Titel: | B. Bilfinger's Turbinenregulirung. |
Autor: | H–s. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 389 |
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B. Bilfinger's Turbinenregulirung.
Mit Abbildungen auf Tafel
25.
Bilfinger's Turbinenregulirung.
Von der Voraussetzung ausgehend, daſs die Effectverluste, welche das Reguliren der
Reactionsturbinen mit sich bringt, wesentlich vermindert werden, sobald man statt
des Leitrades das Laufrad abschützt, hat B. Bilfinger in
Pforzheim (* D. R. P. Kl. 88 Nr.
32674 vom 27. Februar 1885) eine diesbezügliche Regulirvorrichtung
angegeben, welche in den Fig. 14 bis 19 Taf. 25 für
eine Jonvalturbine dargestellt ist.
Unter dem Laufrade T ist die verstellbare, sich jedoch
in der Regel mit dem Laufrade drehende Drehschütze S
angeordnet. Um sämmtliche Laufradzellen offen halten zu können, sind dieselben in
zwei Kreistheilen nach der Turbinenachse zu einwärts, in den beiden
dazwischenliegenden übrigen Kreistheilen nach auswärts gebogen und die unter den
Zellenmündungen angebrachten Oeffnungen der Drehschütze S entsprechend gegen einander versetzt (vgl. Fig. 18). Wenn man sich
dagegen damit begnügt, die Turbine überhaupt nur zur Hälfte beaufschlagen zu lassen,
so kann das Laufrad ganz die gewöhnliche Form erhalten, während die Drehschütze nur
zwei Schlitze in einander gegenüber liegenden Vierteln erhält. Zur Sicherung des
richtigen Wasseraustrittes aus der Turbine liegen die radialen Begrenzungsflächen
der Schlitze in der Drehschütze S in der Richtung der
Laufrad schaufeln (vgl. Fig. 19).
Die Verstellbarkeit der Drehschütze gegen das Laufrad ist in folgender Weise
erreicht. Ueber die fest gelagerte Stützwelle ist eine hohle Welle geschoben, auf
welche die Drehschütze aufgekeilt ist und die oben den Hauptspurzapfen, sowie
mittels eines angegossenen Ringes und eines ringförmigen Spurzapfens eine zweite
Hohlwelle trägt, auf welcher das Laufrad der Turbine aufgekeilt ist. Die beiden
hohlen Wellen erhalten an ihren oberen Enden aufgekeilte Kurbeln, durch deren
gegenseitige Verdrehung die Verstellung der Drehschütze gegen das Laufrad
hervorgebracht wird. Es genügt, die beiden Stellkurbeln mit zwei auf
gemeinschaftlicher Schraubenspindel mit Links- und Rechtsgewinden sitzenden Muttern
(Fig. 15
und 16) zu
versehen, wenn die Regulirung der Turbine nur während des Stillstandes derselben zu erfolgen
braucht. Soll jedoch die Turbine während des Ganges regulirt werden, so erfolgt die
Verbindung der Stellkurbeln in der aus den Fig. 14 und 17
ersichtlichen Weise. In einem zwischen den Stellkurbeln lose angebrachten Querstücke
ist eine Schraubenspindel E gelagert, bei deren Drehung
sich eine mit den Stellkurbeln durch Schubstangen verbundene Mutter verschiebt. Die
Drehung der Schraube E erfolgt, sobald gegen die auf
ihrem Ende befestigte Rolle L einer der beiden sich nicht drehenden Winkeleisenringe R oder R1 angedrückt wird, auf welchem die Rolle L sich in Folge der Reibung abwälzt. Die
Winkeleisenringe werden von vier Hebeln getragen, welche paarweise auf zwei Wellen
befestigt sind da nun letztere unter einander in Verbindung stehen, so genügt die
Bewegung einer derselben mittels eines von Hand oder durch einen Regulator
beherrschten Hebels zum Heben und Senken der Winkeleisenringe. Die zweite, am
Querstücke befindliche Rolle L1 läuft lose und dient lediglich als
Gegenstütze.
Ob die ganze Einrichtung, deren Anordnung des Raumerfordernisses wegen in manchen
Fällen auf groſse Schwierigkeiten stoſsen muſs und zu deren Anwendung die nöthige
Anbringung zweier hohler Wellen schon an und für sich
nicht sehr ermuthigt, rücksichtlich eines günstigeren Nutzeffectes bei theilweiser
Beaufschlagung der Turbine den Erwartungen entspricht, kann wohl nur die Erfahrung
lehren. Denn voraussichtlich wird auch die Abschützung des Laufrades Effectverluste
mit sich bringen, weil das Wasser in den Leitzellen, unter welche eine geschlossene
Laufradzelle tritt, eine Verzögerung, ja selbst gänzliche Aufhebung seiner
Geschwindigkeit erleidet, was unter Umständen erhebliche Stöſse gegen das Laufrad
zur Folge haben kann, während umgekehrt das ruhende Wasser in der Leitzelle, unter
welche wieder eine offene Laufradzelle gelangt, nur allmählich beschleunigt werden
kann, weshalb der Wassereintritt in das Laufrad zeitweilig mit falscher
Geschwindigkeit erfolgt und auch die Pressungen in den offenen Laufradzellen
Schwankungen unterworfen sein werden. Der Einfluſs dieser Abweichungen von der den
höchsten Nutzeffect sichernden Wirkungsweise des Wassers bei voller Beaufschlagung
läſst sich natürlich rechnerisch ebenso wenig verfolgen, wie der Einfluſs der durch
Abdecken einzelner Leitzellen hervorgerufenen Pressungs- und
Geschwindigkeitsschwankungen.
H–s.