Titel: Walter Trappen's neue Ventile für Präcisionssteuerungen.
Autor: W. Schnell
Fundstelle: Band 253, Jahrgang 1884, S. 493
Download: XML
Walter Trappen's neue Ventile für Präcisionssteuerungen. Mit Abbildung. Trappen's neue Ventile für Präcisionssteuerungen. In Anbetracht der Vortheile, welche die Ventilsteuerung für Dampfmaschinen, namentlich durch die leichte Einwirkung des Regulators auf die Füllungen bietet, erscheint das Bestreben ganz gerechtfertigt, die Mängel, welche derselben noch anhaften, möglichst zu beseitigen. Als ein Uebelstand der bisher üblichen Ventilsteuerungen mit frei fallenden Ventilen ist in erster Linie das heftige Aufschlagen der Einlaſsventile bei kleinen Füllungen zu bezeichnen. Nun erscheint mit der Forderung eines möglichst raschen Dampfabschlusses, welche an eine gute Steuerung gestellt werden muſs, ein heftiges Aufschlagen unvermeidlich zu sein, weil alle Mittel, welche man bei den gebräuchlichen Ventilconstructionen dagegen anwendet, wie Luftbuffer, Federn u.s.w. mit der Verminderung der Aufschlaggeschwindigkeit eine Verzögerung des Dampfabschlusses mit sich führen. Dazu kommt noch, daſs der Unterschied in der Wirkung der Luftbuffer sich in unangenehmer Weise bemerklich macht, wenn die Maschinen mit sehr verschiedenen Füllungen arbeiten. So hat z.B. eine Walzenzugmaschine innerhalb kurzer Zeit abwechselnd die Leergangs- und die höchste Arbeit zu verrichten; bei den groſsen Füllungen arbeiten dann die Ventile verhältniſsmäſsig ruhig, während dieselben bei den kleinen Füllungen heftig aufschlagen. Der Grund liegt in der Verminderung der angesaugten Luftmenge, deren Verdichtungsarbeit die Aufschlaggeschwindigkeit nicht genügend herabziehen kann. Die Ventile sind dabei der Gefahr eines Bruches ausgesetzt, da namentlich bei groſsen Walzenzugmaschinen die schweren Ventile durch ihre groſse Masse einen beträchtlichen Stoſs erzeugen. Nachstehend ist nun eine Ventilconstruction veranschaulicht, wie dieselbe von Walter Trappen in Berlin (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 26911 vom 6. November 1883) angegeben ist und von der Märkischen Maschinenbau- Anstalt in Wetter a. d. Ruhr bei mehreren Maschinen mit recht gutem Erfolge ausgeführt wurde. Der Unterschied gegenüber der gebräuchlichen Construction besteht in der Anbringung von Ueberdeckungsrändern. Das Ventil muſs um die Breite derselben gehoben sein, bevor der Dampfeintritt erfolgen kann. Es wird so erreicht, daſs auch bei den kleinsten Füllungen die Luftbuffer eine genügend groſse Luftmenge ansaugen können, um durch deren Verdichtung ein allzu heftiges Aufschlagen zu vermeiden. Textabbildung Bd. 253, S. 493 Ferner ist ein sehr rascher Dampfabschluſs erzielt, weil die oben erwähnte Verzögerung der Ventilbewegung durch die Luftbuffer erst nach Schluſs des Ventiles eintritt. Endlich hat diese Einrichtung den nicht zu unterschätzenden Vortheil, daſs auch bei geringster Füllung die ausklinkenden Huborgane der Präcisionssteuerungen mit ziemlich groſsen Flächen zur Wirkung kommen, während sonst in diesem Falle nur die äuſseren Kanten greifen und sich rasch abnutzen. W. Schnell.