Titel: Ueber ein Ersatzmittel des Pfeifenthones in der Druckerei; von O. Breuer.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 323
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Ueber ein Ersatzmittel des Pfeifenthones in der Druckerei; von O. Breuer. [Ueber ein Ersatzmittel des Pfeifenthones in der Druckerei; von O. Breuer.] Obgleich schon in den meisten Reservefarben die Pfeifenerde durch andere Stoffe ersetzt worden ist, wie z.B. durch Bleisulfat, Kreide u. dgl., so gibt es dennoch gewisse Farben, in welchen sie trotz ihrer unangenehmen Seiten beibehalten worden ist, wie z.B. im ReserveweiſsSchwefelsaures Blei würde sich ja im Chrombade gelb färben. welches das Küpenorange begleitet, sowie in den auf Wolle und Seide angewendeten Farben. In der Absicht, für den letzteren Fall ein Ersatzmittel der Pfeifenerde ausfindig zu machen, hat O. Breuer (Bulletin de Mulhouse, 1885 S. 322) zuerst an die Silicate des Kalkes und der Magnesia gedacht. Wegen ihrer krystallinischen Beschaffenheit eignen sich jedoch diese Stoffe schlecht zu gedachtem Zwecke. Ungleich günstiger verhält sich gewöhnliche weiſse Stärke und scheint letztere dazu berufen, die Pfeifenerde sowohl in den Woll- und Seidefarben, als in den gewöhnlichen Reserven zu ersetzen. Man bedient sich ihrer in folgender Weise: Man zertheilt die weiſse Stärke bester Sorte in wenig Wasser und vermischt die erhaltene Paste kalt mit den fertigen Farben oder mit dem zu ihrer Abschwächung dienenden Verdickungsmittel. Die auf diese Art bereiteten Reserven unter Küpenblau drucken sich sehr gut und besitzen dieselbe reservirende Kraft wie die mit Pfeifenerde zusammengesetzten. Die mit Stärke hergestellten, für Wolle- und Seidedruck bestimmten Farben bieten folgende Vortheile dar: Von Hand gedruckt, gestatten sie die Erzeugung von sich gut von einander abhebenden Tonabstufungen; mit Walze gedruckt, lassen sie die Abstreichmesser unversehrt, zerkratzen die Walzen nicht und geben, selbst in den dunklen Böden, einen netten und fluſslosen Druck. Die Menge der Stärke kann auf 250 bis 400g für 1l Verdickungsmittel getrieben werden., ohne befürchten zu müssen, daſs die gedämpften Farben hart und brüchig werden in Folge Aufschwellens der Stärke durch den Einfluſs des Dampfes. Diese Farben waschen sich ebenso gut wie diejenigen ohne Stärkezusatz und geben viel reinere Töne wie die letzteren. Da der Preis der Stärke höher steht wie derjenige der Pfeifenerde, so bietet die beschriebene Neuerung zwar keinen ökonomischen Vortheil, aber diese Schattenseite findet sich durch die beschriebenen Vortheile mehr wie aufgehoben.