Titel: | Ueber die Verwendung der Elektricität in der chemischen Industrie. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 526 |
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Ueber die Verwendung der Elektricität in der
chemischen Industrie.
(Patentklasse 40 und 48. Fortsetzung des Berichtes
Bd. 254 S. 296.)
Mit Abbildung.
Ueber Verwendung der Elektricität in der chemischen
Industrie.
Zur Herstellung galvanischer Niederschläge auf Eisen
wird nach A. Wagner und P.
Jobst in Berlin (D. R. P. Nr. 29 842 vom 24. Februar 1884) das auf bekannte
Weise verzinkte, gut gereinigte und gerauhte Guſseisen 4 bis 5 Secunden lang in eine
Auflösung von 3g salpetersaurem Quecksilberoxyd in
8l Wasser und 7l Schwefelsäure getaucht, darin hin- und herbewegt, nach der Herausnahme
wiederum mit viel Wasser gewaschen und dann in ein Messing-, Kupfer- oder
anderweitiges Bad gehängt.
Textabbildung Bd. 255, S. 526
G. Wagener und C. Netto in
Tokio (* D. R. P. Nr. 29844 vom 28. März 1884) wollen gröſsere Gegenstände, deren
Oberfläche auf galvanischem Wege mit einem metallischen
Ueberzuge versehen werden soll, ohne den zu behandelnden Gegenstand in die
zu zersetzende Flüssigkeit einzutauchen, mit dem einen Pole der Batterie verbinden,
während der andere Pol zugleich mit der zu zersetzenden Flüssigkeit über die
Oberfläche des Gegenstandes hinweggeführt werden kann. Soll z.B. eine gröſsere
Eisenplatte mit metallischem Zink überzogen werden, so wird die Platte mit dem
negativen Pole verbunden, während der bewegliche Pol aus einer Zinkplatte a besteht, welche auf einer Seite mit einem
Flanellbausche b überzogen, auf der anderen Seite mit
einer Handhabe c versehen und in geeigneter Weise mit
dem positiven Pole der Batterie durch geschmeidige Leitungsdrähte d verbunden ist. Die Sättigung des Bausches mit der
Zinklösung erfolgt entweder durch wiederholtes Eintauchen in frische Lösung, oder
durch ununterbrochenen Zufluſs. In letzterem Falle ist die Zinkplatte a durchlocht und der Zufluſs erfolgt durch den hohlen
Handgriff, welcher am freien Ende durch Kautschukschlauch e mit dem Behälter der Lösung in Verbindung steht. Als Lösung hat sich in
diesem Falle eine möglichst neutrale, d.h. auch in der Wärme kein Zink mehr
angreifende Chlorzinklösung bewährt. Der auf diese Weise erzeugte Niederschlag
haftet so gut wie der auf trockenem Wege hervorgebrachte auf dem Eisen, während
bekanntermaſsen der durch Eintauchen erzeugte galvanische Zinkniederschlag diese
Eigenschaft nicht besitzt.
Statt der Anode die Form einer Platte zu geben, wird man in solchen Fällen, wo die
Oberfläche des Gegenstandes groſse Unregelmäſsigkeiten bietet, besser einen Pol
anwenden, welcher in der Form eines elastischen Pinsels angefertigt ist und den
Strom durch geschmeidige Metalldrähte, die in dem Pinsel enthalten sind,
zuleitet.
Das Verfahren soll verwendet werden zur Verzinkung von Panzerplatten, wobei die Erneuerungen der Verzinkung bequem vorgenommen
werden könnten, während die Platten an Ort und Stelle sind. Ferner können groſse Maschinentheile, Geschütze, vielleicht ganze
Eisenconstructionen mit einem Zinküberzuge versehen werden. Laternensäulen und sonstigen Eisenguſs könnte man verzinken bezieh. dann
auch noch verkupfern, wobei man ebenfalls die Möglichkeit hat, den Ueberzug
nachträglich an Ort und Stelle ausbessern zu können, in gleicher Weise, wie man
einen Anstrich erneuert. Das Verfahren soll überhaupt Anwendung finden zum
Ueberziehen von Gegenständen, deren Gröſsenverhältnisse oder Befestigungsweise das
Eintauchen in Bäder miſslich erscheinen lassen, mit einer metallischen Schicht
(Kupfer, Silber, Gold, Nickel, Zink u. dgl.), sei es als Schutz, sei es zur
Verschönerung.
Nach Frölich (Elektrotechnische
Zeitschrift, 1884 S. 466) ist der elektrische
Strom namentlich zur Reinigung der Metalle von
den letzten Spuren fremder Stoffe geeignet, welche dem Hüttenmanne verhaltniſsmäſsig
die meiste Arbeit kostet, dem Elektriker aber die geringste; der Raffinirprozeſs ist
daher derjenige, welcher sich am leichtesten und sichersten durch eine Elektrolyse
ersetzen läſst.
Die wichtigsten Producte der Verhüttung des Kupfers
sind: der Kupferstein mit 50 bis 60 Proc. Kupfergehalt, das Schwarzkupfer mit etwa
80 bis 95 Proc. und das Raffinirkupfer mit 99 bis beinahe 100 Proc. Alle sind mehr
oder weniger leitend, das Kupfererz dagegen nicht. Sämmtliche Producte, mit Ausnahme
des Erzes, lassen sich daher der Elektrolyse unterwerfen und als Anoden benutzen;
als Niederschlag erhält man stets reines oder beinahe reines Kupfer, wenn man
genügend für Erneuerung der Lösung sorgt. Bezüglich der Spannungen, welche sich im
Betriebe zeigen, wenn der Strom durch die Bäder geht, bilden diese verschiedenen Producte
eine Skala, welche sich von 0,1 bis ungefähr 1 Volt erstreckt, Stellt man in dem
Bade reines Kupfer auf einer Seite reinem Kupfer auf der anderen gegenüber, so
erhält man keinen Spannungsunterschied zwischen beiden Platten ohne äuſseren Strom,
und schickt man von auſsen Strom in die Zelle, so ist der Spannungsunterschied der
Platten bloſs hervorgerufen durch den Widerstand, den die Flüssigkeit dem Strome
entgegensetzt und zu dessen Ueberwindung eine gewisse Spannung gehört. Es hängt also
dieser Spannungsunterschied von der Stärke des Stromes, vom specifischen Widerstände
der Lösung und ihrer Temperatur und von der Entfernung der Platten ab.
Wird nun als Anode statt des reinen Kupfers unreines Kupfer verwendet, so tritt zu
jenem durch den Strom hervorgerufenen Spannungsunterschied eine weitere Spannung
hinzu, welche der Gröſse der Polarisation an der Anode, somit auch dem
Einheitswerthe der dort geleisteten chemischen Arbeit und der Menge und Art der
Unreinigkeiten in der Anode entspricht. Wenn also ferner die Erfahrung zeigt, daſs
bei technisch richtig ausgeführten Anstalten für Kupfer-Elektrolyse bei Anwendung
von beinahe reinem Kupfer als Anode eine Spannung von 0,1 bis 0,2 Volt am Bade
auftritt, so erhalten wir die Gröſse der Polarisationsspannung bei Anwendung von
unreinen Kupfersorten, indem wir von der alsdann auftretenden Spannung 0,1 bis 0,2
Volt abziehen. Hierbei ist vorausgesetzt, daſs die Stromstärke, die Lösung,
Temperatur und Entfernung der Platten dieselbe sei. Die gröſste Spannung am Bade
zeigt natürlich die Elektrolyse von Kupferstein oder ähnlichen Schwefelverbindungen
des Kupfers; es beträgt dieselbe nach den Angaben von Marchese in Genua bis 1 Volt.
In demselben Verhältnisse, in welchem die Spannung am Bade wächst, vermehrt sich auch
das Bedürfniſs nach Erneuerung der Lösung oder, wenn dieses nicht genügend
befriedigt wird, vermindert sich die Reinheit des niedergeschlagenen Kupfers.
Es gibt eine Menge Fälle in der chemischen und hüttenmännischen Industrie, in welchen
natürliche und künstliche Producte in groſsen Massen vorhanden sind, ohne weiter
verarbeitet werden zu können, hauptsächlich weil sie zu arm an Metall sind. Oft kann
eine Lösung des Metalles hergestellt werden, indem man diese Producte durch Säuren
oder Alkalien auslaugt. Um solche Lösungen zu zersetzen, müssen schwer zersetzbare
Anoden angewendet werden. Spannung und chemische Arbeit sind groſs, entsprechend
auch die Betriebskosten; und dennoch ist kein Zweifel, daſs dieser theure
elektrische Prozeſs in wichtigen Fällen Anwendung finden wird, weil er das einzige
Mittel bietet, um jene Producte überhaupt technisch zu verwerthen.
Bei der elektrolytischen Behandlung der Metallabfälle
ist man ebenfalls genöthigt, entweder den Rohstoff als Anode zu benutzen, oder
denselben aufzulösen und aus der Lösung niederzuschlagen.
Die Bedürfnisse der Galvanoplastik sind in elektrischer
Beziehung verhältniſsmäſsig leicht zu befriedigen. Es hat sich bald herausgestellt,
daſs die verschiedenen Prozesse der Galvanoplastik sich wesentlich durch die am Bade
verlangte Spannung unterscheiden und es ist daher zweckmäſsig, für diese
verschiedenen Spannungen verschiedene Maschinen zu construiren. Allerdings besteht
durchaus kein Hinderniſs, allen galvanoplastischen Maschinen dieselbe Spannung zu
geben und zwar die höchste, welche bei diesen Prozessen vorkommt. Mit einer solchen
Maschine lassen sich dann natürlich auch Bäder geringer Spannung betreiben, wenn man
eine genügende Anzahl derselben hinter einander schaltet. Dieses
Hintereinanderschalten geht natürlich nur an, wenn der Betrieb ein einigermaſsen
gleichmäſsiger ist, d.h. die Fläche der in den Bädern hängenden Gegenstände nicht
wesentlich wechselt, da sonst die Veränderung der Oberfläche in einem Bade auf den
Niederschlag im anderen Bade einwirken würde. Obschon bei vielen gröſseren Anlagen
dieser Art der Betrieb regelmäſsig genug ist, um Bäder hinter einander zu schalten
und mit einer einzigen Maschine die verschiedensten Bäder zu betreiben, können sich
doch die Galvanoplastiker nur sehr schwer zu Einrichtungen dieser Art entschlieſsen.
Es ist dies bloſs die Macht der Gewohnheit und rührt offenbar davon her, daſs bei
den unregelmäſsigen kleineren Betrieben die Parallelschaltung allerdings geboten
ist.
Eine Neuerung auf dem Gebiete der Galvanoplastik besteht in der Anwendung von höheren
Spannungen bei der dicken Verkupferung. Bei einer guten
Verkupferung, welche alle Erhebungen und Senkungen der Oberfläche genau wiedergibt,
sind ungefähr 30 Ampère auf 1qm erforderlich. Wird
mittels dieses Stromes z.B. ein Bildstock von 5mm
Dicke niedergeschlagen, so dauert diese Arbeit ungefähr 1500 Stunden. Diese Zeit
kann sehr bedeutend abgekürzt werden, wenn man jene Stromstärke nur zu Anfang, wo es
sich um genaue Abformung handelt, anwendet, später aber auf das 10- oder 20-fache
verstärkt. Die hinteren Schichten des Kupferniederschlages werden dann allerdings
etwas körnig und knollig, aber die Festigkeit und Drucksicherheit des Bildstockes
wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Die erste und groſsartigste Anlage zur elektrolytischen
Raffinirung des Kupfers mit Maschinen von Siemens
und Halske wurde im Herbste 1878 auf dem kgl. Kommunion-Hüttenwerke zu Oker
im Harz hergestellt. Von der Firma wurden die Maschinen geliefert und die Anlage in
Gang gebracht (vgl. 1881 240 * 38. 1884 251 420). Die weitere Ausbildung der Einrichtung ist
namentlich dem Direktor des Hüttenwerkes, Bräuning, zu
verdanken. Heute arbeiten daselbst 6 Maschinen: 5 Maschinen C1 und eine Maschine C18, von denen jede 250 bis 300k Kupfer
täglich niederschlägt bei einem Arbeitsverbrauche von 7 bis 8°. Die jährliche
Leistung beläuft sich daher jetzt auf 500 bis 600t
Kupfer. Das zu raffinirende Kupfer hat bereits einen hüttenmännischen
Raffinirprozeſs durchgemacht und enthält nur ⅓ bis ½ Proc. Unreinigkeiten; trotzdem ist der
elektrolytische Prozeſs ökonomisch lohnend, weil die Entfernung der letzten
Unreinigkeiten den Werth des Kupfers erheblich steigert.
Der groſse Vorzug des elektrolytischen Verfahrens vor der hüttenmännischen
Raffinirung besteht darin, daſs die edlen Metalle, namentlich das Silber, nicht in
Lösung gehen, sondern in den Schlamm fallen, d.h. sich einfach durch die allmähliche
Zerstörung der Anode von derselben loslösen. Man hat daher, um sämmtliches im
Rohmateriale enthaltene Silber zu bekommen, bloſs den allmählich am Boden der Bäder
sich ansammelnden Schlamm von Zeit zu Zeit zu entfernen und das Silber daraus
abzuscheiden. Der wichtigste Nachtheil des elektrolytischen Verfahrens liegt in dem
Verhalten von Arsen und Antimon. Dieselben gehen in Lösung und, sobald der Gehalt
der Lösung an diesen Stoffen ein gewisses Maſs überschritten hat, fangen dieselben
an, auch in das niedergeschlagene Kupfer überzugehen, oder bewirken wenigstens, daſs
dasselbe spröde und hart wird. Um diesem Uebelstande zu begegnen, bleibt nichts
übrig, als die Lösung zu reinigen, oder durch neue zu ersetzen. Das Spröde werden
des Niederschlages wird jedoch auch beobachtet, ohne daſs der Gehalt an Arsen und
Antimon die Ursache sein kann, und man möchte beinahe zu der Vorstellung gelangen,
als ob nach längerem Gebrauche die Lauge dem elektrolytischen Prozesse gegenüber
eine gewisse Müdigkeit zeigt, deren Ursache noch nicht aufgeklärt ist.
In Oker stehen die beiden Systeme mit wenigen groſsen und mit vielen kleineren Bädern
neben einander und bewähren sich gleich gut; nur ist bei letzterem Systeme das
Anlagekapital geringer. Das Rohkupfer sowohl, wie das Reinkupfer werden in Form von
Platten angewendet von etwa 1m Länge und 0m,5 Breite. Die Stärke der Rohkupferplatten, wenn
sie der Elektrolyse ausgesetzt werden, beträgt etwa 15mm. Die Reinkupferplatten werden in etwas geringerer Stärke in den Handel
gegeben. Die Maschine C1, welche mit wenig groſsen
Bädern arbeitet (vgl. 1881 240 * 38), liefert bei einem
Betriebe, welcher täglich 250 bis 300k Kupfer
entspricht, etwa 3,5 Volt Klemmenspannung und 1000 Ampère Stromstärke. Die Maschine
besitzt nur wenig Commutatorabtheilungen und ein System von Kupferbürsten, welche
ohne jede Federkraft, die eigene ausgenommen, an den Commutator angedrückt werden.
Wie gering unter dieser Voraussetzung die Abnutzung derselben ist, geht aus der
Thatsache hervor, daſs heute noch der Commutator der ersten gelieferten Maschine
C1 in Oker im Betriebe ist, obschon die Maschine
nun seit 6 Jahren beinahe ohne Unterlaſs Tag und Nacht im Gange ist. Die zur
Maschine C1 passenden Leitungen müssen besonders
sorgfältig zusammengesetzt werden, weil ein nur wenig unvollkommener Contact
zwischen zwei an einander stoſsenden Kupferleitungen den Betrieb sehr erheblich
schädigen kann.
Jede Maschine C1 betreibt in der Regel 12 hinter
einander geschaltete Bäder- jede Anlage, welche von einer Maschine C1 betrieben wird., nimmt einen Raum von ungefähr
80qm ein. Die Maschine C18 liefert sine Spannung von 30 Volt bei einer
Stromstärke von 120 Ampere (in anderen Fällen 15 Volt und 240 Ampère). Dieselbe
betreibt in Oker etwa 80 kleinere Bäder. Der Raum der Anlage, die Menge der Lauge,
Betriebskraft, Kupferniederschlag sind bei dieser Maschine ganz ähnlich wie bei den
Anlagen mit C1. Die Kosten der Anlagen sind jedoch
verschieden und ein erheblicher Vortheil der Anlage mit C18 vor den übrigen Gesteht darin, daſs die Bäder in recht erhebliche
Entfernung von der Maschine gebracht werden dürfen, was bei C1 nicht angeht.
Bei der ersten Anlage mit C1 wurde zum ersten Male
das Prinzip des Messens mit schwachem Nebenschlüsse zur
Anwendung gebracht. Nach verschiedenen Methoden wurden sowohl Stromstärke, als
Spannungsmessung so ausgeführt, daſs der Betrieb nicht im Geringsten durch die
Messung gestört wurde und kein nennenswerther Theil des Stromes durch die
Meſsapparate ging. Die Messung der Stromstärke geschah stets durch Messung des
Spannungsunterschiedes an den Enden eines Stückes der Leitung, dessen Widerstand
sich messen oder berechnen lieſs. Im J. 1879 und später wurde diese Methode durch
Anwendung des seither vielfach verwendeten Torsionsgalvanometers ersetzt, welchem
verschiedene constante Widerstände vorgeschaltet wurden, je nach der Gröſse der zu
messenden Spannung. Gleich von Anfang an wurde durch diese von Arbeitern fortlaufend
angestellten Messungen bewirkt, daſs die Menge des Kupferniederschlages stets vorher
bestimmt werden konnte, wodurch bald die Wägungen der Kathoden beinahe überflüssig
wurden. Soeben ist man im Begriffe, für jede einzelne Maschine in Oker ein
Galvanoskop einzuschalten, welches, weithin sichtbar, dem Arbeiter die Stärke des
Stromes in Ampere zeigt.
Die Beschaffenheit des in Oker erzeugten Kupfers wird durch kein anderes Kupfer
übertroffen, während namentlich von gewissen englischen Fabriken, welche nicht so
sorgfältig arbeiten als in Oker, mangelhaftes elektrolytisches Kupfer in den Handel
kommt. Eine nicht unbedeutende Verwendung findet dieses Kupfer in der Herstellung
jener feinen und feinsten Kupferfasern (sogen. Lametta u.s.w.), welche, in Nürnberg
erzeugt, unsere Weihnachtsbäume in so glänzenden Farben bedecken und zu deren
Herstellung die gröſste Dehnbarkeit und Zähigkeit des Kupfers verlangt wird. Die
wichtigste Verwendung des guten elektrolytischen Kupfers ist bisher diejenige zu den
Leitern in Telegraphenkabeln und zur Bewickelung von
elektrischen Maschinen.
Entgegen der Behauptung, daſs in Oker die Niederschlagsmenge im Verhältnisse zur
aufgewendeten Arbeitskraft noch gesteigert werden könne, bemerkt Frölich, daſs bei jeder Aenderung der Verhältnisse
jener Anlage zwar ein Vortheil in einer Richtung, aber stets auch ein Nachtheil in anderer Richtung
entsteht und daſs die daselbst angewendeten Verhältnisse nach allen Richtungen wohl
abgewogen sind. Will man z.B. den procentischen Arbeitsverlust in der Maschine
verringern, so hat man nur bei derselben Construction der Maschine höhere
Geschwindigkeiten und geringere Stromstärke anzuwenden, oder aber, wenn die Bäder
und die Stromstärke dieselben bleiben sollen, eine gröſsere und mehr Stromstärke
vertragende Maschine zu bauen, welche dann nur unvollständig ausgenutzt würde. Es
würde aber alsdann entweder die Abnutzung der Maschine, oder ihre Gröſse und der
Preis sich erhöhen. Nimmt man, ohne Stromstärke und Spannung an der Maschine zu
verändern, die Bäder doppelt so groſs, so kann man deren eine doppelte Anzahl
einschalten, wenn nicht etwa die Polarisation zu viel ausmacht, und also die
doppelte Niederschlagsmenge erzielen. Es würde aber hierdurch das Anlagekapital und
der Raum der Anlage beinahe auf das Doppelte erhöht. Sobald man bei derselben Gröſse
des Bades den Strom erheblich stärker nimmt als in Oker, so besitzt der Niederschlag
bei Weitem nicht* mehr die gute Beschaffenheit wie das Kupfer in Oker und das
Verhältniſs von Arbeitskraft und Niederschlagsmenge verschlechtert sich
erheblich.
Auſser den Anlagen in Oker sind noch ausgeführt worden: eine Anlage mit C1 bei Kayser und Comp.
in Moabit bei Berlin, mit der Maschine C2
(verkleinerte C1) bei Schreiber in Burbach bei Siegen; Anlagen mit C18 für die Königshütte in Schlesien und das
k. k. Hüttenwerk in Wittkowitz (Mähren). Mehrere andere
Anlagen sind in Vorbereitung. Zur Raffinirung von Schwarzkupfer, d.h. Rohkupfer von etwa 90 Proc. Kupfergehalt, ist von der
Firma Siemens und Halske ein kleinerer Betrieb auf Stephanshütte in Ober-Ungarn eingerichtet worden.
Dieselbe liefert gutes Kupfer; eine Vergröſserung ist in Aussicht genommen.
Mit dem Kupfersteine hat sich die Società anonima delle Miniere di Rame in Genua unter
ihrem Direktor Marchese (vgl. 1884 251 420) beschäftigt. Es ist der Gesellschaft gelungen,
diese schwierige Aufgabe in technisch verwendbarer Weise zu lösen und eine
groſsartige Anlage ins Leben zu rufen; die messenden Vorversuche und die Entwürfe
der ersten Anlagen wurden von Siemens und Halske
ausgeführt. Es sind an diese Gesellschaft im Ganzen 30 Maschinen C18 geliefert. Wie viel gröſser die bei diesem
Materiale zu leistende Arbeit ist als bei Raffinir- oder Schwarzkupfer, geht
namentlich aus der Spannung an den Bädern hervor. Dieselbe beträgt bei Kupferstein
bis zu 1 Volt, in obigen Fällen höchstens 0,2 bis 0,3 Volt. Der Kupferertrag für
1e ist dem entsprechend auch geringer. Diese *
S. 200 d. Bd. näher beschriebene Anlage ist durchaus einzig in ihrer Art (vgl. La Lumière electrique, 1884 Nr. 40 bis 42).
In Bezug auf Silber ist eine Anlage von Möbius in Mexiko zu erwähnen, bei welcher 2 Maschinen
der Firma Siemens und Halske mit einer Arbeitskraft von
etwa 14e arbeiten. In dieser Anlage wird das Silber elektrolytisch
raffinirt. Das Silber ist jedoch bedeutend unreiner als die bei der elektrolytischen
Raffinirung verwendeten Kupfersorten. Der Ertrag an reinem Silber beträgt täglich
etwa 300k. Vermuthlich ist in diesem Falle die
Maschine nur in geringem Grade ausgenutzt.
Für die Raffinirung des Bleies ist es erschwerend, daſs
Blei, wie auch Silber, keinen festen blechartigen Niederschlag bilden, sondern sich
in Form feiner Zweige ansetzen. Bezügliche Versuche, namentlich um Hartblei
elektrolytisch zu Weichblei zu raffiniren, sind von Siemens
und Halske sowie von hüttenmännischer Seite mit kleineren Maschinen
veranstaltet worden. Es stellte sich jedoch heraus, daſs der Preisunterschied
zwischen Weichblei und Hartblei nicht genügend groſs ist, um der elektrolytischen
Raffinirung Aussichten zu eröffnen (vgl. 1884 251
421).
Eine fernere Anwendung bietet sich der Elektrolyse in der Gewinnung von Zinn aus Weiſsblechabfällen.
Das Zink zeigt eine merkwürdige Neigung, bei der
Elektrolyse sich in schwammiger Form niederzuschlagen, und es scheint die
Schwammbildung mit gleichzeitiger Entwickelung von Wasserstoff in Zusammenhang zu
stehen. Das zu gewinnende Zink muſs ferner frei oder beinahe frei von Eisen sein und
endlich ist es wünschenswerth, das Zink in fester Form, nicht als Pulver zu
erhalten. Hierzu kommen noch die theils chemischen, theils elektrischen
Schwierigkeiten, welche in der Einwirkung der Verunreinigungen auf Niederschlag und
Lösung beruhen (vgl. 1884 251 31. 418).
Nach einer Angabe in der Berg- und Hüttenmännischen
Zeitung, 1884 S. 405 werden auf dem Balbach'schen Werke in Newark die bei der Entsilberung fallenden Krätzen auf
Hartblei verschmolzen, dieses wird gesaigert und enthält dann 20 bis 25 Proc.
Antimon. Die Kienstöcke Werden in einem kleinen Schachtofen auf Kupfer durchgesetzt,
welches auf elektrolytischem Wege raffinirt wird. Man
hat eine ziemlich mangelhafte Hochhausen'sche Maschine
von 15e, welche täglich 350k liefert. Es sind 700 Elektroden vorhanden, jede
von 0,5 zu 0m,5 Oberfläche, Welche theils hinter,
theils neben einander geschaltet sind. Die schwefelsaure Lösung ist schwach sauer.
Das Product 4er Fällung ist fest und zusammenhängend, müſste aber für den Handel
noch gewalzt werden; jedoch wird das gesammte gewonnene Kupfer auf dem Werke selbst
zur Silberfällung verbraucht und nur Vitriol verkauft.
Zur elektrolytischen Bestimmung des Kupfers in Arsen
haltigen Erzen,. Schlacken u. dgl. bringt K. A.
Akerblom (Jernkontorets Annaler, 1884 S. 24)
je nach dem erwarteten Metallgehalte 1 bis 5g in
eine Porzellanschale- ist das Erz Schwefel haltig, so fügt man 0,3 bis 0g,5 chlorsaures Kalium hinzu. Man legt ein
Deckglas auf, gieſst 10cc rauchende Salpetersäure
hinein, erhitzt eine Stunde lang, verdünnt die Lösung mit etwas Wasser, läſst
abkühlen, fügt 6cc Schwefelsäure hinzu und
erhitzt, bis die Salpetersäure verdampft ist. Nun wird mit Wasser verdünnt, filtrirt
und siedend mit
Natriumhyposulfit das Kupfer als Cu2S gefällt. Der
Niederschlag wird getrocknet, geglüht, in Salpetersäure gelöst und das Kupfer
elektrolytisch gefällt.