Titel: | Neuere Apparate zum Dämpfen, Trocknen o. dgl. für Kleider-Färbereien und Wäschereien. |
Fundstelle: | Band 259, Jahrgang 1886, S. 504 |
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Neuere Apparate zum Dämpfen, Trocknen o. dgl. für
Kleider-Färbereien und Wäschereien.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 33.
Neuere Apparate zum Dämpfen u.a. für
Kleider-Färbereien.
In den Anstalten zum Auffärben und Reinigen getragener Kleidungsstücke werden
entweder die vorher zertrennten einzelnen Theile
gesondert behandelt, oder auch das Kleidungsstück
unzertrennt den verschiedenen Behandlungen unterzogen. Für die erstere
Behandlungsart hat Aug. Vincent in Paris (* D. R. P.
Nr. 30743 vom 12. Juni 1884) einen Apparat angegeben, der sich besonders durch die
Vielseitigkeit seiner Anwendungen auszeichnet. Auf demselben können die
Kleidertheile gedämpft, gepreſst, getrocknet, lüstrirt, gestärkt und gemangelt
werden, so daſs in letzterer Hinsicht der Apparat auch bei der Wäschereinigung benutzt werden kann. Der Apparat
kennzeichnet sich durch die verschiedene Benutzung von Walzen, welche von der
bedienenden Person durch einen Fuſstritt in Umdrehung gesetzt werden.
Die wesentlichen Theile des in Fig. 8 Taf. 33
veranschaulichten Apparates sind in Fig. 7 Taf. 33
herausgezeichnet. An einen kupfernen Trockencylinder H
legt sich eine guſseiserne Hohlwalze G und vor der
letzteren ist der Dämpfkasten o angeordnet. Ueber der
Walze G liegt eine hölzerne Preſswalze P und vor dem Dämpfkasten o zwei hölzerne Leitwalzen M und N; auf der ersteren Walze werden die zu behandelnden
Kleidertheile, auf ein dünnes weitmaschiges Gewebe (Cretonne) aufgelegt, mit
demselben aufgewickelt. Um den Cylinder H können die
Kleidertheile mit dem dünnen Tragtuche noch durch ein Mitläufertuch aus Filz o.
dgl., welches auch endlos sein kann, gehalten werden. Der Cylinder H und die Walze G werden
mit Dampf geheizt und die Dampfzuströmung durch Stellung der Hähne X geregelt. Das Anpressen der Walze G an den Cylinder H
vermitteln die Gewichte K, welche an Rollen r auf einer durchgehenden Achse angehängt sind. Diese
Rollen legen sich mit vorstehenden Nasen gegen Stifte an den verschiebbaren baren Lagerböcken T für die Walze G. Durch
einen Handhebel J können die Rollen r zurückgedreht werden, bis eine Klinke in einen
Ausschnitt derselben einfallen kann. Die Gewichte K
werden dann hoch gehalten und die Lagerböcke T sind
frei verschiebbar. In denselben lagert noch der Dämpf kästen, die Walzen N und M, von denen die
letztere in besonderen, je nach der Breite des Hilfstuches verstellbaren Armen b ruht, die durch eine Klammer c festgehalten werden. In den Lagerböcken T
sind die mit stellbaren Gewichten P2 versehenen Arme P1 drehbar, in welchen die Walze P gelagert ist und dadurch auf die Walze G gepreſst wird. Der Cylinder H kann durch die Schrauben R gehoben und in
einer bestimmten Höhe in einem wagerechten Schlitze zur Seite geschoben werden, wo
er dann bei Nichtbenutzung festgestellt verbleibt. Das Mitläufertuch geht von der
Walze E1 über die Walze
F an das Tragtuch und wird auf der Walze E2 wieder aufgewickelt.
Ist das Mitläufertuch endlos, so wird es von den Walzen F,
I, E2 und L
geführt. B ist der Fuſstritt zur Drehung des Cylinders
H und der Walzen G und
E2, welche unter
einander durch Zahnräder getrieben werden. Am Gestelle sind noch Lager vorhanden, in
welche bei ausgehobenem Cylinder H eine Walze E3 zur Anlage mit G gelegt werden kann.
Beim Appretiren von Kleidertheilen wird das Ende des Tragtuches auf die Walze G glatt gestrichen gelegt und dann die Walze P auf dasselbe gelassen, welche die gerade Einführung
bei der Ingangsetzung zwischen den Cylinder H und die
an denselben gepreſste Walze G leitet. Hierauf kann die
Walze P wieder abgehoben werden und bleibt dieselbe
durch Umlegen der Hebel P1 in gehobener Stellung ruhig liegen. Die Kleidertheile werden nun,
nachdem sie zuvor über dem Kasten o gedämpft und
angefeuchtet sind, zwischen H und G heiſs gepreſst, dann durch den Cylinder H nachgetrocknet (lüstrirt) und fallen schlieſslich
hinten in einen Behälter, während das Tragtuch von der Walze E2 aufgewickelt werden kann. Ehe das
Tragtuch ganz abgelaufen ist, wird zur Einführung des letzten Endes die Walze P wieder niedergelassen. Dieses Verfahren ist
hauptsächlich bei wollenen und seidenen Kleidern in Anwendung.
Zur sogen. Stärkeappretur, also bei Stücken aus Baumwolle, Leinen o. dgl., werden die
zuvor durch einen Schlichttrog gehenden gestärkten Kleidertheile, Tischtücher o.
dgl. allein auf den Cylinder H gewickelt, dabei mit
einer Bürste bearbeitet und auf dem Cylinder getrocknet. Die laugsame Umdrehung des
Cylinders besorgt dabei ein Schaltwerk. Das Mangeln kann dann in der Weise
vorgenommen werden, daſs der Cylinder H ausgehoben und
die Walze E3 eingelegt
wird. An diese wird die ungeheizte Walze G fest
angepreſst und auf die Walze E3 ein von E1 kommendes Tragtuch mit den einzelnen Wäschestücken
aufgewickelt. Mit dem Wachsen der Walze E3 schiebt sich dabei die Walze G nach auswärts, wobei die aufgerollten Stücke unter
stetem Drucke bleiben.
Das Bügeln kann dann zwischen Walze G und Cylinder H, wenn diese geheizt werden, stattfinden.
Zum Dämpfen gefärbter Kleidertheile, für das Entwickeln der Farben u.s.w. werden
dieselben in ähnlicher Weise nach Führung über den Dämpfkasten o mit einem von E1 kommenden Tuche von G
auf E3 aufgewickelt.
Durch anderweitige Vereinigung der Walzen und Tragtücher lassen sich noch
verschiedene Behandlungsweisen erzielen, wie sie jeweilig gefordert werden.
Ein solcher Apparat für Fuſsbetrieb war auf der Erfindungsausstellung in London 1885
im Betriebe vorgeführt und wurden auf demselben in gleich guter Weise wollene wie
leinene Tücher behandelt.
Zum Behandeln von unzertrennten Kleidungsstücken mit
Dampf dient der in Fig. 9 Taf. 33 dargestellte Apparat von André
Lyon in Bab-el-Oued, Algier (* D. R. P. Nr. 32923 vom 17. Februar 1885),
bei welchem, um das zu schnelle Niederschlagen der Dämpfe bei den sonst im Gebrauche
befindlichen Apparaten zu verhindern, Heizräume um die
Aus-Strömungsöffnungen angeordnet sind. Das den Körpertheilen der zu
behandelnden Kleidungsstücke nachgebildete Hohlgestell aus durchlochtem Kupferblech
ist, um überall eine möglichst gleichmäſsige Erwärmung auf der ganzen Oberfläche zu
erhalten, in mehrere Kammern a, b, c.. getheilt, in
welche durch die Rohre D1, D2.. der
frische Dampf ein-, während in den Röhren C1, C2.. das Niederschlagswasser abgeleitet wird. Die
oberste Kammer a hat eine Doppelwandung, durch welche
die Ausströmöffnungen als kleine Röhrchen r geführt
sind. Die Doppelwandung wird mit frischem Dampfe geheizt und dadurch der in den
Röhrchen r austretende Dampf nochmals erhitzt, so daſs
er besser auf das übergehängte Kleidungsstück wirkt und dasselbe nicht so rasch
durchfeuchtet.
Statt der Doppelwandung werden auch einfach von frischem Dampf durchströmte
Schlangenrohre in den Kammern unter den Wänden angeordnet, die Wandung also durch
Strahlung etwas erhitzt, wie auch der umspülende austretende Dampf. Diese billiger
herzustellende Einrichtung kommt bei wagerecht liegenden Hohlgestellen zur
Anwendung.