Titel: | Ueber Neuerungen an Filtern. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 494 |
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Ueber Neuerungen an Filtern.
Patentklasse 85. Mit Abbildungen auf Tafel 32.
Ueber Neuerungen an Filtern.
Um Abwässer aus Zuckerfabriken, Gerbereien, Färbereien
u. dgl. zu reinigen, so daſs sie in einen vorhandenen
Wasserlauf geleitet werden können, ohne dessen Wasser in einer gesundheitswidrigen
Weise zu verunreinigen, werden nach dem Vorschlage von Dr. Gerson in
Hamburg (* D. R. P. Nr. 32647 vom 20.
November 1884) Filter aus Torfmull oder
Sägespänen hergestellt, die man mit Chemikalien tränkt, welche mit den das
Wasser verunreinigenden Stoffen unlösliche Niederschläge bilden oder mit denselben
nicht gesundheitswidrige Verbindungen eingehen.
Die Abwässer werden zu diesem Zwecke in dem Behälter A
(Fig. 12
und 13 Taf.
32) gesammelt, der so hoch liegt bezieh. in welchem die Flüssigkeit so hoch stehen
muſs, daſs sie in dem Filterbehälter B, von unten nach
oben aufsteigend, durch die an dessen oberen Rande befindlichen Ablaſsrohre
fortgeleitet werden kann. Der Behälter A und der
Filterbehälter B stehen durch Kanäle b in Verbindung, welche vollständig oder theilweise
durch einen Schieber c geschlossen werden können, um so
die Höhe der von dem Abwasser zu durchdringenden Filterschicht beliebig zu
verändern.
Das Filter material liegt zwischen den Platten d und e, welche beide siebartig durchbrochen sind. Die obere
Platte d ist auf dem Mauer werke des Behälters
gelagert, während die untere Platte e an den Stangen
f hängt, welche durch die Platte d hindurchgehen und in dem Kreuze g befestigt sind; das letztere kann mittels der
Aufzugsvorrichtung h gehoben werden, um so das todte
Filtermaterial, welches auf dem gleichfalls mit emporsteigenden Siebe e liegt, in die unten an der Platte d angebrachten Zellen hineinzupressen. Diese Zellen
sind durch messerartige Scheidewände von einander getrennt, welche das Filter
material beim Zusammenpressen der Siebe in Würfel zerschneiden. Werden dann beide
Platten d und e
gemeinschaftlich emporgehoben, so kann man das zusammen gepreſste Filtermaterial,
welches die Gestalt von Ziegeln angenommen hat, gewinnen, um es als Brennmaterial
u.s.w. zu verwerthen. Zur Erleichterung des Weiterschaffens der Filtersiebe ist das
untere Sieb e mit Rollen i
versehen, für welche entsprechende Schienengeleise k
angebracht sind. Die abgepreſste Flüssigkeit läſst man durch Oeffnen der Kanäle l und m in eine mit
Torfmull oder Sägespänen gefüllte Grube C laufen, wo
sie längere Zeit lagern können, um zeitweilig entleert zu werden.
In dem Behälter A kann man die Abwässer schon zum Theile
durch Absetzenlassen reinigen, zu welchem Zwecke ein von oben zu öffnendes Ventil
a an dessen tiefster Stelle angeordnet ist, das die
Niederschläge ebenfalls in die Grube C ablaufen läſst.
Ein Rührwerk n dient zur gründlichen Mischung der
Stoffe.
Rich.
Gerville in Hamburg (* D. R. P. Nr. 33095 vom 2. Mai 1885) hat ein einfaches Hausfilter angegeben, welches leicht an jedem
Wasserleitungshahne befestigt, wieder abgeschraubt, aus einander genommen und
gereinigt werden kann.
Der Gummischlauch a (Fig. 10 und 11 Taf. 32),
welcher am Wasserleitungshahne befestigt wird, ist durch einen Ring b nahe seinem unteren Ende breit gezogen und dadurch
mit der Kapsel d fest verbunden. In der Kapsel d liegt das eigentliche Filter, welches aus dem doppelt
trichterförmigen Gehäuse f und den in dessen weitesten
Theil eingelegten Filterplatten e aus Drahtgewebe, Filz
u. dgl. besteht. Das Filtergehäuse f wird durch einen
Ansatz f1, der sich in
eine in der Kapsel d befindliche Vertiefung einlegt,
und durch die Feder c gehalten, welche hinter einen
Stift g greift, der am Ansätze f2 in einem Schlitze des Gehäuses f angebracht ist.
Das Mundstück des Gehäuses f dichtet sich an dem
Schlauche a, dessen unteres Ende in Folge der darüber
erfolgten Ausspreizung durch den Ring b elastisch
geworden ist, selbstthätig ab, so daſs jedes Dichtungsmittel am Rande des Gehäuses
und der Kapsel d entbehrt werden kann. Will man das
Wasser nicht filtriren, so läſst sich das Gehäuse f
durch Zurückziehen der Feder c leicht herausnehmen. Zum
Reinigen des Filters dreht man das Gehäuse f einfach
um, so daſs die frühere untere Seite des Filters nach oben kommt. Das
durchflieſsende Wasser spült dann die Verunreinigungen fort.
Wirkungsvoller erscheint das Wasserleitungsfilter von
Olschewsky in Berlin (* D. R. P. Nr. 33071 vom 10. März 1885).
Wie in Fig. 14
Taf. 32 veranschaulicht, ist in einem aus zwei Theilen zusammengeschraubten Gehäuse
a, welches sich um den Zapfen a1 drehen läſst, ein
Filterkörper f eingesetzt, der möglichst dünnwandig
gehalten ist, damit die innere Umfangsfläche der äuſseren nur wenig nachsteht. Das
Filtergehäuse kann entweder durch den oberen Stutzen b
oder, nach Drehung um 180°, mit dem unteren Stutzen b1 mit dem Wasserleitungshahne verbunden
werden. Wenn das Wasser bei b einflieſst, tritt es
zwischen Filterkörper und Gehäuse, wird von auſsen nach innen durch das Filter f gepreſst und läſst seine Verunreinigungen auf der
äuſseren Fläche desselben zurück. Ist das Filter 1 bis 2 Tage in dieser Stellung in
Thätigkeit, so löst man den Stutzen b vom
Wasserleitungshahne, dreht a um 180° und verschraubt
b1 mit letzterem.
Bei geöffnetem Hahne muſs das Wasser nunmehr in das Filter einströmen. Indem es
dabei dasselbe von innen nach auſsen durchdringt, spült es zunächst alle vom
vorherigen Gebrauche auf seiner Auſsenfläche zurückgelassenen Unreinigkeiten ab und
flieſst dann klar durch b ab, die Verunreinigungen
jetzt auf der Innenfläche des Filters ablagernd. Ist das Filter wieder 1 bis 2 Tage
in dieser Stellung gebraucht, so wird es durch Umdrehung um 180° in die vorige Lage zurückgebracht. Das
Filter reinigt sich demnach beim Gebrauche von selbst.
Zur Herstellung von Filterkörpern benutzt Olschewsky (D. R. P. Nr. 30611 vom 25. Mai 1884) Thon, welcher fein zertheilt und mit verbrennlichen
Füllstoffen (Sägespäne, Kohlenpulver u. dgl.) und alkalischen Erden (gemahlener
gebrannter Kalk) innig vermischt wird. Die aus dieser
mit Wasser eingerührten Masse geformten Hohlkörper werden getrocknet, dann gebrannt
und nach dem Brennen mit Säuren ausgelaugt. Der beigemengte Kalk quillt stark auf,
so daſs schon bei den lufttrockenen Filterkörpern eine gewisse Porosität
hervorgerufen wird- beim Brennen verschwinden die Füllstoffe und wirkt der Kalk
aufschlieſsend auf die Thontheilchen, so daſs man auf diese Weise feste Filterkörper
von groſser Porosität erhält, welche durch das nachfolgende Auslaugen der zur
Silicatbildung nicht gelangten Kalktheile noch erhöht wird.