Titel: | Ueber Neuerungen an Papiermaschinen. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 284 |
Download: | XML |
Ueber Neuerungen an Papiermaschinen.
(Patentklasse 55. Fortsetzung des Berichtes S. 227
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
16, 20 ff.
Ueber Neuerungen an Papiermaschinen.
Metalltuch mit Zubehör. Zur Sicherung des geraden Laufes
des Metalltuches hat H. Füllner in Warmbrunn (Erl. * D.
R. P. Nr. 4860 vom 13. Juli 1878) einen selbstthätigen Siebführer angegeben, welcher auch zur Filzleitung benutzt werden kann, da
die Einschaltung des Mechanismus zum Verstellen des einen Lagers der Leitwalze durch
das seitliche Verlaufen des Siebes nicht wie bei den Einrichtungen von Chanterre bezieh. Anderson
(vgl. 1876 221 * 318) durch einen Druck des Randes
erzielt wird, sondern durch eine Anordnung, welche an Albey's Siebführer (1883 249 * 259) erinnert.
Das über die Leitwalze W (Fig. 16 Taf. 16) geführte
Tuch kommt beim Verlaufen mit seinen Rändern unter eine der beiden kegelförmig
angedrehten Rollen R und R1 und die betreffende Rolle wird dann von
dem Tuche mitgenommen. Die linke Rolle R ist durch eine
Büchse mit einem Kegelrade k verbunden und die rechte
Rolle R1 sitzt auf der
Welle s, welche auſsen ein gleiches Kegelrad k1 trägt; beide Räder
k und k1 haben bloſs je einen Zahn und bewegen somit bei
voller Umdrehung das zwischen denselben liegende vollzähnige Kegelrad k2 bei ihrer Umdrehung
immer um je einen Zahn nach rechts oder links. Von dem Rade k2 überträgt sich die erhaltene Drehung
durch ein Stirnräderpaar auf die Schraubenspindel S und
wird dadurch der Lagerbock L auf der Bahn r entweder vor oder zurück verschoben, wobei die
Leitwalze W eine solche schräge Stellung anzunehmen
beginnt, daſs das Tuch nach der anderen Seite hin verläuft. An der Schraubenspindel
S steckt noch ein Handrad, um dem Maschinenführer
die erstmalige genaue Einstellung und die Nachhilfe bei der Regulirungsthätigkeit
des Apparates zu ermöglichen.
Um den Maschinenführer auf das Verlaufen des Metalltuches aufmerksam zu machen, haben O. Koletzky in
Steina und W. Seiler in Coswig (* D. R. P. Nr. 28398
vom 2. März 1884) einen Warnapparat für die Siebführung construirt. Zu beiden Seiten
der Papiermaschine ist, wie in Fig. 15 Taf. 16 skizzirt,
ein Doppelhebel AA1 so
angebracht, daſs, wenn das Sieb bei seinem Verlaufen gegen die Platte R den Arm A zurückdrückt,
der andere Arm A1 eine
Achse k verschiebt, in Folge dessen der Hebel D von einem Stifte c der
Leitwalze W getroffen wird, so daſs der Hammer E die Glocke F anschlägt.
Die auf der Achse k steckende Feder J zieht dieselbe immer wieder in die Normallage zurück.
Als ein Vortheil dieses Apparates gegen die selbstthätigen Siebleitungen wird
angeführt, daſs der Maschinenführer, auch wenn er sich am entgegengesetzten Ende der
Maschine befindet, Kenntniſs vom stattgefundenen Verlaufen des Siebes erhält und
sofort selbst die Einstellung ordentlich besorgen kann.
Die Reinigung des Metalltuches erfolgt gewöhnlich durch ein unmittelbar hinter der
Gautschwalze oder oberhalb der ersten Spannwalze liegendes Spritzrohr, also dort, wo
sich die aus dem Rütteln hervorgehende seitliche Hin- und Herbewegung des
Metalltuches nicht mehr äuſsert, so daſs das Spritzrohr durch die einzelnen Strahlen
nur strichweise seine Wirkung ausübt. Ein zweites, zwischen den Siebwalzen und dem
Schiffe liegendes Spritzrohr dient zur Reinhaltung der Brustwalze: doch gelangt
dadurch, wenn das Schiff mit seiner mit Filz benagelten Endkante als Abstreicher für
die Brustwalze dient, zu viel Wasser in dasselbe. Eine neuere, diese Uebelstände
umgehende Brustwalzen- und Siebreinigung ist von S. in der Papierzeitung,
1884 S. 1130 beschrieben. Wie aus Fig. 14 Taf. 16
ersichtlich, ist das Spritzrohr C für das Sieb S in der Nähe der Brustwalze B angeordnet und zur Reinspülung der letzteren wird das von den ersten
Siebwalzen ablaufende Wasser benutzt. Dieses aus dem Papierbreie durch das Sieb
ablaufende Wasser tropft auf ein schräges Brett b, von
welchem es der Brust walze B zugeleitet und von
derselben, durch die Endkante des Schiffes F
abgestrichen, in dem letzteren aufgefangen wird.
Bei Herstellung von Handpapier wird die Form von dem
Schöpfer nach beiden Richtungen hin geschüttelt; um daher bei Maschinenpapier die
Faseranordnung in ähnlicher Weise zu erzielen, will J. H. Annandale in Polton Paper Works (* D. R. P. Nr. 23609 vom 4. Oktober 1882)
dem Siebtische der Papiermaschinen neben der gewöhnlichen Querrüttelung noch eine
Rüttelung in der Längenrichtung des Siebtuches
ertheilen. Die betreffende in Fig. 13 Taf. 16
abgebildete Vorrichtung unterscheidet sich wesentlich von den bisherigen Anordnungen
und dürfte gleich vortheilhaft auch für die Querrüttelung oder andere Apparate zu
verwenden sein. An dem Siebrahmen z greift in der Mitte
vor der Brustwalze die Gelenkstange y an, welche durch
eine gerade Stange v mit der zweiten an dem
Kurbelzapfen g hängenden Gelenkstange t verbunden ist. Der Kurbelzapfen g ist nicht unverrückbar mit der Kurbelscheibe
verbunden, sondern mit einem Gleitstücke in dem Schlitze c verstellbar. Bei der Drehung dieser Schlitzbahn c wird während einer halben Umdrehung der Zapfen g stets mitgenommen, bis derselbe, wenn die Schlitzbahn wagerecht steht,
plötzlich an das andere Ende des Schlitzes gezogen wird und zwar durch den Druck der
im Cylinder C durch den Kolben n zusammengepreſsten Luft. Das Zurückschnellen bewirkt eine kräftige
Rüttelung, wobei jedoch die hinter dem Kolben n
befindliche Luft einen harten Stoſs verhindert. Zwei an dem Cylinder angebrachte
Hähne h und h1 gestatten eine Regelung des Luftkissens vor und
hinter dem Kolben n. Die Stützen des Siebrahmens ruhen
der doppelten Bewegung halber auf Kugeln k.
Die Längsrüttelung des Siebtisches schlieſst allerdings die Anwendung der
Gautschwalze aus und das Papier muſs ohne vorherige Auspressung bei fortwährender Schwankung auf
den ersten Filz übergehen, was bei der praktischen Ausführung dieses Planes als ein
erschwerender Umstand ins Auge zu fassen sein wird.
Zur Verminderung der namentlich eine rasche Abnutzung des Metalltuches
herbeiführenden Reibung desselben auf den Saugkastenrändern hat man bereits
versucht, diese Unterstützungen als Walzen herzustellen (vgl. Randall 1883 247 * 203).
Eine Schwierigkeit hierbei bietet jedoch die Erhaltung einer guten Abdichtung,
welche nun mit der von H. Marsden und H. Schofield in Sheffield (* D. R. P. Nr. 26274 vom 16.
September 1883) vorgeschlagenen Einrichtung überwunden werden soll. Wie aus Fig. 10 und
11 Taf.
16 ersichtlich, laufen die beiden Unterstützungswalzen B in Wassertrögen A, deren innere Wände i in Gelenken o beweglich
sind. Die Tröge A werden, um die Walzen rein zu halten,
durch flieſsendes Wasser gespeist, welches durch die hohen Auſsenwände E die Walzen fast abschlieſst. Um das Wasser gegen den
zwischen den beiden Trögen A befindlichen Saugraum C zu halten, haben die Innenwände i oben abnehmbare Gummistreifen e, welche durch die zwischen den beiden Wänden i befindliche, mit einer Schraube r zu
spannende Feder h in dichter Anlage an den Walzen
erhalten werden. Die übrige Einrichtung ergibt sich nach der Skizze von selbst. Der
Widerstand der Bewegung ist bei diesen Saugkasten auf
die Walzen B verlegt, wird aber hier weniger
empfindlich als von dem Siebe zu überwinden sein.
Bei den Vordruckwalzen (Egoutteurs) hat die seitherige
Construction mit durchgehender Welle, welche die den Drahtsiebcylinder stützenden
Scheiben trägt, manche Unannehmlichkeiten im Gefolge. Hauptsächlich ist es die
Schwierigkeit der Reinigung, daſs die durchgehende Welle nur schwer zu entfernen
und, wenn einmal verbogen, sich kaum mehr gerade richten läſst, wie es in gleicher
Weise bei den anderen in der Papierfabrikation vorkommenden Siebcylindern der Fall
ist. Das dafür vorgeschlagene Mittel eines herausnehmbaren Unterstützungskreuzes
(vgl. Hold 1884 251 * 530)
erscheint für Vordruckwalzen durch deren kleinere Durchmesser weniger anwendbar zur
Beseitigung der erwähnten Unannehmlichkeiten. Hierfür dürfte besonders ein Vorschlag
von L. Zeyen in Ragun (* D. R. P. Nr. 9175 vom 5.
September 1879) Beachtung verdienen, nach welchem die Vordruckwalze aus einem länglich gelochten Kupferblechcylinder besteht und
an den Stirnenden derselben durchbrochene, die Lagerzapfen tragende Scheiben
befestigt werden. Der Kupferblechcylinder wird schraubenförmig mit Messingdraht
umwickelt, wobei die Steigung so zu wählen ist, daſs der Draht die Stege zwischen
den Löchern bedeckt, zur Sicherung dieser Drahtlage dann verzinnt und schlieſslich
mit dem Vordruckdrahtgewebe überzogen.
Wenn Rippen vorgedruckt werden sollen, so kommt es oft vor, daſs die Kettenfäden des
Drahtgewebes oder die zum Binden der geraden Querdrähte benutzten Drähte in Folge ihrer Windungen eine
unklare und unsaubere Rippung im Papiere ergeben, sowie sich auch häufig Fasern,
namentlich bei dünnen Papieren, in den Windungen der Bindedrähte festsetzen und so
Löcher im Papiere hervorgerufen werden. Eine Rippenvordruckwalze, frei von solchen Uebelständen, ist von L. Zeyen (* D. R. P. Nr. 13935 vom 16. November 1880)
angegeben. An Stelle der Bindedrähte treten Kupferringe r (Fig.
12 Taf. 16) vom Durchmesser der Walze, welche am äuſseren Rande kleine
Löcher zum Einstecken der Drähte d besitzen. Der auf
die Weise gebildete Siebmantel wird von Verbindungsstangen t, welche in den beiden Endringen befestigt sind, getragen. In den
Endringen werden, wie bei der Zeyen'schen
Walzenconstruction, die Scheiben s mit den Lagerzapfen
befestigt.
In Amerika wendet man neuerdings neben der unteren Gautschwalze noch eine kleinere,
an die obere Gautschwalze gedrückte Walze an, welche Anordnung zwar bei
Pappenmaschinen bereits eingeführt ist, nun aber auch für Papiermaschinen, wohl
etwas verändert, in Deutschland aufgegriffen ward. Die von der Pusey and Jones Company in Wilmington zur Ausführung
gebrachte Einrichtung ist in Fig. 1 und 2 Taf. 22 nach dem Scientific American, 1884 Bd. 50 S. 386 wiedergegeben
und daraus zu entnehmen, daſs eine solche dritte Walze auch bei der ersten
Naſspresse in Benutzung steht. Der Zweck dieser dritten Walze A2 oder B2 besteht in einer
besseren Entwässerung beim Gautschen und bei der ersten
Presse, womit ein Hängenbleiben der noch nassen, wenig festen Papierschicht an der
oberen, mit Filz bekleideten Walze und das dadurch erfolgende Reiſsen des Papieres
vermieden werden soll. Damit die dritten Walzen oder Entwässerungswalzen A2 oder B2 die oberen Walzen
A und B nicht von den
Walzen A1 und B1 abzuheben suchen,
sind die Drehzapfen der Belastungshebel M auf die
Muttern n der Druckstangen g und i verlegt, wodurch der Druck zwischen
den Walzen A, A2 und
B, B2 unabhängig
von dem Drucke zwischen A, A1 und B, B1
wird. Es ist nur noch zu bemerken, daſs für die Preſswalze B eine doppelte Hebelübersetzung des gröſseren Druckes halber besteht; im
übrigen ist die Einrichtung aus der Figur verständlich.
D. Helmers in Emden (* D. R. P. Nr. 28145 vom 30. Januar
1884) sucht mit demselben Mittel die Entwässerung zu
erhöhen, indem er noch zwei weitere Druckwalzen P und
Q (Fig. 3 Taf. 22) an der
oberen Gautschwalze C anordnet. Es wird auf diese Weise
durch die drei Walzen P, Q und E die nasse Papierschicht so stark ausgepreſst, daſs sich dieselbe
zwischen den beiden Gautschwalzen C und D nicht mehr verdrücken oder verschieben kann und die
Herstellung von Papier oder leichtem Carton bei einer und derselben beschriebenen
Anordnung möglich ist, Bei stärkeren Papieren und Pappen wird die Einrichtung gute
Dienste leisten und durch die erhöhte Entwässerung eine nicht unbedeutende Erhöhung
der Leistungsfähigkeit (ungefähr 75 Proc.) bedingen, wie glaubwürdig bestätigt sein
soll. Durch den mehrfachen Druck der nassen Papierschicht soll auch zur besseren
Verfilzung der Fasern beigetragen werden, wie es auch nicht unwahrscheinlich klingt,
daſs bei besonders starken Papieren die Saugkästen ganz auſser Betrieb gesetzt
werden können. Die Fig. 3 Taf. 22 zeigt noch punktirt die Anordnung eines Obersiebes B. Es ist anzuführen, daſs die drei Entwässerungswalzen
P, Q und E von der
oberen Walze C durch Reibung mitgenommen werden, daſs
also das Metalltuch in Folge dessen nicht mehr als sonst zu ziehen hat.
(Fortsetzung folgt.)