Titel: | H. Redecker und Nauss' Brückenwagen-Entlastung. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 233 |
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H. Redecker und Nauſs'
Brückenwagen-Entlastung.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 17.
H. Redecker und Nauſs' Brückenwagen-Entlastung.
Das in neuerer Zeit bei Entlastungsvorrichtungen allgemein übliche Verfahren, bei der
Senkung der Brücke durch Heben eines festen Gegengewichtes Arbeit aufzusammeln,
welche dann zum Ueberführen der Wage in die Wägebereitschaft verwendet wird, hat den
Mangel, daſs das unveränderliche Moment des Gegengewichtes dem wechselnden der
Brückenbelastung nicht immer entspricht, so daſs dann zur Entlastung Kraftaufwand
erforderlich wird, der nicht zurückgegeben wird. Diesem Umstande zu begegnen, wird
von H. Redecker und Nauſs in Bielefeld (* D. R. P. Kl.
42 Nr. 29342 vom 8. Januar 1884) vorgeschlagen, einen im entlasteten Zustande
wagerecht stehenden Hebel U (Fig. 3 und 4 Taf. 17) des
Entlastungsmechanismus mit einem Rollgewichte Q zu
versehen, welches von der Hebelstützachse aus so lange fortgerollt wird, bis es die
Ausgleichung der jeweiligen Gesammtwiderstände bewirkt.
Im Augenblicke der Ausgleichung erfolgt die Feststellung des Rollgewichtes dadurch,
daſs der doppelarmige Hebel f auf einen festen
Widerstand w trifft, woraus sich eine Drehung des
Winkelhebels h ergibt. Dadurch wird die am Bolzen b befestigte Sperrklinke k
frei und tritt, durch eine Spiralfeder getrieben, in die am Stege des Hebels U angebrachten Sperrzähne u ein. Am Bolzen v ist das Hebewerk der
Brücke angeschlossen.
Eine weitere Ausführungsform mit dem sonstigen zugehörigen Hebelmechanismus ist in
Fig. 5
Taf. 17 angegeben. Das Rollgewicht Q wird hier durch
den Hebel R verschoben und mittels eines nicht
dargestellten Zahnbogens wie vorher selbstthätig festgestellt, x ist die Drehachse des Hebels U und der kurze Arm desselben durch eine Zugstange mit dem Arme w1 verbunden, welcher
auf der Welle w sitzt, von wo aus die Curvenstücke C bewegt und in Folge dessen die 4 Stützlager der Hebel
H gehoben werden. Die nicht belastete Brücke und
das Wagehebelsystem wird ohne Zuhilfenahme des Rollgewichtes gehoben bezieh.
gesenkt. Zu diesem Zwecke ist der kurze Arm des Hebels U von dem langen getrennt und mit dem um x
drehbaren Hebel N fest verbunden, welcher auch um eine
zu x senkrechte Achse beweglich ist. Die Feststellung
des Hebels N wird dadurch herbeigeführt, daſs derselbe
in einen seitlich verzahnten Bogen u des Hebels U eingreift. Durch die auf einander folgenden
Bewegungen um die sich kreuzenden Achsen kann der Hebel N ausgelöst bezieh. die unbelastete Brücke gehoben oder gesenkt
werden.
Man könnte die Frage aufwerfen, ob nicht an Stelle dieser besonderen Einrichtung für
Bewegung von Brücke und Hebelsystem, durch welche die ganze Entlastung umständlich
wird, gleichfalls das Rollgewicht verwendet werden kann? Offenbar aber ist die
Anordnung deshalb getroffen, weil man bei Benutzung des Rollgewichtes dasselbe auf
schiefen Ebenen bewegen müſste; denn wegen der Verschiedenheit der zu überwindenden
Kraftmomente wäre beim Entlasten z.B. das Rollgewicht dem Hebeldrehpunkte zu nähern,
zunächst zwar auf wagerechter Bahn, nach der Senkung der Brücke aber zur
Ausgleichung des Wagehebelgewichtes auf einer schiefen Ebene hinabzurollen. Bei
Ueberführung der Wage in den gebrauchsfähigen Zustand würden demnach zweimal schiefe
Ebenen sich finden.
Durch eine einfache Umänderung des Systemes könnte jedoch die
fragliche Einrichtung entbehrlich gemacht werden. Es sei U (Textfigur 1) der Hebel, auf welchem das
Rollgewicht Q läuft, und mit U werde ein festes Gegengewicht B verbunden,
dessen Moment gleich sei dem Momente des bei A
angreifenden Brückengewichtes. Die Rollbahn erstrecke sich auch über den kurzen
Hebelarm und sei von B bis zum Hebeldrehpunkte nach
einer schwach concaven, den elastischen Formänderungen der Brücke und der Hebel
entsprechenden Curve gebildet und von da aus unter einem bestimmten Winkel
gebrochen. In Textfigur 1 ist angenommen, die Brücke
mit dem gewogenen Fahrzeug sei so weit gesenkt, daſs das Fahrzeug die Schienen
berührt. Verschiebt man nun Q in der Richtung des
Pfeiles, so wird zunächst in Folge der elastischen Durchbiegungen U in die in Textfigur 2
gezeichnete Lage kommen. Beim Hebeldrehpunkte angelangt, wird Q festgestellt
und durch weitere Drehung des Hebels U die durch B ausgewogene Brücke so weit gesenkt, bis dieselbe auf
den Stützpunkten aufruht. In dieser Lage muſs der kurze Arm von U wagerecht stehen. Nun wird Q verschoben, bis der Unterschied der Momente von Q und B gleich ist dem Momente des
Wagehebelgewichtes und endlich durch U die Senkung der
Wagehebel bewirkt. Bei dieser Anordnung wird die gesammte beim Niederlassen der
Brücke u.s.w. zu gewinnende Arbeit aufgespeichert; auch das Gewicht derselben würde
nicht gröſser werden, da ja Q um das Gewicht von B kleiner genommen werden kann.
Fig. 1., Bd. 255, S. 235
Fig. 2., Bd. 255, S. 235