Titel: | Verfahren und Apparat zum Graviren u. dgl. mit Hilfe von Licht- und Wärmestrahlen. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 295 |
Download: | XML |
Verfahren und Apparat zum Graviren u. dgl. mit
Hilfe von Licht- und Wärmestrahlen.
Mit Abbildung auf Tafel
20.
Bain's photo-elektrischer Apparat zum Graviren u. dgl.
Die Bain
Electric Company in Chicago, Ill. (*
D. R. P. Kl. 15 Nr. 27972 vom 13. November 1883)
beeinfluſst mittels Licht- oder Wärmestrahlen ein schneidendes, drückendes oder
gravirendes Werkzeug auf solche Weise, daſs dessen Thätigkeit der Beschaffenheit der
einzelnen Stellen einer Patrone entspricht, welche nach und nach jenen Strahlen
ausgesetzt werden. Die Patrone kann z.B. ein photographisches Negativ oder Positiv
oder sonst eine gemusterte Fläche oder Tafel sein, welche an verschiedenen Stellen
in verschieden hohem Grade die Licht- oder Wärmestrahlen durchläſst oder
zurückwirft. Der Apparat wird nun so eingerichtet, daſs er durch eine Linse p (Fig. 10 Taf. 20) die
Strahlen der Patrone zuzuführen gestattet, daſs die Strahlen von derselben
zurückgeworfen werden, oder durch die Patrone hindurchgehen können. Die
zurückgeworfenen oder durchgelassenen Lichtstrahlen werden dann auf ein in den
Stromkreis einer galvanischen Batterie eingeschaltetes Stück Selen, die
Wärmestrahlen etwa auf eine Thermosäule geleitet, damit dieselben gemäſs der
Beschaffenheit der eben von den Strahlen getroffenen Stelle der Patrone die
Stromstärke beeinflussen. Der Strom geht durch einen Elektromagnet (oder eine mit
demselben gleichwertige Anordnung, z.B. ein Solenoid, ein Galvanometer u. dgl.),
dessen Ankerhebel G durch eine an denselben angebrachte
Verzahnung oder in anderer Weise mit dem Werkzeugträger H verbunden ist. Durch eine an der Führung befestigte regulirbare
Abreiſsfeder s wird der Anker von seinem Elektromagnete
abgerissen und dadurch der Träger H mit dem Werkzeuge
d gegen die zu bearbeitende Platte Y angedrückt.
Die zu bearbeitende, etwa zu gravirende Platte Y wird in
Uebereinstimmung mit der Patrone bewegt, zu welchem Zwecke Patrone und Platte auf
einem Schlitten befestigt sind, um mit demselben auf- und abbewegt oder wagerecht
verschoben zu werden, so daſs allmählich jede Stelle der Platte Y der Einwirkung des Werkzeuges d ausgesetzt wird. Nun ändert sich die Stärke des elektrischen Stromes mit
der Bestrahlung der Selenplatte bezieh. der Thermosäule; demnach schwankt
entsprechend hiermit auch die Anziehungskraft des Elektromagnetes und somit auch der
Ausschlag seines Ankers; in Folge dessen wird auch das Werkzeug d, je nachdem die Wärme- oder Lichtstrahlen an ihrem
Durchgange durch die
Patrone mehr oder weniger behindert werden, in entsprechender Weise von der Platte
abgezogen, oder gegen dieselbe hin bewegt werden. Die Tiefe der Gravirung wird also
in dieser Weise so geregelt, daſs sie genau der Patrone entspricht.
Die Mittel zur gleichartigen Bewegung der Patrone und des Arbeitstückes können in
einer dem Charakter der Arbeit entsprechenden Weise vielfältig geändert werden. Auch
kann man durch geeignete Einschaltung eines gewissen Uebersetzungsverhältnisses
zwischen dem Bewegungsmechanismus der Patrone und demjenigen des Arbeitstückes
leicht Vergröſserungen oder Verkleinerungen des betreffenden Musters erzielen. (Vgl.
A. Schmid 1884 253 *
115.)