigt, welcher den inneren Durchmesser des Rohres bestimmt. Beim Drehen der Schraube in entsprechendem Sinne zieht dieselbe die Kautschukschnitzel ein und preſst dieselben durch das Mundstück in Form eines Schlauches aus. Dieses Verfahren läſst sich verwenden bis zu einem Rohrdurchmesser von höchstens 15mm; denn diese kleinen, verhältniſsmäſsig dickwandigen Schläuche besitzen schon Festigkeit genug in sich, um auf eine groſse Trommel oder auf einen sich drehenden Tisch aufgestapelt zu werden. Gröſsere Rohre dagegen platten sich bei ihrer Dünnwandigkeit sofort nach dem Verlassen des Mundstückes ab, da sie noch im teigigen Zustande sich befinden. Um dies zu verhindern, muſs man das Rohr von innen bis nach erfolgtem Vulkanisiren unterstützen. Zu diesem Zwecke hat man die Welle und die Schraube hohl gemacht und durch diese Höhlung den Unterstützungskern eingeführt. Um nun diese Hohlwellen und die Schrauben zu umgehen kamen endlich biegsame Seelen (Seile) für die Schläuche zur Anwendung, welche von der Seite her in das Gehäuse eingeführt wurden. G. A. Lufbery in Chauny brachte als erste Verbesserung an diesen Maschinen eine besondere Heizung zum Erweichen des Rohstoffes an, welche gestattete, die Schraubenachse senkrecht zur Mundstück-Mittellinie zu stellen, so daſs man wieder starre, gerade Unterstützungskerne benutzen konnte. Lufbery ging noch weiter, indem er die Anzahl der arbeitenden Schrauben auf 4 vermehrte. Die so verbesserte Maschine ist in Frankreich patentirt und im Nachfolgenden nach Armengaud's Publication industrielle, 1884 S. 347 beschrieben. Die Maschine ist in Textfig. 10 S. 264 und 265 zur Hälfte in der Ansicht, zur Hälfte in einem senkrechten Mittelschnitte dargestellt; Fig. 9 gibt einen Horizontalschnitt nach der gebrochenen Linie 1 bis 4 und Fig. 11 einen Vertikalschnitt nach der Linie 5-6 wieder, während endlich Fig. 12 einen Theil der äuſseren Seitenansicht zeigt und zwar von der Seite, auf welcher der fertige Schlauch die Maschine verläſst. Das guſseiserne Maschinengestell, in welchem sich als arbeitende Hauptwerkzeuge die Schraubenpaare V, V' drehen, ist aus zwei Theilen A und A' mittels Schrauben a zusammengeschraubt; A ist noch durch die Arme s und die Bodenplatte S' mit den Lagerstühlen S verbunden und bildet mit diesen ein Guſsstück; A' ist dann mittels 8 Bolzen an den ersten angeschraubt. Der Antrieb der Wellen v, v', welche an ihren inneren Enden die Schrauben V, V' tragen, erfolgt mittels der Räderpaare b, B und d, d' von der Welle c aus, auf welche die Stufenscheibe C festgekeilt ist. Die Welle c hat einen Durchmesser von 50mm, die Stahlwellen v und v' dagegen sind nur 40mm stark. Man muſste sie so dünn halten, um die nicht allzu starken Guſseisenschrauben V, V' noch aufbringen zu können, da dieselben sich natürlich bequemer und billiger für sich allein herstellen lassen. Die doppelgängigen Schrauben V und V' haben 100mm äuſseren, 70mm inneren Durchmesser, die Ganghöhe beträgt 40mm. Die Schrauben greifen paarweise mit ihren Gängen in einander; die eine ist daher rechts-, die zugehörige linksgängig. Ein hohler Stahldorn T durchdringt das Gehäuse senkrecht zu der durch die Schraubenachsen gegebenen Ebene und wird durch zwei Druckschrauben in der abnehmbaren Gehäusehälfte A' festgehalten, während derselbe dagegen einen ringförmigen Raum zwischen sich und der Ausbohrung der Gestellhälfte A frei läſst. In diesen Hohlraum wird nun von beiden Seiten her das zu einem Rohre umzubildende Material durch die beiden Schraubenpaare eingepreſst. Das Einziehen des Kautschuks erfolgt durch die seitlich sitzenden Speiseöffnungen O (vgl. Textfig. 9 und 10) und wird dasselbe dann durch das Ineinandergreifen der Schraubengänge gehörig durchgeknetet nach innen gedrückt. Um dieses Durchkneten zu erleichtern, muſs das Material durch Erwärmen in einen teigigen Zustand übergeführt werden, weshalb zwei Dampfkanäle angeordnet sind, welche das Gehäuse heizen und so für den Kautschuk die nöthige Wärme liefern. Diese Kanäle werden durch in das Gestell eingegossene Rohre o gebildet, welche auſsen Flanschen r tragen und durch Zwischenstücke zu einer einzigen Leitung verbunden sind, so daſs das Zu- und Abstellen für beide Seiten des Gestelles durch einen Hahn erfolgt. Der äuſsere Durchmesser des herzustellenden Rohres ist durch die Gröſse der Oeffnung in der Guſseisenform M bestimmt, deren genaue centrale Einstellung durch 3 Centrirschrauben m ermöglicht ist; das Festschrauben findet dann durch 3 Winkel und Schrauben n statt, wie aus Textfig. 11 und 12 zu ersehen. Das Rohr T dient auſserdem zur Einführung des Kernes Q, welcher das noch weiche, nicht widerstandsfähige Kautschukrohr beim Verlassen der Austrittsmündung stützt, oder es dient wohl auch zur Einführung der Drahtspiralen, mit denen die Rohre ausgerüstet werden, um sie gegen das Plattdrücken zu sichern. Textfig. 13 zeigt die Zusammensetzung der Form und des zugehörigen Dornes P für kleinere Rohrdurchmesser. Der Dorn P wird aus einem Guſseisenrohre gebildet, welches zur Aufnahme eines ebenfalls guſseisernen Stopfens p mit entsprechendem Gewinde versehen ist. In diesen Stopfen p ist wieder das Schmiedeisenrohr t eingeschraubt, welches als hohler Dorn dient und den inneren Durchmesser des zu verfertigenden Schlauches bestimmt. Will man Rohre mit anderen Querschnitten herstellen, so entfernt man zunächst die Form M und ersetzt den Dorn P durch einen anderen, nachdem man den Stopfen p mittels eines Gabelschlüssels, dessen beide Arme in entsprechend ausgesparte Löcher des Stopfens greifen, abgeschraubt hat, Hierauf wechselt man auch die Matrize aus. Für sehr weite Rohre macht man den oben erwähnten Dorn T aus Stahl, damit die Dicke desselben gering ausfällt und dadurch Platz frei bleibt zum Einführen des nöthigen Unterstützungskernes Q. Die Welle c läuft im Mittel mit 150 minutlichen Umdrehungen; die Durchmesser der Zahnräder b und B sind 90 und 690mm, so daſs die Schrauben Fund V und V' ungefähr 20 Umdrehungen in der Minute vollführen. Die Betriebskraft wird zu 4e angegeben und die minutliche Leistung zu 0,5 bis 1k, je nach der Weite und Dicke der herzustellenden Rohre. Das Gewicht der Maschine beträgt 675k. Will man mit dem Materiale wechseln und das Gehäuse der Maschine vollständig entleeren, so genügt ebenfalls ein Entfernen der Form M und T bezieh. P. Hierzu bedient man sich des Eisenbügels R, welcher in der Mitte eine Handschraube trägt, wie in Textfig. 11 punktirt angegeben ist. Diese Schraube preſst dann mittels eines aufgelegten eisernen Querstückes den Kern nach vorn hinaus. Was endlich noch die Vorbereitungsarbeiten für den zur Röhre umzubildenden Rohstoff' anlangt, so muſs dieser vorher in Mischmaschinen mit den zuzusetzenden Stoffen gemengt werden, d.h. man muſs, je nachdem man die verschiedenen Farben haben will, die betreffenden rothen, weiſsen oder schwarzen Metallpulver vorher beimengen. Sollen Rohre mit Naturfarbe erzeugt werden, so genügt es, den Kautschuk so zu verwenden, wie er von dem Kalander mit Schwefelblume gemengt kommt. Jedenfalls müssen, um gut zu verarbeitendes Material für die Maschine zu erhalten, die 5 bis 10mm dicken Blätter noch in beliebig lange Streifen von ungefähr 5cm Breite zerschnitten werden. Vor dem Anlassen heizt man das Gehäuse auf 100 bis 110° und legt das Unterstützungsrohr T ein. Man überzieht dasselbe, um ein Anhaften des Rohres nach dem Vulkanisiren zu vermeiden, mit einem dünnen Breie aus Wasserglas und Talkpulver. Dieses Rohr wird durch Böcke in der Höhe der Mittelachse der Maschine gehalten und leitet dann entweder ein Arbeiter den Vorschub von hinten, oder man läſst es selbstthätig durch die Transmission mittels Riemenkegel u.s.w. vorwärts schieben. Ein zweiter Arbeiter bringt die zurecht geschnittenen Gummischnitzel in die Speiseöffnungen O, wo sie von den sich drehenden Schraubenpaaren eingezogen, geknetet und als durchgearbeitete Masse nach innen gepreſst werden. Das entstehende Rohr schlieſst sich hierbei um den Unterstützungskern, welcher bei seinem Austritte aus der Maschine wieder durch einen kleinen, langsam sich vorwärts bewegenden Wagen aufgenommen wird. Um Schläuche hervorzubringen, welche in ihrer Wandung mit mehreren Leinwandlagen versehen sind, stellt man zuerst ein Rohr her, welches dem inneren Durchmesser entspricht, umgibt es mit gummirter Leinwand und führt dieses Rohr in das Innere des Kernes T ein, um es mit einer zweiten Schicht Kautschuk zu umgeben, und fährt derart fort, bis die gewünschte Dicke und Anzahl der Einlagen erhalten ist. Sollen statt Schläuche einfache Schnüre erzeugt werden, so genügt es, einen vollen Pfropfen p (Textfig. 13) einzusetzen und damit den inneren Durchmesser auf Null herabzuziehen. Auch Ringe bis zu 120mm äuſserem Durchmesser, Pfropfen mit oder ohne Durchbohrung werden in der Weise hergestellt, daſs man Schläuche oder Schnüre von dem betreffenden Querschnitte verfertigt und diese dann vor oder nach dem Vulkanisiren in Stücke von der gewünschten Höhe zerschneidet. Von den Maschinen arbeiten nach Angabe unserer Quelle bereits mehrere zur Zufriedenheit der betreffenden Fabrikanten in Deutschland, Frankreich, Belgien und England.