Titel: Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof. Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky.
Autor: Stefan Schenek , Stefan Farbaky
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 458
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Ueber die elektrischen Accumulatoren; von Prof. Dr. Stefan Schenek und Prof. Stefan Farbaky. (Schluſs der Abhandlung von S. 357 d. Bd.) Schenek und Farbaky, über die elektrischen Accumulatoren. Die Beurtheilung der Leistungsfähigkeit der Accumulatoren. Bei dem Vergleiche der Leistungsfähigkeit zweier verschieden construirter Accumulatoren pflegt man gewöhnlich anzugeben, wie viele Meterkilogramm Arbeitsleistung für je 1k Plattengewicht ein Accumulator abzugeben im Stande ist; aber häufig wird versäumt, auch beizufügen, mit wie viel Ampère derselbe entladen wurde. Um ein richtiges Maſs für die Leistung eines Accumulators geben zu können, sollte die letztere Angabe niemals fehlen; denn es ist durchaus nicht gleichgültig, ob ein Accumulator mit 2, 5, 10, 15, 20 oder 30 Ampère entladen wurde. Es ist früher schon hervorgehoben worden, daſs beim Entladen eines Accumulators jener Theil der Säure zuerst gebunden wird, welcher in den Poren der positiven und negativen Füllmasse aufgesaugt ist. Bei unserem Accumulator beträgt dies 412cc bei den positiven und 195cc bei den negativen Platten. Wird der procentische Gehalt an Hydrosulfat in den Platten kleiner als auſserhalb der Platten, so wird in Folge des verschiedenen specifischen Gewichtes durch Diffusion der nöthige Austausch der Säure stattfinden. Ein Strom von 20 Ampère wird in der Zeiteinheit in den Platten 10 mal so viel H2SO4 beanspruchen als ein Strom von nur 2 Ampère. Vermag nun bei der herrschenden Diffusionsgeschwindigkeit der Austausch der Säuren nicht mehr dem Verbrauche proportional ersetzt werden, so wird die Stärke des Entladungsstromes herabsinken und bei einigem Schwanken der Stromstärke, bei übermäſsig stark in Anspruch genommenem Accumulator, die Summe der Abgabe an Energie, ausgedrückt in Meterkilogramm, kleiner werden. In der Versuchsreihe IV c mit (zwischen 10 und 2,8) wechselnden Ampère erhielten wir beim Entladen zusammen 322,4 Stunden-Ampère, während wir mit demselben Accumulator im Versuche 5 b mit constanten 15 Ampère beim Entladen nur 226,5 Stunden-Ampère erhielten. Beim Entladen eines Accumulators sollte man nicht mehr als 1 Ampère für je 1k Plattengewicht entnehmen. Die einseitige Angabe des Plattengewichtes bei der Beurtheilung der Leistungsfähigkeit eines Accumulators ist nicht hinreichend; es muſs das Gewicht der Bleirahmen sowie der Füllmassen gesondert angegeben werden. (Bei unserem Accumulator ist das Gewicht der Bleirahmen 7k und das Gewicht der Füllmassen 8k.) Da die Leistungsfähigkeit, auſser von der Beschaffenheit, nur noch von dem Gewichte der Füllmasse abhängig ist, so kann man durch Vergröſserung des Gewichtes der Füllmasse und Verminderung des Rahmengewichtes bei gleich bleibendem Plattengewichte bis zu ⅓ mehr an Energie aufspeichern und entnehmen, dies aber entschieden nur auf Kosten der Dauerhaftigkeit des Accumulators. Es soll auch angegeben werden, ob die Entladung eine ununterbrochen gleichmäſsige war, oder eine abgesetzte, wobei dem Accumulator Zeit zur Erholung zu geben ist. Mit ununterbrochener Entladung erhielten wir bei unserem Accumulator nur 226,5, mit abgesetzter Entladung, Erholung und Zusatz von frischer Schwefelsäure aber bis zu 322,4 Stunden-Ampère. Auch die Art und Weise, nach welcher ein Accumulator geladen wird, ist von wesentlichem Einflüsse bei der Beurtheilung der Leistungsfähigkeit. Im Versuche IV a wurden von dem Normalaccumulator, vom Beginne der Gasentwickelung gerechnet, noch 67,2 Stunden-Ampère aufgespeichert, wohl aber anfangs mit 27 und später mit 74,8 Proc. Stromverlust. Ein auf diese Art geladener Accumulator kann um 25 bis 30 Proc. mehr Energie abgeben als ein ohne Gasentwickelung geladener Accumulatorjedenfalls aber wird bei einer stärkeren Gasentwickelung ein Theil des Sauerstoffes die schon vollkommen formirten Platten bedenklich angreifen. Bei dem Vergleiche der Leistungsfähigkeit zweier Accumulatoren sollen demnach folgende Umstände genau bekannt sein und berücksichtigt werden: 1) das Gewicht der Bleirahmen ohne Füllung, 2) das Gewicht der Füllmasse; 3) soll die Entladung ununterbrochen mit constanten Ampère vorgenommen werden und 4) sollen die beiden Vergleichsaccumulatoren nur so weit geladen werden, bis nicht Wasserstoff in gröſseren Blasen entwickelt wird. Bei der technischen Anwendung der Accumulatoren, wo es sich um einen ununterbrochen gleichmäſsigen Strom handelt, kann nur jene Menge der elektrischen Energie – ausgedrückt in Stunden-Ampère – in Rechnung gebracht werden, welche der Accumulator ununterbrochen mit gleichen Ampère Stromstärke beim Entladen abzugeben im Stande ist. Dieser Bedingung entsprechend gibt unser Normalaccumulator 15 Stunden-Ampère = 10800mk für 1k Plattengewicht (wovon 7/15 Blei und 8/15 Füllmasse ist). Praktische Anwendung des elektro-chemischen Aequivalentes der H2SO4 = 2g,24 für 1 Stunden-Ampère Strom. Beim Gebrauche der Accumulatoren kann es vorkommen, daſs die Energie derselben nur theilweise verbraucht wurde und eine unbekannte Menge davon noch verfügbar ist. Um diese im Accumulator noch aufgespeicherte verfügbare Energie zu bestimmen, verwenden wir den Säurequotienten = 2,24. Zu dieser Bestimmung ist es aber unerläſslich  nothwendig, daſs der Accumulator vollkommen formirt sei; man bestimmt sodann den Gehalt an Hydrosulfat und das Gewicht der Accumulatorsäure, woraus sich dann die verfügbare Energie berechnen läſst. Zur Bestimmung des Hydrosulfatgehaltes in Gramm auf 100cc der Accumulatorsäure wird eine Kalilauge genommen, in welcher auf 1l 114g,5 KHO enthalten sind. Man pipettirt aus der zu untersuchenden Säure 10cc, versetzt mit einigen Tropfen Lackmus und läſst aus einer Bürette von der Kalilauge so lange hinzuflieſsen, bis der letzte Tropfen keine violette Färbung hervorbringt. 1cc der verbrauchten Kalilauge entspricht 1g Hydrosulfat in 100cc der Accumulatorsäure. Um das Gewicht der Säure im Accumulator bestimmen zu können, wobei vorausgesetzt wird, daſs sämmtliche Accumulatoren eines Systemes gleichartig construirt und vollkommen formirt sind, wird ein Accumulator des Systemes zum Versuchsaccumulator eingerichtet. Um das Verdunsten des Wassergehaltes der verdünnten Säure möglichst zu verhindern, ist es unbedingt nothwendig, daſs der Accumulator mit einer gut schlieſsenden Deckplatte versehen ist. Zum Entleeren der Säure wird am Boden in einer Ecke des Accumulators (von auſsen) ein 2cm weites und 2cm tiefes Näpfchen aus Blei angelöthet, an welches ein ebenso weites und langes Bleirohr rechtwinklig nach vorn hin gerichtet wagerecht angelöthet wird. In dieses Bleirohr wird ein rechtwinklig gebogenes, 8mm weites Glasrohr mit einem vollkommen schlieſsenden Korke flüssigkeitsdicht eingepaſst. Das Glasrohr, dessen einer Schenkel 4 bis 5cm Länge besitzt und dessen zweiter Schenkel so lang ist, als die Höhe des Accumulators beträgt, muſs in dem Korkpfropfen drehbar sein. Beim Entleeren der Säure wird der längere aufwärts stehende Glasrohrschenkel nach unten gedreht, der Inhalt des Accumulators in ein tarirtes Glasgefäſs abgelassen und sodann abgewogen. Angenommen, ein vollkommen formirter Versuchsaccumulator enthalte vor dem Laden 5000g 20procentige Säure. Habe nun nach dem Laden bis zur beginnenden Gasentwickelung der geladene Accumulator 5300g 30procentigeWir setzen einfachheitshalber voraus, daſs die Bestimmung des Hydrosulfates in Gewichtsprocent erfolgt. Hätte man – so wie wir es früher gethan haben – durch Titriren den Gehalt an H2SO4 in 100cc bestimmt, so müſste man das absolute Gewicht der dem Accumulator entnommenen Saure noch mit dem entsprechenden specifischen Gewichte dividiren, um das Volumen derselben zu erhalten. Säure, so berechnet sich die aufgespeicherte Energie auf folgende Weise: Nach dem Laden (5300 × 30) : 100 = 1590g Gehalt an Hydrosulfat. Vor dem Laden (5000 × 20) : 100 = 1000g Somit beim Laden frei gemachtes Hydrosulfat = 1590 – 1000 = 590g. Wird nun das Gewicht des frei gemachten Hydrosulfates in Gramm ausgedrückt, durch die elektrochemische Aequivalentzahl 2,24 dividirt, so erhält man: 590 : 2,24 = 263 Stunden-Ampère, welche beim Laden aufgespeichert wurden. Dem so geladenen Accumulator soll nun eine unbekannte Menge an Energie entnommen worden sein; es fragt sich dann, über welche Menge an Energie (ausgedrückt in Stunden-Ampère) kann noch verfügt werden? Man bestimmt im Versuchsaccumulator neuerdings das absolute Gewicht und den Gehalt an Hydrosulfat in Gramm. Das Gewicht sei jetzt 5100g, der Gehalt an H2SO4 = 23 Proc. so ist: (5100 × 23) : 100 = 1173g Hydrosulfat. Im geladenen Zustande enthielt der Accumulator 1590g Hydrosulfat und theilweise entladen 1173g Daraus folgt: 1590 – 1173 = 417g Hydrosulfat, welches beim Entladen gebunden wurde. Es entspricht dies 417 : 2,24 = 186 Stunden-Ampère. Aufgespeichert waren an Energie 263, verbraucht wurden 186 Stunden-Ampère; daraus folgt, daſs 263 – 186 = 77 Stunden-Ampère noch verfügbar vorhanden sind. Von dieser Zahl werden schlieſslich noch 5 Proc. in Abschlag gebracht (vgl. oben die Versuche V a und b). Bestimmung des Volumenverhältnisses der Accumulatorsäure bei der Anfertigung von Accumulatoren. Es soll beispielsweise ein Accumulator von 2 Stunden-Pferdestärken (= 540000mk) Leistungsfähigkeit construirt werden, so fragt sich, welches Volumen dabei der Accumulatorsäure eingeräumt werden muſs? Da bei ununterbrochen gleichmäſsiger Entladung eines vollkommen formirten Accumulators 1k Plattengewicht (von welchem 50 Proc. die Bleirahmen und 50 Proc. die Füllmasse ausmachen) etwa 15 Stunden-Ampère (= 11250mk) abgibt und 2 Stunden-Pferdestärken = 540000mk = 750 Stunden-Ampère sind, so folgt daraus, daſs das Plattengewicht (750 : 15) = 50k betragen soll. Das Volumen dieser 50k Platten wird etwa 9l betragen. Der Accumulator soll im vollkommen formirten und geladenen Zustande 30procentige Schwefelsäure enthalten, nach der Entladung aber noch immer 15 Proc. Säuregehalt besitzen. Da nach früherem 1 Stunden-Ampère Strom bei der Entladung 2g,24 Hydrosulfat bindet, so werden die 750 Stunden-Ampère 750 × 2,24 = 1680g Hydrosulfat benöthigen; da aber ferner nach der Entladung die Accumulatorsäure noch 15 Proc. Hydrosulfat enthalten soll, so muſs die Zahl 1680 mit 2 multiplicirt werden, d. s. dann 3360g Hydrosulfat. 3360g Hydrosulfat, mit 7840g Wasser gemischt, geben 11k,2 Accumulatorsäure mit 30 Proc. Hydrosulfatgehalt. Das specifische Gewicht einer verdünnten Schwefelsäure mit 30 Proc. Hydrosulfat ist 1,223 5 demnach 11,2 : 1,223 = 9l. Hieraus folgt im Allgemeinen, daſs man bei der Anfertigung von Accumulatoren, wenn 30procentige Accumulatorsäure verwendet wird, dieser Säure mindestens ein solches Volumen einräumen muſs, als die Accumulatorplatten selbst in Anspruch nehmen. Die Formation der Accumulatoren. Bei dem Laden und Entladen, auch beim Ruhen eines Accumulators ist der Formationszustand desselben von nicht geringem Einflüsse. Es wird nämlich von zwei gleichartig construirten Accumulatoren derjenige ein günstigeres Ergebniſs liefern, welcher vor der Ladung vollständiger formirt war; auch die Selbstentladung wird um so weiter hinausgeschoben, je vollständiger die Formation war. Um die Bedingungen der vollständigen Formation und der dazu nöthigen Arbeitsleistung der Dynamo- und Kraftmaschine kennen zu lernen, wurden 50 Stück vollkommen gleichartig construirte Accumulatoren – in Gröſse und Gewicht, wie schon früher angegeben – näher untersucht. Diese 50 Accumulatoren enthielten: 150 negative Platten mit Gesammtgewicht von 290,6k Gewicht der Bleirahmen 142,1 Gewicht der Füllmasse 148,5 200 positive Platten mit Gesammtgewicht von 446,5 Gewicht der Bleirahmen 196,0 Gewicht der Füllmasse 250,5 Jeder Accumulator enthielt als Füllung 3k 25procentige H2SO4. Diese Accumulatoren wurden auf Spannung geschaltet, die Dynamomaschine arbeitete mit 8 Ampère Stromstärke und 120 Volt Polspannung.Es war von Interesse zu ermitteln, ob denn die nicht formirten Accumulatoren, mit Säure gefüllt und auf Spannung geschaltet, irgend einen meſsbaren Strom ergeben würden; der Versuch lieferte ein negatives Ergebniſs, indem das Torsionsdynamometer keine Spur durchströmender elektrischer Energie zeigte; auch konnte man im dunkeln Zimmer beim Schlieſsen und Oeffnen der Poldrähte nicht das kleinste Fünkchen wahrnehmen. Nur die Nadel eines sehr empfindlichen Multiplicators gab einen Ausschlag von 25°.Der Theorie nach soll das PbO2 in Berührung mit Blei einen Spannungsunterschied geben. Beim Uebergieſsen der Accumulatorplatten mit 25procentiger Säure wird ganz bestimmt ein Theil der Mennige der positiven Platten (wenigstens an der äuſseren Fläche) zersetzt, PbSO4 gebildet und PbO2 frei gemacht, was sich auch aus der auffallend dunkleren Färbung kundgibt; dieses PbO2 in Berührung mit den Bleirahmen und der Schwefelsäure sollte nun einen Spannungsunterschied ergeben. Der negative Erfolg aber, welchen wir erhielten, führt uns zur Ansicht, daſs das gewöhnliche, auf rein chemischem Wege erzeugte PbO2 von keinerlei elektrischer Wirkung ist und nur das auf elektrolytischem Wege zu Stande gekommene, entschieden krystallinische PbO2 die Eigenschaft besitze, elektrische Energie abzugeben, wobei die bessere Leitungsfähigkeit – vermöge der krystallinischen Structur – wahrscheinlich von wesentlichem Einflüsse ist. Möglich, daſs bei der elektrischen Formation eine wenig constante höhere Oxydationsstufe des Bleies gebildet wird. Bei den negativen Platten muſs bei der Formation sämmtliches PbO (Bleiglätte) zu schwammigem Blei reducirt und bei den positiven Platten, welche aus 50 Proc. Mennige und 50 Proc. Bleiglätte bestehen, müssen die 2 Mol. PbO des Miniums und die Bleiglätte zu krystallinischen PbO2 oxydirt werden. Die nun zu leistende Arbeit des elektrischen Stromes der Dynamomaschine besteht demnach darin, daſs Wasser zersetzt wird, der frei werdende Wasserstoff die Reductionsarbeit und der frei werdende Sauerstoff die Oxydationsarbeit vollbringt. Da ein elektrischer Strom von 1 Ampère in der Stunde 36mg Wasserstoff aus den Bestandtheilen des Wassers frei macht, so läſst sich die zu leistende Arbeit der Dynamomaschine für obige Gewichtsmenge zu reducirender Bleiglätte vorausberechnen. Zu reduciren sind bei den negativen Platten 148k,5 PbO. Es fragt sich nun, wie viel Wasserstoff dem Gewichte nach dazu erforderlich ist? Das Molekulargewicht des PbO ist bekanntlich 223; daraus berechnet sich, daſs von den 148k,5 PbO 10k,65 Sauerstoff durch 1k,33 Wasserstoff entzogen werden müssen, d.h. es müssen 36944 Stunden-Ampère Strom angewendet werden. In Wirklichkeit wurden bis zur vollständigen Reduction der 148k,5 PbO 38262 Stunden-Ampère verbraucht, welche Zahl mit der berechneten genügend übereinstimmt, um so mehr, da gegen das Ende der Reduction Wasserstoff schon in gröſseren Blasen unverwendet entwichen ist. Die erforderliche Menge an Sauerstoff zur Hyperoxydation der Mennige und Bleiglätte in den positiven Platten berechnet sich folgendermaſsen: Gesammtgewicht der Füllmasse 250,5k Davon 50 Proc. als PbO (Bleiglätte) 125,25 und 50 Proc. als Mennige (Pb3O4) 125,25 ––––––– 125k,25 PbO brauchen zur Hyperoxydation     8,987k 125k,25 Mennige = 2PbO + PbO2 benöthigen     5,852 ––––––– Erforderlicher Sauerstoff   14,839k. Da bei dem früheren Bedarfe an Wasserstoff (= 1k,33) gleichzeitig aus der Zersetzung des Wassers 10k,65 Sauerstoff frei gemacht und diese zur Hyperoxydation der Mennige und Bleiglätte gleichzeitig verwendet werden, zur vollständigen Hyperoxydation aber 14k,839 Sauerstoff erforderlich sind, so folgt daraus, daſs bei der beendeten Formation der negativen Platten die Endformation der positiven Platten noch weit zurückgeblieben ist, indem noch mindestens 14,839 – 10,65 = 4k,19 Sauerstoff erforderlich sind. Nach Obigem werden von einem elektrischen Strome mit 36944 Stunden-Ampère 10k,65 Sauerstoff entwickelt; daraus berechnet sich, daſs, um die zur vollständigen Hyperoxydation noch erforderlichen 4k,19 Sauerstoff zu erhalten, noch weitere 14583 Stunden-Ampère Formationsstrom verwendet werden müssen. In Wirklichkeit waren zu dieser Arbeitsleistung noch 19850 Stunden-Ampère aufgewendet. Dieser Mehrverbrauch von 5267 Stunden-Ampère läſst sich aus Folgendem erklären: Bei der Formation wird fortwährend Kohlensäuregas, obwohl in geringer Menge – von der Oxydation der organischen Substanzen des Accumulators herrührend – in ganz kleinen Bläschen entwickelt; ferner wird auch fortwährend Sauerstoff, wenn auch nur in ganz geringer Menge, frei entwickelt und ganz gewiſs werden die Bleirahmen schon während der Formation oberflächlich hyperoxydirt; es wird also bei diesen drei Vorgängen immer Sauerstoff verbraucht. Da 1 Stunden-Pferdestärke 375 Stunden-Ampère entspricht, so folgt daraus, daſs zu der Leistung von (36944 + 14583 + 5267) = 56494 Stunden-Ampère die Dynamomaschine 150 Stunden-Pferdestärken Arbeit liefern muſs. Indem aber beim Betriebe einer Dynamomaschine, von der dazu verwendeten Arbeitsleistung der Kraftmaschine nur ⅔ als Arbeit in Form elektrischer Energie zurückgegeben werden, so muſs die Zahl 150 noch mit 3/2 multiplizirt werden, woraus folgt, daſs zur vollständigen Formation der 50 Accumulatoren angegebener Gröſse 225 oder für 1 Accumulator 4,5 Stunden-Pferdestärken Arbeitsleistung erforderlich sind. Beim Beginne und im Verlaufe der Formation entwickelt sich in kleinen Bläschen eine geringe Menge Kohlensäuregas; sobald aber die Formation so weit vorgeschritten ist, daſs die Reduction des Bleioxydes nahezu vollendet erscheint, da beginnt auch schon eine wahrnehmbare Wasserstoffentwickelung und, sobald anzündbares, ruhig brennbares Gas in gröſseren Blasen entwickelt wird, ist auch die Reduction des PbO beendet. Die Formation muſs aber noch weiter fortgesetzt werden; nach einiger Zeit wird beim Anzünden des Gases ein kleiner Knall wahrgenommen, welche Erscheinung bei fortlaufender Formation immer stärker und stärker wird; sowie aber das Gas beim Anzünden mit heftigem Knalle verbrennt, ist dies ein Beweis, daſs Sauerstoff nicht mehr verwerthet wird und die positiven Platten auch vollkommen formirt sind. Es ist nicht rathsam, das in den Accumulatoren angesammelte Gas durch die Deckenöffnung selbst anzuzünden, weil bei einem Systeme von 100 und mehreren Accumulatoren dieser Versuch sehr schlimme Folgen haben könnte, da die Verbrennung bezieh. Verpuffung in vielen Fällen nicht nur in einem, sondern gleichzeitig – durch Ueberspringen der Flamme – bei mehreren oder möglicher Weise bei sämmtlichen Accumulatoren stattfinden könnte. Will man die Beschaffenheit der Gasart, welche im Verlaufe der Formation entwickelt wird, auf gefahrlose Art prüfen, so ist es nothwendig, daſs man die Accumulatoren (oder wenigstens einen Versuchsaccumulator) mit einer luftdicht schlieſsenden Deckplatte versieht (wie dies bei unseren Accumulatoren wirklich der Fall ist). In der Mitte dieser Deckplatte ist eine 8cm weite Bleiröhre eingelöthet, um durch diese die Säure ein- und ausgieſsen zu können. In diese Röhre wird mit einem Kautschukstöpsel ein Gasleitungsrohr eingepaſst, mittels welchen man im Verlaufe der Formation die entwickelten Gase in einer pneumatischen Wanne mit einem Cylinderglase zu jeder Zeit auffangen und dann gefahrlos prüfen kann. Die Selbstentladung der Accumulatoren. Wir machten die Erfahrung, daſs bei 18 gleichzeitig und gleichmäſsig geladenen Accumulatoren bei der Abgabe an Energie die Abnahme derselben früher stattgefunden hatte, als wir es erwarteten. Die Ursache dieser früheren Abnahme an Energie fanden wir in dem Umstände, daſs die Accumulatoren Nr. 1 bis 10 um 6 Monate früher angefertigt, formirt und fortwährend im Gebrauche waren. Die Accumulatoren Nr. 11 bis 18 sind auch der Formation unterworfen worden, waren aber jedenfalls darin noch nicht so weit fortgeschritten wie die anderen und diese letzteren waren es, welche wir als völlig entladen wahrgenommen haben, während die ersteren immer noch kräftige, verfügbare Ladung enthielten. Soll ein Accumulator die berechnete Höchstmenge an Energie abgeben, so ist es eine unerläſsliche Bedingung, daſs derselbe vollkommen formirt ist. Die Selbstentladung eines solchen Accumulators findet dann nur sehr langsam statt und kann sich diese im Ruhezustande auch auf viele Monate erstrecken. Um die Zeitdauer der Selbstentladung eines vollkommen formirten und bis zur beginnenden Gasentwickelung geladenen Accumulators zu bestimmen, wurde unser Normalaccumulator der Beobachtung unterzogen. Derselbe wurde mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt, welche in 100cc 26g,9 H2SO4 enthielt (das Gewicht dieser verdünnten Säure war 4741g) und bis zur beginnenden Wasserstoffentwickelung geladen. Nach beendeter Ladung enthielt derselbe 5002g Säure mit einem Gehalte von 38g,4 in 100cc Hydrosulfat. Daraus berechnet sich nach der schon angegebenen Methode das beim Laden frei gemachte Hydrosulfat mit 466g,8, woraus (466,8 : 2,24) = 208 aufgespeicherte Stunden-Ampère sich ergeben. Der Versuchsaccumulator wurde nun der Ruhe (bezieh. der Selbstentladung) überlassen und anfangs von 5 zu 5, später von 10 zu 10 Tagen der Säuregehalt bestimmt: Säuregehaltg in 100cc Der Accumulator wurde geladen am 24. März 38,4 Diff. untersucht 29.    „ 37,8 0,6   3. April 37,3 0,5   8.   „   36,86 0,44 13.   „   36,46 0,40 18    „   36,08 0,38 23.   „   35,71 0,37 28.   „   35,35 0,36   8. Mai   34,65 0,70 18.   „   33,95 0,70 –––––––––––––––––––– Im Ganzen 55 Tage Im Zeiträume von 55 Tagen wurde durch Selbstentladung gebunden von der Säure 4g,45 in 100cc. Das Gewicht der Accumulatorsäure am 55. Tage war 4930g mit 33g,95 für 100cc Hydrosulfat; daraus berechnet sich der Gehalt an Hydrosulfat = 1388g,1. Am Beginne des Versuches war der Gehalt an Hydrosulfat = 1561g,1, nach 55tägiger Ruhe aber 1388g,1; somit wurden in 55 Tagen 173g,0 gebunden, was (173 : 2,24) = 77,2 Stunden-Ampère ergibt. Der Versuchsaccumulator hatte als Ladung 208 Stunden-Ampère aufgespeichert; daraus folgt die procentische Berechnung: 208 : 77,2 = 100 : x oder x = 37,1. In 55 Tagen sind demnach von der Ladungsenergie 37,1 Proc. als Selbstentladung verzehrt worden. Die Versuchstabelle läſst aber auch erkennen, daſs die Abnahme des Säuregehaltes keine gleichmäſsige, sondern eine stetig abnehmende Zahl ergibt, indem in den ersten und zweiten 5 Tagen die Differenz 0,6 und 0,5 betrug, während dies in den letzten 5 Tagen 0,36 und in den letzten zweimal 10 Tagen (auf 5 berechnet) nurmehr 0,35 ausmachte. Es steht daher zu erwarten, daſs die gänzliche Entladung des Accumulators in der Ruhe wahrscheinlich in 150 bis 170 Tagen erfolgen wird. Wir bemerken noch, daſs der Versuchsaccumulator nach 55 Tagen beim plötzlichen Schlieſsen und Oeffnen der Poldrähte ganz denselben kräftigen Funken gibt wie in den ersten 5 Tagen. Schemnitz (Ungarn), Juli 1885.