Titel: Honerla's Luftkühlapparat für gewerbliche Zwecke u. dgl.
Fundstelle: Band 254, Jahrgang 1884, S. 293
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Honerla's Luftkühlapparat für gewerbliche Zwecke u. dgl. Mit Abbildung auf Tafel 22. Honerla's Luftkühlapparat. Der von Georg Honerla in Kohlstädt (* D. R. P. Kl. 6 Nr. 29045 vom 3. April 1884) angegebene und der Aerzener Maschinenfabrik in Aerzen zur Ausführung übertragene Luftkühlapparat ist in erster Linie zur Kühlung der Lager- und Gährkeller in Brauereien bestimmt; doch dürfte damit die Verwendbarkeit desselben nicht erschöpft sein, da der Apparat für die Aufbewahrungskeller der Schlachtereien, für die Kühlkeller der Chocoladefabriken, sowie zum Kühlen der Luft in Versammlungsräumen, Theatern, Krankenhäusern und Eisenbahnwagen wohl gute Verwendung finden kann. Der Apparat beruht auf der möglichst vortheilhaften Ausnutzung der Wärme bindenden Eigenschaft einer aus Eis und Gewerbesalz bestehenden Kältemischung; doch ist die Verwendung von reinem Eise, sowie von kaltem Quell- oder Leitungswasser nicht ausgeschlossen, da sich namentlich letzteres als billiger und als in manchen Fällen völlig ausreichend erweisen wird. (Vgl. auch Linde 1884 253 * 78. Dessolier 1884 252 * 203. O. Kropff 1880 236 85.) Die Anlage besteht aus einem runden Behälter A (Fig. 10 Taf. 22), welcher zur Aufnahme der Kältemischung dient, und einem rechteckigen Untersatze B, in welch letzterem flache Becken derart eingesetzt sind, daſs das entstehende Salzwasser über sämmtliche Becken der Reihe nach herab rieselt. Diesem Wasserstrome entgegen wird dann durch ein Gebläse C ein kräftiger Luftstrahl durch den Untersatz B und den Behälter A getrieben; derselbe kühlt sich zunächst an dem abflieſsenden Salzwasser vor, streicht dann durch die Kältemischung, um schlieſslich, in gewünschtem Grade abgekühlt, oben aus A zu entweichen. Durch den nach dem Gegenstromprinzipe arbeitenden Vorkühler B wird also die niedere Temperatur der Schmelzproducte möglichst ausgenutzt. Da ferner der Apparat, wenn möglich, in dem zu kühlenden Räume selbst aufgestellt wird, so ist ein Verlust fast ganz ausgeschlossen. Das Schmelzwasser entweicht durch ein Syphonrohr nahezu mit der Temperatur der eingeblasenen Luft, während die Kühlluft das Gefäſs A mit einer Temperatur unter dem Gefrierpunkte verläſst, welche von der Durchgangszeit abhängig ist und bei im Betriebe befindlichen Apparaten bis – 10° und selbst – 15° gebracht werden konnte. Bei Verwendung von kaltem Wasser wird in den Aufsatz A ein zweiter Behälter eingesetzt, aus welchem das Wasser durch feine Oeffnungen gegen die Wand des Mantels A ausflieſst. Bei der gedrängten Form des Apparates wird derselbe in vielen Fällen Verwendung finden können, wo die bisher fast ausschlieſslich angewendete direkte Kühlung nicht zur Anwendung gelangen konnte. Es sei hier nur die Kühlung der Eisenbahnwagen während der Sommermonate erwähnt. Der Apparat könnte hier wie der Dampfkessel bei der Dampfheizung in einem besonderen Wagen aufgestellt werden und durch ein Rohr kalte Luft in die einzelnen Wagenabtheilungen treiben. Als für manche Zwecke sehr erwünscht ist noch die im ersten Augenblicke überraschende Thatsache zu erwähnen, daſs die Luft durch den Apparat erheblich getrocknet wird, trotzdem dieselbe mit dem Schmelzwasser und dem Eise in unmittelbare Berührung kommt; es ist dies aber leicht erklärlich, indem die auf 10 bis 15° unter Null abgekühlte und bei dieser Temperatur nur sehr wenig Wasser haltende Luft bei der Mischung mit der Luft im zu kühlenden Raume rasch auf eine um mindestens 15° höhere Temperatur gebracht wird. Je nach Bedarf kann diese Trockenheit durch den Salzzusatz der Kältemischung geregelt werden, da bei Verwendung von reinem Eise ohne Salz eine merkbare Trocknung nur bei Einleitung in sehr warme Räume stattfinden wird. Nach Versuchen soll das Eis in diesem Apparate vortheilhafter ausgenutzt werden als bei unmittelbarer Verwendung, was namentlich bei gleichzeitiger Anwendung von Salz der Fall sein wird. Gerade das Bestreben, an Eis zu sparen, hat bei dem dieses Jahr herrschenden Eismangel zur Construction dieses Apparates geführt und es erscheint auch einleuchtend, daſs derselbe seinen Zweck recht gut erfüllen wird.

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