Titel: | Ueber Jod-Gewinnung in Peru. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 299 |
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Ueber Jod-Gewinnung in Peru.
Mit Abbildungen.
Ueber Jod-Gewinnung in Peru.
In der Fabrik von Peruana, Provinz Tarapaca in Peru, gewinnt
man nach dem Génie civil, 1884 Bd. 5 S. 106 aus den Jod
haltigen Mutterlaugen, welche bei der Darstellung von Natronsalpeter abfallen,
monatlich 1600k Jod. Die von den englischen
Ingenieuren R. Harvey und J. T.
North im J. 1881 construirten Apparate dienen theils zur Darstellung einer
Lösung von Natriumbisulfit NaHSO3 als Fällungsmittel
des Jodes, theils zum Fällen des letzteren und zur Destillation.
Das Natriumbisulfit wird durch Sättigen einer Sodalösung mit Schwefligsäure gewonnen.
Die Soda stellt man durch Glühen einer innigen Mischung von Natronsalpeter und
Kohlenstaub im Flammofen her. Das Reactionsproduct enthält im Wesentlichen Soda,
neben Verunreinigungen wie Chlornatrium, Natriumsulfat, erdige Bestandtheile und
unverbrannte Kohle. Von letzteren beiden Verunreinigungen befreit man die Soda durch
Auflösen in Wasser, Absitzenlassen und Abziehen.
Der Schwefel zur Erzeugung der Schwefligsäure wird in einem Ofen S aus feuerfesten Steinen verbrannt. Ein Gebläse v saugt die Dämpfe von Schwefligsäure durch einen
„Draineur“ genannten Apparat A, in welchem
unverbrannter Schwefel zurückgehalten wird. Von da gelangen die Dämpfe durch
Siebrohre in liegende cylindrische Kessel K. Ueber
denselben sind zwei über einander stehende Bottiche angebracht, aus welchen die
Sodalösung durch Röhrenleitung den Cylindern zugeführt werden kann. Der obere
Bottich B, zu welchem ein Wasserrohr w führt, dient zum Lösen der Soda, der andere C zum Klären der Lösung. Die fertige Sulfitlösung wird
aus den Cylindern in Bottiche E abgelassen. Ein kleiner
Dampfkessel D liefert durch das Rohr d den erforderlichen Dampf.
Das Jod als Natriumjodat ist in Spuren im natürlichen Natronsalpeter vorhanden; der
Gehalt an demselben kann aber auch bis zu 50 Proc. steigen. Im Durchschnitte zeigt
die Mutterlauge folgende Zusammensetzung:
Natriumnitrat
28
Chlornatrium
11
Natriumsulfat
3
Magnesiumsulfat
3
Natriumjodat
22
Wasser
33
–––
100.
Textabbildung Bd. 255, S. 300
0,0044 n. Gr.
Die Lauge wird durch ein Rohr n
nach den zum Fällen des Jodes bestimmten Holzbottichen G geleitet. Dieselben sind innen mit Bleiblech ausgekleidet, um ein
Durchsickern zu verhindern. Die Menge der zur Fällung nöthigen Sulfitlösung richtet
sich nach dem Gehalte der Mutterlauge an Jod und führt man eine innige Mischung
beider mittels Rührwerk herbei. In Form eines schwarzen Schlammes setzt sich der
gröſste Theil des ausgefällten Jodes am Grunde des Bottiches ab. Flocken von Jod,
welche an die Oberfläche gelangen, werden mit hölzernen Schöpflöffeln entfernt und
in Klärbottiche gebracht.
Die von Jod zum gröſsten Theile befreite Mutterlauge wird in einem tiefer liegenden
Behälter V abgelassen und zunächst auf Nitrat
verarbeitet. Die dabei abfallende Mutterlauge unterliegt wieder der Verarbeitung auf
Jod. In Klärbottichen r wird der am Grunde der
Fällbottiche abgelagerte Jodschlamm mehrere Male mit reinem Wasser gewaschen. Nach
hierauf folgendem Filtriren werden durch Pressen in einer Filterpresse 0m,2 dicke Blöcke erzeugt. Dieses Rohjod enthält 80
bis 85 Proc. reines Jod, 5 bis 10 Proc. nicht flüchtige Bestandtheile und 5 bis 10
Proc. Wasser. Aus einer eisernen Retorte R, welche mit
8 Vorlagen J aus Steingut verbunden ist, wird das rohe
Jod destillirt. Jede der Vorlagen hat eine Länge von 0m,9 und einen Durchmesser von 0m,75. Die
letzte Vorlage ist mit einem hölzernen Deckel geschlossen, welcher, wie überhaupt
alle Fugen der sämmtlichen Vorlagen, mit Thon verkittet ist. Das bei gelindem Feuer
destillirte Jod wird in kleine ausgepichte Tonnen verpackt.
Die Einrichtung der Fabrik sammt den Baulichkeiten, welche in Holz ausgeführt und mit
Eisenblech gedeckt sind, hat nahezu 80000 M. gekostet. (Vgl. Langbein 1879 231 375.)