Titel: | Die Prüfungsergebnisse der Motoren auf der Wiener Ausstellung für das Kleingewerbe bez. auf der Dresdener Ausstellung für Handwerkstechnik. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 393 |
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Die Prüfungsergebnisse der Motoren auf der Wiener
Ausstellung für das Kleingewerbe bez. auf der Dresdener Ausstellung für
Handwerkstechnik.
Prüfungsergebnisse mit Kleinmotoren.
Wie bei dem Berichte über die Ausstellung von Motoren und Werkzeugmaschinen für das
Kleingewerbe zu Wien bez. Dresden (vgl. 1884 254 86)
erwähnt, war von irgend welcher Preisertheilung auf die Ausstellungsgegenstände
abgesehen worden, dagegen aber die Einrichtung getroffen worden, daſs dieselben auf
Antrag der Aussteller durch eine hierzu gewählte technische Prüfungscommission einer
sachgemäſsen Beurtheilung und geeigneten Falles eingehender Erprobung unterworfen
werden konnten, über deren Ergebnisse alsdann besondere „Certifikate“
ausgefertigt wurden. Aus der nun vorliegenden, von der Prüfungscommission bekannt
gegebenen Zusammenstellung der einzelnen Befunde mögen im Nachfolgenden die
Ergebnisse der Prüfungen der Motoren mitgetheilt werden, da insbesondere über die
neuen Kleindampfmaschinen mit kleinem Dampferzeuger bisher wenig Thatsächliches
veröffentlicht worden ist und gerade diese Maschinen berufen zu sein scheinen, im
Vereine mit der Gasmaschine die Hauptbetriebskraft für das Kleingewerbe zu liefern.
Auſserdem waren auf der Wiener Ausstellung nebst einigen Dynamomaschinen nur noch
einige Wasserkraftmotoren (vgl. 1884 254 136) als
Betriebsmaschinen vorhanden, von denen die Partialturbinen von J. J. Rieter in Winterthur, Ziegler und Boßhard in Zürich und A. Kuhnert
in Löbtau-Dresden, sowie die WassersäulenmaschineDie ebenfalls ausgestellte Wassersäulenmaschine mit Luftexpansion von Ph. Mayer wurde wegen Theilnahme des Erfinders
an der Prüfungscomission einer besonderen Prüfung nicht
unterzogen. von W. Joh. Schumacher in
Köln einer besonderen Prüfung in Bezug auf Nutzleistung, Wasserverbrauch u. dgl.
unterzogen wurden.
1) Was die zuletzt genannte Maschine (von Schumacher)
anbelangt, so besitzt dieselbe einen schwingenden Cylinder von 80mm Durchmesser und 100mm Hub. Die Steuerung ist die bekannte von A.
Schmid (vgl. 1874 211 * 329. 212 * 5), bei welcher sich der Cylinder mit einer zu
seiner Schwingungsachse concentrischen cylindrischen Schieberfläche über einem
entsprechenden Schieberspiegel des Bettes mit Eintritt- und Austrittspalten für das
Betriebswasser hin- und herbewegt. Die am 1. Oktober 1884 vorgenommene Bremsprobe
ergab nach 5 wenig von einander abweichenden Versuchen die folgenden
Mittelwerthe:
Umlaufszahl in 1 Minute
158,2
Wasserverbrauch in 1 Minute
228l
Wasserdruckhöhe
55m,8
Arbeitsvermögen des verbrauchten Wassers (absolut)
12730mk
Gebremste Nutzleistung
4071mk
Wirkungsgrad
0,32.
Während des Betriebes wurde der Rückschlag auf die Rohrleitung
mit 5 bis 6at gemessen.
2) Die von Joh. Jacob Rieter und Comp. in Winterthur
ausgestellte Partialturbine wurde 2mal mit verschiedenen Laufrädern geprüft. Bei der
am 25. September vorgenommenen Bremsprobe gelangte ein gußeisernes Rad von 410mm äuſserem
Durchmesser mit 45 Schaufeln zur Verwendung; das am 11. Oktober benutzte Rad hatte
einen äuſseren Durchmesser von 377mm und besaſs 84
schmiedeiserne Schaufeln. Die Ergebnisse dieser
Prüfungen sind nachstehend verzeichnet:
Bremsprobe vom
25. September
11. Okt.
Umlaufszahl in 1 Minute
583
671
655
928
Minutlicher Wasserverbrauch
l
128
133
131
144
Wasserdruckhöhe
m
39,36
41,33
39,36
49,7
Arbeitsvermögen des verbrauchten Wassers
mk
5038
5497
5156
7439
Gebremste Nutzleistung
mk
2281
2415
2317
3983,4
Wirkungsgrad
Proc.
45,27
43,93
44,93
53,5
Der Leergang erforderte bei 950 Umläufen 17l Wasser
in der Minute.
Während der ganzen Dauer der Ausstellung betrieb diese Turbine ohne jedwede Störung
das Flügelgebläse zur Speisung des ausgestellten Popp'schen Gasglühlichtes.
3) Im Gegensatze hierzu war die Turbine von Ziegler und
Boßhard in Zürich eine Partialturbine mit äuſserer Beaufschlagung und mit
Regulator versehen (vgl. 1884 252 * 50). Der äuſsere
Durchmesser des Laufrades betrug 300mm. Die am 2.
und 3. Oktober vorgenommene Bremsprobe ergab:
Umlaufszahl in 1 Minute
880
929
901
920
976
954
Minutlicher Wasserverbrauch
l
280
275
280
167,5
175
167,5
Wasserdruckhöhe
m
48,22
48,22
48,22
49,2
49,2
49,2
Arbeitsvermögen des verbrauch- ten Wassers
mk
13501
13260
13501
8241
8610
8241
Gebremste Nutzleistung
mk
7488
7848
7668
5220
5538
5412
Wirkungsrad
Proc.
55,46
59,18
50,79
63,34
64,32
65,67
4) Die Turbine von A. Kuhnert in Löbtau-Dresden besaſs
innere Beaufschlagung und lieferte bei der am 12. Oktober vorgenommenen Bremsprobe
die nachstehenden Endzahlen:
Umlaufszahl in 1 Minute
512
505
455
455
Minutlicher Wasserverbrauch
l
205
210
200
200
Wasserdruckhöhe
m
47
47
47
47
Arbeitsvermögen des verbrauchten Wassers
mk
9635
9870
9400
9400
Gebremste Nutzleistung
mk
3299
3477
3433
3433
Wirkungsgrad
Proc.
34,34
35,22
36,48
36,48
Diese Turbine betrieb während der ganzen Dauer der Ausstellung eine Dynamomaschine
von Carl Czeija, welche abwechselnd zur Speisung von
Glühlichtern oder zur Veranschaulichung von Arbeitsübertragung diente.
5) Von den Dampfmaschinen wurden zunächst die ausgestellten 2-, 6- und 10pferdigen
Dampfmotoren von H. C Hoffmeister in Wien-Meidling
untersucht und zwar der 10pferdige 2mal, das zweite Mal nach einer veränderten
Schieberstellung. Diese Maschinen besitzen einen flachen, kastenförmigen, mittels
Stehbolzen versteiften Kessel, von welchem mehrere Reihen knieförmig gebogener
Heizrohre in den Feuerraum herabhängen. Der Dampf tritt, nachdem er in dem aufrecht
oder (bei den neueren Ausführungen) liegend auf dem Kessel aufgebauten Cylinder
seine Wirkung ausgeübt hat, in einem Condensationsapparate, aus welchem das
Niederschlagswasser unmittelbar wieder in den Kessel gespeist wird. Die kleineren
Maschinen sind mit einem selbstthätigen Feuerregler versehen, welcher durch eine
federnde Platte bethätigt wird (vgl. 1881 239 * 423). Die
wichtigsten Abmessungen und die Ergebnisse der Versuche sind nachstehend
zusammengestellt:
Leistung nach Angabe
e
2
6
10
Heizfläche
qm
2,5
6
12
Rostfläche
qm
0,12
0,2
0,5
Cylinderdurchmesser
mm
135
180
210
Kolbenhub
mm
150
220
350
Steuerung
Einf. Sch. Doppelschieber
Ordnungsgemäſse Umlaufszahl
120
100
100
Mittlere beobachtete Umlaufszahl
119
116
117
95
Mittlere indicirte Leistung
e
–
–
15,8
12,10
Mittlere Bremsleistung
e
1,331
6,48
12,84
10,65
Verhältniſs der Bremsleistung zur
mittleren indicirten
–
–
80,3%
80,1%
Speisewassermenge
für
1e
und
1
Stunde
l
23,7
26,08
25,4
–
Kühlwassermenge
„
„
„
„
„
l
210,5
172,8
173,2
–
Kohlenverbrauch
„
„
„
„
„
k
5,17
5,19
4,85
3,57
Höchste abgebremste Leistung
e
2,81
–
–
15,80
Vom Augenblicke des Anheizens waren erforderlich beim:
2e-Motor
bis
zur
Gewinnung
einer
Dampfspannung
von
3,5at
25,5
Min.
6e-Motor
„
„
„
„
„
„
3,5
21,0
„
10e-Motor
„
„
„
„
„
„
4,0
21,0
„
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daſs bei angestrengtem Betriebe der
angeblich 2pferdige Motor eine Mehrleistung von 40 Proc., der 10pferdige eine solche
von 58 Proc. ergab. Der Beharrungszustand dieser Motoren hängt wesentlich von der
Unwandelbarkeit der Dampfspannung ab. Die Ausführung von Kessel und Maschine war
eine tadellose.
Während der ganzen Dauer der Ausstellung diente der 10pferdige Motor zum Betriebe
einer Bogenlicht-Maschine von Egger, welche 7
Bogenlampen von je 800 Kerzenstärken speiste, der 6pferdige in den Tagesstunden zum
Betriebe einer Dynamomaschine für Kraftübertragung, in den Abendstunden zum Betriebe
einer Egger'schen Lichtmaschine für 42 Glühlichter von
angeblich 18 Normalkerzen, endlich der 2pferdige zum Betriebe von
Holzbearbeitungsmaschinen. Während dieser Zeit ist nicht die geringste Störung des
Betriebes vorgekommen.
6) Der von Müller und Klasek in Wien gebaute 3pferdige
Dampfmotor nach dem Systeme Baxter mit in den Kessel
hinein ragendem Dampfcylinder lieferte folgende Abmessungen und Ergebnisse:
Heizfläche
qm
3
Rostfläche
qm
0,117
Cylinderdurchmesser
mm
96
Kolbenhub
mm
102
Steuerung
Einf. Schieber
Ordnungsgemäſse Umlaufszahl
260
Bei Benutzung des Regulators betrug:
Mittlere beobachtete Umlaufszahl
265
Mittlere Nutzleistung
e
1,24
Speisewassermenge
für
1e
und
1
Stunde
l
18,7
Kohlenverbrauch
„
„
„
„
„
k
6,04
Da es sich zeigte, daſs der Regulator, weil er zu leicht war, bereits bei etwa 200
Umläufen den Dampf vollkommen abschloſs, so wurde zur Erhebung der
Leistungsfähigkeit eine zweite Probe bei ausgeschaltetem Regulator vorgenommen:
Mittlere beobachtete Umlaufszahl
275
Mittlere gebremste Leistung
e
2,76
Speisewassermenge
für
1e
und
1
Stunde
l
22
Kohlenverbrauch
„
„
„
„
„
k
6,1
Die höchste gebremste Leistung ergab 3e,3. Vom
Augenblicke des Anheizens bis zur Gewinnung einer Dampfspannung von 6at waren 29½ Minuten erforderlich.
Dieser Motor, welcher im äuſsersten Falle eine Mehrleistung von 10 Proc. ergab,
zeichnet sich durch einen besonders ruhigen Gang aus und ist die Bedienung desselben
einfach und leicht. Dank des sehr reichlich bemessenen Dampfkessels bleibt die
Dampfspannung selbst bei starker Leistung der Maschine sehr constant. Während der
Dauer der Ausstellung betrieb der Motor ohne jedwede Störung eine Bogenlichtmaschine
von F. Kröttlinger.
7) Der von F. X. Komarek in Wien ausgestellte Dampfmotor
mit stehendem Fieldrohrkessel zeigt die besondere Eigenthümlichkeit, daſs der
gemeinschaftliche Grundsockel von Kessel und Maschine als Vorwärmer ausgebildet ist.
Die Steuerung ist mit von Hand stellbarem besonderem Expansionsschieber nach der
bekannten Mayer'schen Anordnung versehen, während der
Regulator auf eine Drosselklappe wirkt. Der Kessel ist aus Neuberger
Fluſseisenblechen hergestellt. Die am 16. Oktober vorgenommene mehrstündige Probe
ergab:
Heizfläche
qm
4,5
Rostfläche
qm
0,159
Cylinderdurchmesser
mm
140
Kolbenhub
mm
230
Ordnungsgemäſse Umlaufszahl
110
Mittlere beobachtete Umlaufszahl
121
Mittlere Bremsleistung
e
4,51
Speisewassermenge für 1e
und 1 Stunde
l
27,05
(Die Anfangs- bez. die Endtemperatur betrug im Mittel 12° und 34,7°)
Kohlenverbrauch für 1e und
1 Stunde
k
4,63
Verdampfung für 1k
Kohle
k
6,41
Die während des Versuches abgebremste Höchstleistung betrug 5e,27. Vom Augenblicke des Anheizens bis zur
Gewinnung einer Dampfspannung von 6at waren 33
Minuten erforderlich.
Aus Vorstehendem folgt, daſs der als 4pferdig bezeichnete Motor schon unter ganz
normalen Verhältnissen 31,8 Proc. Mehrleistung ergab. Der Dampfdruck blieb ein sehr
gleichmäſsiger. Selbst unmittelbar nach Aufgabe des Brennmaterials entstieg dem
Schornsteine nur ganz wenig Rauch. Bei diesem Motor, welcher ohne gemauertes
Grundwerk sich im ungestörten Betriebe befunden hatte, verdient ganz besonders die
ansprechende Formgebung, die schöne Arbeit, das zur Verwendung gelangte gute
Material und die Gleichmäſsigkeit des Ganges rühmlich hervorgehoben zu werden.
8) Auch bei den von C. Schranz und G. Rödiger in Wien
gebauten Dampfmotoren ist der Grundsockel als Vorwärmer benutzt und dient
gleichzeitig als Bettung für die Dampfmaschine. Der stehende Kessel ist entweder mit
liegenden Wasserröhren, oder den gewöhnlichen Siederöhren versehen. Am 2. Oktober
wurden an zwei der ausgestellten Motoren, einem 2pferdigen mit liegender und einem 6pferdigen mit stehender Dampfmaschine, Versuche vorgenommen:
Pferdestärke nach Angabe
e
2
6
Heizfläche
qm
2,3
6,87
Rostfläche
qm
0,2
0,32
Cylinderdurchmesser
mm
120
165
Kolbenhub
mm
200
200
Steuerung
Einf. Schieber
Meyer-Expans.
Ordnungsgemäſse Umlaufszahl
180
120
Mittlere beobachtete Umlaufszahl
177
124
Mittlere Bremsleistung
e
2,49
6,09
Speisewassermenge
für
1e
und
1
Stunde
l
24,75
24,70
Kohlenverbrauch
„
„
„
„
„
k
4,18
5,17
Höchste gebremste Leistung
e
3,90
–
Vom Augenblicke des Anheizens bis zur Gewinnung einer Dampfspannung von 4at waren 30 Minuten erforderlich.
Es geht hieraus hervor, daſs der angeblich 2pferdige Motor sich bezüglich seiner
Leistungsfähigkeit ganz wohl bis nahezu auf das Doppelte steigern läſst und wegen
seines verhältniſsmäſsig geringen Kohlenverbrauches vortheilhaft gestaltet. Die
Ausführung der ausgestellten Motoren war eine sorgfältige und verdient auch die
Gleichmäſsigkeit des Ganges besonders hervorgehoben zu werden.
Während der Dauer der Ausstellung betrieb der kleinere Motor die Anlage der Brüder Scherb (Blechbearbeitungsmaschinen), der
gröſsere die von Krumrein und Katz ausgestellten
Holzbearbeitungsmaschinen ohne jedwede Störung.
9) Ein Motor, welcher äuſserlich dem Hoffmeister'schen
sehr ähnlich ist, ist der von Friedrich und Jaffé in
Wien zur Ausstellung gebrachte. Derselbe besitzt wie jener einen flachen
kastenförmigen, mittels Stehbolzen versteiften Kessel, an dessen unterer Seite eine
Anzahl Röhren, nach Art der Field'schen, mit einem
inneren Einlaufrohre angebracht sind; doch sind die unteren Enden der Hauptrohre mit
Bügeldeckeln verschlossen und gestatten so jederzeit ein bequemes Nachsehen und
Reinigen. Nachdem der Dampf in einer auf dem Kessel selbst aufgestellten Maschine
seine Wirkung gethan, wird derselbe in einem gleichfalls auf dem Kessel angebrachten
Oberflächen-Condensator niedergeschlagen und das Niederschlagswasser wieder zur
Speisung verwendet.
Die Regulirung der Feuerung erfolgte bei der ausgestellten Maschine in ganz
verläſslicher Weise probeweise durch ein entlastetes Ventil, welches bei einem
gewissen Ueberdrucke den Dampf unter einen kleinen Kolben treten lieſs, an dessen
Stange das Hebelwerk der Luftklappe der Feuerthür angebracht war – eine Einrichtung,
welche den gesammten Dampfverbrauch wesentlich erhöhte.
Der ausgestellte Motor wurde am 3. Oktober einer Probe mit folgendem Ergebnisse
unterzogen:
Heizfläche
qm
4
Rostfläche
qm
0,215
Cylinderdurchmesser
mm
170
Kolbenhub
mm
170
Steuerung: einfacher Schieber mit Füllung
0,75
Ordnungsgemäſse Umlaufszahl
120
Mittlere beobachtete Umlaufszahl
129
Mittlere indicirte Leistung
e
4,61
Mittlere Bremsleistung
e
4,06
Verhältniſs der Bremsleistung zur mittleren
indicirten Leistung
0,84
Speisewassermenge
für
1e
und
1
Stunde
l
25,1
Kühlwassermenge
„
„
„
„
„
l
200
Kohlenverbrauch
„
„
„
„
„
k
6
Höchste abgebremste Leistung
e
6,68
Vom Augenblicke des Anheizens bis zur Gewinnung einer Dampfspannung von 4at,5 waren 22 Minuten erforderlich.
Aus Vorstehendem geht hervor, daſs der als 4pferdig bezeichnete Motor schon unter
ganz gewöhnlichen Verhältnissen eine Mehrleistung von 1,5 Proc. ergab, welche bis
auf 67 Proc. gesteigert werden konnte. Die Ausführung des Motors war eine ganz
vorzügliche und verdient auch der ruhige Gang der Maschine besonders hervorgehoben
zu werden. Während der ganzen Dauer der Ausstellung betrieb dieser Motor eine
Dynamomaschine der Firma Siemens und Halske für 40
Glühlichter zu 16 Normalkerzen und kam hierbei nicht die geringste Störung vor.
10) Im Anschlüsse möge noch der von Trépardoux und Comp.
in Puteaux ausgestellte vielcylindrische Dampferzeuger
erwähnt werden. Dieser Dampfkessel setzt sich aus einem äuſseren und inneren
Cylindermantel, einem central angeordneten Wasserrohre und einer groſsen Anzahl
enger Wasserröhrchen zusammen; diese letzteren verbinden den auf obige Weise
entstehenden centralen mit dem äuſseren ringförmigen Wasserraum und fallen von der
Mitte nach auſsen hin, um den Wasserumlauf zu befördern. Zwischen den in einer
flachen Schraubenfläche angeordneten Zwischenröhrchen steigen die Feuergase, alle
Rohre umspülend, zur Esse auf. Auf diese Weise wird in einem kleinen Räume,
allerdings auf Kosten der Einfachheit, eine sehr bedeutende Heizfläche geschaffen.
Die Speisung erfolgt selbstthätig mittels einer kleinen, am Kessel angebrachten
Dampfpumpe, in vollkommen richtiger und zuverlässiger Weise. Sobald der mittlere
Wasserstand überschritten ist, hört die Thätigkeit des Speiseapparates auf. Der zum
Betriebe der Speisepumpe verbrauchte Dampf wird in einem Behälter, durch Eintritt
unter Wasser, niedergeschlagen und wärmt dieses für Speisezwecke auf etwa 70°
vor.
Die am 4. Oktober vorgenommene Prüfung ergab, daſs die Dampferzeugung bis auf 6at Druck eine vollkommen regelmäſsige war und die
Wasser- und Manometerstände sehr constant blieben. Vom Anfeuern bis zur Gewinnung
von 5at Ueberdruck waren 10 Minuten erforderlich.
In der Stunde wurden auf dem Roste 10k Kokes
verbrannt und hiermit 55l,2 Wasser verdampft. Der
Kessel betrieb die mit einfacher Schiebersteuerung versehene Dampfmaschine eines
fahrbaren Motors von 120mm Cylinderbohrung und
190mm Kolbenhub mit 120 Umläufen in 1 Minute
vollkommen regelmäſsig und ersetzte auf diese Weise den wesentlich gröſseren zu
dieser Maschine gehörigen Kessel.
11) Von den ausgestellten Gaskraftmaschinen (vgl. 1884
254 135) wurden nur die von Langen und Wolf in Wien gebauten Otto'schen
Maschinen und der von Carl Lenz und Comp. in Wien
vorgeführte Bisschop'sche Motor einer Prüfung
unterzogen. Die 3 Otto'schen Maschinen von 4, 2 bezieh.
1e lieferten bei dieser Prüfung die a. f. S.
abgedruckten, mit sonstigen Erfahrungen gut übereinstimmenden Ergebnisse.
Die an diesen Maschinen abgenommenen Indicatordiagramme ergaben einen mittleren, für
alle Maschinen nahezu gleich bleibenden, wirksamen Kolbendruck von 3at,93; der regelrechte Verlauf der Compressions-
und Expansionscurve läſst auf ein tadelloses Arbeiten der Steuerungsorgane
schlieſsen.
Gröſsenangabe
Otto's Gasmotoren.Wirkliche
Leistung
Gasverbrauch
Kühlwasserfür 1 Stunde
Mittl. Temp. desKühlwassers
Mittlerre minutlicheUngangszahl
beiselbstth. Regulirung
fürdieStunde
für 1eund1 Stde.
vorEintrittin
denKühl-mantel
beimAustrittaus
demKühl-mantel
e
cbm
l
Grad
4e
HöchstleistungAngabsleistungHalbe
LeistungLeergangsarbeit
6,24421,33
5,373,60 2,1461,07
0,860,90 1,073–
–180120–
–1212–
–51 48,5–
165
2e
HöchstleistungAngabsleistungHalbe
LeistungLeergangsarbeit
2,72211,05
2,882,401,47 0,784
1,061,201,47–
–150100–
–1212–
– 50,8 49,5–
183
1e
HöchstleistungAngabsleistungHalbe
LeistungLeergangsarbeit
1,7410,050,35
1,841,170,780,48
1,061,171,55–
– 90 50–
–1212–
– 49,5 45,5–
183
Der Bisschop'sche Motor von angeblich 1½ Manneskraft
ergab nach eingehender Prüfung als gröſste Leistung 11mk,17 gleich 0e,149 bei einer mittleren
Geschwindigkeit von 147 Umgängen in 1 Minute. Der Gasverbrauch betrug 0cbm,73 in der Stunde für die ganze Leistung von
0e,149, oder nahezu 5cbm für 1e und
Stunde. Die Temperatur der Luft zwischen den Kühlrippen wurde nach einer
Betriebsdauer von 15 Minuten mit 47° gemessen und stieg während der 1½stündigen
Dauer des Versuches auf 98°, so daſs 100° als Höchsttemperatur zwischen den Rippen
angenommen werden kann. Die Temperatur auſserhalb der Rippen ist natürlich
wesentlich geringer.
Die Umlaufszahl der Maschine ist, da die Regulirung der Geschwindigkeit durch
Bedienung des Gashahnes von Hand aus erfolgt, nur für unveränderliche Leistungen
gleichbleibend und schwankte während des Versuches innerhalb der Grenzen 138 und 155
in der Minute; andererseits bedarf die Maschine zur Erzielung eines gleichförmigen
Ganges eines hohen Gasdruckes.
Diese Gasmotoren sind zufolge ihrer höchst einfachen Anordnung leicht und gefahrlos
zu handhaben, nehmen wenig Raum in Anspruch, bedürfen keines Kühlwassers und
arbeiten ohne belästigendes Geräusch; auſserdem ist der Bau der Maschinen kräftig
und für so geringfügige Arbeitsleistungen sehr zweckentsprechend.
Textabbildung Bd. 255, S. 398
Vor der 4pferdigen Otto'schen Gasmaschine war ein von
Emil Schrabetz in Wien (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 29628
vom 17. Mai 1884) ausgestellter Gasdruckregler in die
Gaszuleitung eingeschaltet. Diese Vorrichtung hat die Bestimmung, die Rückwirkung
des in Gang befindlichen Gasmotors auf die Gasleitung und damit das lästige Zucken
der aus derselben gleichzeitig gespeisten Flammen zu verhindern, und besteht im
Wesentlichen aus einer in Wasser eintauchenden Glocke mit senkrechten Seitenwänden,
unter welcher das Gaszuleitungs- und Ableitungsrohr ausmünden. In ersterem ist eine
Klappe mit Stellvorrichtung angebracht, welche mit der Glocke in Verbindung steht
und durch die im gegebenen Falle die Gaszuströmung zu der Glocke verändert wird.
(Diese Klappe h wird, wie aus den Figuren ersichtlich,
mit einfach oder mit doppelt wirkender Stellvorrichtung i bezieh. i1
bethätigt.)
Bei der am 9. Oktober vorgenommenen Probe wurde dieser Regulator vor der Gasmaschine
eingeschaltet und mit einer – bekanntlich sehr empfindlichen – Argandflamme in
Verbindung gebracht. Ein Zucken dieser Argandflamme fand beim Arbeiten der Maschine
in keiner Weise statt; es konnte vielmehr das ruhige Brennen derselben, ohne jedes
Flackern und Zucken festgestellt werden.
Auf der Ausstellung für Handwerkstechnik in Dresden 1884 wurden ebenfalls die
Kraftmaschinen gemessen und die Arbeitsmaschinen u. dgl. einer Prüfung unterzogen,
wie in Civilingenieur, 1884 S. 561 ausführlicher
mitgetheilt ist. In nachstehender Tabelle sind die Ergebnisse mit 6 zur Prüfung
gestellten Dampfmaschinen zusammengefaſst:
Aussteller
Zahl derPferdestärken
Brennmaterialfür 1 Std.und 1e
Verkaufs-preis derMaschine
e
k
M.
Ad. Altmann und Co. in Berlin (Hoffmeister's) Dampfmotor
2,89 u. 3,81
5,85 u. 5,07(Steinkohlen)
2400
Sächs. Dampfschiff- und Maschi- nenbauanstalt in Dresden
7,50
3,67(Steinkohlen)
3000
Beyer und Zetzsche in Plauen
1,38
10,9(Steinkohlen)
1550
E. Berger in Pulsnitz
1,15
8,70(Braunkohlen)
1275
U. Pornitz in Chemnitz (Patent Lilienthal)
1,32
4,78(Kokes)
1800
Vogel und Schlegel in Dresden
2,06
3,53(Kokes)
1425
Zwei zu den Versuchen gestellte Gasmotoren aus den
Fabriken Deutz und Hannover lieferten folgende Endzahlen:
Firma
Zahl derPferdestärken
StündlicherGasverbrauch
Gewicht
Verkaufs-preis
e
cbm
k
M.
Gasmotorenfabrik Deutz
2,72
0,96
900
2250
Gebrüder Körting
4,12
1,06
775
2300
Bei der Körting-Lieckfeld'schen
Maschine, welche nach dem Hannoverschen Gewerbeblatt,
1885 S. 53 seit der Dresdener Ausstellung noch wesentlich verbessert wurde, ist
nachträglich zu bemerken, daſs eine 4pferdige Maschine 515k wiegt und 1500 M. kostet.