Titel: Neuere Maschinen zum Richten und Ankörnen von Wellen für das Abdrehen.
Fundstelle: Band 262, Jahrgang 1886, S. 110
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Neuere Maschinen zum Richten und Ankörnen von Wellen für das Abdrehen. Mit Abbildungen. Neuere Maschinen zum Richten und Ankörnen von Wellen. Zum Richten von Wellen (vgl. Scofield 1877 223 * 29) für das Abdrehen haben W. J. Muncaster und M. Mc Kaig in Cumberland (Nordamerikanisches Patent Nr. 319603 und 334455) eine Maschine angegeben, bei welcher der zum Durchbiegen der Welle erforderliche Druck durch eine Excenterhebelpresse erzeugt wird. Eine Ausführung dieser Maschine (vgl. Iron, 1885 Bd. 26 * S. 387) veranschaulichen die Fig. 1 bis 4. Bei derselben wird die zu richtende Welle von zwei Rollenlagern getragen, von welchen das eine fest, das andere auf dem langen Bette der Maschine entsprechend der jedesmaligen Wellenlänge verschiebbar ist. Fig. 1., Bd. 262, S. 110 Fig. 2., Bd. 262, S. 110 Fig. 3., Bd. 262, S. 110 Fig. 4., Bd. 262, S. 110 Jedes Rollenlager hat zwei versetzte Rollen, welche mit ihren verschiebbaren Doppellagern durch eine Schraubenspindel mit links- und rechtsgängigem Gewinde genähert oder entfernt werden können, so daſs die Welle entweder von den Rollen getragen wird, oder sich frei zwischen diesen auf Ansätze der unteren Führungsplatte für die Lager der Rollen auflegt. Der Rahmen der auf dem Maschinen bette fahrbaren Hebelpresse wird aus einer starken Bodenplatte gebildet, an welcher rechtwinkelig ein Seitenschild angegossen ist, das die Lager für die Excenterachse und den Drehbolzen des Hebels bildet. Das vordere Seitenschild entsteht durch gelenkig angeschlossene Verbindungsglieder, von welchen die zwei stehenden sich hakenförmig in die unteren Rollenachsen einhängen, wodurch ein bequemes Einlegen der Welle in die Presse ermöglicht wird, sobald diese Verbindungsglieder genügend hoch nach auswärts gedreht werden. Der starke einarmige Hebel, dessen freies Ende lagerartig erweitert ist, umfaſst mit diesem ein in Drehung versetztes Excenter, wodurch der Hebel senkrecht ausschwingt. Beiläufig in der Mitte des Hebels ist ein verstellbarer Kopf angeordnet, durch welchen nicht nur die Gröſse der Durchbiegung oder die Stärke der Druckwirkung geregelt wird, sondern auch die Einstellung auf verschiedene Wellendurchmesser Berücksichtigung findet. Die Druckwirkung ist insofern eine günstige, da im Augenblicke der gröſsten Biegungsspannung in der tiefsten Stellung des Hebels die Kraftübertragung stark wird, weil die Bogenwege des Excenters groſs, die Verschiebungen in der Kraftrichtung klein sind. Da die Welle, bei fortschreitender Drehung des Excenters, beim Aufgange des Druckhebels von jeder Pressung befreit ist, so kann dieselbe, sobald der Antrieb abgestellt ist, mittels der Rollenlager von der Bodenplatte des Preſsrahmens abgehoben und die Geradheit ihrer Achse durch das Rundlaufen geprüft werden. Der Antrieb der Presse erfolgt mittels Riemen, die Uebersetzung durch Stirnräder. Weil aber die ganze Presse auf der Wange verschoben werden muſs, so folgt daraus die Nothwendigkeit des Parallelismus des Riementriebes zur Bettoberkante. Es sind deshalb an die Enden des Maschinenbettes zwei aufrecht stehende Arme angesetzt, von welchen einer die Antriebscheibe von dem Deckentriebwerk, der andere die Leitrollen trägt. Eine gröſsere Leitrolle läuft auf einer Verlängerung der Excenterachse, während die eigentliche Antriebscheibe für die Presse lose auf den oberen linken Verbindungszapfen des Rahmens läuft und mittels einer Klauenkuppelung in das Stirnradgetriebe eingreift. Dieser obere Verbindungszapfen des Preſsrahmens, der eigentliche Schwingungsbolzen des Druckhebels, liegt tiefer als das Mittel der Excenterwelle, weil in der tiefsten Hebelstellung die Druckwirkung am stärksten sein und in dieser Hebellage der Druckbolzen senkrecht zur Welle stehen soll. Dadurch wird aber die Mittelpunktsentfernung der Stirnräder länger, demnach auch die Uebersetzung in den Rädern stärker und kann damit die Antriebscheibe sogar gröſser als die Leitrolle werden, ohne deshalb an den anlaufenden Riemen anzustreifen. Die Tragrollen für die zu richtende Welle werden durch einen endlosen schwachen Riemen oder ein Seil bethätigt, dessen Bewegung von einer Leitrolle des Hauptriemens auf die Schneckenwellen übertragen wird, welche die Rollen nach gleicher Richtung drehen (vgl. Fig. 3 und 4). Die gegenseitige Verschiebung der Tragrollen erfolgt, wie schon erwähnt, durch Schraubenspindeln, welche in den von dem Maschinenbette geführten Grundplatten liegen. An dem Bette ist in der Längsrichtung eine schwache Welle gelagert, welche mittels Winkelräder die Schraubenspindeln verbindet, so daſs bei einer Drehung dieser Welle mittels eines Klinkenhebels die beiden Rollenpaare gleichzeitig verstellt werden können. Die Vorzüge dieser Maschine bestehen darin, daſs die Druckkräfte sich im Rahmen der Presse aufheben, so daſs das guſseiserne Bett der Maschine keinen Biegungskräften ausgesetzt ist; ferner in dem bequemen Einlegen der Welle und in der raschen Druckwirkung durch Kraftbetrieb, sowie in der ebenso raschen Entlastung der Welle, so daſs dem Durchbiegen unmittelbar das Prüfen folgen kann. Als Nachtheile, welche dieser Maschine anhaften, sind jedoch folgende anzuführen: Die Welle wird nicht nach ihrer geometrischen Achse, nach den Körnern, sondern nach dem Umfange gerichtet, die Reibungswiderstände an den Excenterachsen und in deren Lagern sind gerade im Augenblicke des Durchbiegens groſs, so daſs ein Abfallen des Antriebriemens nicht ausgeschlossen ist- ferner ist das Biegungsverfahren wegen der gleichbleibenden Entfernung der Unterstützungsstellen beschränkt. Zufolge dieser geringen und gleichbleibenden Entfernung der Unterstützungsflächen auf der unteren Preſsplatte werden die Biegungsdrücke bei schweren Wellen auſserordentlich groſs; dieselben sind den dritten Potenzen der Wellendurchmesser proportional. Fig. 5., Bd. 262, S. 112 Die von G. Richards und Comp. in Broadheath bei Manchester gebaute Maschine zum Richten und Ankörnen von Wellen (vgl. Ferris 1877 225 * 543) unterscheidet sich in Bezug auf die erstere Arbeit sowohl in der Ausführung derselben, als in dem zum Durchbiegen benutzten Mittel von der vorbeschriebenen Maschine. Fig. 6., Bd. 262, S. 112 Fig. 7., Bd. 262, S. 112 Es wird eine Presse mit Wasserdruck benutzt und die Welle nach ihrer geometrischen Achse gerichtet. Das Bett der Maschine, welches nach Engineering, 1884 Bd. 38 * S. 396 aus zwei schmiedeisernen I-Trägern besteht, unterliegt zwar dem biegenden Einflüsse der Biegungskraft durch den Kolben der, wie aus Fig. 5 bis 7 zu entnehmen ist, auf den unteren Rippen dieser Träger fahrbaren Presse und zwar um so mehr, je weiter die Unterstützungen für die Welle von dem Pressenmittel entfernt sind; es werden hierbei die Drücke klein, weil die Hebelarme groſs ausfallen. Liegen hingegen die Unterstützungen nahe beisammen, so wird die Wange bloſs auf Druck beansprucht. Während der Druckwirkung legt sich die untere Gegenplatte der Presse an die unteren Gurtenflächen der Bettwangen an; sonst wird dieselbe mittels der vier auſsen liegenden Rollen getragen und erhält der oben befindliche Preſscylinder durch zwei schmiedeiserne Säulen die entsprechende Verbindung mit der Gegenplatte. Die Preſspumpe wird von Hand bethätigt, damit der Druck auf die Welle beliebig, gewissermaſsen nach dem Gefühle, ausgeübt werden kann. Die veränderliche Entfernung der Unterstützungsklötze für die zu richtende Welle gestattet jede beliebige Biegungswirkung, so daſs unter Umständen für verschieden starke Wellen gleich groſse Drücke erzielt werden können. Auſserdem besitzt die Maschine zwei kleine Spindelstöcke zum Ankörnen der Wellenenden, von welchen der eine fest, der andere aber, den verschiedenen Wellenlängen entsprechend, auf dem Bette zum Verschieben eingerichtet ist. Um die Achsenmittel an den Endflächen der Welle anzubohren, muſs dieselbe in die Bohrerachse gelegt und festgehalten werden. Dies wird mittels zweier Böcke erreicht, in welchen sich je zwei Spannbacken gegen einander gleichmäſsig anschieben (vgl. Fig. 7), was durch senkrechte Schraubenspindeln mit links- und rechtsgängigem Gewinde auszuführen ist. Der Antrieb der beiden Bohrspindeln erfolgt durch ein Seil, welches vom Deckenvorgelege über Leitrollen zu den Rollen auf den Bohrspindeln läuft. Eine Spannrolle am Ende des Maschinenbettes ermöglicht die Seilführung, da ein Spindelstock wegen der verschiedenen Wellenlängen verstellbar ist. Die Schaltung der Bohrer, sowie das Zurückführen derselben, zum Zwecke der Auswechselung der Bohrer durch Kegelspitzen für das Rundlaufen der Welle, wird am einfachsten dadurch erreicht, daſs die Vorderlager gegen die Hinterlager verschiebbar eingerichtet sind. Diese Verschiebung wird durch Schraubenspindeln ausgeführt, welche von Handrädchen mittels Winkelräder bethätigt werden. Die Vorzüge dieser Maschine liegen in der Einfachheit der Anordnung, in der Leichtigkeit der Druckgebung, in dem Fehlen jeglicher durch den Biegungsdruck veranlaſsten Reibungswiderstände und in der Vereinigung zweier verschiedener Arbeitsvorgänge, welche stets auf einander folgen müssen und deren Trennung keinen praktischen Werth besitzt. Die Nachtheile beruhen hingegen in der Anwendung der wegen ihrer Kleinheit und ihrer Rohrleitungen nicht einfachen Preſspumpe, wie deren Handhabung und in den schwierig genau einzustellenden Spannbacken, sowie in den einzelnen, sehr oft zu wiederholenden, doppelseitigen Vorgängen, wie Zurückführen der Spitzen und Anheben der Spannbacken. Diese Nachtheile werden aber gewiſs durch den Vortheil aufgewogen, welcher darin Hegt, daſs die Welle nach ihrer geometrischen Achse abgerichtet wird und sonach zum Abdrehen in vorzüglicher Weise bereit gestellt ist.