Titel: | Vergleichende Versuche über die Eigenschaften des kaukasischen und des amerikanischen Erdöles; von C. Engler und Ig. Levin. |
Autor: | C. Engler, Ig. Levin |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 77 |
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Vergleichende Versuche über die Eigenschaften des
kaukasischen und des amerikanischen Erdöles; von C. Engler und Ig. Levin.Von der Verwerthung der Rückstände aus den Baku'schen Raffinerien durch Vergasung
und Verarbeitung des dabei erhaltenen Theeres auf Benzol
und Anthracen ist man der ungewöhnlich niedrigen Preise letztgenannter
Stoffe wegen in letzter Zeit wieder abgegangen.
(Schluſs der Abhandlung S. 29 d. Bd.)
Engler und Levin, Versuche über die Eigenschaften des
Erdöles.
II. Vergleichende Messungen der
Leuchtkraft des kaukasischen und des amerikanischen Petroleums sowie einzelner
Fractionen derselben.
Durch die folgenden Versuche soll die Frage beantwortet werden, inwieweit sich die im
Handel befindlichen kaukasischen und amerikanischen Brenn-Petroleumsorten
hinsichtlich ihres Leuchtwerthes von einander unterscheiden, sowie auch, in welchem
Grade einzelne Fractionen dieser Oele die Lichtwirkung derselben beeinflussen.
Als Versuchslampen bedienten wir uns dabei zweier Lampensysteme, von welchen das
erstere für kaukasisches, das andere für amerikanisches Erdöl als bewährt gilt:
„Verbesserter Kosmosbrenner“ von Schuster und
Baer in Berlin und Kosmos-Rundbrenner von Wild und
Wessel daselbst. Die Lichtmessungen wurden mit Bunsens Photometer unter Anwendung der deutschen Normal-Paraffinkerze
und Reduction der Ablesungen auf 50mm Flammenhöhe
ausgeführt. Die Versuchsöle sind für diese und alle folgenden Versuche dieselben wie
die oben mit denselben Nummern bezeichneten:
Art desErdöles
Art desBrenners
Nr. des Erdöles
% Gehalt annormalemBrennöl(150 bis
290°)
% Gehalt anschwer sied.Theilson(über
310°)
Lichtstärke inder 1 Stunde
Lichtstärke amEnde desVersuches
Mittlere Licht-stärke aus10
Ablesungen
Dauer des Ver-suchesStunden
g Oelverbrauchfür 1 NK undStunde
g Gewicht desKohlenringes
Kaukasisches Brennpe-troleum aus dem
Nobel'-schen Behälter zu Illowo
Brenner vonWild und Wessei
10 Lin.
III
89 82,25
5 6,75
8,35 8,4
7,6 7,8
7,86 7,93
56
3,763,8
0,0640,050
14 Lin.
III
9,0 9,2
7,1 7,2
8,6 8,8
5 6½
4,044,5
0,1320,107
VerbesserteKosmoshr.von
Schusterund Baer
10 Lin.
I
10,1
9,4
9,72
6¾
3,8
0,020
14 Lin.
I
11,65
10,7
11,0
5
4,1
0,024
Amerikanisches Brenn-petroleum aus
der StadtKarlsruhe
KleinerBrennervon Wildund
Werssel
10 Linien
IIIIII
58 60,05 64,5
28 24,15 20,5
8,65 8,55 9,15
7,0 6,5 6,8
7,6 7,72 7,8
7¼ 7½ 5¼
4,13,74,0
0,08490,0620,0585
GroſserBrennervon Wildund
Werssel
14 Linien
IIIIII
10,9511,910,95
8,2 8,8 8,8
9,8210,010,1
5 8¼ 5½
4,14,34,6
0,0780,1260,100
VerbesserteKosmoshr.von
Schusterund Baer
10 Linien
I
9,4
7,8
8,0
6
4,2
0,0832
14 Linien
I
11,3
8,6
9,4
5
5,7
0,104
Aus diesen Versuchen geht hervor, daſs: 1) das kaukasische Erdöl, auf den dafür
eingerichteten Lampen verbrannt, zum Mindesten ebenso hell brennt wie das
amerikanische auf entsprechender Lampe; 2) daſs zwar die anfängliche Lichtwirkung
beim amerikanischen Oele gröſser ist als beim kaukasischen, daſs aber auch eine
entsprechend stärkere Abnahme des Leuchtens der Flamme eintritt, so daſs am Ende des
Versuches das kaukasische Oel durchweg eine hellere Flamme zeigt als das
amerikanische; 3) daſs der Oelverbrauch zur Erzeugung gleicher Lichtmengen bei
beiden Oelsorten ungefähr gleich, eher aber beim kaukasischen geringer ist als beim
amerikanischen; 4) daſs die amerikanischen Oele auf der Lampe für kaukasisches Oel
und die kaukasischen auf der Lampe für amerikanisches im Allgemeinen mit geringerer
Lichtwirkung brennen.
Dabei muſs besonders darauf aufmerksam gemacht werden, daſs die amerikanischen Oele
auf den mit stärkerer Luftzufuhr versehenen Lampen für kaukasische Oele zwar
verhältniſsmäſsig heller brennen als die kaukasischen Oele auf amerikanischer Lampe,
daſs aber, wie aus der entsprechenden Tabellenspalte leicht zu ersehen, der Oelverbrauch für
gleiche Lichtmengen sich beim amerikanischen, jedenfalls in Folge zu heftigen und
raschen Brennens, erheblich steigert, dagegen beim kaukasischen eher zurückgeht;
d.h. also, man würde unter Anwendung verschieden groſser amerikanischer Brenner, auf
denen aber beide Oelsorten unter Ausstrahlung gleicher Lichtmengen brennen, weniger
vom kaukasischen Erdöl verbrauchen als vom amerikanischen, wobei allerdings betont
werden muſs, daſs dann die Flamme des kaukasischen Oeles weniger schön und weiſs
ist, als wenn man die Oele auf ihren zugehörigen Lampen verbrennt. Kurz, jede
Erdölsorte verlangt ihren besonderen Brenner, ihre besondere Lampe.
Um vorläufig festzustellen, welche Fractionen des Handelspetroleums für gegebene
Lampenverhältnisse die lichtgebendsten sind, wurden die einzelnen, innerhalb 50°
siedenden Theile des eigentlichen Leuchtöles auf ihre Leuchtkraft in gleichen Lampen
wie oben geprüft:
Kaukasisches Petroleum.
Fractionen
Nr. desErdöles
Spec.Gewicht
Entflammungs-punkt
Lichtstärke inder 1 Stunde
Lichtstärke amEnde des Ver-suches
Mittlere Licht-stärke aus10
Ablesungen
Dauer des Ver-suchesStunden
g Oelverbrauchfür 1 NK undStunde
g Gewicht desKohlenringes
1) Versuche mit
10-Linien-Brenner von Wild und Wessel
150 bis 200°
I
0,805
31
9,7
9,4
9,5
5¼
4,0
nichtwägbar
200 bis 250°
I
0,835
63
7,9
7,0
7,4
6½
4,0
0,073
250 bis 300°
I
0,58
–
7,5
4,7
6,3
7
3,4
0,104
150 bis 300°
I
0,825
45,5
8,65
7,9
8,1
5
4,0
0,053
Alles Oel ausschl. derbis
150° sied. Th.
I
0,830
46
8,0
7,1
7,4
5
4,0
0,072
Alles Oel ausschl. derüber
300° sied. Th.
I
0,820
26,5
9,1
8,6
8,8
6
4,1
nichtwägbar
2) Versuche mit 10-Linien-
„Verbess. Kosmosbrenner“ von Schuster und
Baer
150 bis 200°
I
–
–
10,85
10,45
10,6
9½
3,9
nichtwägbar
200 bis 250°
I
–
–
9,95
9,25
9,5
6½
3,0
0,071
250 bis 300°
I
–
–
9,4
6,8
7,56
9½
3,0
0,024
150 bis 300°
I
–
–
10,3
9,7
9,9
6
3,7
0,042
Alles Oel ausschl. derbis
150° sied. Th.
I
–
–
10,1
9,3
9,7
5
3,8
0,042
Alles Oel ausschl. derüber
300° sied. Th.
I
–
–
10,85
10,55
10,57
6½
3,9
nichtwägbar
Amerikanisches Petroleum.
Fractionen
Nr. desErdöles
Spec.Gewicht
Entflammungs-punkt
Lichtstärke inder 1 Stunde
Lichtstärke amEnde des Ver-suches
Mittlere Licht-stärke aus10
Ablesungen
Dauer des Ver-suchesStunden
g Oelverbrauchfür 1 NK undStunde
g Gewicht desKohlenringes
Versuche mit 10-Linien-Brenner
von Wild und Wessel
150 bis 200°
III
0,795 0,7905
27 26,5
9,359,4
8,68,4
8,88,7
6 6⅓
3,93,8
nichtwägbar
200 bis 250°
III
0,8150,810
41,5 39,0
8,48,5
6,97,0
8,08,0
7¼5
3,7 3,85
0,0640,059
250 bis 300°
III
0,8250,825
––
7,57,6
6,36,0
7,16,9
66
3,73,7
0,1030,102
Alles Oel ausschl. derbis
150° sied. Th.
III
0,8100,805
3231
8,17,8
5,05,4
6,56,7
6½6
4,04,1
0,1400,095
Alles Oel ausschl. derüber
300° sied. Th.
III
0,8000,800
19,5 18,5
8,7 9,05
7,88,0
8,48,4
6½ 6⅓
4,034,2
nichtwägbar
Es ergibt sich aus diesen Versuchen, daſs unter Anwendung der näher bezeichneten
Lampenconstructionen: 1) die niedriger siedenden Theile aller Petroleumsorten
lichtgebender sind als die höher siedenden; 2) dieser Unterschied gröſser ist beim
kaukasischen als beim amerikanischen; 3) die mittlere Leuchtkraft und der
Oelverbrauch der Einzelfractionen zur Erzeugung gleicher Lichtmengen unter Anwendung
entsprechender Lampen und bei 6 bis 7 stündiger Brennzeit sich etwas günstiger
stellt beim kaukasischen Erdöle; 4) der Rückgang der Leuchtkraft während
mehrstündigen Brennens ungleich stärker ist bei der Fraction 250 bis 300° als bei
der von 150 bis 200° und 200 bis 250° und daſs dieser Rückgang bezüglich der
ersteren Fraction (250/300°) ein erheblich stärkerer ist beim kaukasischen (von 7,5
auf 4,7 bezieh. 9,4 auf 6,8) als beim amerikanischen (von 7,5 bis 7,6 auf 6,0 bis
6,3); 5) daſs dagegen das umgekehrte Verhältniſs statthat in Bezug auf die beiden
niedriger siedenden Fractionen, sowie die gesammte, das eigentliche Leuchtöl in sich
schlieſsende Mittelfraction 150 bis 300°, indem Fraction 150 bis 300° des
kaukasisches Oeles, mit verbessertem Kosmosbrenner geprüft, während 6 stündigen
Brennens nur von 10,3 auf 9,7, des amerikanischen Oeles in Wild und Wessel'scher Lampe dagegen von 9,2 bis 9,3 auf 7,7 bis 7,9
Lichtstärken zurückging; 6) daſs die unter 150° siedenden Theile des kaukasischen
Handelspetroleums viel weniger zu dessen Leuchtkraft beitragen als beim
amerikanischen und 7) die schweren, über 300° siedenden Theile die Leuchtkraft des
kaukasischen Handelspetroleums viel weniger beeinträchtigen als diejenige des
amerikanischen, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daſs das amerikanische
Handelspetroleum viel
mehr von diesen schweren Gelen enthält (im Mittel obiger Versuche 25 Proc.) als das
kaukasische (5,25 Proc).
Inwieweit gleiche Mengen der über 290 oder 300°
siedenden Schweröle die Leuchtkraft beider Oelsorten beeinträchtigen, haben wir noch
nicht untersucht, vermuthen jedoch nach weiter oben gegebener Darlegung, sowie auf
Grund der Ergebnisse mit Fraction 250/300° (unter 4), daſs dabei das amerikanische
etwas günstigere Werthe geben wird als das kaukasische. Für Beurtheilung der
praktisch nutzbaren Leuchtkraft der Handelswaare kommt dies jedoch nicht in
Betracht; denn thatsächlich haben wir in den gewöhnlichen Petroleumsorten beim
amerikanischen Erdöle mit weit gröſseren Mengen jener lichthemmenden Schweröle zu
rechnen als beim kaukasischen; auch hat der eine von uns in der Chemischen Industrie, 1885 S. 44 schon früher
nachgewiesen, was auch durch die in obiger Tabelle aufgeführten Entflammungspunkte
bestätigt wird, daſs, wenn man die Schweröle aus dem amerikanischen Handelspetroleum
beseitigt, der Entflammungspunkt derselben unter die gesetzlich gestattete
Entflammungsgrenze von 21° heruntergedrückt wird, so daſs mit Beseitigung der
Schweröle auch eine entsprechende Menge der leichtesten Essenzen entfernt werden
muſs, was selbstverständlich eine Verteuerung der Waare zur Folge hat. Ein Gleiches
tritt bei dem in Deutschland verkauften kaukasischen Petroleum der Gebrüder Nobel nicht ein, da dort, wie obige Tabellen
zeigen, durch Entfernung der über 300° siedenden Theile der Entflammungspunkt nur
auf 26,5° heruntersinkt.
III. Ueber den Aufstieg des Oeles im
Dochte.
Das Aufsteigen des Oeles im Dochte ist in erster Linie abhängig von der Capillarität
und von der Zähflüssigkeit des Oeles, sowie auch von der Beschaffenheit des Dochtes.
Je stärker die Capillarität, desto höher wird das Oel
im Dochte in die Höhe steigen, wobei selbstverständlich auch das specifische Gewicht
des Oeles seinen Einfluſs geltend macht, und je dünnflüssiger das Oel, um so rascher wird es in die Höhe gehen. Durch Bestimmung der
Capillarität und der sogen. „Viscosität“ (Klebrigkeit) erhält man
Anhaltspunkte für Beurtheilung verschiedener Oelsorten hinsichtlich ihres Verhaltens
beim Brennen. Während des Brennens des Oeles in der Lampe ist, wie Zaloziecki (1886 260 127)
zuerst hervorgehoben hat, die Raschheit des Aufstieges im Dochte auch noch von der
Schnelligkeit bezieh. Stärke der Verbrennung abhängig. Selbstverständlich aber kann
der letztere Einfluſs nicht allein maſsgebend sein, denn auch bei leichtester
Brennbarkeit des Oeles wird die Flamme oben am Dochte schlecht brennen, wenn
dieselbe zu hoch über dem Oelspiegel steht, das Nachsaugen in dem langen
herausragenden Dochtstücke also einem zu groſsen Widerstände begegnet und in Folge
dessen nicht genügend Oel zugeführt wird, oder wenn der Docht selbst von ungünstiger
Capillarbeschaffenheit ist.
Obgleich wir uns von vornherein gesagt haben, daſs es für die Beurtheilung
ausreichender Speisung der Flamme mehr darauf ankommen muſs, wie rasch das Oel bis zu den in unseren Lampen üblichen Dochtstellungen in
die Höhe geht, als wie hoch in einem leeren Dochte
dasselbe überhaupt emporzusteigen im Stande ist, erschien es uns dennoch von
wissenschaftlichem Interesse, die beiden Erdölsorten und einzelne ihrer Fractionen
auch in letzterer Beziehung einer kurzen vergleichenden Prüfung zu unterziehen.
Bei diesen Versuchen zur Ermittelung der Capillarität bedienten wir uns, da am Dochte
selbst genaue Beobachtungen nicht zu machen waren, kleiner Glascapillaren, wobei
immer dieselben drei verschieden weiten, in ihrem Durchmesser genau gemessenen
Röhrchen mit eingeätzter Millimetertheilung zur Anwendung kamen. Die Röhrchen wurden
bei immer derselben Temperatur (17°) mit ihrem Nullpunkte auf den
Flüssigkeitsspiegel eingestellt und die Steighöhen an den Theilungen abgelesen. Die
unten aufgeführten Zahlen sind Mittel aus je drei solcher Einzelbestimmungen mit den
drei verschieden weiten Röhrchen. Durch Vergleichsversuche, wobei wir das Röhrchen
nach jedesmaligem Versuche genau an der Stelle, bis zu welcher das Oel gestiegen
war, abschnitten und genau maſsen, wurde die Zuverlässigkeit unseres Verfahrens
festgestellt.
Bedeutet h die Steighöhe, s
das specifische Gewicht der Flüssigkeit, r den Radius
des Capillarröhrchens und α die Capillarconstante, so
ist:
h\,r=\frac{2\,\alpha}{s}\ \mbox{oder}\
\alpha=\frac{h\,r\,s}{2}.
In dieser Art berechnet, ergaben sich bei Prüfung je zweier Petroleumsorten und deren
Fractionen die folgenden Capillarconstanten (α auf
durch 2 theilbare Hundertel abgerundet):
Nr.
Ganzes Oel
Ganzes Oelohne Fract.unter 150°
Fraction150 bis 300°
Fractionunter 300°
Dieselbe+ 10 %Rückstände
Dieselbe+ 20 %Rückstände
Dieselbe+ 30 %Rückst.
Kaukasisches Brennpetroleum
III
ta = 2,69ta = 2,63
2,602,64
2,682,62
2,652,69
2,652,59
2,602,62
2,602,58
Mittel
ta = 2,66
2,62
2,65
2,67
2,62
2,61
2,59
Amerikanisches Brennpetroleum
III
ta = 2,56ta = 2,64
2,522,60
2,582,60
2,612,65
2,542,60
2,532,57
2,502,48
Mittel
ta = 2,60
2,56
2,59
2,63
2,57
2,55
2,49
Diese Versuchszahlen ergeben, daſs ein nennenswerther Unterschied in Bezug auf
Capillarität zwischen den beiden Petroleumsorten nicht besteht, sie also in Dochten
ungefähr gleich hoch steigen, daſs aber die schwersiedenden Fractionen die
Capillarkraft der Erdöle etwas vermindern.
Um die für den praktischen Gebrauch des Erdöles jedenfalls viel wichtigere Schnelligkeit des Aufstieges im Dochte zu bestimmen,
war es das Nächstliegende und Einfachste, die Beobachtungen an den Erdölen und dessen Fractionen mit
dem Dochte selbst anzustellen. Wir verwendeten dabei immer ein und dieselbe
Dochtsorte, bei jedesmaligem Versuche immer neu und besonders getrocknet, von 5 zu
5cm mit aufgezeichneten Marken versehen. Bei
jedesmaligem Versuche wurde der Docht bis zur ersten als Nullpunkt gerechneten Marke
senkrecht in das Oel eingehängt und dann die Zeit in Minuten, am besten bei
Lampenlicht, bestimmt, welche das Oel gebrauchte, um bis zur Marke 10 und 15cm emporzusteigen:
Aufstieg
Ganzes Oel
Ganzes Oleohne Fract.unter 150°
Fraction150 bis 300°
Fractionunter 300°
Dieselbe+ 10 %Rückstände
Dieselbe+ 20 %Rückstände
Dieselbe+ 30 %Rückst.
Kaukasisches Brennpetroleum
bis 10cm
α = 3,5
4
3,5
2,5
3,5
4
5
„ 15cm
α = 8,75
10,5
9,5
8
9,5
11
11
Amerikanisches Brennpetroleum
bis 10cm
α = 4
4,75
3,5
3,5
4
4,5
6
„ 15cm
α = 11
13,5
10,5
10
12
13
15
Diese Versuche beweisen, daſs die Erdöle um so langsamer im Dochte in die Höhe
steigen, je mehr schwersiedende Theile sie enthalten, und auſserdem, daſs die
Schnelligkeit des Aufstieges trotz höheren spezifischen Gewichtes (0,820) etwas
gröſser ist beim kaukasischen als beim amerikanischen (0,805 sp. G.). Zeigt uns
dieses letztere Brgebniſs, daſs die Schnelligkeit des Aufstieges bei den
beiderseitigen Brennpetroleumsorten nicht im Verhältnisse ihrer specifischen
Gewichte steht, so führt die erstere Thatsache zu der Schluſsfolgerung, daſs, da die
Klebrigkeit (Viscosität) der Fractionen ein und derselben Oelsorte mit steigendem
Siedepunkte und damit auch steigendem specifischem Gewichte zunimmt, die Raschheit
des Dochtaufstieges direkt abhängig ist von der Viscosität der betreffenden Oele und
Oel fractionen.
Um diese Schluſsfolgerung auf ihre Richtigkeit zu prüfen, haben wir zunächst
dieselben kaukasischen und amerikanischen Brennöle auf ihre Viscosität geprüft und
dabei gefunden (Engler's Apparat, vgl. 1885 258 * 126, Wasser = 1 gesetzt), daſs das kaukasische
Brennöl die Viscosität 1,07, das amerikanische die von 1,15 besitzt. Trotz
geringeren specifischen Gewichtes ist also das amerikanische Erdöl des Handels etwas
dickflüssiger und dem entsprechend steigt es in Folge gröſseren Reibungswiderstandes
auch langsamer im Dochte in die Höhe.
Noch deutlicher geht die Richtigkeit dieses Satzes aus den folgenden Versuchen mit
Oelen von sehr abweichenden Viscositätsgraden hervor:
Sp. Gew.
Viscosität
Zeit des Auſstieges
bis 10cm
10 Min.
Sächsisches Paraffinöl, hell
0,855
1,37
15
29
10
17,5
Sächsisches Gasöl
0,900
2,46
15
45
10
–
Kaukasisches Spindelöl
0,897
10,38
15
–
Um endlich die Unabhängigkeit der Schnelligkeit des Dochtaufstieges von dem specifischen Gewicht,
soweit überhaupt die Ergebnisse unserer Viscositätsbestimmungen von dem specifischen
Gewichte unabhängig sind, darzuthun, mögen noch die folgenden Versuche mit Oelen von
sehr verschiedenen Viscositätsgraden dienen. Dabei wurden in drei in gleicher Weise
durchgeführten Versuchsreihen kaukasisches und amerikanisches Brennpetroleum, sowie
sächsisches Solaröl durch leichtes bezieh. schweres Mineralöl einmal auf das
specifische Gewicht 0,800 des amerikanischen, das zweite Mal auf das von 0,825 des
kaukasischen Erdöles, das dritte Mal auf das von 0,830 des sächsischen Mineralöles
(immer bei 17°) gebracht und dann mit jeder derart vorgerichteten Oelsorte das
Verhältniſs zwischen Viscosität und Dochtaufstieg festgestellt:
Oelsorte
Spec. Gew. = 0,800
Spec. Gew. = 0,825
Spec. Gew. = 0,830
Visco-sität
10 cm
15 cm
Visco-sität
10 cm
15 cm
Visco-sität
10 cm
15 cm
Amerikanisches Erdöl
1,12
4
11 Min.
1,32
6
15 Min.
1,40
6,5
16,5 Min.
Kaukasisches Erdöl
1,00
3
8
1,08
3,5
8,5
1,11
4
10,5
Sächsisches Solaröl
0,98
2,5
7
1,04
3
7,5
1,09
3,5
8,5
Immer war bei diesen Versuchen das amerikanische Petroleum trotz gleicher
specifischer Gewichte das dickflüssigste und in gleicher Weise stieg dasselbe auch
in allen Fällen am langsamsten im Dochte in die Höhe. Auch läſst die Versuchsreihe
deutlich erkennen, wie die Steigzeiten bei Oelen gleicher Viscosität thatsächlich
auch die gleichen sind: z.B. kaukasisches Oel mit 0,825 sp. G. und 1,08 Viscosität,
sowie Solaröl mit 0,830 sp. G. und 1,09 Viscosität zeigen beide die Steigzeiten 3,5
bezieh. 8,5 Minuten u.s.w. Demnach läſst sich also durch
eine Viscositätsbestimmung auch die Schnelligkeit des Aufstieges im Dochte
feststellen, denn je höher der Viscositätsgrad, um so langsamer der Aufstieg im
Dochte.
Da unter Anwendung unseres Viscosimeters für Schmieröle die Zeitunterschiede des
Auslaufes verschiedener Brennpetroleumsorten zu gering ausfallen, verwenden wir
jetzt dabei immer einen der oben genannten Apparate mit auf 1mm,5 verengter Auslaufspitze. Nobel'sches Brennöl flieſst aus einem solchen Apparate
um 20 bis 30 Secunden rascher ab als amerikanisches.
Daſs während des Brennens die Schnelligkeit des
Aufstieges lediglich durch den Oelverbrauch in der Flamme, also durch die
Schnelligkeit des Brennens geregelt wird, worauf zuerst Zalociecki hingewiesen hat, muſs unbedingt als richtig anerkannt werden;
nur muſs selbstverständlich dabei die Viscosität des Oeles so gering bezieh. sein
specifisches Vermögen, rasch im Dochte in die Höhe zu steigen, so groſs sein, daſs
eine genügende Speisung der Flamme überhaupt möglich ist. Auch unsere besten Erdöle
brennen nicht mehr auf Lampen, bei denen beispielsweise die Flamme 40cm über dem Oelspiegel steht, obgleich das Oel
weit höher als, 40cm im Dochte zu steigen vermag.
Aber je höher das Oel steigt, um so langsamer vollzieht sich, was auch aus obigen
Versuchen erhellt, dieser Aufstieg in Folge der sich mehrenden Reibung und für jedes Oel
besteht deshalb eine Höhengrenze, über welche hinaus dasselbe zwar noch steigt, aber
nicht mehr rasch genug steigt, um der Flamme genügend Oel zuzuführen. Je gröſser die
Viscosität, desto niedriger diese Höhengrenze und desto weniger hoch darf der
Dochtrand mit der Flamme über den Oelspiegel emporragen. Genügende Luftzufuhr zur
Flamme vorausgesetzt, wird man deshalb auch das schwerste Mineralöl auf Lampen
verbrennen können, in denen das Oel nur wenig oder gar nicht zu steigen braucht, um
zur Flamme zu gelangen.
IV. Ueber das Leuchten und über den
Rückgang der Leuchtkraft der Flamme während des Brennens.
Ueber die Ursachen des Rückganges der Leuchtkraft während mehrstündigen Brennens des
Oeles in einer Lampe herrschen noch verschiedene Ansichten. Man führt dieselben
theils zurück auf das Herabsinken des Oelspiegels und dadurch erschwerte Speisung
der Flamme durch den immer höher hervorragenden Docht, theils auf eine Verdickung
des Oeles in Folge rascherer Verbrennung der leichten Oele gegenüber den schwereren,
welche letzteren sich demgemäſs in dem rückständigen Oele anreichern und dessen
specifisches Gewicht erhöhen, theils endlich darauf, daſs durch die brennende Flamme
an dem Dochtrande ein Kohlenring gebildet wird, welcher den Zutritt und die
Vertheilung des aufsteigenden Oeles in der Flamme hemmt und verhindert.
Daſs ein Theil des Rückganges der Leuchtkraft auf Kosten der in Folge sinkenden
Oelspiegels sich vergröſsernden Steighöhe zu setzen ist, geht aus Untersuchungen von
Biel (1879 232 354), Schmelch (1885 255 39. 79)
u.a. deutlich hervor; daſs jedoch dieser Rückgang nur zum kleinen Theile seine
Ursache in dem sinkenden Oelspiegel hat, ergibt sich aus früheren Versuchen des
einen von uns (a. a. O. S. 47) und ist auch durch neuere Versuche Thörner's bestätigt worden.
Darüber jedoch, ob während des Brennens der Lampe das Oel im Behälter in Folge
rascheren Abbrennens der leichten Essenzen eine Verdichtung und Verdickung erleidet,
gehen die Ansichten noch aus einander. M. AlbrechtZeitschrift für Paraffinindustrie, 1879 S.
25. , JunkerChemiker-Zeitung, 1883 S. 650. und
ThörnerDaselbst 1886 S. 583. können bei gewöhnlichem Brennpetroleum eine
irgend ins Gewicht fallende Zunahme des specifischen Gewichtes nicht wahrnehmen und
Thörner stellt eine solche Abnahme nur fest für
Oele mit abnorm hohem Gehalte an leichten Essenzen, während Zaloziecki (vgl. 1886 260 134) den Rückgang der
Leuchtkraft mit der Zunahme des specifischen Gewichtes in Zusammenhang bringt.
Um uns in dieser Beziehung Gewiſsheit zu verschaffen, wurde ein amerikanisches
Petroleum mit einem Gehalte von 16 Proc. unter 150° siedender Theile in einer Lampe
so lange gebrannt, bis die Oelmenge auf ⅕ herabgemindert war. Bei einer anfänglichen
Lichtstärke von 11,7 und dem specifischen Gewichte (mittels Piknometer bestimmt) von
0,8076 ging die Lichtstärke während 5½ stündiger Brennzeit auf 8,8 zurück; dagegen
wurde das specifische Gewicht zu 0,8069 gefunden, es hatte
sonach eine über die Fehlergrenze der Bestimmungsmethode hinausgehende Abnahme
nicht ergeben.
Bei der verhältniſsmäſsig geringen Concentration des Oeles auf ⅕ konnte der
Unterschied möglicherweise so gering sein, daſs er der Beobachtung entging. Deshalb
wurden fünf Reste der beschriebenen Art vereinigt, der Behälter der Erdöllampe damit
gefüllt und das Ganze nochmals bis auf ⅕ heruntergebrannt. Jetzt war eine
Concentration gegenüber dem ursprünglichen Petroleum auf 1/25 vorhanden.
Auch hier ging die Leuchtkraft während 5¾ stündiger Brennzeit von 11,4 auf 8
Lichtstärken zurück, während aber das specifische Gewicht des Oeles im Behälter zu
Anfang und zu Ende 0,8069 betrug, also unverändert
geblieben war.
Ueber den Einfluſs des am Dochte sich ansetzenden Kohlenringes sind die ersten
Untersuchungen von dem einen von uns (a. a. O. S. 47) veröffentlicht worden. Es
ergab sich daraus, daſs die von 11,7 während mehrstündiger Brennzeit auf 6,8
Lichtstärken zurückgegangene Leuchtkraft durch Entfernung des Kohlenringes auch bei
niedrigstem Oelspiegel wieder auf 9,5 gesteigert werden konnte, woraus folgt, daſs
dem Sinken und der Verdickung des Oeles jedenfalls nur zum geringsten Theile der
Rückgang der Leuchtkraft zugeschrieben werden darf.
Auch bei dem obigen Versuche ging nach Verminderung des Oelvolumens durch andauerndes
Brennen auf 1/25
die von 11,4 auf 8 Lichtstärken herabgerückte Leuchtkraft wieder auf 11,5 in die
Höhe, nachdem der Kohlenring entfernt worden war, trotzdem nur noch ein kleiner
Oelrest im Behälter sich befand.
Daſs die Menge der sich ausscheidenden Kohle am Dochte von der Menge der im Petroleum
enthaltenen schweren Oele abhängt, ist ebenfalls schon vor längerer Zeit im hiesigen
Laboratorium (a. a. O.) festgestellt, in neuerer Zeit von Zaloziecki und von Thörner bestätigt worden.
Auch die oben mitgetheilten Versuche, bei welchen die Menge der ausgeschiedenen, mit
Petroläther gewaschenen und getrockneten Kohle durch unmittelbare Wägung ermittelt
wurde, beweisen die Richtigkeit jenes Satzes. Ganz besonders aber springt bei der
photometrischen Prüfung der Einzelfractionen in die Augen, wie mit zunehmendem
specifischem Gewichte und steigender Siedetemperatur die Menge der ausgeschiedenen
Kohle zunimmt: die Fractionen 150 bis 200° geben nicht wägbare Mengen, diejenigen
von 250 bis 300° meist über 0g,1 Kohle.
Desgleichen hat man starke Kohlenausscheidung, wenn vom Brennpetroleum nur die unter
150° siedenden leichten Essenzen, dagegen fast gar keine Kohlenbildung, wenn die über 300° siedenden
Theile abgetrennt sind. Ziemlich parallel mit der ausgeschiedenen Kohlenmenge am
Dochte verläuft der Rückgang der Leuchtkraft der Flamme, d.h. wo viel Kohle, da
starker Rückgang.
Aus denselben Versuchen ist aber auch noch der Schluſs zu ziehen, daſs die
Ausscheidung der Kohle nicht bloſs abhängig ist von dem Schwerölgehalte des
Petroleums, denn ein und dasselbe Erdöl gibt auf der einen Lampe einen starken, auf
einer anderen einen nur schwachen Kohlenring so z.B. das kaukasische Oel (S. 78)
mittels des 14-Linien-Brenners von Wild und Wessel bis
0g,132, mit dem Brenner von Schuster und Baer aber, welcher stärkere Luftzufuhr
hat, nur 0g,024. Aehnliches zeigen auch die
Versuche mit einzelnen Theilen der Oele, auch hier immer mit entsprechender Abnahme
der Leuchtkraft.
Aus den obigen Versuchen müssen die folgenden allgemeinen Schlüsse gezogen
werden:
1) Vergleichende Messungen über Lichtwirkung verschiedener Oelsorten haben nur dann
einen Werth, wenn sie unter Anwendung verschiedener, der Natur des betreffenden
Oeles am meisten angepaſster Brenner durchgeführt sind.
2) Auch bei vergleichenden Lichtmessungen mit einzelnen Fractionstheilen der Oele
müssen Brenner mit verschieden starkem Luftzuge verwendet werden.
3) Fast alle die zahlreichen bisher ausgeführten vergleichenden Lichtmessungen mit
Oelen verschiedener Abstammung und mit verschieden siedenden Theilen ein und
desselben Petroleums besitzen einen Werth nur für die zufälligen und eng begrenzten
Bedingungen einer Lampe; denn prüft man die schwereren
Erdölsorten oder die höher siedenden Fractionen derselben auf Lampen mit erheblich
verstärktem Luftzuge, so dreht sich das bisher gefundene Verhältniſs zu Gunsten der
schweren Oele um und diese werden lichtgebender als die leichten Essenzen. Der in
letzter Zeit vielfach ausgesprochene und bisher nicht bestrittene Satz, daſs die
niedriger siedenden Fractionen unseres Brennpetroleums lichtgebender sind als die
höher siedenden, entbehrt sonach, allgemein ausgesprochen, nicht bloſs jedweden
durchschlagenden Beweises, sondern ist falsch.
4) Kohlenausscheidung am Dochte findet nur statt: a) wenn das Erdöl aus zu extremen
Bestandtheilen bezüglich des Siedepunktes zusammengesetzt ist und wenn b) der
Luftzutritt im Brenner im Verhältnisse zu der Schwere des Oeles ein zu schwacher
ist.
5) Die Destillationsprobe und die Bestimmung der Viscosität liefern die wichtigsten
Anhaltspunkte für die vorläufige Beurtheilung der Brauchbarkeit eines Petroleums zum
Brennen auf bestimmten Lampen.
Karlsruhe, Juni 1886.