Titel: Hahnumsteuerung für kleine Dampfmaschinen.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 124
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Hahnumsteuerung für kleine Dampfmaschinen. Mit Abbildungen auf Tafel 10. Moore's Hahnumsteuerung für kleine Dampfmaschinen. Bekanntlich wird bei kleinen Hilfsdampfmaschinen, insbesondere bei Winden u. dgl., bei welchen es wenig auf den Dampfverbrauch ankommt und die daher ohne Expansion und Voreilung arbeiten können, die Umsteuerung sehr häufig durch Vertauschung der Dampfwege bewirkt. In der Regel erfolgt diese Umstellung durch einen Wechselschieber, in einfachster Weise aber durch einen Vierwegehahn; eine Anordnung letzterer Art wird nach dem Scientific American, 1885 Bd. 52 S. 227 von Gebrüder Moore in Portsmouth, Ohio, bei Dampfmaschinen für Aufzüge, Hebezeuge u. dgl. zur Anwendung gebracht, wie dies Fig. 1 und 3 Taf. 10 für eine kleine Zwillingsmaschine zeigt. Wie aus diesen Abbildungen hervorgeht, bildet hier das Hahngehäuse für den Wechselhahn mit den beiden Schieberkasten ein Ganzes und stellt zugleich eine feste Verbindung zwischen den beiden Cylindern her, welche in bekannter Weise durch je einen Kolbenschieber gesteuert werden. In dem Hahngehäuse dreht sich um eine wagerechte Achse das Hahnküken, welches keine eigentliche Durchbohrung, vielmehr nur zwei seitliche Aussparungen besitzt. Von der einen Seite rechts mündet in den Hahnsitz das Dampfzuführungsrohr E aus, während gerade gegenüber der Dampfauslaſs A mündet. Oben steht die Hahnbohrung mit einem Kanäle in Verbindung, welcher in beiden Schieberkasten oberhalb des hohlen Kolbenschiebers ausmündet. Andererseits öffnet sich noch ein vierter Ausweg des Hahnes in den unten liegenden Kanal, welcher ebenfalls im Schieberkasten aber bei jeder Schieberstellung stets zwischen den beiden steuernden Rändern des Kolbenschiebers mündet. Bei der senkrechten Lage des Wechselhahnes kann der Dampf weder in den oberen, noch den unteren dieser beiden Kanäle eintreten, die Maschine steht also still. Wird aber der Hahn aus dieser Stellung nach links so weit gedreht, daſs die Dampfeinströmung mit dem oberen Kanäle in Verbindung hommt, so stellt gleichzeitig die andere Aussparung des Kükens den Weg zwischen dem unteren Kanäle und der Ausströmung her. Der Dampf tritt nun in beiden Schieberkasten über und durch zwei achsiale Kanäle im Schieberkörper auch unter den Schieber, während gleichzeitig der Zwischenraum zwischen den beiden Rändern desselben mit der Ausströmung in Verbindung gebracht ist. Der Schieber arbeitet jetzt wie ein gewöhnlicher Muschelschieber, d.h. die äuſseren Kanten der beiden Ränder eröffnen den Eintritt des Dampfes in den Cylinder, die inneren Kanten den Austritt; die Maschine läuft in einer Richtung um. Wird nun der Umsteuerungshahn um 90° zurückgedreht, so steht dann der Raum zwischen den steuernden Rändern des Kolbenschiebers durch den unteren Kanal mit der Dampfzuströmung, der Raum über und unter dem Schieber durch den oberen Kanal mit der Ausströmung in Verbindung; die inneren Kanten der Schieberränder eröffnen den Dampfeintritt in den Cylinder und die äuſseren den Dampfaustritt; die Maschine wird daher in entgegengesetzter Richtung umlaufen. Das Hahnküken ist nur sehr schwach verjüngt und wird durch den Dampfdruck in seinen Sitz gepreſst, wobei jedoch eine durch den Boden des Gehäuses tretende Schraube den Druck so weit aufnimmt, daſs ein Klemmen des Kükens nicht eintritt. Gesteuert wird der Hahn durch eine Kurbel, deren Achse durch den Deckel des Gehäuses tritt und in den Kükenkörper mit einem Vierkant eingelassen ist, wie dies Fig. 3 erkennen läſst. Selbstverständlich ist diese Umsteuerung auch bei einer eincylindrischen Maschine brauchbar und ist die dann zu treffende Anordnung des Wechselhahnes aus Fig. 2 Taf. 10 zu ersehen.

Tafeln

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