Titel: | Verfahren zur Bestimmung freier Schwefelsäure im Essig; von B. Kohnstein, technischer Chemiker. |
Autor: | B. Kohnstein |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 128 |
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Verfahren zur Bestimmung freier Schwefelsäure im
Essig; von B. Kohnstein,
technischer Chemiker.
Kohnstein's Bestimmung freier Schwefelsäure in Essig.
Es sind bis heute zahlreiche Vorschläge gemacht worden, die betrügerische Beimischung von freier Schwefelsäure im Essig nachzuweisen.
Die meisten Angaben zielen aber nur auf einen qualitativen Nachweis hin. Dem Chemiker muſs es aber
hauptsächlich auch darum zu thun sein, die Menge an freier Schwefelsäure zu
bestimmen.Vgl. Vogel (1875 215
476). Strohl und Hilger (1876 221 183). Hehner (1877 226
559). Huber (1878 230 370). Donath (1879 233 80). Witz
bezieh. Bachmeyer (Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S. 108 u. 1883 S.
229). Der Nachweis mit Bariumnitrat oder Chlorid gibt keinen
Aufschluſs, ob die Schwefelsäure frei oder gebunden, sondern läſst nur die
Bestimmung der Gesammtsulfate zu. Wenn man zur Bestimmung der Schwefelsäure im Essig
nun denselben Gang einschlägt, wie er bei der Bestimmung der organischen Säuren
neben Schwefelsäure in Gerbebrühen nothwendig ist und von F.
Simand und mir angegeben wurde (vgl. S. 38 und 84 d. Bd.), so erhält man
mit groſser Genauigkeit die einem Essig beigemengten Mengen freier Schwefelsäure.
Der Gang der Analyse ist folgender.
100cc des Speiseessigs werden mit so viel frisch
geglühtem reinem Magnesiumoxyde geschüttelt, bis die Flüssigkeit nicht mehr sauer
reagirt, die Säure also vollständig an Magnesia gebunden erscheint. Ist dies der
Fall, so wird filtrirt. 25 bis 30cc des klaren
Filtrates werden in einer Platinschale zur vollständigen Trockne gebracht und
geglüht. Magnesiumacetat verwandelt sich beim Glühen in Magnesiumcarbonat, während
Magnesiumsulfat unverändert bleibt. Das Glühen soll nicht bei zu hoher Temperatur
vorgenommen werden; die Umwandlung des Acetates in Carbonat wird dennoch eine
vollständige sein und die theilweise Zersetzung des Sulfates ist dabei verhütet. Der
Glührückstand wird nun mit Kohlensäure haltigem Wasser eingedampft, damit das
Magnesiumcarbonat pulveriger wird und das Magnesiumsulfat leichter auszuwaschen ist;
dann wird mit heiſsem Wasser digerirt und filtrirt. Das Magnesiumsulfat geht in
Lösung, während am Filter Magnesiumcarbonat zurückbleibt. Dieses wird so lange
ausgesüſst, bis ein Tropfen des Filtrates keine Schwefelsäure-Reaction mehr zeigt.
Bestimmt man nun im Filtrate, nachdem etwa vorhandener Kalk ausgefällt wurde, die
Magnesia als Magnesiapyrophosphat, so kann man die Menge der im Essig enthaltenen
freien Schwefelsäure berechnen.
Die folgenden Beleganalysen mögen zeigen, daſs diese Methode sehr zufriedenstellende
Ergebnisse liefert.
A) Die nachstehenden Versuche wurden mit chemisch reiner Essigsäure, welcher eine bestimmte Menge Schwefelsaure
neben wechselnden Mengen von Alkalisulfaten beigemengt war, durchgeführt:
VersuchNr.
100cc Essig enthalten
Unterschied
ZugesetzteSchwefelsäure-menge
Gefundene Schwefelsäure-menge
1
0,504g
0,492g
– 0,012g
2
0,265
0,253
– 0,012
3
0,252
0,246
– 0,006
4
0,162
0,129
– 0,033
B) Die folgende Versuchsreihe wurde mit einem weingelben käuflichen Speiseessig, welchem wie vorher
Schwefelsäure neben Alkalisulfaten zugesetzt war, vorgenommen:
VersuchNr.
100cc Essig enthalten
Unterschied
Zugesetzte Schwefelsäure-menge
Gefundene Schwefelsäure-menge
5
0,252g
0,254g
+ 0,002g
6
0,119
0,120
+ 0,001
7
0,105
0,134
+ 0,029
8
0,063
0,068
+0,005
Neben Alkalisulfaten und Kalksalzen kommen im Essig geringe Mengen Magnesiasalze vor,
welche die Endzahlen – wenn auch sehr unbedeutend – beeinträchtigen können. Um
diesen kleinen Fehler zu beseitigen, ist es angezeigt, 100cc des zu untersuchenden Essigs einzuäschern, die
Asche in Salzsäure aufzunehmen, den Kalk abzuscheiden, im Filtrate die Magnesia zu
bestimmen und vom gefundenen Ergebnisse in Abrechnung zu bringen. Bei vorstehenden
Versuchen wurde dieser Fehler vernachlässigt, da 100cc Essig nur einen Rückstand von 0g,0156
hinterlieſsen und auf Magnesia von der Asche nur 0g,018 Mg2P2O7 entfiel.
Wien, Laboratorium der k. k.
Versuchsstation für Lederindustrie, März 1885.