Titel: | Ueber neuere Versuche zur Bestimmung der Zapfenreibung. |
Autor: | E. M. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 129 |
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Ueber neuere Versuche zur Bestimmung der
Zapfenreibung.Vgl. Iron, 1884 Bd. 24 * S. 92.
Tower und W. Browne, über Bestimmung der Zapfenreibung.
B. Tower hat im Auftrage der Institution of Mechanical Engineers neuerdings Versuche über Zapfenreibung
ausgeführt und solche in einem besonderen Berichte veröffentlicht. Das hierbei
angewendete Verfahren ist bereits in D. p. J. 1884 252 * 12 beschrieben worden und besteht in Kurzem darin,
daſs der Ausschlagwinkel gemessen wird, welchen das im Ruhezustande senkrecht unter
dem Zapfenmittel hängende Belastungsgewicht bei der Drehung des Zapfens erfährt. Der
Zapfen wird dabei immer gleich vollkommen durch das Oelbad geschmiert, in welches er
taucht. Die erhaltenen bemerkenswerthen Ergebnisse über den Einfluſs der
Geschwindigkeit, des Druckes auf die Flächeneinheit und der Temperatur auf die
Gröſse des Reibungscoefficienten haben Veranlassung gegeben, unter Berücksichtigung
der bereits früher ausgeführten Versuchsreihen, Theorien und Formeln für die
gefundenen Gesetze aufzustellen.
Auf der Jahresversammlung Anfang 1884 der genannten Gesellschaft hat Tower bei der Besprechung dieses Gegenstandes einen
kurzen Ueberblick über die vornehmlich in England und Amerika veröffentlichten
neueren Versuche gegeben.
Prof. F. JenkinProceedings of the Royal Society, 1877 S.
93. stellte Versuche bei sehr geringen Geschwindigkeiten an
(0,0036 bis 0m,183 in der Secunde); er benutzte
einen kleinen Stahlzapfen von 2mm,5 Durchmesser,
welcher sich in rechteckigen V-Stützen drehte. Er fand,
daſs, wenn der Reibungscoefficient der Ruhe und der Bewegung überhaupt von einander
verschieden sind, bei zunehmender Geschwindigkeit der Reibungscoefficient
abnahm.
Prof. A. S. KimballAmerican Journal of Science, 1876 und 1878. Thurston: Friction and Lubrication, S. 182
ff. ermittelte an einem schmiedeisernen Zapfen von 25mm Durchmesser, welcher sich in einem
Guſseisenlager drehte, daſs mit einer Steigerung der secundlichen
Umfangsgeschwindigkeit von 0,03 auf 0m,56 ein
Fallen des Reibungscoefficienten auf 0,3 seines Urwerthes verknüpft war. Der Druck
betrug dabei nur 4,7 k/qc. Weitere Versuche an geschmierten Zapfen bei noch geringeren Pressungen
ergaben eine Verminderung des Coefficienten von 0,15 auf 0,05 bei einer Steigerung
der Geschwindigkeit von 0,005 auf 0m,5.
Die Versuche von Poirée und BochetMémoires de la Société des Ingénieurs cicils,
1852 S. 110 ff. Comptes rendus, 1858 Bd. 46 S.
802. 1860 Bd. 51 S. 974. zeigen, daſs innerhalb der
Geschwindigkeiten von 4,5 und 18m in der Secunde
der Reibungscoefficient zwischen Eisenbahnrädern oder Bremsklötzen einerseits und
den Schienen andererseits sich von 0,2 auf 0,13 vermindert- die Oberflächen waren hierbei
freilich ganz ungeschmiert. Die neueren Versuche über denselben Gegenstand von Galton und WestinghouseProceedings of the Institute of Mechanical
Engineers, Juni und Oktober 1878 sowie April 1879.
lieferten ähnliche Zahlen.
Prof. R. H. Thurston (vgl. 1877 225 * 538. 1880 236 493)Thurston: Friction and Lubrication, S. 185. Journal of the American Association for the
Advancement of Science, August 1878 S. 61. hat
zahlreiche Sonderuntersuchungen an geschmierten Zapfen ausgeführt, um den Einfluſs
von Geschwindigkeit, Druck und Temperatur klar zu legen. Auch Thurston schloſs, daſs mit der Geschwindigkeit zuerst
der Reibungscoefficient abnimmt, aber nach einem gewissen Punkte wieder eine
Steigerung eintritt- dieser Punkt verändert sich mit Druck und Temperatur, und zwar
findet im Groſsen und Ganzen bei kalten, gut geschmierten Zapfen von 0m,5 Geschwindigkeit an ein Wachsen des
Coefficienten statt, annähernd der fünften Wurzel aus der Geschwindigkeit
proportional.
B. TowerProceedings of the Institution of Mechanical
Engineers, 1883 S. 632. hat seine systematischen
Versuche noch über weitere Grenzen ausgedehnt.
Für die Reibung geschmierter Zapfen, wo Lager und Zapfen durch eine tragende
Flüssigkeitsschicht getrennt sind, müssen natürlich ganz andere Gesetze gelten als
bei „trockener“ Reibung. Auf der einen Seite haftet die Flüssigkeitsschicht
an dem ruhenden Lager, auf der anderen Seite an dem sich drehenden Zapfen- der Druck
zwischen Zapfen und Lager sucht zudem die Flüssigkeit auszuquetschen. Man hat es in
Wirklichkeit also mit den Reibungswiderständen von Flüssigkeiten zu thun, welche
sich in Kanälen bewegen- aber der Druck und der Querschnitt sowie die
Geschwindigkeit in dem Kanäle ändern sich hierbei stetig, so daſs einfache
Versuchsergebnisse nicht zu erwarten sind.
Walter R. BrowneEngineer, 1884 Bd. 58 * S. 57 ff.,
welcher als Sekretär der mehrfach erwähnten Gesellschaft die Tower'schen Versuche von Anfang an verfolgt hat, leitet aus diesen und den
Thurston'schen Versuchen folgende Gesetze für
vollkommen (durch Oelbad) geschmierte Zapfen ab:
1) Der Reibungscoefficient ist im Vergleiche zu den
Coefficienten bei trockener Reibung auſserordentlich niedrige derselbe bewegt sich meist nur in den Tausendtheilen.
2) Der Reibungscoefficient ändert sich bei mäſsigen Drücken und Geschwindigkeiten
annähernd mit den reciproken Werthen des Druckes, oder mit anderen Worten, der Reibungswiderstand für die Flächeneinheit ist nahezu
constant; folglich, wenn die Belastung verdoppelt wird, ist der
Reibungscoefficient, d. i. der Quotient von Widerstand und Gesammtbelastung, nur die
Hälfte u.s.w. Bei der trockenen Reibung ist hingegen der Coefficient constant und der
Widerstand wächst in demselben Verhältnisse wie die Belastung.
3) Als Folgerung aus dem zweiten Satze: Der Reibungswiderstand bei sich gleich bleibendem Drucke wächst mit der Berührungsfläche. Bei der trockenen
Reibung ist derselbe unabhängig von der Fläche.
4) Bei einer secundlichen Reibgeschwindigkeit von 0,05 bis 0m,5 vermindert sich
der Reibungswiderstand und folglich bei einer unverändert bleibenden Belastung auch
der Reibungscoefficient, aber bei ungefähr 0m,5 tritt ein Wechsel ein und darüber hinaus wächst der Widerstand mit der Quadratwurzel
aus der Geschwindigkeit,
5) Als Folgerung aus dem 4. Satze: Der Widerstand in der Gegend von 0m,5 Geschwindigkeit ist constant.
6) Eine Temperatursteigerung innerhalb gewisser Grenzen hat eine Herabziehung des
Reibungscoefficienten zur Folge und zwar verändert sich der
Reibungscoefficient ungefähr umgekehrt proportional der Temperatur über dem
Nullpunkte.
Die Richtigkeit des ersten Satzes ergeben die Tabellen
aus Tower's Bericht unmittelbar. Es beträgt z.B. bei
einer Belastung von 36,5 k/qc der Zapfenreibungscoefficient mit Olivenöl oder
auch mit Schmalzöl 0,0008 bei 0,8 m/sec, 0,001 bei 1m,06, 0,0015 bei 2m,13. Mit Mineralfett war
der Coefficient 0,0010 bei 0m,8 und 0,0018 bei
2m,13. Walrathöl lieſs keine Belastung bis zu
36,5 k/qc zu, aber
bei 29,2 k/qc nahm
der Coefficient die Gröſse von 0,0015 bei 0m,8
Geschwindigkeit an und 0,0021 bei 2m,13. Rüböl
lieferte nahezu dieselben Werthe wie Olivenöl. Bei Mineralöl war der Coefficient nur
wenig höher, für eine Belastung von 36,5 k/qc nämlich 0,00123 bei 0m,8 und 0,00178 bei 2m,13. Die beiden
letzten Oele jedoch hielten noch einen höheren Druck auf die Flächeneinheit aus, so
Mineralöl bis zu 44 k/qc, ohne daſs ein Fressen des Zapfens eintrat.
Es muſs aber noch daran erinnert werden, daſs diese auſserordentlich geringen Werthe,
welche für die Reibungscoefficienten gefunden worden sind, von den hohen Belastungen
des Zapfens herrühren. Wie sich aus dem zweiten Satze ergibt, ist nämlich der
gesammte Reibungswiderstand nahezu unabhängig vom Drucke; wird daher der Druck hoch,
so wird der Coefficient niedrig und umgekehrt, Z.B. bei der geringsten geprüften
Belastung von 7 k/qc und der höchsten Geschwindigkeit von 2m,13 war der Reibungscoefficient mit Oliven- oder Schmalzöl anstatt 0,001,
wie derselbe bei den höheren Belastungen sich herausstellte, nahezu 0,008, bei
Mineralfett sogar 0,014. Jedoch selbst diese Ziffern bleiben weit hinter den sonst
immer noch üblichen Werthen zurück, welche nach Morin's
Versuchen zwischen 0,05 bis 0,09 schwanken.
Die Richtigkeit des zweiten Satzes, d. i. der von der
Unveränderlichkeit des Reibungswiderstandes
innerhalb der in der Praxis vorkommenden Grenzen, läſst sich nach dem ersten Blicke
auf die Urtabellen erkennen., in welchen sowohl der gesammte Widerstand, als auch der
Coefficient gegeben ist. Man findet die Reibung für die Flächeneinheit, indem man
den Reibungscoefficienten multiplicirt mit der Belastung der Flächeneinheit – mit
anderen Worten – indem man den Coefficienten mit der Gesammtbelastung multiplicirt
und durch den Horizontalschnitt des Zapfens in Flächeneinheiten theilt. Der
Versuchszapfen hatte 15cm,2 Länge, 10cm,2 Durchmesser, somit 155qc Horizontalschnitt (Schnitt senkrecht zur
Druckrichtung).
Auch hier mögen wenigstens einige Beispiele herausgezogen werden, um einen Anhalt für
die Gröſse dieses Zahlenwerthes zu geben. Für Olivenöl bei einer Geschwindigkeit von
1m,06 bewegt sich der Einheitswiderstand, wenn
die Belastung von 7 auf 36,5 k/qc steigt, nur zwischen 0,0360 und 0,0427 k/qc, bei einer
Geschwindigkeit von 2m,13 nur zwischen 0,0517 und
0,0612 k/qc. Unter
denselben Umständen schwankt der Widerstand für Schmalzöl bei einer Geschwindigkeit
von 1m,06 zwischen 0,0330 und 0,0408, bezieh. bei
2m,13 zwischen 0,0548 und 0,0569. Aehnliche
Erscheinungen treten bei den anderen Schmiermitteln auf. Die Abweichungen sind in
Anbetracht der Beobachtungsfehler der immerhin kleinen Gröſsen nicht groſs und, was
noch beachtenswerther ist, sie sind alle zusammen unregelmäſsig; bald liegt der
Höchstwerth dem einen, bald dem anderen Ende näher, bald in der Mitte der
Versuchsreihe. Im Allgemeinen kann man das Gesetz für alle gewöhnlich vorkommenden
Drücke und Geschwindigkeiten als annehmbar gelten lassen. Nur bei den ausnahmsweise
hohen Pressungen, wie sie Mineralöl und Rüböl aushalten können, zeigt der
Reibungscoefficient zuletzt eine entschiedene Steigerung.
Der dritte Satz, daſs der Reibungswiderstand
proportional der Fläche wächst, ist nur eine Schluſsfolgerung aus dem zweiten,
bedarf daher weiter keiner Beleuchtung.
Das vierte Gesetz – über die Veränderlichkeit der
Reibung mit der Geschwindigkeit – ist verwickelteren Charakters und fordert daher
weitere Erläuterung. Wie die bereits Eingangs erwähnten Versuche erkennen lassen,
findet zuerst ein Abfall des Reibungscoefficienten bis zu etwa 0m,5 Geschwindigkeit statt; dann bleibt der
Coefficient nahezu constant, um wieder anzuwachsen. Leider haben wir keine
vollständigen Versuchsreihen, sondern immer nur Bruchstücke, die unter verschiedenen
Verhältnissen und von verschiedenen Seiten ausgeführt sind. Auſserdem sind die
Ursachen, welche die Gröſse des Coefficienten beeinflussen, so verschiedenartiger
Natur, daſs jedenfalls ein einfaches Ergebniſs nicht zu erwarten steht. Auch Tower's neueste Versuche beginnen unglücklicherweise
erst mit einer Geschwindigkeit von 0m,53 und
bieten daher keine Auskunft über den Einfluſs geringer Geschwindigkeiten dar.
Zwischen 0,53 und 0m,8 Geschwindigkeit zeigen alle
seine Zahlen ein entschiedenes Steigen der Reibung. Es erscheint somit für jetzt
geboten, die gesammte
das Reibungsgesetz darstellende Curve in einzelne Abschnitte zu zerlegen und für
jeden einzelnen das Gesetz zu bestimmen. Eine Formel für den abfallenden Zweig der
Curve aufzustellen, dürfte bei der Verschiedenartigkeit der Versuche noch nicht
zulässig erscheinen. Weitaus gewichtigere Versuche liegen über den aufsteigenden Ast vor.
Thurston stellte für diesen aufsteigenden Curventheil
die Formel auf, daſs die Steigerung des Reibungscoefficienten mit der fünften Wurzel aus der Geschwindigkeit erfolge. Diese
Annahme ist jedoch durch die sorgfältigen Versuche Tower's widerlegt, welche darauf hinweisen, daſs die Veränderung mit der
Quadratwurzel aus der Geschwindigkeit statthat. Um
dies zu beweisen, hat W. B. Browne in der ersten
Tabelle des bewuſsten Berichtes die Reibungscoefficienten für Olivenöl und für die
höheren Geschwindigkeiten unter der Voraussetzung berechnet, daſs dieselben mit der
Quadratwurzel wachsen. Als Anfangspunkt hat er hierbei eine Geschwindigkeit von 1m,06 genommen, weil damit ganz sicher der Einfluſs
des oben erwähnten Wechsels, welcher in der Gegend von 0m,5 eintritt, übergangen wird.
Die berechneten und die beobachteten Werthe sind in Tabelle I einander gegenüber
gestellt. Wie man sieht, stimmen die beiden Zahlenwerthe sehr nahe überein, die
Abweichungen liegen bald auf der einen,
Tabelle I. Olivenölbad. Temperatur 32°.
Belastungen desZapfens k/qc
Endzahlen
Reibungscoefficienten bei einer
secundlichen
Geschwindigkeit von
1m,07
1m,33
1m,60
1m,86
2m,13
2m,39
36,6
beobachtetberechnet
0,00100,0010
0,00120,00118
0,00130,00123
0,00140,00132
0,00150,00141
0,00170,00150
32,9
beobachtetberechnet
0,00130,0013
0,00140,00145
0,00150,00159
0,00170,00172
0,00180,00184
0,0020,00195
29,2
beobachtetberechnet
0,00140,0014
0,00150,00157
0,00170,00172
0,00190,00185
0,00210,00198
0,00240,0021
25,2
beobachtetberechnet
0,00160,0016
0,00170,00179
0,00190,00196
0,00200,00212
0,00220,00226
0,00250,00240
21,8
beobachtetberechnet
0,00170,0017
0,00190,00190
0,00210,00208
0,00220,00225
0,00240,00240
0,00270,00255
18,1
beobachtetberechnet
0,00200,0020
0,00230,00224
0,00250,00245
0,00260,00265
0,00290,00283
0,00310,00300
14,4
beobachtetberechnet
0,00250,0025
0,00280,00276
0,00300,00306
0,00330,00331
0,00360,00353
0,00400,00375
10,8
beobachtetberechnet
0,00350,0035
0,00400,00387
0,00440,00429
0,00470,00463
0,00500,00495
0,00570,00525
7,03
beobachtetberechnet
0,00550,0055
0,00630,00611
0,00690,00674
0,00770,00728
0,00820,00778
0,00890,00825
bald auf der anderen Seite, was am besten für die Richtigkeit
der obigen Annahme spricht. Die einzige gröſsere Abweichung erscheint in der letzten
Spalte, welche die höchste Geschwindigkeit von 2m,39 betrifft. Hier sind die beobachteten Werthe durchweg höher, mitunter
bedeutend höher als die berechneten. Bei so groſsen Geschwindigkeiten werden aber
auch die Schwierigkeiten genauer Beobachtungen vermehrt. Bei der Kleinheit der unmittelbar
beobachteten Gröſsen – der Ausschlag des Fühlhebels, aus welchen die Zahlen
abgeleitet worden sind, beträgt bei den hohen Belastungen nur 1 bis 2mm – ist es nur überraschend, daſs die
Abweichungen zwischen beobachteten und berechneten Werthen nicht noch gröſsere
sind.
Um zu zeigen, daſs das günstige Ergebniſs nicht etwa von einer Eigenthümlichkeit des
betreffenden Schmiermittels (Olivenöl) abhängt, oder gar nur einer besonderen
Versuchsreihe zufällig eigen ist, sind auch noch die Tabellen II bis V für die
anderen Schmiermittel umgerechnet worden, nämlich für Schmalzöl, Walrathöl,
Mineralöl und Mineralfett.
Tabelle II. Schmalzölbad. Temperatur 32°.
Belastung desZapfens k/qc
Endzahlen
Reibungscoefficienten bei einer
secundlichen
Geschwindigkeit von
1m,07
1m,33
1m,60
1m,86
2m,13
2m,39
36,6
beobachtetberechnet
0,00100,0010
0,00110,00118
0,00130,00123
0,00150,00132
0,00150,00141
0,00170,00150
29,2
beobachtetberechnet
0,00140,0014
0,00150,00157
0,00160,00172
0,00180,00185
0,00190,00193
0,00210,00210
21,8
beobachtetberechnet
0,00170,0017
0,0020,00190
0,00220,00208
0,00250,00225
0,00260,00240
0,00290,00255
14,4
beobachtetberechnet
0,00230,0023
0,00280,00257
0,00310,00282
0,00340,00304
0,00390,00325
0,00420,00345
10,8
beobachtetberechnet
0,00320,0032
0,00370,00357
0,00410,00392
0,0050,00423
0,00510,00453
0,00520,00480
7,03
beobachtetberechnet
0,00500,0050
0,0060,00555
0,00670,00612
0,00760,00661
0,00810,00707
0,0090,00750
Wie man aus Tabelle II erkennt, ist bei Schmalzöl die Uebereinstimmung zwischen
Rechnung und Versuch bei den höheren Pressungen sehr gut, aber bei geringeren
Drücken fallen die berechneten Werthe unter die beobachteten- die Beträge sind aber
nicht so groſs als bei Olivenöl. Mit Walrathöl konnte der Druck nicht bis zu 36,6
k/qc getrieben
werden, weil schon vorher der Zapfen zu fressen begann. Bei dem höchsten
untersuchten Drucke von 29,2 k/qc sind, wie aus Tabelle III zu ersehen, die
berechneten Werthe durchgängig höher als die durch die
Tabelle III. Walrathölbad. Temperatur 32°.
Belastung desZapfens k/qc
Endzahlen
Reibungscoefficienten bei einer
secundlichen
Geschwindigkeit von
1m,07
1m,33
1m,60
1m,86
2m,13
2m,39
29,2
beobachtetberechnet
0,00170,0017
0,00180,00190
0,00190,00208
0,00200,00225
0,00210,00246
0,00210,00255
21,8
beobachtetberechnet
0,00120,0012
0,00140,00134
0,00160,00147
0,00170,00159
0,00180,00170
0,00190,00180
14,4
beobachtetberechnet
0,00180,0018
0,00210,00201
0,00230,00220
0,00240,00238
0,00250,00255
0,00270,00270
10,8
beobachtetberechnet
0,00230,0023
0,00280,00257
0,00300,00282
0,00330,00304
0,00350,00325
0,00370,00345
7,03
beobachtetberechnet
0,00380,0038
0,00440,00425
0,00510,00465
0,00570,00503
0,00610,00537
0,00640,00570
Versuche gefundenen; aber bei 21,8 k/qc werden die
beobachteten Coefficienten so niedrig, daſs Irrthümer in den Versuchen
augenscheinlich sind. Bei 14,4 k/qc ist die weiteste Uebereinstimmung erreicht,
jedoch unter diesem Ausnahmspunkte; bei 7,03 k/qc Belastung ist die Abweichung bei hohen
Geschwindigkeiten wiederum beträchtlich.
Für Mineralöl, welches gewöhnlich den beiden letztgenannten Schmiermitteln
untergeordnet wird, sind die regelmäſsigsten Werthe erhalten worden. Der
Reibungscoefficient ist allerdings bei den höchsten Pressungen ein wenig höher als
der für Olivenöl; aber derselbe ist gleich und selbst niedriger bei mittleren
Drücken, während die Uebereinstimmung zwischen Beobachtung und Versuch selbst bei
den höchsten Geschwindigkeiten zufriedenstellend ist. Um dies noch klarer vor Augen
zu führen, könnte man, wie auch Browne dies gethan hat,
die Werthe aus Tabelle IV als
Tabelle IV. Mineralölbad. Temperatur 32°.
Belastung desZapfens k/qc
Endzahlen
Reibungscoefficienten bei einer
secundliclien
Geschwindigkeit von
1m,07
1m,33
1m,60
1m,86
2m,13
43,9
beobachtetberechnet
0,001390,00139
0,001470,00156
0,001570,00171
0,001650,00185
36,6
beobachtetberechnet
0,001390,00139
0,00150,00156
0,001610,00171
0,00170,00185
0,001780,00198
29,2
beobachtetberechnet
0,001430,00143
0,00160,00159
0,001760,00176
0,00190,00189
0,0020,00202
21,8
beobachtetberechnet
0,00160,0016
0,001840,00179
0,002070,00196
0,002250,00212
0,002410,00226
14,4
beobachtetberechnet
0,002350,00235
0,002690,00263
0,002980,00287
0,003280,00311
0,00350,00332
7,03
beobachtetberechnet
0,004940,00494
0,005570,00539
0,00620,00603
0,006760,00652
0,00730,00696
Ordinaten zu den Geschwindigkeiten als Abscissen auftragen.
Die berechneten und beobachteten Werthe werden dann Curven liefern, welche nahezu
über einander fallen.
Tabelle V. Mineralfettbad. Temperatur 32°.
Belastung desZapfens k/qc
Endzahlen
Reibungscoefficienten bei einer
secundlichen
Geschwindigkeit von
1m,07
1m,33
1m,60
1m,86
2m,13
2m,39
43,9
beobachtetberechnet
0,00120,0012
0,00140,00134
0,00140,00147
0,00160,00159
0,00180,00170
0,0020,00180
36,6
beobachtetberechnet
0,00160,0016
0,00180,00179
0,00190,00196
0,0020,00212
0,00210,00226
0,00220,00240
29,2
beobachtetberechnet
0,00190,0019
0,00210,00212
0,00230,00233
0,00250,00251
0,00260,00269
0,00270,00285
21,8
beobachtetberechnet
0,00260,0026
0,00290,00287
0,00320,00318
0,00350,00344
0,00380,00368
0,0040,00390
14,4
beobachtetberechnet
0,00400,0040
0,00470,0047
0,00530,00490
0,00580,00529
0,00620,00565
0,00660,00600
10,8
beobachtetberechnet
0,00480,0048
0,00570,00537
0,00650,00588
0,00710,00635
0,00770,00679
0,00830,0072
Mineralfett endlich zeigt nach Tabelle V dasselbe Verhaltungsgesetz. Die absoluten
Werthe des Reibungscoefficienten sind allerdings höher: aber andererseits ist das
Schmiermittel fähig, einen Druck bis zu 44 k/qc aufzunehmen, ein Werth, welcher über alle die für
andere Schmiermittel erhaltenen Zahlen hinausgeht, und bei diesem hohen Drucke kommt
der Reibungscoefficient dem überhaupt niedrigst bestimmten sehr nahe. Die
Schwankungen zwischen den beobachteten und berechneten Endzahlen sind, mit Ausnahme
wiederum der geringsten Pressungen, sehr gering. Diese Ergebnisse stimmen mit den
Erfahrungen jener Eisenbahn-Ingenieure überein, welche das Mineralfett den Oelen besonders in Fällen vorziehen, wo schwere Zapfendrücke zu erwarten stehen.
Das fünfte Gesetz, daſs der Coefficient um 0m,5 Geschwindigkeit herum constant bleibt, ist nur
eine Folgerung aus dem vorhergehenden.
Der sechste Satz – betreffend die Veränderlichkeit der
Reibung mit der Temperatur – ist bereits in seinen allgemeinen Ergebnissen durch Thurston u.a. ausgesprochen und auch durch die 9.
Urtabelle des Tower'schen Berichtes zum Ausdrucke
gebracht worden. Es gibt diese Tabelle die Reibungscoefficienten wieder, welche an
einem mittels eines Schmalzölbades geschmierten Zapfen, bei Temperaturen von 48,9°
bis 15,6°, unter einer unverändert bleibenden Belastung von 7,03 k/qc bei
Geschwindigkeiten von 0,53 bis 2m,13 beobachtet
wurden. In der Urtabelle ist das Gesetz einigermaſsen verhüllt, da die Grade nach
Fahrenheit angegeben sind; es wurden dieselben
daher in der hier beigegebenen Tabelle VI für Centigrade umgerechnet.
Tabelle VI.
Tempe-ratur
End-zahlen
Reibungscoefficienten bei einer secundlichen
Geschwindig-keit von
0m,533
0m,800
1m,07
1m,33
1m,60
1m,86
2m,13
2m,39
48,9
beobachtet
0,0024
0,0029
0,0035
0,0040
0,0044
0,0047
0,0051
0,0054
43,4
beobachtet
0,0026
0,0032
0,0039
0,0044
0,005
0,0055
0,0059
0,0064
berechnet
0,00271
0,00327
0,00394
0,00448
0,00496
0,00530
0,00575
0,00610
37,8
beobachtet
0,0029
0,0037
0,0045
0,0051
0,0058
0,0065
0,0071
0,0077
berechnet
0,00311
0,00375
0,00453
0,00516
0,00569
0,00608
0,00660
0,00699
32,2
beobachtet
0,0034
0,0043
0,0052
0,0060
0,0069
0,0077
0,0085
0,0093
berechnet
0,00364
0,00439
0,00532
0,00608
0,00668
0,00714
0,00775
0,00820
26,7
beobachtet
0,0040
0,0052
0,0063
0,0073
0,0083
0,0093
0,0102
0,0112
berechnet
0,00440
0,00531
0,00641
0,00732
0,00806
0,00861
0,00934
0,00989
21,1
beobachtet
0,0048
0,0065
0,008
0,0092
0,0103
0,0115
0,0124
0,0133
berechnet
0,00556
0,00672
0,00811
0,00928
0,01012
0,01089
0,01182
0,01252
15,6
beobachtet
0,0059
0,0084
0,0103
0,0119
0,0130
0,0140
0,0148
0,0156
berechnet
0,00752
0,00909
0,01110
0,01252
0,01379
0,01473
0,01599
0,01693
Hiernach scheinen die Zahlen das Gesetz zum Ausdrucke zu bringen, daſs der
Reibungscoefficient ungefähr im umgekehrten Verhältnisse zur Temperatur steht. Die
unter dieser Annahme berechneten Werthe sind deshalb den unmittelbar beobachteten
zur Seite gestellt. In der Hauptsache stimmen die Werthe sehr gut überein. Nur in
den beiden letzten Spalten bei 2m,13 und 2m,39 Geschwindigkeit sind wiederum gröſsere
Abweichungen zu verzeichnen; auch hier sind wieder die berechneten Werthe kleiner
als die beobachteten, genau wie früher bei den Untersuchungen über den Einfluſs der
Geschwindigkeiten. Es unterstützt dies wieder die Annahme, daſs für hohe
Geschwindigkeiten der Apparat in Folge der Schwingungen Werthe gibt, welche etwas zu
hoch liegen. Bei 15,6° andererseits sind die berechneten Zahlen erheblich höher als
die beobachteten, selbst in den beiden letzten Spalten, obgleich dann die
Abweichungen nicht mehr so groſs sind. Aber im Allgemeinen ist die Uebereinstimmung
genügend, um den Satz, daſs der Reibungscoefficient annähernd umgekehrt proportional
der Temperatur sich ändert, als annehmbar hinzustellen.
W. R. Browne sucht nun auch die von ihm aufgestellten
Sätze zum Theile auf theoretischem Wege zu begründen. Er geht dabei von der Annahme
aus, daſs die Oberflächen des Zapfens und des Lagers von einander durch eine
tragende Oelschicht getrennt sind, welche hinreichend dick sein muſs, um die
unmittelbare Berührung beider Theile zu verhindern. Diese Schicht wird im
Allgemeinen in zwei Ringe getheilt, welche in einander gleiten und sich fortwährend
von einander abzuscheren suchen; ein Ring haftet an dem bewegten Zapfen, ein
Ringstück an der Lagerschale. In Wirklichkeit haben wir es aber mit unendlich vielen
Ringschichten zu thun mit allmählich in einander übergehenden Geschwindigkeiten,
welche in Folge der Zusammenhangskraft der einzelnen Flüssigkeitstheilchen über
einander hingleiten. An der Lagerschale ist die Geschwindigkeit Null, während die
Schicht unmittelbar an der Metallfläche des Zapfens die Geschwindigkeit desselben
selbst angenommen hat. Auch der Druck in den einzelnen Ringen ändert sich. Der
specifische Druck im Scheitel des Zapfens oder, allgemeiner ausgedrückt, in der
Mantellinie, durch welche die Resultirende der Kräfte hindurchgeht, erweist sich bei
normal zur Kraftlinie geschnittenen Schalen mehr als doppelt so groſs als der
mittlere Drucke während der Druck nach den Seiten hin stetig bis auf die Festigkeit
der Flüssigkeit selbst abnimmt (vgl. Tower 1884 252 * 15).
Die Zapfenreibung ist also in der Hauptsache auf die Zusammenhangskraft der
Flüssigkeitsmoleküle des betreffenden Schmiermittels zurückzuführen. Nennen wir P den mittleren Werth dieses Cohäsionswiderstandes, und
zwar wenn die bewegten Oeltheile sich um die Länge s
verschieben, dann ist P × s die Arbeit, welche zur Ueberwindung dieses Widerstandes nöthig ist, in
so fern nur zwei Theilchen in Betracht gezogen werden. V möge die Oberflächengeschwindigkeit des Zapfens bezeichnen und t die Zeit, in welcher die sich mit dieser
Oberflächengeschwindigkeit bewegenden Oeltheilchen den Weg s zurücklegen- dann ist s = V × t und die aufgewendete Arbeit = P × V × t. Ist noch m die Masse des Theilchens und v die Geschwindigkeit, welche der während der Zeit t wirkende Widerstand P diesem
Massentheilchen gibt, wenn es sich frei vom Ruhezustande aus bewegt, so stellt ½mv2 den Arbeitsinhalt
dar, welcher in dem Theilchen enthalten ist. Folglich gilt:
1/2\,m\,v^2=P\,V\,t, daher
v=\sqrt{\frac{2\,P\,V}{m}}\,\sqrt{t}.
Bezeichnet mf die Kraft, welche an der Zapfenoberfläche
wirken muſs, um den Cohäsionswiderstand zu überwinden, so ist f diejenige Kraft, welche das Massentheilchen 1
innerhalb der Zeit t in die Geschwindigkeit v versetzt. Es folgt daher: mft
= mv oder f = v : t. Setzt man den obigen Werth für v ein, so
erhält man:
f=\sqrt{\frac{2\,P\,V}{m}}\,\sqrt{\frac{1}{t}}=\sqrt{\frac{2\,P}{m\,s}}\,V,
wenn für t der Werth (s : V) eingesetzt
wird.
Wäre P constant, so würde f
direkt wie V wachsen; aber der Druck P ist, wie oben bemerkt, nicht unveränderlich, sondern
es kann vor der Hand nach den Versuchen angenommen werden, daſs sich P direkt mit t verändert,
oder umgekehrt wie V. Setzt man P = C : V, dann erhält man die Gleichung:
f=\sqrt{\frac{2\,C}{M\,s}}\,\sqrt{V}.
Die Σmf wird den Gesammtwiderstand darstellen, welcher
in irgend einem Augenblicke an der Oberfläche des Zapfens zu überwinden ist, und man
sieht, daſs dieser Widerstand mit der Quadratwurzel der Geschwindigkeit wächst, also
übereinstimmend mit den durch die Tabellen I bis V gegebenen Versuchen. Die
gefundene Formel befindet sich aber auch in Uebereinstimmung mit den Gesetzen,
welche Eingangs erwähnt wurden:
1) Der Reibungscoefficient ist viel kleiner als bei der „gewöhnlichen, der
trockenen“ Reibung, weil der Scherwiderstand einer Flüssigkeit wie Oel sehr
gering ist.
2) Der wirkliche Reibungswiderstand ist unabhängig vom Drucke. Dies folgt aus dem
Satze, daſs die Flüssigkeiten nahezu unzusammendrückbar sind; die äuſsere Kraft
drückt die ruhenden und die bewegten Theilchen nicht näher an einander; es bedarf
also keiner Steigerung der Arbeit, dieselben zu trennen.
3) Der Widerstand wächst unmittelbar mit der Berührungsfläche, unabhängig vom Drucke,
weil derselbe nur von der Adhäsion zwischen bewegten und ruhenden Schichten herkommt
und diese Adhäsion sich über die ganze trennende Oberfläche erstreckt.
Die Verminderung des Reibungscoefficienten mit steigender Temperatur ist weniger der
geringfügigen Ausdehnung des Oeles bei Erwärmung, als der verminderten
Zusammenhangskraft der Flüssigkeiten bei erhöhten Temperaturen zuzuschreiben, wie ja
auch die vergröſserte Ausfluſsgeschwindigkeit bei erhöhter Temperatur beweist (vgl.
Lepenau u.a. 1884 251 *
33).
Die im Vorausgehenden aufgestellte Formel ist aber nur unter der Voraussetzung
richtig, daſs ein Ausquetschen des Oeles, welches ja
der äuſsere Druck immer nach allen Richtungen hin vom Scheitel aus hervorbringt,
vernachlässigt werden könnte. Die hierdurch hervorgerufene Oelgeschwindigkeit
bedingt eine Verzögerung des Zapfens. Bei hohen Geschwindigkeiten kommt diese
geringe Verzögerung nicht in Betracht, wohl aber bei kleinen
Zapfengeschwindigkeiten, und deshalb findet bei kleineren Geschwindigkeiten eine
Abnahme des Reibungscoefficienten bei erhöhter Geschwindigkeit statt; der verhältniſsmäſsige Einfluſs dieser Rückströmung
vermindert sich rasch.
Im Allgemeinen darf aber die entwickelte Theorie für die gewöhnlich vorkommenden
Fälle als zutreffend angenommen werden; jedenfalls verdient sie bei späteren
Untersuchungen über diese wichtige Frage berücksichtigt zu werden.
E. M.