Titel: | Ueber Neuerungen an Papiermaschinen. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 309 |
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Ueber Neuerungen an Papiermaschinen.
(Patentklasse 55. Fortsetzung des Berichtes S. 284
d. Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 16, 22
ff.
Ueber Neuerungen an Papiermaschinen.
Cylindersieb. Die zweite Art von Papiermaschinen, die
sogen. Cylindermaschinen, bei welchen zur Bildung der Papierschicht ein
Drahtsiebcylinder benutzt wird, hat bisher nicht diejenige allgemeinere Anwendung
gefunden, wie dies durch die Vorzüge der groſsen Einfachheit und daraus
hervorgehender Billigkeit vor den Maschinen der ersten Art, den sogen.
Langsiebmaschinen, möglich erscheint. Wenn man für diese Erscheinung hauptsächlich
anführt, daſs das auf Cylindermaschinen hergestellte Papier, frei gehalten, stets
nach derselben Richtung reiſst, so kann es nicht schwierig fallen, den
Cylindermaschinen durch Beseitigung dieses Uebelstandes eine weitere Verbreitung,
wenigstens für geringere und mittlere Papiere aller Dicken, zu ermöglichen. Die
ungleiche Festigkeit des Cylindermaschinenpapieres in den verschiedenen Richtungen
hat ihren Grund in der geringen seitlichen Verfilzung der Fasern, da sich dieselben
durch die Strömung im Stoffkasten nur in einer Richtung, der Längenrichtung der
Papierbahn, an den Siebcylinder legen und folglich eine Verbindung der Fasern in der
anderen Richtung durch querliegende Fasern fehlt. Bei den Langsieb-Papiermaschinen
wird die verschiedene Lage der Fasern durch das seitliche Rütteln des Metalltuches
erreicht und es müſste demzufolge auch der Siebcylinder zur Erzielung einer besseren
Verfilzung eine seitliche Rüttelung erhalten. Weil dieselbe jedoch praktisch nicht
gut ausführbar ist, so sind für diesen Zweck andere Mittel angegeben, von denen die
wichtigsten zunächst beschrieben werden sollen.
J. und G. Hatch in
South-Windham, Nordamerika (Erl. * D. R. P. Nr. 5017 vom 25. Juli 1878) wollen eine
seitliche Hin- und Herbewegung des sich an dem Cylinder absetzenden Papierbreies
hauptsächlich durch die seitliche Rüttelung des in
seiner Form dem Cylinder sich mehr anschlieſsenden Trogbodens erzielen. Sollen sich
dabei die Fasern in den verschiedensten Richtungen an dem Drahtsiebcylinder
absetzen, so muſs die durch dessen Bewegung in dem Papierbreie verursachte Strömung
nach der Drehungsrichtung des Cylinders, welche hier bei dem den letzteren eng
umschlieſsenden Trogboden noch stärker auftreten muſs und den Fasern schwer
gestattet, eine andere Richtung beim Absetzen anzunehmen, aufgehalten werden. Zu
diesem Behufe wird dem in den Trog zutretenden Papierbreie durch Höherlegen seines
Flüssigkeitsspiegels im Stoffbehälter eine Zufluſsgeschwindigkeit ertheilt, welche
nahezu der Umfangsgeschwindigkeit des Siebcylinders gleichkommt, so daſs also der
Papierbrei in Bezug auf den Cylinder nahezu in Ruhe ist.
Aus der Skizze der bezüglichen Anordnung in Fig. 7 Taf. 22 geht hervor, daſs der den
Cylinder C umgebende Trogboden B etwas excentrisch zum Cylinder steht und zwar auf der hinteren Seite
desselben etwas dichter. Diese Stellung ist nothwendig, da der in dem Zwischenräume
von Cylinder und Trogboden zuflieſsende Papierbrei sein Wasser weit mehr durch
ersteren verliert, wodurch eine Abnahme der Geschwindigkeit des Papierbreies die
Folge wäre. Auf der vorderen Seite hat der Trogboden eine biegsame Platte H eingesetzt, welche mit ihrem Anfangstheile beliebig
nahe an den Cylinder eingestellt werden kann, um den Querschnitt der Zutrittsöffnung
für den Papierbrei verändern zu können, je nachdem stärkere oder schwächere Papiere
hergestellt werden sollen. Der halbrunde Boden B ruht
auf dem schwingenden Gestelle E und ist durch in Falten
gelegte Gummistücke oder Streifen wasserdichten Tuches mit den Wänden des Troges
verbunden, wodurch seine seitliche Hin- und Herbewegung mit dem Gestelle E ermöglicht wird. Der von dem Cylinder nicht
aufgenommene Theil des Papierbreies, welcher über das Ende des Bodens B mitgenommen und dann hinter dem Cylinder in den Kanal
G abflieſst, wird durch eine Flügelpumpe zu
erneuter Papierbildung zurückbefördert.
Um die bei Benutzung einer Flügelpumpe sonst unvermeidliche Schaumbildung
hintanzuhalten, ist eine besondere Einrichtung getroffen, welche ebenso wie die beim
Eintritte des Papierbreies in den Trog bestehende Einrichtung zum Entschäumen – beide sind eigentlich an der Seite des
Troges angebracht – in Fig. 7 der Einfachheit
halber vorn und hinten angezeichnet ist. Der in dem Kanäle G abflieſsende Papierbrei gelangt in einen Behälter, welcher durch eine
Scheidewand J getrennt ist, und hinter derselben in die
Flügelpumpe R. Da bei dieser Anordnung keine Luft mit
in die Pumpe treten kann, so ist die Schaumbildung sehr beschränkt. Von der Pumpe
R gelangt der Papierbrei mit dem aus dem
Stoffbehälter zuflieſsenden frischen Papierbreie zusammen in einen senkrechten Kanal
P, aus welchem die Mischung durch eine Oeffnung V am Boden in den vorangesetzten Kanal P tritt. In diesem Kanäle steigt der Papierbrei wieder
in die Höhe und gleichzeitig tritt derselbe durch die Oeffnung O in den über die Trogbreite sich erstreckenden Kanal
M und aus diesem durch eine Anzahl Löcher N schlieſslich in den Trog. Der Kanal P ist durch eine in der Höhe zu verstellende Wand L von einem anderen Kanäle Q getrennt, in welchen der überflüssige Stoff ablaufen kann, wenn der
Papierbrei im Kanäle P höher steigen würde, als der
notwendigen Zufluſsgeschwindigkeit entspricht, die durch ihre Gefällhöhe mit der
Stellung der Wand L bestimmt wird.
Eine zweite Anordnung ist in Fig. 6 Taf. 22
dargestellt. Der halbrunde Trogboden B liegt hier in
gröſserer Entfernung vom Cylinder C excentrisch unter
demselben und der Papierbreizufluſs aus dem Kanäle D an
der breitesten Stelle ist nicht durch eine stellbare Platte gehemmt. Die für die verschiedenen
Papiere nothwendige Aenderung der Trogstellung gegen den Cylinder wird hier durch
einen aufrollbaren Boden H ersetzt. Je nachdem man die
unrunde Achse w dreht, auf welcher das eine Ende dieses
biegsamen Bodens H befestigt ist, wird – wie punktirt
angegeben – der Durchgangsquerschnitt gegen das Ende des Troges zu entsprechend
verengt. Der in dem Kanäle M zutretende Papierbrei geht
ebenso, wie vorhin, durch eine Reihe Löcher N in den
Kanal D. Da bei der Vergröſserung des Trogquerschnittes
beim Eintritte des Papierbreies der Bedingung der gleichen Geschwindigkeit desselben
mit der des Cylinders nicht ganz entsprochen ist, wird in dem Troge eine leicht
bewegliche Platte A aufgehängt, deren unteres Ende noch
unter die Mündungskante des Zuführkanales D reicht und
welche in Folge der durch den Strom verursachten Anlage an den Cylinder verhindert,
daſs sich Fasern auf dem letzteren absetzen, ehe der Breistrom in dem Troge die
erforderliche Geschwindigkeit erlangt hat. Am Ende des Troges wird der noch in
demselben verbleibende wässerige Papierbrei in die Rinne G geleitet und aus dieser in gleicher Weise wie vorhin zurückbefördert.
Damit jedoch am Ende des Bodens B der Cylinder C den Papierbrei nicht mitreiſsen und letzterer dann
beim Zurücklaufen die auf dem Cylinder befindliche lose Papierschicht nicht ablösen
oder schädigen kann, ist eine Leiste E angebracht,
welche den Brei von dem Cylinder C abhält und die
Leitung desselben in die Rinne G unterstützt.
Der Trogboden B ist hier nicht in der Querrichtung
beweglich eingerichtet; vielmehr wird die Hin- und Herbewegung des Papierbreies in
dem Troge durch die Schwingung der entsprechend dem Boden-Zwischenräume
ausgeschnittenen Theile der Seitenwände erreicht und sind die letzteren ähnlich, wie
vorher der Boden B, durch faltiges Gummituch mit den
festen Wänden verbunden.
Die in den beiden Fig. 6 und 7 Taf. 22 gesondert
betrachteten Einrichtungen lassen durch andere Vereinigung noch verschiedene
Anordnungen zu. Wenn dieselben auch bei ihrer praktischen Ausführung mancherlei
Unzuträglichkeiten aufkommen lassen werdenSo ist u.a. bei der Entschäumungsvorrichtung eine Faseranhäufung, sog.
Katzenbildung, zu befürchten. Wenn sich nur die Seitenwände des Troges – wie
in Fig.
6 – quer schwingend bewegen, dürfte eine ungleiche Faserablagerung
in der Breite des Cylinders stattfinden., so sind sie immerhin
beachtenswerth, da durch diese Vorschläge das in Amerika vorhandene Bestreben der
Verbesserung der Cylindermaschine gekennzeichnet ist und gerade dort diese Maschinen
weit mehr benutzt werden als in Europa.
G. Herm. Mehner in Nossen (* D. R. P. Nr. 28300 vom 21.
Juli 1883) bringt bei gewöhnlichen Cylindermaschinen zur Erzielung einer besseren
Querverfilzung in dem Cylinderkasten auſser dem am
Boden befindlichen Rührzeuge noch andere in der Längenrichtung des Cylinders hin-
und herbewegte Rührer
an. Diese aus zwei zu beiden Seiten des Cylinders C
(Fig. 5
Taf. 22) befindlichen und letzteren umgreifenden gebogenen Rechen R bestehenden Rührer werden von den darunter liegenden
gewöhnlichen Rührern r mittels Curvenscheibe und Hebel
bewegt, so daſs sie bei jeder Umdrehung einen Hin- und Hergang machen.
Die Leistentrommeln oder Rührer r sind an der Verfilzung
der ablagernden Fasern nicht betheiligt; sie sorgen nur für einen stets gleichmäſsig
gemischten Papierbrei, so daſs mittels der neuen Rührer, welche je nach der
Zusammensetzung des Papierbreies verschieden nahe an den Cylinder gestellt und
bezüglich der Entfernung der einzelnen Stäbe von einander geändert werden können,
die Verfilzung geregelt werden soll; freilich ist dabei zu bedenken, ob sich nicht
an den Rechen R Fasern ansetzen, d.h. sogen. Katzen
bilden werden.
Textabbildung Bd. 255, S. 312
In der Papierzeitung, 1884 S. 1556 gibt A. Müller eine Einrichtung an, um die von dem Cylinder
erzeugte Strömung im Papierbreie durch den Zufluſs des letzteren selbst zu brechen
und so ein Querabsetzen der Fasern herbeizuführen. Aus
der Textfigur ist zu ersehen, daſs auf die Schaumlatte s1 im Cylinderkasten k zwei in der Mitte derselben einen Winkel von etwa 140
bis 150° bildende Leisten l angebracht sind. Der von
dem Knotenfänger kommende, unter der ersten Schaumlatte s durchgehende Papierbrei fallt von dem Auslaufe a auf die Schaumlatte s1 und wird durch die Leisten l nach beiden Seiten gegen die Seitenwände des Cylinderkastens k geleitet; an den Wänden stöſst sich aber der
Papierbrei und es bilden sich nun in dem Kasten k zwei
von der Seite nach der Mitte des Cylinders gehende Strömungen, gerade an der Stelle,
wo der noch freie Cylinder in den Papierbrei taucht, daher die Annahme von Fasern
durch das Cylindersieb gerade am gröſsten ist. Als Uebelstand erscheint hier, daſs
die Papierschicht nach der Mitte des Cylinders zu stärker als an den Rändern
ausfallen wird.
An gleicher Stelle bringt H. Hertel in Klein-Zschachwitz
die Anbringung von Spritzrohren statt der gewöhnlichen
Rührer in Vorschlag. Diese Spritzrohre senden auf jeder Seite zwei feine,
schräg nach den Bodenecken gerichtete Strahlen in den Papierbrei. Die Stoffmasse
wird dadurch von der Mitte nach der Seite hin mitgerissen und in Folge dessen sollen
sich einige Fasern quer auf dem Cylinder absetzen. Diese Einrichtung würde jedoch,
abgesehen von Ungleichmäſsigkeiten im Absetzen der Breite nach, noch eine unnöthige
Verdünnung des Papierbreies ergeben.
Zu besonderen Einrichtungen am Siebcylinder übergehend, ist noch eine von J. und G. Hatch in ihrem
oben angeführten Patente mit angegebene Construction der
Siebcylinder zu erwähnen. Bei derselben werden, wie auch aus Fig. 7 Taf. 22
ersichtlich, statt der runden, das Gerippe für das Sieb bildenden Stäbe, flache Stäbe benutzt, welche mit ihrer hohen Seite
radial eingestellt werden. Die Flachstäbe geben nicht nur dem Wasser einen freieren
Durchgang, sondern wirken auch auf das in den Cylinder getretene Wasser gleich
Schaufeln, nehmen dasselbe gemäſs dem äuſseren Strome mit und verhindern dadurch die
schädliche Wirbelbildung an der Eintauchstelle des Cylinders. Auf die Stäbe wird
erst Draht gewickelt und auf diese Drahthülle das Siebtuch aufgezogen.
Um beim Aufziehen eines Siebschlauches die schwierig
herzustellende und oft ungleiche Stellen im Papiere verursachende Naht zu umgehen,
hat Burot in den Mémoires de la
Société des Ingénieurs civils, 1883 S. 689 eine Construction mitgetheilt,
bei welcher der das Gerippe tragende Kranz der auf der Welle sitzenden Scheiben aus
einzelnen Segmenten besteht, welche auf den Armen nach auſsen gestellt werden
können, wodurch der vorher aufgesteckte Schlauch angespannt ward (vgl. G. Braun 1884 251 * 530).
Die Einrichtung ist jedoch nur brauchbar, wenn der Oy lind er aus einem Siebe
besteht. Da aber gewöhnlich zwei Siebe über einander aufgezogen werden, unten ein
grobes, oben ein feines, so hat, da zwei verschiedene Siebe beim endlosen Weben sehr
schwer in gleicher Länge hergestellt werden können, dieser Vorschlag keine so groſse
Verbreitung zu erwarten, auch in Rücksicht darauf nicht, daſs die verstellbaren
Theile durch Rosten sehr bald sich festsetzen werden.
Das in den Cylinder tretende, noch mit kleinen Fäserchen vermischte Leimwasser
flieſst an den Seiten desselben aus, wird mittels eines Schöpfrades wieder gehoben und gelangt mit frischem Papierbreie gemischt
neuerdings auf den Knotenfänger. In Amerika benutzt man für diesen Zweck Flügelpumpen. Bei beiden Anordnungen wird immer Schaumbildung eintreten, zu deren Verminderung Burot eine besondere Construction des Siebcylinders vorschlägt. Das Sieb wird hiernach nicht
von dem gewöhnlichen, aus Armkreuzen und Stäben gebildeten Gerippe getragen, sondern
stützt sich auf die Schaufeln eines Schöpfrades, welches von auſsen angetrieben
wird. Die auf diese Weise im Inneren des Siebes unter demselben befindlichen
Schaufeln nehmen das eintretende Wasser mit in die Höhe, bis es am höchsten Punkte
zur Seite abläuft und unmittelbar auf den Knotenfänger gelangt. Diese Einrichtung
hätte auch wie die Construction von Hatch den Vorzug,
daſs der Wassereintritt besser geregelt oder Wirbel und dadurch Schaumbildung
vermieden würde. Der Knotenfänger wird dabei wohl wegen des guten Ablaufes etwas
tiefer als gewöhnlich gelegt werden müssen.
Die stetige Reinigung des Siebcylinders nach der
Papierabgabe von anhängenden Fäserchen erfolgt gewöhnlich durch ein Spritzrohr. Da
dasselbe durch die
einzelnen Strahlen immer nur eine streifenweise Reinhaltung ergibt, haben behufs
Erzielung besserer gleichmäſsigerer Reinigung Kapp und
Wigger in Unna (* D. R. P. Nr. 28 228 vom 10. Februar 1884) eine
Vorrichtung zum selbstthätigen Hin- und Herbewegen des Spritzrohres angebracht. Das
verschiebbare Spritzrohr sitzt mit dem einen Endzapfen A (Fig.
4 Taf. 22) auf dem vierkantigen festen Bolzen v. Der Endzapfen A hat eine schräge, in sich
verlaufende Spur E und wird von dem mit der
angetriebenen Riemenscheibe C verbundenen Muffe m umgriffen, wobei ein zugleich zum Schmieren dienender
Hohlstift D in die Spur E
reicht. Man kann nun die Löcher im Spritzrohre in einer Entfernung gleich der
Steigung der Spur E anordnen, auſserdem auch gröſser
halten, so daſs die Löcher weniger dem Verstopfen ausgesetzt sind und einen
kräftigeren Strahl ergeben, ähnlich wie dies Kleinlogel
(vgl. 1884 251 * 488) zur Ausführung gebracht hat.
Das Spritzrohr sendet seine Strahlen von auſsen nach innen in den Cylinder und führt
somit unnöthig Wasser zu. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes wäre das Spritzen von
innen nach auſsen vorzunehmen, was zugleich eine bessere Reinigung ergeben und einen
schwächeren Wasserstrahl erfordern würde, da die anhängenden Fasern und Knötchen
nach auſsen besser und leichter sich ablösen. Wegen der Armkreuze ist aber eine
solche Anordnung nicht gut auszuführen; doch erscheint dieselbe nicht ganz
unmöglich. Jetzt muſs immer nach einiger Zeit die Maschine angehalten und der
Cylinder von innen gereinigt werden, was öfteres Ausheben desselben bedingt. In
Amerika geschieht diese Reinigung von innen mit Hilfe eines Dampfstrahles, wobei der Betrieb nicht immer unterbrochen zu werden
braucht; dieses Verfahren ist als eine wesentliche Betriebserleichterung nur zu
empfehlen.
Bei den Papiermaschinen mit gerader Form ist es nicht immer möglich, ein vollkommen
gleichmäſsiges Papier herzustellen, da beim Aufgieſsen des Papierbreies auf das
flache Sieb sehr leicht eine ungleiche Vertheilung auf demselben eintritt, welchem
Fehler selbst das seitliche Rütteln nicht immer abzuhelfen vermag. Die
Cylindermaschine, bei welcher der überall gleiche hydrostatische Druck des
Papierbreies das Ansetzen der Fasern an dem Siebe bewirkt, hat daher noch einen
gewissen Vorzug vor dem erstgenannten Maschinensysteme, welcher allerdings durch den
Nachtheil gegen dieses, daſs das Papier sogleich nach seiner Bildung, noch ganz
naſs, auf ein Filztuch übergeht, wobei also sehr leicht eine Beschädigung des
Papieres eintritt, aufgehoben wird. Eine Vereinigung der Vorzüge beider Systeme
erstrebt nun eine von J. V. Stenger in Frohnleiten (*
D. R. P. Nr. 19193 vom 13. Januar 1882) angegebene sogen. Langsieb-Cylinder-Papiermaschine, welche aus jeder Cylindermaschine
hergestellt werden kann. Wie aus Fig. 8 Taf. 22 zu ersehen
ist, werden über dem Cylinderkasten E mehrere Walzen
a bis f angeordnet,
der übliche feine Siebüberzug des Cylinders, auf welchem die Papierbildung erfolgt,
entfernt und statt dessen ein Langsieb S um den
Cylinder und die Walzen a bis f gespannt. Die wie beim Cylindersysteme sich bildende Papierschicht wird
vom Siebe nach seinem Ablaufe vom Cylinder durch dasselbe getragen, ein Theil des
Wassers kann sich dabei absondern, bis die gewöhnliche, auf die Walze c gepreſste Gautschwalze B, welche vorher eine starke Entwässerung des Papieres erzielt, die
Papierschicht durch den über B laufenden Filz F aufnimmt und der ersten Naſspresse W zuführt. Die Cylinderlager werden durch Schrauben H niedergehalten, damit der Cylinder von dem Siebe S nicht ausgehoben werden kann. Die Siebreinigung
erfolgt durch ein innerhalb des Sieblaufes liegendes
Spritzrohr, also von innen nach auſsen, was eben für Cylindermaschinen als Aufgabe
hingestellt wurde. Die verschiedene Breite der Papierbahn auf dem Siebe läſst sich
hier nicht, wie bei dem gewöhnlichen Cylinder, durch Belegen des Siebes erreichen;
zu diesem Zwecke sind vielmehr unterhalb des Siebes auf den Cylinder Gummibänder
aufgezogen, welche in verschiedener Breite vorräthig gehalten werden, um den
Durchgang des Wassers, also auch die Faserabsetzung an beliebigen Stellen zu
verhindern. Oberhalb des Cylinders liegt ein Spritzrohr g zum Reinhalten des Untersiebes und der Gummibänder auf dem Cylinder.
Bei der Stoffzuführung zur Stenger'schen Maschine ist
noch eine Neuerung zu bemerken, welche ebenso gut auch an anderen Papiermaschinen
anzubringen ist und den Zweck hat, die lästige Schaumbildung
zu beseitigen. An Stelle der gewöhnlichen Pumpen oder Schöpfräder zum Heben
des aus dem Cylinder zurückflieſsenden Wassers und zur gleichmäſsigen Zuführung von
Papierbrei sind Schöpfkasten angeordnet, welche nur
sehr langsam zu gehen brauchen. Das aus dem Cylinder durch die Röhre k1 kommende Wasser, wie
der neue aus einer Rührbütte durch das Rohr h
zutretende Papierbrei gelangen jeder in eine Kufe k, in
welcher sich vermöge der Kurbeln ein an der Stange p
angehängter Kasten auf- und abbewegt. Beim Niedergange tritt durch eine Klappe am
Boden dieses Kastens Flüssigkeit in denselben, welche beim Aufgange in der höchsten
Stellung durch selbstthätiges Umkippen in die Rinne o
ausgegossen wird. In der Rinne o findet die Vermischung
von Wasser und Papierbrei statt, die Masse geht durch den Knotenfänger R und gelangt dann in den Cylinderkasten E. Der Fassungsraum der Schöpfkasten m läſst sich durch Verstellung an den Seitenwänden nach
Bedarf regeln.
Diese combinirte Maschine soll namentlich bei Herstellung dünner Pappe o. dgl. und im
Stoffe gefärbter Tapetenpapiere mit Vortheil verwendet werden können; obzwar deren
Ausführung die Maschinenbau-Gesellschaft Golzern bei
Grimma übernommen hat, ist sie noch nicht den Erwartungen gemäſs eingeführt worden.
Als Ursache dürften namentlich die groſsen Herstellungskosten (ungefähr 30000 M.),
wie auch die durch die
nicht glücklich getroffene Anordnung des Sieblaufes verursachte geringe Dauer der
Siebe anzuführen sein.
Das auf der Cylindermaschine erzeugte Papier besitzt gegen das von Langsiebmaschinen
immer eine gröſsere Durchsichtigkeit und die einfache Cylindermaschine eignet sich
zur Herstellung dickerer Papiere weniger. Man kann jedoch, wie dies in Nordamerika
bereits vielfach der Fall sein soll und bei Ad.
Kaufmann's Pappenmaschine (vgl. 1880 237 * 447)
hervorgehoben wurde, solche starke Papiere durch Vereinigung
mehrerer auf Cylindern gewonnenen schwächeren Papier schichten erzielen.,
Eine zusammengesetzte Cylindermaschine dieser Art ist in Fig. 11 Taf. 22
dargestellt und wird von G. Joachim und Sohn in
Schweinfurt nach amerikanischem Vorbilde gebaut. Aus dem Knotenfängerkasten H wird der Papierbrei durch das Rohr G in der Mitte in den Behälter J geführt und aus demselben zu beiden Seiten durch Rohre in die den
Siebcylindern A und B
zugehörenden Kasten E und E1 geleitet, um aus diesen in die
Cylinderkasten zu gelangen. Nachdem die Papierschicht des Cylinders B durch die Gautschwalze D
von dem Filze K aufgenommen ist, wird auf die Walze D noch die Papierschicht des Cylinders A von der zweiten Gautschwalze C gepreſst und die beiden vereinigten Papierbahnen auf dem Filze K der Naſspresse F
zugeführt.
Eine Erweiterung dieses Arbeitsprinzipes, wie es übrigens schon A. Kaufmann angegeben hat, findet sich in der durch
Fig. 9
Taf. 22 veranschaulichten Kartonmaschine von F. Taurer in Dellach, Kärnten
(Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 29. April 1884), deren Ausführung A. Oeser's Nachfolger in Penig übernommen hat. Es sind
4 Siebcylinder vorhanden und die beiden auf je zwei Cylindern gebildeten
Doppelschichten werden in einer Naſspresse C vereinigt,
wobei jedoch die von den ersten beiden Cylindern herrührende Doppelbahn erst schon
einmal gepreſst, dann von einem besonderen Tragfilze zugeführt und vorher gewendet
wird, so daſs die inneren Seiten der Papierbahnen mit einander in Berührung kommen.
Eine Maschine dieser Art liefert bei einer Arbeitsbreite von 1m,2 bis zu 3000k
Holzpappe in 24 Stunden und ist es möglich gewesen, auch schwere Kartone, bis 750g Gewicht auf 1qm, zu erzeugen.
Eine Eigenthümlichkeit der Cylindermaschine besteht noch darin, daſs man mit
derselben im Stande ist, durch einfaches Belegen des Cylindersiebes mit Längs- und
Querstreifen von Wachstuch o. dgl. statt einer fortlaufenden Papierschicht einzelne Blätter oder Bogen zu erzeugen und dieselben
auch gleichzeitig mit Wasserzeichen zu versehen. In jüngster Zeit, wo die Mode
wieder den Bedarf an geschöpftem Papiere vergröſsert hat, d.h. solchen Papieres,
welches mit seinen rauhen Rändern und dem Wasserzeichen in Betreff seiner Güte über
allen Zweifel gestellt ist, hilft man der Handschöpferei mit solchen Einrichtungen
nach. So sind u.a. in Ober-Italien einige nur für Herstellung von Bogen construirte
Cylindermaschinen im
Gange und Th. Bell und Comp. in Kriens bei Luzern
hatten eine solche Maschine, welche hier in Fig. 10 Taf. 22
dargestellt ist, auf der Schweizerischen Landesausstellung 1883 vorgeführt. Die von
der Gautschwalze G vom Cylinder C in Form von Bogen abgenommene Papierschicht wird auf dem Filze F den zwei Naſspressen P
und P1 zugeführt,
zwischen denselben aber noch durch einen Oberfilz durchgeleitet, um zu verhindern,
daſs die einzelnen Bogen an den oberen Preſswalzen hängen bleiben. Die Papierbogen
werden dann auf dem Tische T von dem Filze F abgenommen und weiter ganz so wie die von Hand
geschöpften Bogen getrocknet, geleimt und zugerichtet.
(Schluſs folgt.)