Titel: | Fairbanks' Maschine zur Prüfung der Metalle auf Zugfestigkeit mit elektrischem Dehnungszeichner. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 65 |
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Fairbanks' Maschine zur Prüfung der Metalle auf
Zugfestigkeit mit elektrischem Dehnungszeichner.
Mit Abbildung auf Tafel
6.
Fairbanks' elektrischer Dehnungszeichner für
Festigkeitsmaschinen.
An einer Maschine zur Prüfung der Metalle auf Zugfestigkeit haben Fairbanks und Comp. in New-York nach dem Portefeuille économique des machines, 1884 S. 143 eine
Einrichtung getroffen, vermöge deren die Dehnungen des Versuchsstückes zugleich mit
den entsprechenden Belastungen durch elektrische Registrirwerke aufgezeichnet
werden. Der zu prüfende Stab wird in bekannter Weise zwischen zwei starken
Querstücken eingespannt, von denen das obere festliegt, während das untere durch 2
Schrauben herabgezogen wird. Der dabei auf das Prüfungsstück ausgeübte Zug kann bis
90t betragen und wird durch eine mit der
Maschine in geeigneter Weise verbundene Schnellwage gemessen (vgl. 1878 228 * 217). Der Betrieb der Maschine erfolgt unter
Zuhilfenahme einer festen und losen Scheibe von der Transmission aus durch einen
Riemen. Die Aufzeichnungen bewirkt der Strom einer galvanischen Batterie, in deren
Stromkreis der zu prüfende Stab selbst mit eingeschaltet wird. Dazu ist der eine
Batteriepol an den vom Maschinengestelle isolirten oberen Querbalken geführt, die
Weiterleitung des Stromes aber und die schlieſsliche Rückführung zum zweiten Pole
der Batterie geht von dem gleichfalls gegen die Maschine isolirten unteren Ende des
Stabes bezieh. dem unteren Querbalken aus. Von hier aus geht ein Stromzweig zunächst
bloſs durch zwei Elektromagnete M und M1 zum zweiten Pole
zurück (Fig. 9
Taf. 6). Der erste Elektromagnet M hat die Aufgabe,
beim Zerreiſsen des zu prüfenden Stabes den Riemen der Maschine von der Festscheibe
auf die Losscheibe zu legen. Dazu ist an seinem Anker ein Häkchen angebracht, in das
ein Stahldraht eingehängt ist, welcher nach der Riemenführung läuft und hinter
derselben von einem Gewichte gespannt gehalten wird; sobald der Stab zerreifst und
somit der Strom unterbrochen wird, läſst M seinen Anker
abfallen, der Stahldraht hakt aus und das Spanngewicht schiebt durch die Gabel der
Riemenführung den Riemen auf die Losscheibe, die Maschine bleibt stehen.
Der zweite Elektromagnet M1 ist am unteren Ende des zu prüfenden Stabes angeschraubt; von seinem
Anker läuft ein biegsamer Stahldraht entlang dem Stabe empor und über eine an das
obere Ende des Stabes angeschraubte kleine Rolle, dann aber über ein Paar andere
Rollen nach dem Schlitten, welcher den Schreibstift oder die Zeichenfeder trägt; vom
anderen Ende des Schlittens führt ein Draht oder eine Schnur weiter über eine Rolle
nach einem Gegengewichte, das den Stahldraht gespannt erhält. Da der Stahldraht
selbst einen groſsen Durchmesser im Vergleiche zu der Reibung des Schlittens und der
Rollen besitzt, so ist der Draht einer nur unbedeutend wechselnden Spannung
unterworfen und vermag daher die Dehnungen und Zusammenziehungen des Probestabes
sehr getreu auf den Zeichenstift zu übertragen. Man kann annehmen, daſs die
Bewegungen des Stiftes bis auf 0mm,25 genau den
Dehnungen des Stabes entsprechen und dies genügt für einen gewöhnlichen Versuch.
Unter dem Zeichenstifte liegt eine mit dem linirten Papierblatte überzogene Metall
walze, so daſs der Stift bei seinen Bewegungen in einer Erzeugenden der
Cylinderfläche hin und her geht.
Auſser den Dehnungen müssen nun aber auch gleichzeitig noch die Kräfte aufgezeichnet
werden, durch welche die Dehnungen hervorgebracht wurden. Dies geschieht durch
Drehung der mit dem Papierblatte bespannten Metallwalze, deren Achse mit der Achse
Q durch ein Schneckengetriebe in Verbindung steht;
wird Q vorwärts oder rückwärts gedreht, so geschieht
dies auch mit dem Papiercylinder. Die Achse Q aber soll
von der Achse eines Triebwerkes aus gedreht werden und zwar nur, wenn die
angewendete, auf den Probestab wirkende Zugkraft gröſser oder kleiner wird; in dem
einen Falle jedoch muſs die Drehung von Q im
entgegengesetzten Sinne erfolgen wie im anderen. Die Bewegung wird daher von der
Triebwerksachse aus durch zwei magnetische Kuppelungen auf die Achse Q übertragen, von der einen Kuppelung aus mittels eines
offenen, von der anderen aus mittels eines gekreuzten Riemens. Für jeden der beiden
Riemen ist eine besondere Riemenscheibe lose auf die Achse des Triebwerkes
aufgesteckt, von denen die eine bei der Vergröſserung, die andere bei der
Verkleinerung der auf das Prüfungsstück wirkenden Zugkraft durch eine
elektromagnetische Kuppelung selbstthätig mit der Achse gekuppelt wird.
Die hierzu nöthigen Stromschlieſsungen vermittelt der Balken der den Zug messenden
Schnell wage. Dieser Balken besteht aus zwei parallel über einander liegenden Stäben
mit Laufgewicht und mit Theilung. Die jeweilige Stellung des Balkens zu beurtheilen,
gestattet bequem ein am freien Ende des oberen Stabes angebrachter Zeiger. Das
Laufgewicht W auf dem oberen Arme ist 10mal so schwer
als das W1 auf dem
unteren Stabe; das letztere muſs deshalb um ein 10mal so groſses Stück verschoben
werden als das erstere W, wenn es dieselbe Wirkung
hervorbringen soll wie das erste. Die ganze mögliche Verschiebung des kleinen Gewichtes entspricht
4500k, während die des groſsen 90000k gleichkommt. Am freien Ende des unteren Stabes
ist ein Contactstift, am oberen ein Quecksilbernäpfchen angebracht; bei Senkung des
Balkens taucht der Contactstift in ein zweites festes Quecksilbernäpfchen, bei
Hebung des Balkens dagegen taucht in das erste Quecksilbernäpfchen ein zweiter,
festliegender Contactstift ein; in der normalen Mittellage, bei welcher die beiden
Laufgewichte mit der eben auf den zu prüfenden Stab ausgeübten Zugkraft genau im
Gleichgewichte stehen, kommt keiner der beiden Contactstifte in das Quecksilber. Von
dem einen Pole der Batterie ist nun weiter ein Draht an den Wagebalken geführt und
deshalb kann bei Herstellung entsprechender Weiterleitung der Strom geschlossen
werden, so oft und so lange die beiden Laufgewichte W
und W1 mit dem
ausgeübten Zuge nicht im Gleichgewichte stehen, wogegen bei vorhandenem
Gleichgewichte der Strom weg am Balken unterbrochen ist; überdies wird der Strom,
wenn die Gegengewichte zu leicht sind, in einem anderen Wege weiter geleitet werden
können, als wenn sie zu schwer sind. Von dem Quecksilbernäpfchen, welches dem
Contactstifte am unteren Stabe des Wagebalkens gegenüber steht, wird der dem Balken
vom zweiten Batteriepole aus zugeführte Strom stets durch die Spule desjenigen
Elektromagnetes M2
hindurchgeschickt, welcher die Riemenscheibe für den offenen Riemen mit der Achse
Q kuppelt, und geht dann zum unteren Querbalken, zu
dem Probestabe und zum ersten Pole der Batterie zurück. Indem aber dieser
Elektromagnet die Drehung der Achse Q und somit auch
der Papierwalze im entsprechenden Sinne veranlaſst, soll derselbe zugleich auch das
gestörte Gleichgewicht des Schnellwagenhebels wieder herstellen, wozu erforderlich
ist, daſs das (kleinere) Laufgewicht auf dem unteren Stabe des Balkens von dessen
freiem Ende nach dem Aufhängungspunkte hin bewegt werde. Deshalb ist auf die Achse
Q noch eine dritte Scheibe für einen Stahldraht
ohne Ende aufgesteckt, welcher ohne Kreuzung zwischen den beiden Stäben des
Wagebalkens hin nach einer anderen Scheibe läuft und an den das kleinere Laufgewicht
W1 angehängt ist.
Dieses Laufgewicht W1
wird daher während der Wirkung des Elektromagnetes M2 gegen den Aufhängungspunkt des Balkens hinbewegt,
bis das Moment von W1
um jenen Betrag verkleinert ist, um welchen das Moment der Zugkraft sich vermindert
hat.
Wenn dagegen zufolge der Vergröſserung der Zugkraft sich der Balken hebt und der
Quecksilberspiegel in dem Näpfchen an seinem oberen Stabe den festliegenden
Contactstift berührt, muſs das Triebwerk eine Vergröſserung des Momentes der
Laufgewichte bewirken. Dies kann durch Verschiebung des kleinen Laufgewichtes W1 allein geschehen,
sofern dieses nicht bereits in seine äuſserste Stellung am freien Ende des unteren
Stabes gelangt ist und deshalb die Vergröſserung des Momentes durch Verschiebung des
groſsen Laufgewichtes W auf dem oberen Stabe bewirkt werden muſs. In diesen
beiden Fällen ist eine verschiedene Stromführung erforderlich und deshalb wird von
dem festliegenden Contactstifte aus zunächst nur ein Draht an einen in lothrechter
Lage hängenden Umschalthebel geführt. Für gewöhnlich, so lange also das Laufgewicht
W1 noch nicht in
der äuſsersten Stellung eingetroffen ist, liegt der Contacthebel an einer
Contactschraube an, von welcher ein Draht nach dem Elektromagnete M3 der Kuppelung mit
gekreuztem Riemen und dann nach dem unteren Querbalken, dem Probestabe und dem
ersten Batteriepole weiter führt; in diesem Falle wird also der wiederum vom zweiten
Batteriepole bis zum Balken und über die festliegenden Contactstifte bis zum
Umschalthebel gekommene Strom einfach durch den Elektromagnet M3 geführt und
veranlagst also eine Verschiebung von W1 nach dem freien Ende des unteren Stabes hin. Wenn
dagegen das Laufgewicht W1 durch den Stahldraht ohne Ende in seine äuſserste Stellung gebracht
wird, entfernt es zugleich den Umschalthebel von der bisher berührten
Contactschraube und legt denselben an eine zweite Schraube, von welcher aus ein
Draht einen Stromweg durch einen fünften Elektromagnet M4 nach dem ersten Batteriepole eröffnet.
An dem Ankerhebel dieses Elektromagnetes M4 sitzt aber eine Bremsfeder, welche sich bei nicht
angezogenem Anker bremsend auf die eine der beiden Scheiben legt, über welche der
das groſse Laufgewicht W bewegende, ebenfalls nicht
gekreuzte Stahldraht gelegt ist. Dieses Laufgewicht soll jedoch bloſs nach dem
freien Ende seines Stabes und zwar stets um ein Stück bewegt werden, welches einer
Bewegung des kleinen Laufgewichtes W1 über die ganze Länge seiner Theilungsskala
entspricht; daher wird W1 nicht ebenfalls von der Achse Q, sondern
von einem besonderen Triebwerke bewegt, welches in Gang kommt, wenn der durch M4 geführte Strom die
Bremse lüftet. Unmittelbar aber nach der Verschiebung des Laufgewichtes W besitzen W und W1 das Uebergewicht:
deshalb senkt sich der Wagebalken, schlieſst den Strom durch das untere Näpfchen und
befördert das kleine Laufgewicht wieder nach dem Aufhängepunkte des Balkens hin.
Hiernach ist die Bewegung der Laufgewichte und der ebenfalls von der Achse Q aus bewirkten Drehung der Papierwalze unbedingt an
das Steigen und Fallen des Balkens gebunden. Die Bewegungen des Balkens wiederum
sind ganz von den Aenderungen der auf den zu prüfenden Stab ausgeübten Zugkraft
abhängig. Daher markirt der Schreibstift auf dem Papierblatte, während derselbe
durch seine Achsialverschiebung die eintretenden Dehnungen und Zusammenziehungen
verzeichnet, zufolge der Drehungen der Walze durch seinen relativen Umlauf auf der
Walze zugleich die Zugkraft, welche jede Dehnung veranlaſste. Da nämlich die
Verschiebungen der Laufgewichte sowohl, wie die Drehungen der Walze von der Dauer
der einzelnen Ströme abhängig sind, so werden die Drehungen der Walze den
Verschiebungen der Gewichte und damit den Aenderungen der Zugkraft proportional. Beim Zerreiſsen
des Stabes wird in diesem zugleich der Stromweg nach M2, M3 und M4 bleibend unterbrochen; die Verschiebung der
Gewichte und die Drehung der Walze hört jetzt auf, der Zeichenstift bleibt ruhig
stehen.
Die Ganghöhe der Schnecke, welche die Papierwalze betreibt, ist so gewählt, daſs 0m,01 des Umfanges der Walze einer bestimmten Zahl
von Kilogramm in der Prüfungsmaschine entspricht. Man kann daher leicht auf dem
Papierblatte die Gröſse des angewendeten Zuges ablesen.
Unsere Quelle gibt die erhaltenen Diagramme für Bessemerstahl, für Kesselblech und
für gewöhnliches Puddeleisen. Die geprüften Stäbe waren 305mm lang; in der Zeichnung erscheinen die Dehnungen
in natürlicher Gröſse, während in der anderen Richtung eine Länge von 1cm einer Kraft von 1800k entspricht. Die Diagramme für Kesselblech und
Puddeleisen lassen die Unregelmäſsigkeiten erkennen, welche durch die
Ungleichmäſsigkeiten im Eisen verursacht werden. Mehrere mit Bessemerstahl
angestellte Versuche stimmen gut überein. Die Curve verläuft erst als Gerade, bis
die Elasticitätsgrenze erreicht ist, dann geht sie mit zweimaliger Inflexion in eine
Parabel dritten Grades über. (Vgl. die registrirenden Festigkeitsmaschinen von Pohlmeyer, Mohr u.a. 1882 245 * 16.)