Titel: | Rückschlagventile für Dampfkesselgruppen. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 484 |
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Rückschlagventile für
Dampfkesselgruppen.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 32.
Rückschlagventile für Dampfkesselgruppen.
Wenn mehrere Dampfkessel ihren Dampf in eine gemeinschaftliche Hauptleitung oder
einen gemeinschaftlichen Dampfsammler senden, so ist es jedenfalls zweckmäſsig, in
das Zweigrohr jedes einzelnen Kessels ein Ventil einzuschalten, welches sich
selbstthätig schlieſst, sobald einer der Kessel oder der Dampfsammler explodiren,
oder auch nur ein gröſseres Leck an einem Kessel, dem Dampfsammler oder einem
Dampfrohre eintreten sollte. Zahlreiche Unglücksfälle haben gezeigt, wie
auſserordentlich heftig eine Explosion bei derartigen Kesselbatterien werden kann,
wenn solche Rückschlagventile fehlen und das in dem Dampfe und besonders in dem
Wasser einer gröſseren Anzahl Kessel in Form von Wärme aufgespeicherte
Arbeitsvermögen in Folge des Platzens eines der Kessel oder in Folge eines Bruches
in der Dampfleitung zur Wirkung gelangen kann.
Das beistehend nach dem Portefeuille des Machines, 1885
* S. 35 abgebildete Ventil ist eigens für den genannten Zweck von Artige in Paris construirt worden; dasselbe soll in die
Zweigleitung jedes Kessels vor oder hinter dem Handabsperrventile zwischen zwei
Hähnen (bezieh. Ventilen) eingeschaltet werden. Es besteht aus einem einfachen
Tellerventile A, welches bei ordnungsgemäſsen
Verhältnissen von einer Feder B in der gezeichneten
Stellung gehalten wird und in den aufgeschraubten Gehäusedeckel C geführt ist. Ein am unteren Ende der Ventilspindel
befindlicher kleiner Kolben D ist sehr willig in den
zugehörigen Cylinder E eingepaſst, in welchem sich
Wasser ansammeln wird. Dieser Kolben soll als Bremsbuffer wirken, wenn bei einer
plötzlichen Druckverminderung in der Hauptleitung das Ventil zur Wirkung kommt,
damit ein heftiges Zuschlagen vermieden werde. Durch eine enge Bohrung F in dem Ventile wird später eine Druckausgleichung
herbeigeführt und das selbstthätige Wiederöffnen desselben ermöglicht. Wichtig ist
die Ermittelung der zweckmäſsigsten Hubhöhe, welche in jedem einzelnen Falle durch
Versuche so festzustellen ist, daſs sie einerseits groſs genug ist, um eine
merkliche Drosselung des Dampfes bei normalem Betriebe zu vermeiden, und
andererseits klein genug, um für alle in Betracht kommenden Fälle den sicheren
Schluſs des Ventiles zu gewährleisten.
Textabbildung Bd. 258, S. 484 Ein anderes von L. Pasquier in Eurville angegebenes Rückschlagventil
ist nach der Revue industrielle, 1885 * 8. 443 in Fig. 16 Taf.
32 dargestellt. Um das Ventil A in freier Stellung für
den Durchgang des Dampfes zu erhalten, ist ein mit Gewicht G belasteter Hebel H benutzt, wodurch man die
Stellung des Ventiles von auſsen beobachten und eine Regelung derselben entsprechend
den verschiedenen Dampfspannungen leicht vornehmen kann. Das Ventil soll auch
gleichzeitig zum Absperren der zugehörigen Leitung dienen, zu welchem Zwecke eine
Schraube S vorgesehen ist, welche das Ventil
niederdrückt und auf seinen Sitz festpreſst. Beim Zurückdrehen der Schraubenspindel
würde das Ventil jedoch durch den Dampfdruck niedergehalten werden und der
Gewichtshebel H vermag die Oeffnung nicht auszuführen.
Es wird deshalb auch hier, um eine Druckausgleichung herbeizuführen, das Ventil mit
einer engen Durchbohrung versehen. Die durch diese austretende Dampfmenge ist zu
gering, als daſs sie bei einem Unfälle eine schädliche Wirkung, wie Verbrühungen,
herbeiführen könnte.
Die beschriebenen Ventile wirken durch den Spannungsüberdruck zwischen dem
zugehörigen Dampfraume und der Atmosphäre, wodurch dieselben auf ihren Sitz gepreſst
werden, ganz ähnlich wie bei Wasserstandsanzeigern mit Ventilschluſs bei Bruch des
Glases (vgl. z.B. Fallot * S. 108 d. Bd.).