Titel: Herstellung von Firniss mittels Elektricität.
Fundstelle: Band 255, Jahrgang 1885, S. 474
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Herstellung von Firniſs mittels Elektricität. Mit Abbildungen. Herstellung von Firniſs mittels Elektricität. M. Müthel und C. Lütcke in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 29961 vom 27. April 1884) empfehlen die Herstellung von Firniſs durch Behandlung von Oelen mit verschiedenen Gasen oder Gasgemischen, welche man vorher der Einwirkung elektrischer Entladungen ausgesetzt hat. Die gebildeten hoch oxydirten und leicht zersetzbaren Sauerstoffverbindungen sollen bei einer mäſsigen Temperaturerhöhung in Sauerstoff und in ihre niedere Oxydationsstufe zerfallen und der entstehende Sauerstoff dann oxydirend auf die mit demselben in Berührung befindlichen Fettsäureverbindungen wirken. Besonders, sollen sich dazu eignen ein Gemisch von äquivalenten Mengen Chlor mit Wasserdampf- Schwefligsäureanhydrid mit Luft oder Sauerstoff; Schwefligsäureanhydrid mit Untersalpetersäure: Stickstoff' mit Sauerstoff und Wasserstoff, Stickoxydul mit Luft oder Sauerstoff u. dgl. Fig. 1., Bd. 255, S. 474 Fig. 2., Bd. 255, S. 474 Von einem Dampfkessel führt eine Hauptrohrleitung a (welche in der beigegebenen Figur 1, wie alle Rohrleitungen., nur durch einen dicken Strich angedeutet ist) zur Betriebsmaschine. Durch die Dampfleitungen b wird der Dampf zu einer Schlange S geführt, welche dazudient, das durch die Röhre e in den Behälter B eingelassene Oel zu erwärmen. Am Boden des Behälters B befindet sich eine flache Rohrspirale D, welche zahlreiche feine Durchbohrungen enthält und deren Fortsetzung die zu den Oxydationsapparaten P führende Röhre g bildet, welchen das zu oxydirende Gas durch das Rohr n zuströmt. Der Oxydationsapparat (Fig. 2) besteht aus zwei in einander geschobenen Glasröhren A und F, welche bei x zusammengeschmolzen sind. A ist unten geschlossen und befindet sich in einem äuſseren Behälter C, auf dessen Deckel dieselbe durch einen etwas vorspringenden Rand ruht. Durch die innere Röhre F führt ein Röhrchen E, welches bis in den Zwischenraum von A und F mündet und das zu behandelnde Gasgemisch einleitet; den freien Raum durchstreichend, tritt das Gas bei H aus, um denselben Vorgang bei einem nächsten Apparate durchzumachen. Die schraffirten Theile des Apparates sind mit irgend einem, die Elektricität leitenden Stoffe gefüllt und mit der Elektricitätsquelle durch Drähte verbunden. Bei Inbetriebsetzen des Apparates wird der Behälter B durch Rohr e mit dem zu oxydirenden Leinöle bis zur halben Höhe gefüllt, worauf die Zuleitung abgeschlossen wird; hierauf wird das Oel durch die Dampfschlange S auf etwa 60 bis 80° erwärmt und nun der Behälter B durch Rohr d mit der Luftpumpe in Verbindung gesetzt, welche in demselben eine Verdünnung von etwa 730mm Quecksilberhöhe erzeugt. Hierauf werden die Oxydationsapparate mit dem Inductionsapparate durch Einschaltung desselben in den Stromkreis einer Dynamomaschine verbunden, während man durch Rohr h ein Gemisch von Schwefligsäureanhydrid mit Sauerstoff und atmosphärischer Luft zu gleichen Raumtheilen durch die Oxydationsapparate P leitet. Gleichzeitig wird der Hahn des Rohres g geöffnet, so daſs das in P hoch oxydirte Gas in feinen Strömen durch das unter vermindertem Luftdrucke befindliche Leinöl gesaugt wird, während das Rührrad T das Oel kräftig mit den Gasen in Berührung bringt. Hierdurch soll die Zersetzung der Fettsäureverbindungen ungemein beschleunigt und in verhältniſsmäſsig kurzer Zeit ein hell gefärbter, dünnflüssiger Firniſs erhalten werden, welcher an der Luft leicht zu einer zähen und festen Masse eintrocknen soll. Mit demselben Erfolge wird ein Gemisch von 2 Raumtheilen Stickoxydul mit 1,5 Th. atmosphärischer Luft oder auch Stickoxydul allein angewendet. Ist der Oxydationsprozeſs beendet, so wird zunächst die Leitung g geschlossen, darauf die Rühr Vorrichtung auſser Betrieb gesetzt und einige Zeit danach auch die Leitung d abgesperrt, während das Rohr c geöffnet wird; es strömt nun Dampf ein, welcher nach Oeffnen der Leitung f den Firniſs in den zur Hälfte mit schwach ammoniakalischem Wasser gefüllten und durch den Abdampf von S mittels Schlange S1 geheizten Waschapparat W drückt, in welchem der Firniſs von unten nach oben steigt und von etwa anhängenden Säureresten befreit wird, um darauf durch Rohr h in die Lagerfässer abgezogen zu werden.