Titel: | Ueber Neuerungen an Rechenapparaten. |
Autor: | E. M. |
Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 261 |
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Ueber Neuerungen an Rechenapparaten.
(Patentklasse 42. Schluſs des Berichtes S. 167 d.
Bd.)
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 11.
Ueber Neuerungen an Rechenapparaten.
Apparate, welche die Ausführung der Rechnungen durch die gleichmäſsige Bewegung von Zahlenscheiben u.s.w. erreichen und deren
Hauptvertreterin die Thomas'sche Rechenmaschine (vgl.
1862 165 * 334. 1879 234 248.
1881 239 322) ist, sind folgende.
Ein sehr einfacher Anzeigeapparat für die Summirung
entgegengesetzt gerichteter Gröſsen ist von Gust.
Lippegans in Berlin (* D. R. P. Nr. 31180 vom 4. Juli
1884) vorgeschlagen und derselbe soll Anwendung finden z.B. als Wasserstandszeiger für zwei Wasserbehälter
gleichzeitig, von welchen der eine gefüllt, der andere geleert wird, oder als Zählapparat, welcher die jeweilige Personenzahl
festzustellen hat, die sich durch Zu- und Abgang stetig ändert. Ein Zifferblatt und
ein Zeiger werden beide in demselben Sinne durch ihre
Schalträder gedreht- die jeweilige Stellung des Zeigers zum Zifferblatte zeigt
deshalb den Unterschied der zur Wirkung gekommenen Gröſsen an.
Alex.
Petetin in Besançon (* D. R. P. Nr. 32148 vom 24. Januar
1885) hat den in Fig. 9 Taf. 11
abgebildeten Taschen-Addirapparat angegeben. Die 3
Zahlscheiben desselben werden mittels der Drücker C, D
und E bewegt und zwar beeinfluſst C die Einer-, D die
Zehner- und E die Hunderterscheibe. Die Drücker greifen mit Ansätzen in die
mit den Zahlenscheiben verbundenen Schalträder c, von
denen die beiden ersteren federnde Ansätze c1 besitzen; diese greifen, wenn das betreffende
Schaltrad eine volle Umdrehung gemacht hat, in das nächstfolgende Schaltrad ein und
schieben dasselbe um einen Zahn, also auch um eine Zahl weiter. Ein Nachtheil des
Apparates besteht darin, daſs durch die Bewegung der Drücker die Schalträder immer
nur um je einen Zahn weiter geschoben werden, man also
für jede Zahl so oft drücken muſs, als der Quersumme entspricht.
P. J.
Bagge in Christianssund (* D. R. P. Nr. 27902 vom 13. Februar 1884) verwendet bei
seiner Additionsmaschine für jede Zahl eine besondere
Taste, deren Bewegung durch einen Schaltmechanismus auf ein Zählrad übertragen wird.
Die Tiefe des Niederdrückens ist nun für jede Taste durch besondere Anschläge
begrenzt. Damit man bequem mit drei Fingern neben einander arbeiten kann, sind die
Tasten der Zahlen 1 bis 9 in drei Reihen angeordnet. Die Maschine ermöglicht in der
angegebenen Ausführung nur das Addiren einstelliger Zahlen bis zu 200 als Summe.
Der Rechenapparat von A. J. R. d'Azevedo Coutinho in
Povoa de Lanhoso (* D. R. P. Nr.
30421 vom 19. August 1884) bezweckt ebenfalls nur das Summiren beliebig
vieler Einzelzahlenreihen. Fig. 1 Taf. 11 zeigt einen
Grundriſs mit abgenommenem Deckel. Durch Niederdrücken der Nummerknöpfe a wird das darunter liegende Rad b gedreht; dasselbe hat immer nur so viel Zähne, als
der betreffenden Ziffer entspricht. Die Bewegung der Einzelräder b wird nun auf die Räder d, welche 10 Zähne haben, übertragen; es wird sich also die Welle e um 1/10 vorwärts drehen, wenn Knopf 1 gedrückt wird, um 3/10, wenn 5
gedrückt wird u.s.w. Der übrige Theil des Umfanges der Räder b ist glatt und, sobald der Knopf a hoch
steht, ist der glatte Theil des Umfanges von b gegen
das entsprechende Rad d hingewendet, so daſs die Achse
e sich frei drehen kann, wenn die Zähne eines
anderen Rades b in das gegenüber liegende Rad d dieser Achse eingreifen.
Von der Welle e aus wird mittels Zahnräder f1, f2 die vierkantige
Achse g immer um ebenso viel wie e gedreht. Die Achse g
läſst sich mittels eines an ihrem Ende angebrachten Knopfes l hin und her schieben, wodurch die Bewegung immer nur auf eines der Zifferräder i
übertragen wird. Auf g ist nämlich ein 10 zähniges Rad
als Mitnehmer befestigt, welches sich in dem durch die gleiche Innenverzahnung der
Ziffernscheiben i gebildeten Kanäle und in den
Halslagerringen h frei verschieben läſst. In der
gezeichneten Lage wirkt diese Kuppelung auf das Einerrad. Die Achse g wird in ihrer jeweiligen Stellung durch eine Feder
gehalten, welche sich in Nuthen einlegt, die in gleichen, den Entfernungen der
einzelnen Zifferscheiben entsprechenden Abständen auf dieser Achse angebracht
sind.
Die Zehnerübertragung geschieht durch die auf die Achse k aufgeschobenen Speichenräder j; nach jeder
vollendeten Umdrehung der rechts liegenden Scheibe, wird die links davon befindliche
um einen Zahn weiter geschoben. Die Sicherung der Zifferscheiben in der
vorgeschriebenen Lage erfolgt ähnlich wie bei der Thomas'schen Maschine durch Preſsfedern.
Fig. 1., Bd. 260, S. 263 Vor Allem ist nun noch klarzulegen, in welcher Weise von dem Knopfe a aus die Bewegung auf die theilweise verzahnten Räder
b übertragen wird. Es müssen dieselben für einen
Auf- und Niedergang des Knopfes a eine volle Umdrehung
machen, d.h. beide halbe Umdrehungen in demselben Sinne
vollführt werden, was allerdings in der Patentschrift nicht besonders hervorgehoben
ist. So weit Referent aus den unklaren Figuren und der Beschreibung der
Patentschrift errathen konnte, ist die Construction etwa die in Textfig. 1 dargestellte: Jeder Knopf a trägt unten einen lothrecht geführten Schieber s mit einem eigenthümlich gestalteten Ausschnitte, in
welchem die beiden auf dem Rade b befestigten
Triebstifte 1 und 2 Platz
finden. Die theilweise verzahnten Räder b sind seitlich
drehbar gelagert, so daſs ein jeder Schieber vor seiner Scheibe sich frei auf- und
abbewegen kann. In der Textfigur sind nun die auf einander folgenden Lagen der
Stifte und die zugehörigen Lagen des Schiebers, gezeichnet. In der Stellung I wird der Triebstift 1
nach unten gedrückt, bei II der Stift 2; in III kehrt der
Schlitten, welcher durch eine Feder gehoben wird, um und Stift 1 wird wiederum nach oben gedrückt; in Stellung IV wirkt der Schieber auf den Stift 2 und führt dann die Scheibe b in ihre Anfangsstellung zurück, womit b
einen Kreislauf vollführt hat. Der Ausschnitt im Schieber s läſst sich als Umhüllende der beiden Stiftbahnen bestimmen. Die Nulllage
sämmtlicher Zifferscheiben erfolgt durch Drehen des Knopfes l (Fig.
1 Taf. 11) in den verschiedenen vorgeschobenen Stellungen.
Durchgebildeter ist die Additionsmaschine von Max
Mayer in München (* D. R. P. Nr. 29206 vom 27. April
1884, vgl. auch Zusatz * Nr. 35496 vom 24. November 1885). Bei derselben
sind ebenfalls, wie aus Fig. 2 bis 6 Taf. 11 zu entnehmen
ist, Tasten benutzt, welche auf den um k drehbaren
Hebel K wirken und denselben ihrer Ziffer entsprechend
verschieden hoch heben (vgl. Fig. 6). Das äuſsere Ende
von K wirkt auf den senkrecht geführten Schlitten S, welcher durch seine Verzahnung das Bogenstück R (Fig. 4) um einen der
Verschiebung von S entsprechenden Winkel dreht. Mit R ist die in Fig. 2 besonders
dargestellte Wiege
verbunden, welche durch den Schaltzahn l1 eine der in 40 Theile getheilten Zifferscheiben
dreht. Für jede zu addirende lothrechte Zahlenreihe ist nun eine besondere
Zifferscheibe z vorhanden und die Schaltvorrichtung L wird durch die Führer M
immer unter die gewünschte Ziffernscheibe gebracht. Die Zehnerübertragung wird durch
vier Rippen J veranlaſst.
Die Bewegung des Hebels K ist aber genau der geforderten
Höhe entsprechend zu begrenzen, was durch die in Fig. 3 und 6 mit y1 bezeichneten
Anschlagprismen geschieht. Die Prismen y1 werden durch Federn y2 gezwungen, sich mit ihrer schiefen
Ebene immer an den Schieber Y1 anzulegen. Das Niederdrücken der Schieber Y1 und damit der Tasten in die Anfangslage
besorgen Federn y3.
Beim Drücken einer Taste wird zunächst der entsprechende Schieber Y1 gehoben und dadurch
y1 nach auſsen
gedrängt, so daſs hiermit der Anschlag für die senkrechte Bewegung von K gegeben ist.
Besondere Vorrichtungen besorgen dann noch die Nullstellung u.s.w. Die ganze Maschine
ist auf Schienen leicht verschiebbar aufgebaut; die Tasten sind übersichtlich um
einen Ausschnitt herum angeordnet, so daſs man die zu summirenden Zahlen immer in
Mitten der Tasten halten kann.
Karl
Duschanek in Freiburg,
Baden (* D. R. P. Nr. 26778 vom 31. Juli
1883) hat verschiedene Neuerungen an der Thomas'schen Rechenmaschine angebracht. Die Schaltwalzen, d. s. diejenigen
Walzen, welche die stufenweise angeordneten 0 bis 9 Schaltzähne tragen, sind
senkrecht gestellt und werden senkrecht auf ihren Achsen verschoben. Der Antrieb
dieser Achsen erfolgt durch Stirnräderpaare von der Hauptkurbelachse aus, welche für
das Addiren und Multipliciren rechts herum, für das Subtrahiren und Dividiren links
herum gedreht wird. Jede Schaltwalze wird nun unter Zuhilfenahme von Zahnstange mit
Trieb und Kegelrädern durch Drehen der Multiplicandenzifferscheibe in die
entsprechende Lage gehoben. Man stellt also auch die Ziffern des Multiplicanden in
Schaulöchern ein, die in einer wagerechten Reihe
liegen.
Die Veranlassung der Zehnerschaltung im Producte erfolgt durch einen wagerechten
Stift, welcher auf der Achse der Productenzifferscheibe sitzt. Dieser Stift hebt bei
jeder Umdrehung einen mit Nase versehenen Hebel, wodurch wiederum je eine Trommel
mit zwei Dornen (je einer für die Multiplication und je einer für die Division) so
hoch gehoben wird, daſs die Dorne das Zahnrad der nächsten Productenzifferscheibe um
1 Zahn vorwärts bezieh. rückwärts drehen.
Zur gleichzeitigen Nullstellung der Zifferscheibe des Multiplicators und des
Productes mit ein und derselben Kurbel sind die Neunertriebe zwischen den
Lückenrädern des Multiplicators und des Productes so angeordnet, daſs je ein
Neunertrieb in einen Lückentrieb des Multiplicators und des Productes gleichzeitig
eingreift. Ferner gelangen 36 theilige Zahnräder mit nur 9 Zähnen zur Anwendung,
welche so nach einander die Productenachse und die Multiplicatorachse drehen.
Gleichzeitig werden hierbei auch die Sperrklinken gelöst, welche die Spaltwalzen
gehoben halten, so daſs alle drei Systeme von Ziffern Scheiben durch eine einzige
Kurbel auf Null zurückgestellt werden.
Fig. 2., Bd. 260, S. 265Fig. 3., Bd. 260, S. 265 Die Handhabung der Rechenmaschine von G. Th. Heyde und C. Büttner in
Dresden (* D.
R. P. Nr. 26640 vom 25. September 1883) ist dieselbe wie bei der Thomas'schen Maschine, die Construction weicht aber
wesentlich von derjenigen der letzteren ab. Die Ziffern sind auf den Mantelflächen
der Zifferscheiben angebracht, welche durch Stirnräder angetrieben werden. Die
Einstellung des Multiplicanden erfolgt an den Schiebern des Stellwerkes. Die
Uebertragung der diesen Ziffernwerthen entsprechenden Drehungsgröſsen bewirkt das
aus Textfig. 2 ersichtliche Schaltwerk. Die
Schalträder a, die Stahlscheiben b und die Kurbel c mit den
Schaltklinken f sind auf der gemeinschaftlichen Achse
e drehbar. Durch die volle Umdrehung der Kurbel d in der Pfeilrichtung schwingt die zweite Kurbel des
Doppelkurbelgetriebes, welche vorn die Schaltklinken f
trägt, um 90° vor und zurück. Das frühere oder spätere Einfallen dieser Klinken in
das Schaltrad a regeln nun die durch das Stellwerk rg einstellbaren Stahlscheiben b, die rechts und links das Rad a verdecken
und über welche die in den Schaltklinken befindlichen Auslösstifte schleifen, so
daſs dieselben früher oder später in a einfallen und
damit gröſsere oder kleinere Vorwärtsschiebung vom Rade a verursachen. Die Sicherung gegen das Zurückdrehen des Schaltrades
während des Zurückschleifens der Klinken erfolgt durch den Sperrzahn an dem Winkel
h, welcher aber natürlich während der Zeit der
Zehnerschaltung ausgerückt sein muſs.
Bei Addition bezieh. Multiplication überträgt sich nun die Bewegung des Rades a unmittelbar auf die Productenzifferscheibe o, während bei Ausführung der Subtraction bezieh.
Division das Zwischenrad o1 eingeschaltet wird. Es ist zu diesem Zwecke der Hohlcylinder q im Lineale p um seine
geometrische Achse drehbar angeordnet.
Die Nullstellung der Zifferscheiben im Lineale, wie im
Quotienten wird mittels der aus Textfig. 3
ersichtlichen Einrichtung bewirkt. Wird die Welle J in
der angegebenen Pfeilrichtung gedrückt und dann gedreht, so legt sich der aus dem Loche
in u herausgeschobene, an der Scheibe v befestigte Stift an die Rückwand von u an, die in den Nuthen der Wellen unter jedem Zählrade
befindlichen Federn schnappen, sobald denselben die Gelegenheit dazu geboten wird,
in die Schlitze ein, welche in die Führungsnabe von o
eingefeilt sind, und nehmen die Zifferscheibe o so
lange mit, bis der an v angebrachte Stift durch eine
Feder wieder in das Loch in u zur Hervorhebung der
Nullstellung einschnappt. Hierbei ziehen sich die die Scheiben o mitnehmenden Federn wieder aus den Schlitzen
derselben heraus und die Zähltrommeln haben damit ihre freie Bewegung wieder
erlangt.
Im Iron, 1885 Bd. 25 * S. 531 ist eine von J. Edmondson im Wesentlichen nach dem Prinzipe der Thomas'schen Rechenmaschine gebaute Kreisrechenmaschine
beschrieben, bei welcher der Productenschieber zu einem Kreisringe umgebildet ist,
so daſs also sämmtliche Zahnräderachsen sich in der Mittellinie der ganzen Maschine
schneiden.
E. M.