Titel: C. Haase's Abteufverfahren im schwimmenden Gebirge.
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, S. 425
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C. Haase's Abteufverfahren im schwimmenden Gebirge. Mit Abbildungen. C. Haase's Abteufverfahren im schwimmenden Gebirge. Beim Niederbringen von Schächten im Schwimmsande des Braunkohlengebirges waren in der Nähe von Weiſsenfeis (Prov. Sachsen) Schwierigkeiten erwachsen. Das Niederbringen des ersten in Angriff genommenen Schachtes war nur dadurch möglich, daſs man mehrere Male den Querschnitt desselben verminderte, und man wurde auch zur Aufgabe des zweiten Schachtes, den man durch Niederdrücken einer aus starken Hölzern mit Feder und Nuth zu einer den Schacht vollständig umgebenden Spundwand herzustellen versuchte, deshalb gezwungen, weil schlieſslich der das Treiben besorgende Rammbär nicht mehr zog und der Versuch, in den innerhalb der Spundwand befindlichen Massen niederzugehen, durch das Nachschieben des Schwimmsandes vereitelt wurde. Veranlaſst durch diese Schwierigkeiten hat der die Arbeiten leitende Berginspektor C. Haase in Granschütz bei Weiſsenfels (vgl. * D. R. P. Kl. 5 Nr. 29230 vom 13. März 1884) bei Inangriffnahme des dritten Schachtes nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1885 * S. 553 zur Verwendung eiserner Rohre gegriffen, indem er davon ausging, daſs Bohrlöcher im Schwimmsande sich ohne wesentliche Hindernisse niederbringen lassen, und indem er gleichzeitig diejenigen Erfahrungen verwerthete, welche er bei Einbau der Spundwand in dem oben erwähnten zweiten Schachte gemacht hatte. Es wurde nun dabei auf folgende Art verfahren. Fig. 1., Bd. 261, S. 425 Fig. 2., Bd. 261, S. 425 Fig. 3., Bd. 261, S. 425 Eine groſse Anzahl von sogen. patentgeschweiſsten, 7m langen Rohren a wurde in der Weise vorgerichtet, daſs an jedes derselben nach Fig. 3 der ganzen Länge nach auf der einen Seite ein T-Eisen e, auf der anderen Seite zwei Winkeleisen f angenietet und alle Rohre a dann genau senkrecht, so daſs sie eine geschlossene Wand um den Schacht herum bildeten, aufgestellt wurden (vgl. Fig. 2). Die Rohre a erhielten sowohl an der äuſseren, bis auf den Schwimmsand niedergebrachten Schachtzimmerung b eine Leitung, als auch eine zweite solche Führung durch innerhalb der von denselben gebildeten Wand angebrachte Hilfszimmerung c, so daſs eine senkrechte und unter einander genau parallele Führung der Rohre gewährleistet erschien. Durch einen über den Rohren gelegten kräftigen Kranz d wurde die Stütze für die zu ihrem Niederdrücken dienende Winde hergestellt. Mit Hilfe verschiedener Bohrer und gewöhnlicher Schmandlöffel, später weit erfolgreicher unter Anwendung des Wasserspülverfahrens, bemühte man sich nun, indem man jedes einzelne Rohr niederschraubte, die in demselben befindlichen Massen ganz wie beim gewöhnlichen Bohrverfahren zu beseitigen, und zwar wurden sämmtliche Rohre zunächst um den Abstand je zweier Kränze c der inneren Führungszimmerung von einander niedergebracht, worauf das Treiben von Neuem in derselben Reihenfolge seinen Anfang nahm. Waren nun die Rohrenden dem untersten Schachtkranze ziemlich nahe gekommen, so wurden entweder durch in den Rohren einzuschraubende Muffen oder durch Vernietung Verlängerungen auf dieselben gesetzt und ging die Arbeit in der bisher geschilderten Weise ihren Gang so lange fort, bis das Liegende der Schwimmschicht erreicht war und nunmehr innerhalb der durch die Rohre gebildeten Wand die Massen ausgefordert und feste Zimmerung eingebracht werden konnte, nach deren Vollendung man die Rohre wieder zog. Die Verspundung der letzteren unter einander – und darauf ist ganz besonders hinzuweisen – gibt einen wasserdichten Abschluſs nicht, wohl aber dringt das Wasser in den durch die Rohre abgeschlossenen Raum ohne irgend welchen Sand mit sich zu führen. Nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1886 S. 745 hat sich das beschriebene Verfahren auch beim Abteufen eines Schachtes auf dem Kalisalz werke Thiederhall bei Wolffenbüttel bewährt, so daſs es als eine wesentliche Bereicherung der bergmännischen Technik angesehen werden kann.