Titel: | F. Oberdorfer's Barchent-Rauhmaschine. |
Fundstelle: | Band 261, Jahrgang 1886, S. 244 |
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F. Oberdorfer's Barchent-Rauhmaschine.
Mit Abbildung auf Tafel
16.
F. Oberdorfer's Barchent-Rauhmaschine.
Auf der diesjährigen Schwäbischen Industrie- und Gewerbeausstellung zu Augsburg hat
F. Oberdorfer in Heidenheim, Württemberg,
verschiedene Baumwollbarchente und die Benutzung derselben zu den verschiedensten
Kleidungsstücken ausgelegt. Die Haardecke dieser Gewebe, welche sich durch
Gleichmäſsigkeit und Dichte auszeichnet, wird von den Fasern der Kettenfäden
gebildet, entgegengesetzt wie bei den gewöhnlichen Barchenten, wo die Schuſsfäden
die Fasern zur Haardecke geben. Zur Erzeugung der Haardecke ist auch bei den
ausgestellten Waaren eine von den gewöhnlichen Barchent-Rauhmaschinen abweichend
eingerichtete Maschine (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 32492 vom 22. Februar 1885) benutzt
worden, bei welcher an Stelle von Kratzenwalzen eine schwingende Messerschiene thätig ist.
Bei dieser in Fig.
17 Taf. 16 veranschaulichten Oberdorfer'schen
Maschine gelangt das aufzurauhende Gewebe von dem Winkel a über die Walzen b und c zu der Zuführwalze d,
welche, damit das Gewebe auf derselben nicht gleitet, mit sogen. Reibbleche benagelt
ist. Das Gewebe wird dann über zwei Walzen e geleitet
und zwischen denselben über dem Riegel r aufgerauht. Zu
weiterer Behandlung der erhaltenen Haardecke geht das Gewebe unter der Walze f auf die Walze g, welche
in dem Wassertroge t läuft und die Unterseite des
Gewebes näſst, und dann unter der Walze h auf den
Trockencylinder i, auf welchem gleichzeitig ein Glätten
der Haardecke erfolgt, indem ein Kupferwälzchen k über
derselben hin und her gerollt wird. Zwischen den Walzen l läuft das Gewebe um die ebenfalls mit Reibblech belegte Walze m, welche das Gewebe anzieht und letzteres fällt dann über
die Walze n zu Boden. Von den verschiedenen Walzen
werden nur die Walzen d und m bewegt und zwar die erstere mittels eines doppelt wirkenden Schaltwerkes
p, welches von einem auf der Hauptwelle sitzenden
Excenter q betrieben wird, die letztere durch
Schneckenrad, Kegel- und Stirnräder. Die Bewegung des Wälzchens k vermittelt ein von der Hauptwelle durch Riemen
betriebenes Excenter o, welches die das Wälzclhen k tragenden Hebel j in
Schwingungen versetzt.
Der Rauhapparat R ist in Fig. 17 nicht mit
eingezeichnet, sondern in Fig. 18 in gröſserem
Maſsstabe besonders veranschaulicht. Von der Haupt welle der Maschine wird mittels
Riemen eine Welle A in schnelle Drehung versetzt. Auf
der Welle A sitzen zwei verstellbare Excenter B, deren Bügel C an eine
Gelenkstange y angehängt sind. Die Bügel C sind unter einander durch eine Schiene v verbunden, welche durch Schrauben x in ihrer Entfernung von den Excentermittelpunkten
eingestellt werden kann. Auf der Schiene v wird mittels
eines Deckstreifens u und der Schiene v1 durch die
Schraubenzwingen w das stumpfe Messer s befestigt. An den Bügeln C sitzen noch Finger s, welche sich an die
Hörner z1 an den Seiten
des Riegels r legen, indem derselbe von den Federn z2 nach rechts gezogen
wird. Die Unterkante des Messers s beschreibt nun eine
in Fig. 18
punktirt angedeutete eiförmige Curve und dieser Bewegung schlieſst sich der Riegel
r nahezu an. Der Riegel r wird von Schrauben r1 getragen, ist in der Höhe durch Muttern w2 verstellbar und wird
durch die mittels Muttern m1 zu spannenden Federn f1 nach oben gegen das Gewebe gedrückt. Die Schrauben
r1 stecken in dem
drehbar gelagerten Winkeleisen w1. Durch diese Anordnung folgt der Riegel r, welcher auf seiner oberen Fläche der Messerkante
gegenüber noch ausgehöhlt ist, in bestimmter Weise den Bewegungen des Messers s und das Gewebe wird bei dem Angriffe desselben
ordentlich unterstützt. Hierzu ist der Riegel r auch
mit Gummi, welcher mit einer Kautschukschicht bestrichen ist, bezogen.
Die Bewegung des stumpfen Messers s bewirkt namentlich
ein Aufschürfen der Kettenfäden und wird sich daher bei der Erzeugung der Haardecke
auf diese Weise ein fast unwesentlicher Faserverlust gegenüber der Benutzung von
Kratzenwalzen, welche die Fasern herausreiſsen, ergeben.