Titel: Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder.
Autor: Josef Maria Eder
Fundstelle: Band 258, Jahrgang 1885, S. 264
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Die Fortschritte der Photographie; von Prof. J. M. Eder. (Fortsetzung des Berichtes S. 183 d. Bd.) Eder, über die Fortschritte der Photographie. Eine eigenartige photographische Methode wurde von Fr. Galton zu physiognomischen und anthropologischen Studien vorgeschlagen. Er nimmt verschiedene Köpfe genau von vorn oder seitlich auf, erzeugt nach den Negativen Diapositive und nimmt mehrere solche Diapositive auf einer Platte auf, so daſs sich alle diese Bilder genau decken. Dadurch fallen die Gesichtszüge mehrerer Personen auf dieselbe Stelle, die individuellen Züge verwischen sich und es entsteht ein sog. Compositionsbild, welches den Racetypus reiner darstellen soll als jedes Einzelnbild. In der Photographic News vom 17. April d. J. ist ein solches Bild des jüdischen Typus nach 10 Einzelnbildern hergestellt. Thomson wendete dieselbe Methode zum Studium des Typus europäischer und australischer Schädel an. Eugen Himly versuchte neuerdings, das Gaslicht zur Beleuchtung der Porträtphotographie zu benutzen. Dies hatte allerdings schon Law in England im J. 1880 praktisch durchgeführt, indem er einen Wigham'schen Brenner zu 1250 Kerzen Helligkeit benutzte. Himly versuchte zunächst nur Siemens'sche Regenerativbrenner mit wenig Erfolg. Dagegen gaben verschiedene Reihen von 18 Argandbrennern eine gleichmäſsige Beleuchtung, während ein Regenerativbrenner von 200 Kerzen das Hauptlicht lieferte; die Belichtungszeit betrug nur 20 Secunden. Zur künstlichen Beleuchtung von Kellern, Grüften u. dgl. wendet man neben dem Magnesium noch das bengalische Weiſsfeuer an. Das letztere wird namentlich in England zu diesem Zwecke benutzt und es wurden mehrmals von Photographen in Unterhaltungsräumen bei Nacht bei bengalischem Weiſsfeuer Porträte hergestellt. Hierzu dient der gewöhnliche Feuerwerksatz (z.B. 2 bis 4 Th. Salpeter, 2 Th. Schwefelblumen und 1 Th. Schwefelantimon, vgl. 1884 252 391). Der Zündsatz wird in verglasten Laternen mit Schornstein abgebrannt, hinter der Flamme ein Reflector angebracht und das unmittelbar auf die Person fallende Licht mittels einer matt geschliffenen Glasscheibe o. dgl. gemildert. Beachtenswerth und in der Fachliteratur wenig bekannt sind die Aufnahmen in der Adelsbergergrotte von Rottmayer, welcher Phosphor auf einer Unterlage von Salpetermehl anzündete, wobei ein sehr actinisches Licht entsteht. Die neuerdings gemachten Vorschläge, das von Babo zuerst 1859 untersuchte und später besonders von Sell empfohlene Schwefelkohlenstoff-Stickoxyd-Licht (vgl. 1874 214 483. 1878 228 284) in der photographischen Praxis einzuführen, sind kaum ernst zu nehmen, weil damit die Entwickelung giftiger Dämpfe und bei unvorsichtiger Behandlung Explosionsgefahr verbunden ist. Dagegen gewinnt die Verwerthung des elektrischen Lichtes zu photographischen Aufnahms- und Copirzwecken immer mehr Ausdehnung (vgl. W. Winter 1877 223 527. 1879 232 95). Die hierzu nöthigen Apparate hat der Referent in seinem Ausführlichen Handbuch der Photographie beschrieben und abgebildet. In fast allen gröſseren Städten Europas finden sich Nacht-Ateliers für Porträtaufnahmen, nachdem Van der Weyde in London 1878 und Liebert in Paris den Anfang gemacht hatten. Man benutzt in der Regel eine einzige Bogenlampe von 4000 Kerzen Helligkeit und wirft mittels eines groſsen Reflectors (2m Durchmesser) von weiſsem Papier das Licht auf den aufzunehmenden Gegenstand; das Auffallen von direktem Licht auf den letzteren wird vermieden. Die Belichtungszeit dauert meistens 2mal so lang als im Tageslichte. Kurtz in New-York wendet gewöhnlich 5 bis 7 Lampen an, um eine mehr zerstreute Beleuchtung zu erzielen. Die Lampen werden mit Schirmen umgeben und die dem aufzunehmenden Object zugekehrte Oeffnung mit Seidenpapier überzogen. Im portugiesischen geographischen Institute zu Lissabon wird das elektrische Licht (System Gramme) sowohl zu Negativaufnahmen, als auch zum Copirprozesse auf ChromgelatineDie Chromgelatineschicht für Heliographie oder Lichtdruck wird 20 bis 40 Minuten lang dem elektrischen Lichte ausgesetzt. und Asphalt verwendet, ebenso in der groſsen heliographischen Reproductionsanstalt Dujardin's in Paris, sowie in den Werkstätten für Kunstverlag von E. Albert in München und von V. Angerer in Wien. Die Beleuchtungseinrichtung der kartographischen Abtheilung des preuſsischen Generalstabes in Berlin bedient sich zur Beleuchtung der Karten u. dgl. zweier kleinerer elektrischer Bogenlampen (von Siemens) mit Regulator, welche in parabolischen Reflectoren jede für sich eingestellt sind. Dieselben sind aus starkem Eisenblech, haben eine Oeffnung von 60cm, sind innen weiſs angestrichen und können auf einem Ständer gehoben und gesenkt werden. Das Licht wirkt direkt aus unmittelbarer Nähe auf das senkrecht aufgehängte Landkartenbild. Auch in der k. k. Staatsdruckerei in Wien werden in ähnlicher Weise Zeichnungen u. dgl. bei elektrischem Licht photographirt. Die angewandte Photographie hat besonders durch die Einführung der orthochromatischen oder isochromatischen Photographie gewonnen, d. i. die Photographie farbiger Gegenstände in den richtigen Tonverhältnissen. H. W. Vogel (vgl. 1873 208 213) entdeckte im J. 1873 die Eigenschaft vieler Farbstoffe, die Farbenempfindlichkeit des Bromsilbers u. dgl., für jene Strahlen des Spectrums zu steigern, welche sie absorbiren. Die praktische Verwendung dieses Verhaltens von mit Farbstoffen versetzten Silberverbindungen für die photographische Aufnahme farbiger Gegenstände mittels des Collodionverfahrens wurde namentlich durch Ducos du Hauron (1875 und 1878), welcher mit Eosin arbeitete, in die Praxis eingeführt; ferner von H. W. Vogel (1884), welcher sich desselben Farbstoffes bediente, aber mancherlei Verbesserungen anbrachte, endlich Ives (1884), welcher Bromsilberplatten mit Chlorophyll färbte. Auch E. Albert in München arbeitet nach einem isochromatischen Collodionverfahren. Alle diese Methoden beruhen darauf, daſs ein Bromsalzcollodion mit Eosin stark gefärbt wird, wonach sich im Silberbade nebst gefärbtem Bromsilber auch das stark gelbempfindliche Eosinsilber entsteht. Die Einzelheiten dieser Verfahren sind in des Referenten Werk: Die Collodion-Emulsionen, 1885 (bei W. Knapp in Halle a. S. erschienen als 8. Heft des Ausführlichen Handbuch der Photographie), sowie in H. W. Vogel's Schrift: Die Photographie farbiger Gegenstände in den richtigen Tonverhältnissen, 1885, genau beschrieben. Von gröſserer praktischer Wichtigkeit wurde die Photographie mit trockenen orthochromatischen Bromsilber-Gelatineplatten. Attout und Clayton in Frankreich brachten zuerst mit Eosin gefärbte Gelatinetrockenplatten zur Wiedergabe farbiger Gegenstände unter dem Namen isochromatische Platten in den Handel. Ihnen folgten H. W. Vogel's Azalinplalten (Anfang 1884) und Eder's orthochromatische Platten (August 1884). Der letztere vom Referenten vorgeschlagene Namen wurde für alle jene Platten gebräuchlich, welche eine gesteigerte Empfindlichkeit für Grün, Gelb und Roth zeigen und deshalb die Farben in richtigen Tonverhältnissen wiedergeben. Ueber die Herstellung von Eosinplatten berichteten SchumannPhotographisches Wochenblatt, 1884 S. 94., H. W. Vogel (a. a. O.), der ReferentBerichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, December 1884 Bd. 90 Abtheilung II. u.a. Für den praktischen Photographen dürfte sich der Bezug käuflicher orthochromatischer Platten empfehlen, weil in den Fabriken das Geheimniſs in der richtigen Anpassung der Farbstoffe an die Emulsion und der genauen Ausführung bei unwirksamem Licht besteht, ohne welche ein Gelingen nicht möglich ist. Am einfachsten ist das Baden gewöhnlicher Gelatinetrockenplatten in der Farbstofflösung. Man löst 1 Th. Farbstoff in 3000 bis 5000 Th. Wasser auf und legt die Platte auf 2 bis 3 Minuten ein. Als Farbstoff, welcher für Grün bis Orange empfindlich macht, eignet sich u.a. ein Gemisch von gleichen Theilen Cyanin und Eosin. Cyanin allein macht stark rothempfindlich, aber etwas zu wenig grün- empfindlich. Eosin allein ist gut für Grün und Gelbgrün, weniger für Orange. Jedoch lassen sich auch brauchbare Platten erhalten, wenn man 0,08 bis 0g,12 Eosin, oder Erythrosin oder „Rose bengal“ in 100cc Wasser löst; die Gelbempfindlichkeit steigt namhaft, wenn man auſserdem 0,5 bis 3cc Ammoniak zusetzt. Schumann zieht Methylerythrin den anderen Eosinfarben vor; Referent fand es in der That sehr gut. Dieses ist in Alkohol sehr schwer löslich und muſs deshalb in Alkohol (1 : 500) warm gelöst und mit dem 20fachen Volumen Wasser verdünnt werden; darin wird die Platte gebadet. Oder man fügt 5 bis 10 Tropfen Methylerythrinlösung (1 : 500) auf 10cc fertiger Emulsion. Am besten ist es, die geschmolzene Emulsion selbst mit dem Farbstoffe zu färben. Man fügt auf je 100cc Emulsion 2cc einer Lösung des oben erwähnten Farbstoffes (1 : 400). Die orthochromatischen Platten sind bei möglichst stark gedämpftem dunkelrothem Lichte in die Tassen zu legen. Vor den photographischen Gegenstand bringt man ein hellgelbes Spiegelglas an., damit das Blau im Bilde gedämpft wird. Es empfiehlt sich orangefarbiges Collodion herzustellen und damit weiſses Spiegelglas in der gewünschten Stärke zu überziehen. Man löst 0g,3 Aurantia (H. W. Vogel) oder Methylorange, gemischt mit Dimethylorange (Eder) in 25cc warmem Alkohol und fügt die Lösung zu 75cc 2procentigem Rohcollodion. Dies gibt eine Schicht, welche gleich einer dunkelgelben Scheibe wirkt. Eine solche Schicht erzielt man mit 0g,22 Aurantia in 100cc der Mischung. Dieses Collodion trägt man auf feines Spiegelglas auf und schiebt dieses vor das Objectiv. Man setzt dann 3 bis 4mal länger aus als ohne gelbes Glas. Die Entwickelung u.s.w. geschieht wie gewöhnlich; nur deckt man zu Beginn der Entwickelung die Tassen sorgfältig zu und arbeitet bei dunklem rubinrothem Lichte. Die orthochromatische Photographie wird gegenwärtig schon fast ausschlieſslich zur Photographie von Oelgemälden, Teppichen u. dgl. verwendet und namentlich bei vergilbten alten Oelbildern liefert sie überraschende Erfolge, wo die gewöhnlichen photographischen Platten kaum mehr ein sichtbares Bild bringen. Fensterbilder (Glasdiapositive), Sciopticonbilder, Diapositive für Vergröſserungen sowie Stereoskopbilder werden gegenwärtig mit Vorliebe mittels Chlorsilbergelatine dargestellt. Die Erzeugung der Emulsion sowie die Entwickelung der Bilder ist dieselbe, wie weiter unten bei den Papierbildern mit Chlorsilbergelatine angegeben ist. Daneben werden wohl noch viele Diapositive nach dem Pigmentprozesse (Uebertragung eines Chromgelatine-Bildes) erzeugt; allein die Bilder auf Chlorsilbergelatine sind zarter und von schönerer Farbe, welche von rothvioletten bis blauschwarzen Tönen erhalten werden kann. Photographisches Copirverfahren auf Chlorsilber-Collodion-Papier. Bilder auf Chlorsilber-Collodion sind feiner und brillanter als auf Albuminpapier. Obernetter in München brachte schon im J. 1868 Copirpapier in den Handel, welches mit Chlorsilber-Collodion überzogen war. Der Prozeſs kam allmählich auſser Gebrauch, weil die Erzeugung im Groſsen Schwierigkeiten bot und die Bilder allerdings nicht verblaſsten, jedoch die Collodionschicht bei unvorsichtiger Behandlung vom Papiere abbröckelte. Gegenwärtig macht Liesegang in Düsseldorf Anstrengungen, den Prozeſs wieder einzuführen; derselbe bringt Chlorcollodion und Silbercollodion in getrennten Flaschen in den Handel, welche beim Vermischen Chlorsilber-Collodion geben. Bekanntlich löst man einerseits Chlormagnesium oder Chlorstrontium und Citronensäure in Collodion, andererseits überschüssiges Silbernitrat in Collodion und mischt beide. Auf dem damit überzogenem Papiere werden die Bilder copirt, ohne einen Entwickeler zu Hilfe zu nehmen, dann vergoldet und fixirt.Vgl. Eder: Ausführliches Handbuch der Photographie, 1885 Bd. 2 S. 293. Die Papierbilder mit Chlorsilber-Collodion benennt man in neuester Zeit „Aristotypien“. Photographische Copirverfahren auf Gelatine-Emulsions-Papier mit Hervorrufung. Die photographischen Verfahren zur Herstellung positiver Copien auf Papier haben seit der Einführung des Gelatine-Emulsions-Verfahrens einen Umschlag erlitten. Swan schlug im J. 1880 die Herstellung positiver Copien auf Bromsilbergelatine-Papier (mit Eisenoxalat-Entwickelung) vor. Obschon diese Copien sogar bei Gaslicht mit einer Belichtungszeit von 5 bis 10 Secunden hergestellt werden können, also an Schnelligkeit der Herstellung nichts zu wünschen übrig lassen, fanden sie doch wenig Anklang. Der Farbenton ist nämlich kalt und grau und vermag nicht neben den Albuminbildern Stand zu halten. Für Vergröſserungen wird allerdings Bromsilberpapier angewendet, weil man mittels des Sciopticons (Erdöllicht) ohne kostspielige Apparate groſse Bilder erzielen kann, welche bei gehöriger Retouche gut wirken. Auch für photographische Registrirapparate in meteorologischen Anstalten wird mit Bromsilbergelatine-Papier gearbeitet, z.B. in Wien seit dem heurigen Jahre. Weitaus gröſseren Anklang fand das Verfahren mit Chlorsilber-Gelatine-Papier, welches Eder und Pizzighelli im J. 1880 erfandenVgl. Eder und Pizzighelli: Die Photographie mit Chlorsilbergelatine, Wien 1880. – Ferner Eder's Handbuch, 1885 Bd. 3 S. 298. und dessen Herstellung seitdem in London (Cowan 1883, Warnerke 1885) und Wien (Dr. Just 1885) im groſsen Maſsstabe betrieben wird. Man benutzt gutes Saxe- oder Rivespapier, welches mittels einer Mischung von Gelatine (30g gelöst in 500cc Wasser) mit Chromalaunlösung (2cc einer Lösung 1 : 15) undurchdringlich für Flüssigkeiten gemacht wird. Die Chlorsilbergelatine-Emulsion wird nach der vom Referenten in der Photographischen Correspondenz, 1885 S. 374 angegebenen Methode in folgender Weise hergestellt: Man löst: A) in einer Flasche 14g Chlornatrium, 25g Gelatine und 200cc Wasser, andererseits: B) 30g Silbernitrat in 50cc Wasser und: C) 25g Gelatine in 250cc Wasser. Hierauf mischt man B und C und fügt dann die Lösung A hinzu. Die Temperatur der Flüssigkeiten kann 30 bis 50° betragen. Nach einigen Minuten gieſst man in eine flache Schale, läſst die Gallerte erstarren, zerkleinert und wäscht sie in öfters gewechseltem Wasser. Zusatz von Citronensäure bewirkt die Entstehung sehr hell gefärbter (gelblichen bis röthlichbraunen) Bildern. Die Emulsion wird bei gelinder Wärme flüssig gemacht und über das angefeuchtete, auf eine Glasplatte gespannte Papier aufgegossen und nach dem Erstarren der Emulsion zum Trocknen aufgehängt. Es hält sich viele Monate lang. Chlorbrom-Emulsionen wurden in ähnlicher Weise wie Chlor-Emulsionen hergestellt und behandelt; sie sind aber empfindlicher als letztere. Die Chlorbromsilber-Emulsion wurde vom Referenten zuerst in der Photographic News, 1883 S. 98 empfohlen. Wellington gab im J. 1885 eine andere gute Formel für diesen Prozeſs an, wobei Silbernitrat, Chlornatrium, Bromkalium, viel Citronensäure und Gelatine gemischt werden (vgl. Eder's Handbuch, 1885 Bd. 3 S. 309). Zur Belichtung werden die Emulsions-Papiere mit dem Negativ in den Copirrahmen gespannt und bei Tageslicht 10 bis 30 Secunden oder bei Gaslicht (0m,5 Entfernung) 3 bis 5 Minuten belichtet; man kann auch 3cm Magnesiumband in einer Entfernung von 30cm abbrennen. Just benutzt zur Massenerzeugung einen von Schlotterhoſs erfundenen sogen. Exponirautomaten, welcher bei elektrischem Licht oder Tageslicht 400 bis 600 Abzüge in der Stunde liefert.Vgl. Dr. Just: Der Positivprozeß auf Gelatine-Emulsions-Papier, Wien 1885 S. 14; ferner Eder: Ausführliches Handbuch der Photographie, 1885 Bd. 3 S. 277. Vgl. auch D. p. J. 1880 238 57. 245. Die Bilder werden mit schwacher Lösung von Eisenoxalat oder Eisencitrat oder Hydrochinon entwickelt (vgl. 1880 235 376). Der Eisenoxalat-Entwickler wird hergestellt durch Mischen gleicher Raumtheile folgender Lösungen: A) 25 Th. neutrales oxalsaures Kali, 1 Th. Bromammonium und 100 Th. Wasser, B) 10 Th. Eisenvitriol, 150 Th. Wasser und etwas Citronensäure, der Eisencitrat-Entwickler durch Mischen von 15 Vol. saurer citronensaurer Ammoniaklösung (25g Citronensäure, 700cc Wasser und 16cc Ammoniak von 0,91 sp. G.), 5 Vol. Eisenvitriollösung (1 : 3) und 1 Vol. Kochsalzlösung (1 : 30). Der Eisencitrat-Entwickler gibt wärmere (röthlichbraune) Töne als der Oxalat-Entwickler. Der Hydrochinon-Entwickler wird dargestellt durch Mischen von 30cc Wasser, 10 Tropfen alkoholischer Hydrochinonlösung (1 : 20), 5 bis 10 Tropfen wässeriger Kaliumcarbonatlösung (1 : 5) und 1 bis 3 Tropfen Kochsalzlösung (1 : 20). Die Bilder auf Chlorsilbergelatine nehmen eine Färbung im Goldbade besser vor dem Fixiren als nach demselben an. Es kann das bekannte Goldbad mit essigsaurem Natron (wie es auch für Albuminbilder gebräuchlich ist) benutzt werden. Als Fixirmittel dient unterschwefligsaures Natron. Die Copien auf Chlorsilbergelatine-Papier zeigen eine groſse Mannigfaltigkeit der Farbentöne, von hellem Röthlichbraun bis ins reine Schwarz. Dies ist ein groſser Vortheil des Chlorsilberpapieres, aber zugleich die Ursache einer gewissen Unsicherheit; denn nicht nur die Dauer der Entwickelung und die Art derselben, sondern auch die Zeitdauer der Belichtung beeinflussen das Ergebniſs. Es bedarf einer groſsen Uebung, um hübsch und gleichmäſsig gefärbte Copien zu erzielen. Derartige Gelatinebilder erhalten einen hohen Glanz, wenn man sie noch feucht auf eine mit Benzin-Wachslösung abgeriebene und mit Collodion überzogene Glasplatte anpreſst und nach dem Trocknen abzieht. Bei der Herstellung positiver Papierbilder auf Albuminpapier wurde wenig verändert. Die wichtige Frage, ob getrocknetes Hühnereiweiſs ohne Schaden für die Erzeugung photographischen Albuminpapieres tauglich ist, scheint noch immer nicht gelöst. Bei der Verarbeitung der Albuminbilder findet gegenwärtig eine kleine Neuerung Eingang. Bis jetzt wurden zu dunkel copirte Albumindrucke in der Regel bei Seite geworfen, denn das zum Abschwächen empfohlene Cyankalium fand wenig Anklang. Das Farmer'sche Gemisch von rothem Blutlaugensalz und Fixirnatron leistet in diesem Falle gute Dienste. Es wirkt gleichmäſsig und ändert den Ton der vergoldeten Bilder nicht im Geringsten. Das Bad wird hergestellt durch Lösen von 20g Fixirnatron und 0,1 bis 1g rothem Blutlaugensalz in 100cc Wasser. Auch neue Fixirmittel für Papierbilder wurden versucht: Liesegang fand, daſs Salmiaklösung auf Chlorsilberpapier (nicht aber auf Albuminpapier) sowie auf Chlorsilbercollodion fixirend wirkt; Abney machte dieselbe Angabe für schwefligsaures Natron. Jedoch dürften diese Mittel kaum jemals das unterschwefligsaure Natron verdrängen, welches ein viel gröſseres Auflösungsvermögen für Chlorsilber besitzt. Dauerhaftes gesilbertes Papier. In England und Frankreich werden immer mehr und mehr die photographisch-chemischen Arbeiten den Fabriken überlassen. Dies gilt nicht nur von der Erzeugung der Bromsilber-Trockenplatten für Negativaufnahmen, sondern auch von Albuminpapier. Nicht nur Liebhaber, sondern auch viele Fachphotographen bedienen sich der haltbaren gesilberten Albuminpapiere, sogen. Dauerpapier, Preservative sensitized Paper oder Papier albuminé sensible. Die gewöhnliche alte Methode, dem Positiv-Silberbade reichlich Citronensäure zuzusetzen, wird noch immer ausgeübt. Dauerhafteres gesilbertes Papier wird nach Abney hergestellt durch Waschen des wie gewöhnlich auf einer Silbernitratlösung gesilberten Albuminpapieres mit Wasser und darauf folgendes Schwimmen desselben mit der Rückseite auf einer Lösung von salpetrigsaurem Kali (1 : 24), wonach man es trocknet. Warnerke u.a. ziehen diese Methode der anderen bisher bekannten vor. Die Lichtpauserei beschränkt sich gröſstentheils noch auf die Herstellung von Blaudrucken (Cyanotypien). Während von Ingenieuren meistens die leicht auszuführende ältere Methode geübt wird, welche weiſse Linien auf blauem Grunde gibt, arbeiten photographische Anstalten nach dem bekannten Pellet'schen Verfahren, bei welchem der Grund weiſs und die Zeichnung blau ist (vgl. Eder 1881 242 222.) Wegen unsicherer Haltbarkeit wurden solche Pausen oft von Aemtern zurückgewiesen. Hornig und der Referent setzten nun eine Pellet'sche Cyanotypie durch 2 Jahre zwischen einem Fenster dem Lichte und wechselnden Temperatur und Feuchtigkeit aus, ohne daſs die blauen Linien irgendwie verblaſst waren; deshalb müssen derartige Blaudrucke als haltbar erklärt werden. Die Photoxylographie wird häufig benutzt. Man erzeugt ein photographisches Bild auf dem Holzblocke und benutzt dieses als Vorlage für den Schnitt. Ives gibt ein Verfahren hierfür an, nach welchem er Hunderte von Photographien für Holzschneider auf Holz übertrug. Man bringt einige Tropfen dickes, mit etwas Salmiak versetztes Eiweiſs auf den Holzblock und stäubt dann trockenes gepulvertes Bleiweiſs darauf. Mit dem Ballen der Hand verreibt man die Schicht fein, während man den Stock dreht, so daſs zuletzt die Oberfläche fast trocken ist. Wenn der Ueberzug trocken ist, wird er vollkommen polirt und durch 2 Minuten mit einer Lösung von Silbernitrat (1 : 8) übergössen. Der Ueberschuſs wird weggewischt, getrocknet, durch 20 Minuten über wässerigem Ammoniak geräuchert und unter dem Negativ copirt. Man wäscht nicht länger als 30 Secunden und vergoldet und fixirt zugleich in Fixirnatronlösung (1 : 6), welche etwas Soda und Chlorgold enthält. (Schluſs folgt.)